verfassungsschutz-gegen-wissenschaftsfreiheit?-der-fall-martin-wagenerVerfassungsschutz gegen Wissenschaftsfreiheit? Der Fall Martin Wagener
lage-an-polnischer-grenze-spitzt-sich-zu-–-te-wecker-am-10.-november-2021Lage an polnischer Grenze spitzt sich zu – TE Wecker am 10. November 2021
aus-der-geschichte-gelernt?-offensichtlich-nicht-viel

Aus der Geschichte gelernt? Offensichtlich nicht viel

Published On: 9. November 2021 18:48

Menschen lernen offensichtlich höchst selten aus den Erfahrungen ihrer Vorfahren. Das zumindest könnte man aus einigen Ereignissen jüngeren Datums lernen – ob Flut, Corona oder Migration.

IMAGO / Christian Ohde

Historische Pegelstände am Zollenspieker Fährhaus in Kirchwerder

Aus der Geschichte lernen! Ein schöner Imperativ. Doch offenbar gelingt das nur selten bis nie. Irgend etwas in den Menschen scheint sie dazu zu verleiten, für einmalig zu halten, was ihnen widerfährt; sich vom „noch nie“ faszinieren zu lassen. Allerdings nur im Negativen. „Noch nie“ drohten so viele Katastrophen wie heute, hört man die Alarmisten sagen. Noch nie lebten so wenige Menschen in tiefster Armut wie heute? Das macht keine Schlagzeilen.

Warum das so ist? Vielleicht wegen der tief eingefleischten Vorstellung von der Sündigkeit des Menschen, dem Armageddon droht? Oder leiden wir an zwanghafter Vergesslichkeit?

Es ist nachzuvollziehen, dass sich heutzutage niemand ans mittelalterliche Klimaoptimum erinnert, ist ja auch schon ein wenig länger her. Nicht nur die römische Warmzeit (geschätzt 200 vor bis 135 n. Chr.), auch die Warmzeit im Hochmittelalter (ca. 100 bis 1300) – vgl. hier – war überwiegend angenehmer als der darauf folgende Temperaturrückgang. Vielleicht sollte man sich vor einem Kälteeinbruch mehr fürchten als vor einem Temperaturanstieg? Und sich nicht allzu viel einbilden auf einen möglichen menschlichen Einfluss aufs „Klima“, das sich offenbar immer wieder mal ändert.

Dass „das Klima“ (ein Durchschnittswert, sonst nichts) an der Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres im Westen Deutschland schuld gewesen sei, war nicht nur die flotte Vermutung der Kanzlerin. Warum sollte sie auch wissen, was viele der im Ahrtal Lebenden ebenfalls vergessen hatten: dass es ähnliche Hochwasserdramen dort schon oft und immer wieder gab, besonders heftig 1804 oder 1910. Alle, die nahe am Wasser gebaut haben, hätten gewarnt sein können. Wenn sie sich erinnert – oder einfach nur mal in die Chronik geschaut hätten.

An Krieg um den Zugang zu Energiequellen denkt in Deutschland niemand mehr, dabei kann man ihn auch ohne Krieg verlieren. Sehenden Auges wird hierzulande Verzicht gepredigt, auf Atomkraft oder auf Kohle, Öl und Gas. Wind und Sonne müssen genügen – es gibt ja auch noch Nachbarn. Doch was, wenn die Nachbarn nicht mehr aushelfen möchten? Die Erinnerung an Handelsblockaden im Ersten und Zweiten Weltkrieg könnten weiterhelfen, wenn man sich ausrechnen möchte, was dann geschieht. Aber wer will sich daran schon erinnern?

Ach, lassen wir die Vergangenheit. Gegenwärtig spielt das große Vergessen in Dauerschleife.

Nichts dazugelernt seit 2015? Auch danach sieht es aus. Wieder strömen Hoffnungsfrohe gen Deutschland – wogegen man bekanntlich nichts machen kann, One World und so. Allerdings könnte man dafür sorgen, dass niemand mehr durch großzügige Alimentierung angelockt wird, den man doch letzten Endes enttäuschen muss, weil man Kalkutta nicht rettet, indem man Kalkutta wird. Doch wer möchte soetwas Herzloses schon entscheiden? So wächst halt die Zahl der noch nicht lange hier lebenden psychisch Beschädigten, schuldunfähig, wie sie sind.

Vergessen wir nicht Corona. Anfang 2020: nichts geahnt und gemerkt und auf nichts vorbereitet gewesen. Sommer 2020: nichts erforscht, nichts geplant, nicht vorgesorgt und falsche Anreize gesetzt (Intensivbettenkapazität, Testbetrug). Herbst 2020: warten aufs Christkind. Frühjahr 2021: Warten auf die Erlösung durchs Impfen. Herbst 2021: die Ungeimpften sind schuld. Winter 2021: Die Geimpften sind wieder auf dem Stand von Ungeimpften, auch wenn sie es noch nicht wissen (wollen). Und niemand weiß bis heute, warum man mit einem Virus namens Covid anders umgehen muss als mit einem auch nicht gerade ungefährlichen Grippevirus.

Derweil haben bürgerliche Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie unermesslichen Schaden genommen, aber wir haben vergessen, wohin ein Regieren mit Notstandsverordnungen und Hatz auf Sündenböcke führen kann. 

Weil Menschen nichts aus der Geschichte lernen.


Unterstützung

Wenn Ihnen unser Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie diese Form des

Journalismus.

Categories: Tichys EinblickTags: , Daily Views: 1Total Views: 49
verfassungsschutz-gegen-wissenschaftsfreiheit?-der-fall-martin-wagenerVerfassungsschutz gegen Wissenschaftsfreiheit? Der Fall Martin Wagener
lage-an-polnischer-grenze-spitzt-sich-zu-–-te-wecker-am-10.-november-2021Lage an polnischer Grenze spitzt sich zu – TE Wecker am 10. November 2021