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Immer mehr Menschen richten sich scheinbar für mögliche Krisen ein

Published On: 21. Oktober 2021 14:29

Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) läuft seit Oktober 2021 die Kampagne „Für alle Fälle vorbereitet“. Gibt es hierzu einen konkreten Anlass, etwa ein drohender Blackout? „Tichys Einblick“ hat bei der Behörde nachgefragt.

IMAGO / Jochen Tack

Vorrat für 10 Tage, nach den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Jeder hat schon von sogenannten Preppern – abgeleitet vom englischen Begriff „prepare“ – gehört, die sich auf mögliche Katastrophen vorbereiten, indem sie sich mit Lebensmittelvorräten und mit allem, was man zum Überleben braucht, vorsorglich eindecken. Meist werden solche für einen möglichen Katastrophenfall vorsorgenden Menschen verlacht, nicht selten für paranoid gehalten.

In letzter Zeit richten sich jedoch scheinbar immer mehr Menschen für mögliche Krisen ein. Fachhändler berichten von einer erhöhten Nachfrage nach Notstromaggregaten, TE berichtete. Und im Buchshop von „Tichys Einblick“ wurden innerhalb eines einzigen Tages elf „Notfallkochbücher“ verkauft. Auch Leserkommentare zu dem Thema häuften sich zuletzt.

Alles Indizien dafür, dass sich Bürger scheinbar zunehmend Sorgen machen. Corona, Flutkatastrophe, drohende Engpässe bei der Energieversorgung – das sind bereits eingetretene Krisen, die die Menschen auf Gefahren sensibilisiert haben, nicht zuletzt auch wegen des Umgangs der Regierung mit diesen Krisen. Nach der Flutkatastrophe im letzten Juli und dem inzwischen immer deutlicher zutage tretenden Versagen der Corona-Politik vertrauen viele Bürger offenbar nicht mehr auf den Schutz des Staates. Vor allem Zweifel, ob die Versorgung mit Strom in Zukunft gesichert ist, werden immer größer.

Die Bürger setzen deshalb zunehmend auf Eigenvorsorge. So schreibt ein TE-Leser: „Inzwischen haben viele Bürger gelernt, dass sie selbst für sich verantwortlich sind (Flut, Impfschäden) und ihnen im Zweifel keiner hilft, vor allem nicht der von uns üppig finanzierte Staatsapparat.“ Er weist auf das „Projekt Notfallkochbuch: Kochen ohne Strom“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hin, „damit später keiner sagen kann, man hätte nicht vor Stromausfällen gewarnt“. Ein anderer Leser-Kommentar: „Auch in Deutschland scheint man die Bevölkerung auf irgendetwas in Richtung Katastrophenfall vorbereiten zu wollen. Hier in der Region sind in allen Gemeindeblättern 4-seitige Anzeigen des BBK zu finden, die informieren sollen, wie für einen 10 Tage andauernden Katastrophenfall vorgesorgt werden kann.“ Erste Anzeichen für einen möglichen Blackout?

In der Tat hat das BBK, eine dem Bundesinnenministerium unterstehende Behörde, am 1. Oktober dieses Jahres eine Informationskampagne gestartet mit dem Titel: „Für alle Fälle vorbereitet“. TE hat beim BBK nachgefragt, ob es dafür einen konkreten Anlass gebe, wie etwa einen drohenden Blackout. „Wir sind thematisch breit aufgestellt, informieren auch über das Thema Stromausfall“, so die Antwort. Es gebe monothematische Informationsbroschüren zum Beispiel zu Hitze oder Stromausfall. Die Kampagne „Für alle Fälle vorbereitet“ sei aber „motiviert durch die Corona-Pandemie, denn diese hat noch einmal den Stellenwert der Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung bei der Bewältigung von Krisensituationen verdeutlicht.“ Ziel der Kampagne sei es, dass jede und jeder Einzelne für Selbstschutz und Selbsthilfe im Katastrophenfall sensibilisiert ist, sich möglicher Gefahren und Risiken bewusst ist und über konkrete Vorsorge- und Verhaltensempfehlungen informiert ist.

Die Kampagne, die bis Ende 2022 läuft und für die 11 Millionen Euro bereitstehen, beinhaltet drei Phasen: „In der ersten Phase der Kampagne verfolgen wir die emotionale Öffnung unserer Zielgruppen für das Thema Selbstschutz und Selbsthilfe. Hierzu nutzen wir TV-Spots, Plakatwerbung und Social-Media.“ In der zweiten Phase werden ein Bewusstsein für präventive Maßnahmen geschaffen und Handlungsempfehlungen an die Bevölkerung kommuniziert – Schwerpunktthemen: Extremwetter, Bevorratung, Stromausfall, Dokumentensicherung/Notgepäck. Die dritte Kampagnenphase dient als „Reminder, der das in der ersten Phase gesteigerte Risikobewusstsein auffrischt und das vermittelte Wissen der zweiten Phase in Erinnerung ruft“.

Um das Risikobewusstsein zu stärken, „ohne abschreckende Bedrohungsszenarien zu entwerfen, haben wir einen humorvollen Kreationsansatz gewählt. Dabei werden surreale Katastrophenszenarien stellvertretend für echte Katastrophenszenarien abgebildet.“ Es sei wissenschaftlich nachgewiesen, dass Angst-Appelle als kommunikatives Mittel nicht funktionieren bzw. einen eher abschreckenden Effekt haben. Humorvolle Ansätze hätten sich dagegen bereits in anderen Informationskampagnen zur Förderung des Risikobewusstseins bewährt. Die surrealen Katastrophenszenarien „symbolisieren, dass die verschiedensten Ereignisse eintreten können, auch wenn sie sehr unwahrscheinlich wirken und niemand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Form mit ihnen gerechnet hat“.

Hier ein solch „surreales Katastrophenszenario“: Im derzeit verbreiteten You-Tube-Spot mit dem Titel „Wenn es Donuts regnet: Wie schützt man sich?“ wird im Zeichentrick-Format eine zunächst fröhlich und entspannt spazieren gehende Familie plötzlich von Blitz und Donner überrascht, und es fallen übergroße Donuts vom Himmel. Das BBK erläutert hierzu: „Zugegeben: Dass riesige Donuts vom Himmel fallen, ist unwahrscheinlich. Aber genau das Unwahrscheinliche vorzudenken und sich darauf vorzubereiten, ist Aufgabe des Bevölkerungsschutzes.“

Was aber ist das Unwahrscheinliche, worauf die Bevölkerung vorbereitet werden soll? Es scheint, dass ein in der Vergangenheit in Deutschland als unwahrscheinlich geltendes Ereignis künftig immer wahrscheinlicher wird: ein flächendeckender und über mehrere Tage oder Wochen andauernder Stromausfall – eben ein sogenannter Blackout.

In Österreich geht man deutlicher und konkret mit diesem Thema um. So hat das Verteidigungsministerium eine landesweite Plakataktion gestartet: „Blackout – Was tun, wenn alles steht?“ Die Wiener Zeitung zitiert Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP): „Österreich ist keine Insel der Seligen, sondern liegt mitten im Herzen Europas. Das heißt, auch wir müssen in nächster Zeit mit einem Blackout rechnen.“ Das Österreichische Bundesheer rüstet sich für einen Blackout. Wie, wird in diesem Video gezeigt: im Gegensatz zum Spot des BBK – mit vom Himmel fallenden Riesen-Donuts – allerdings ziemlich real, und nicht „surreal“. Ein weiträumiger, eventuell gar europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall sei ein „realistisches und gleichzeitig unterschätztes Risiko“, schreibt das Bundesheer dazu. Der Film informiert, was im Fall einer Katastrophe passieren kann und vermittelt gleichzeitig die Botschaft, dass das Bundesheer alles im Griff hat.

Hat aber der deutsche Staat alles im Griff? Bereits im November 2010 ist ein Arbeitsbericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag erschienen (TAB-Bericht Nr. 141), auch darauf wies uns eine TE-Leserin hin, mit dem Titel: „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften am Beispiel eines großräumigen Ausfalls der Stromversorgung“. Im Bericht heißt es: Die Analysen des TAB haben „gezeigt, dass bereits nach wenigen Tagen im betroffenen Gebiet die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit (lebens)notwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sicherzustellen ist. Die öffentliche Sicherheit ist gefährdet, der grundgesetzlich verankerten Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger kann der Staat nicht mehr gerecht werden. Die Wahrscheinlichkeit eines langandauernden und das Gebiet mehrerer Bundesländer betreffenden Stromausfalls mag gering sein. Träte dieser Fall aber ein, wären die dadurch ausgelösten Folgen selbst durch eine Mobilisierung aller internen und externen Kräfte und Ressourcen nicht ‚beherrschbar’, allenfalls zu mildern.“

Und weiter: „Weitere Anstrengungen sind deshalb auf allen Ebenen erforderlich, um die … Kapazitäten des nationalen Systems des Katastrophenmanagements weiter zu optimieren. … Der Stromausfall als ein Paradebeispiel für ‚kaskadierende Schadenswirkungen’ sollte deshalb auf der Agenda der Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft weiterhin hohe Priorität haben, auch um die Sensibilität für diese Thematik in Wirtschaft und Bevölkerung zu erhöhen.“

Sollte mit diesem Bericht allerdings genauso umgegangen worden sein wie mit dem „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“, in dem sich der Bundestag bereits 2012 intensiv mit einer hypothetischen Pandemie durch ein Virus „Modi-SARS“ (Seiten 55 bis 87) befasst hatte – nämlich dass sich die Exekutive „ruhig im Sessel zurückgelehnt und damit das auf rund 30 Seiten festgehaltene Sinnvolle aktiv ignoriert“ hat –, dann ist fraglich, ob sich inzwischen etwas getan hat, um das Katastrophenmanagement in Deutschland bei einem flächendeckenden Stromausfall zu optimieren, wie der TAB-Bericht es bereits vor 11 Jahren gefordert hat.

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