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Von der Kränkung zum Selbsthass – eine kurze Geschichte der Menschheit

Published On: 23. Oktober 2021 8:20

Der Mensch hat aufgehört, sich zu lieben. Er hat begonnen, sich zu hassen. Dafür, wie sich das Klima ändert, dafür, wie er Natur „verbraucht“. Der Mensch sieht sich nicht nur als Wolf unter Wölfen, sondern nun auch als Feind der Schöpfung.

Die Geschichte der Menschheit folgt narzisstischen Kränkungen (der Begriff geht auf Freud zurück); sie sind identisch mit Stationen der menschlichen Selbsterkenntnis.

I.

Die kopernikanische Kränkung. Das All dreht sich nicht um den Aufenthaltsort des Menschen. Er muss erkennen, dass seine Erde – er selbst – nicht im Mittelpunkt der Schöpfung steht, um den sich alles dreht.

II.

Die darwinistische Kränkung. Der Mensch ist kein einzigartiges Ebenbild Gottes, sondern ein Tier. Eine Art, die kommt und vergeht wie alle anderen Arten. Den größten Teil des Erbguts hat sie nicht exklusiv. Nicht nur sein Aussehen, auch sein Verhalten ist Ergebnis der Evolution.

III.

Selbst das wenige, das ihn vom Tier unterscheidet und worauf der Mensch so stolz ist – auf seinen Geist, seine Kultur – beruht auf Selbsttäuschung. Mit der freudianischen Kränkung wird ihm bewusst, dass er nicht einmal Herr im eigenen Haus ist, sondern Sklave seines Unbewussten. Er besitzt keinen freien Willen, ist gefangen von sich selbst. Neurobiologisch weiter gedacht, gibt es auch nicht Körper und Seele. Alles ist nur Chemie und Physik – übrigens auch die Moral. Bedürfnisse sind nur Defizite bestimmter Botenstoffe. Wirklich?

IV.

Die Folge der Kränkungen beschleunigt sich. Der Mensch ist nun in der Lage, eine neue, künstliche Intelligenz zu schaffen. Damit wird er einerseits selbst zum Schöpfer einer zweiten, künstlichen Evolution. Er muss anderseits fürchten, dass ihm seine eigenen Geschöpfe überlegen sein werden. Noch hofft er, die Kontrolle zu behalten. Wenn er Glück hat, wird es ihm gelingen, die künstliche Intelligenz mit sich selbst zu verkoppeln – als Prothese seines schwachen Gehirns.

V.

Die extraterrestrische Kränkung steht bevor. Wir wissen bereits, dass im Universum unzählbar viele Planeten existieren, auf denen Leben möglich ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis außerirdisches Leben tatsächlich entdeckt und beschrieben werden kann. Dass auch außerirdische Intelligenz existiert, ist nicht auszuschließen.

VI.

Eine weitere Kränkung fügt sich der Mensch in weiten Teilen der Welt (Europa, Nordamerika) gerade selbst zu. Er redet sich ein, auf seinem Raumschiff Erde nur noch geduldet zu sein. Er klagt sich an als Zerstörer der Natur und macht sich selbst zum Büßer. Doch „keine Gesellschaft kann überleben, wenn sie ihre Existenz beklagt“, wie der französische Philosoph Pascal Bruckner feststellt. Der Mensch hat aufgehört, sich zu lieben. Er hat begonnen, sich zu hassen. Dafür, wie sich das Klima ändert, dafür, wie er Natur „verbraucht“. Der Mensch sieht sich nicht nur als Wolf unter Wölfen, sondern nun auch als Feind der Schöpfung.

VII.

Konsequent zu Ende gedacht, kann nur noch der kollektive Selbstmord folgen. Die Selbstauslöschung des Menschengeschlechts. Götterdämmerung. Menschen verachten ihre eigene Natur. Sie bezweifeln, dass es angesichts von acht, bald zehn, zwölf Milliarden Menschen überhaupt noch sinnvoll ist, an der Verlängerung menschlichen Lebens zu arbeiten. Das Streben nach einem guten Leben als Lebenszweck hat ausgedient. Es gibt kein gutes Leben mehr, denn du bist – beispielsweise – ein altes, weißes Miststück. Könnte es sein, dass Menschen am liebsten andere Menschen kränken, um ihr eigenes narzisstisches Gekränktsein zu überspielen?

VIII.

Doch bevor wir nun zum Gift greifen oder uns fortwährend bekiffen – doch, es spricht manches für die Legalisierung von Cannabis – ein letzter Gedanke. Wer Kränkungen nicht erträgt, ist krank. Wer sich nicht gekränkt fühlt, ist auch nicht gekränkt. Der Mensch kann seine natürlichen Grenzen ausweiten. Das hat ihn zum homo faber und zum homo oeconomicus gemacht. Menschen können rebellieren gegen die von Menschen geschaffenen Unterdrückungsmaschinen und -mechanismen (Religion, Staat, Ideologie) und erst recht gegen die Autoimmunkrankheit des grassierenden Moralismus.

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