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Wenn Ruhe verordnet wird, ist Feiern Widerstand

Published On: 27. November 2021 16:06

Hintergrund: Freepik; Renate Reuther: Privat; Collage: Wochenblick

Seit Jahrtausenden hatten unsere Vorfahren in Europa ein Rezept gegen trübe Tage, lange, dunkle Nächte, Kälte und Hunger. Sie feierten. Die Arbeit auf den Feldern und Weiden war getan. Die Ernte war eingebracht. Nun konnte man Schlachtfeste feiern, Umzüge und Maskeraden veranstalten, bei denen man die Götter anrief und die Dämonen bannte. Vom keltischen Neujahr an – jetzt bekannt als Halloween/Allerheiligen – reihten sich die Feste: Faschingsauftakt, Umzüge mit Martin, Klausen, Krampus, Perchten, Christkind, Strohbären…

Von Renate Reuther

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Man feierte die Geburt des Lichts zur Wintersonnenwende, später als Geburt des Herrn, und verkürzte sich die Zeit der schwindenden Vorräte bis zum Frühjahr. Man kam zusammen bei Tanz und Gesang, Essen und Trinken und vertrieb dabei Angst und Sorgen, machte sich Mut und stützte sich gegenseitig. Bei den lärmenden Umzügen klopfte man an jede Tür, besuchte jedes Gehöft und schloss alle mit ein, ob jung oder alt. Aber natürlich war es eine gute Gelegenheit für die jungen Leute, sich zu Paaren zusammenzufinden.

Verbotsrituale

Gerade jetzt kommt heuer wieder das allgemeine Spaßverbot. Schluss mit Feiern und Sorglosigkeit. Sie drohen uns mit nächtlichen Ausgangssperren, Kontaktverboten und Einschränkungen. Allein sollen wir bleiben und zu Hause, ängstlich eingesperrt in unseren vier Wänden. Wie kleine Kinder werden wir behandelt, denen man mit dem Krampus droht und der Warnung; wenn ihr nicht ganz brav seid, fällt Weihnachten aus und es gibt keine Geschenke.

Das kennen wir schon. Seit der Christianisierung ist der Obrigkeit der Heidenspaß ein Dorn im Auge. Rituale, die die Menschen seit Urzeiten durch die dunkle Zeit des Winters trugen, wurden verboten, christlich umgedeutet, mit Namen von Heiligen bis zur Unkenntlichkeit getarnt, schließlich auf ein Minimum reduziert.

Mit vielen Tricks und Beharrungsvermögen wurden die Verbote umgangen, beziehungsweise zu Fasching, Silvester, Perchtenlaufen dennoch gefeiert. Die alten Götterfiguren bekamen neue Namen und die Herren drückten ein Auge zu. Aus Wotan wurde Nikolaus, wenn er nicht gleich der wilde Krampus blieb. Aus der Perchtnacht wurde Dreikönig. Ob diese Bräuche wohl jetzt den Todesstoß erhalten?

Wenn Ruhe verordnet wird, ist Feiern Widerstand.

Lassen wir uns einschüchtern?

„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.“ Wir haben diesen Satz verinnerlicht und scheuen davor zurück, laut zu werden und aufzufallen. Wir bleiben nach außen hin ruhig und gefährden dabei unser seelisches Gleichgewicht und unsere Gesundheit. Die Herrschenden rechnen seit jeher ständig mit Ausbrüchen des Frohsinns und der Erotik, mit zügellosen Feiern und anhaltenden Besäufnissen. In alter Vorzeit haben wir uns im Angesicht des Todes und der Winterzeit tatsächlich so aufgeführt. Inzwischen sind wir längst zivilisiert und manierlich, vorschriftsmäßig unauffällig. Oder etwa nicht? Aber unsere Obrigkeit hält fest an ihrem Menschenbild von den wilden Heiden, die man am Zügel oder unter der Knute halten muss.

Wildheit als Protest

Die Vorgabe, ganz wie früher: Besinnlichkeit im Familienkreis, zu Hause in der Stube. Die stade Zeit! Sankt Kathrein (25. November) stellt‘s Tanzen ein.

Unsere Vorfahren beharrten trotz der Verbote auf ihre tröstlichen Winterrituale mit zügellosem Lebensgenuss in einem meist tristen Umfeld aus Arbeit und Not. Auch so kann Widerstand aussehen. Diese scheinbar triebhafte Wildheit mochte politische Gegenwehr sein, aber wer hätte es nachweisen können? Die uralten Verbotsrituale mit Fasten – immerhin vierzig Tage lang vor Weihnachten –, Alkohol- und Tanzverbot haben tausend Jahre lang nur teilweise gefruchtet. Wer glaubt, dass sie sich diesmal durchsetzen lassen, hat sich bereits kampflos ergeben.

Dr. Renate Reuther ist promovierte Historikerin und Sachbuchautorin. Mit dem Buch „Enthüllungen über Holle, Percht und Christkind“ stellt sie mit Forschungen zur Urweihnacht in Europa die gängige Weihnachtserzählung infrage.

Informationen zum Buch: „Enthüllungen über Holle, Percht und Christkind“

(Engelsdorfer Verlag, 258 Seiten, Gebunden, 18 Euro, ISBN-13: 978-3960089315)

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