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Taufe, Flucht oder Tod

Published On: 8. Dezember 2021 15:56

In Zeiten wie diesen ist ein Blick über den Tellerrand hilfreich. Für vieles von dem was heute passiert, gibt es Parallelen in der Vergangenheit. Lehren daraus zu ziehen wäre vernünftig. Solch Einblick in ähnliche Geschehnisse im 15 Jahrhundert ermöglicht uns

Gastautor Prof. Dr. Chrsitian Cwik

Am 1. April 1492 verabschiedeten Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon in Granada das Alhambra-Dekret. Es beendete, was 1391 begonnen wurde, die Vertreibung aller Jüdinnen und Juden aus den beiden iberischen Königreichen, die sich nicht zur katholischen Taufe zwingen ließen. Wer sich bis zum 31. Juli 1492 nicht taufen lassen wollte, musste das Land verlassen, sonst drohten Enteignung, Kerkerhaft und Todesstrafe. Von den noch verbliebenen etwa 200.000 Jüdinnen und Juden Spaniens (Sephard*innen), seit 1391 waren bereits rund 100.000 zur Konvertierung zum Katholizismus gezwungen worden, entschied sich rund die Hälfte die Flucht zu ergreifen. Ein Großteil der 100.000 standhaft gebliebenen Jüdinnen und Juden, rettete sich ins benachbarte Portugal, das die Flüchtlinge gegen die Entrichtung hoher Einreisesteuern aufnahm, sie jedoch nur vier Jahre später (1496/97) vor dieselbe Wahl, nämlich Taufe, Flucht oder Tod, stellen sollte.

Die antijüdische Politik war 1391 eskaliert, nachdem verschiedene geistliche Würdenträger, die meisten waren Mitglieder des radikalen katholischen Dominikanerordens zur Zwangstaufe aller Jüdinnen und Juden in Kastilien und später in Aragon aufriefen. Schon lange machte man sie für die Einschleppung diverser Seuchen in den beiden Königreichen verantwortlich, warf Ihnen Kindsmord, Schändungen sowie für die Vergewaltigungen von Christinnen vor und bezichtigte sie des vorsätzlichen Betrugs und des Zinswuchers. Die Kriminalisierung führte unter Anleitung der katholischen Einpeitscher zu zahlreichen Übergriffen auf jüdische Einrichtungen sowie zu offener Gewalt gegen Jüdinnen und Juden auf den Straßen, die sich ausgehend von Sevilla über die beiden Königreiche ergab. Wer sich nicht taufen lassen wollte, wurde vor den Augen der königlichen Beamten auf der Straße erschlagen und sein Haus angezündet. Die Monate andauernden Pogrome gegen die taufunwilligen Juden hinterließen eine Spur der Verwüstung, fast 50% der jüdischen Gemeinden „Spaniens“ wurden für immer ausgelöscht.

Besonders erfolgreiche Zwangstaufer, wie etwa der Dominikanerpater Vinzenz Ferrer, er wurde bereits 1455 von Papst Calixtus III. heilig gesprochen, genießen bis heute landesweite Anerkennung, auch in der Dominikanerkirche in Wien wird Ferrer bis heute gehuldigt. Doch kaum zwangsgetauft drohte den frisch Getauften schon bald neues Ungemach, verdächtigte man die zu neuen Christen gewordenen ehemaligen Jüdinnen und Juden doch, dass ihre durch die Taufe empfangene „christliche Immunisierung“ noch nicht ganz abgeschlossen war und sie noch immer, nämlich heimlich, dem Judentum anhängen würden. Um das festzustellen, entschlossen sich Kirche und Staat ein neues Gesetz zu verabschieden, die Blutreinheitsgesetze von Toledo, die 1449 in Kraft traten. Von nun testeten Experten, allen voran Kleriker, Juristen, Ärzte und Bürokraten, inwieweit getauften Juden zu trauen war, wie lange ihre Familien frei von jüdischem Blut waren, den nur dann konnten sie sich mit ihren Reinheitsnachweisen innerhalb der Gesellschaft weiter relativ frei bewegen. War dem nicht so, kam es zu Kontaktbeschränkungen, Berufsverboten und im schlimmsten Fall zu harten Bestrafungen und langer Kerkerhaft. Für viele Neuchristen wurde das Leben in den beiden iberischen Königreichen genauso zum Albtraum, wie für die verbliebenen Jüdinnen und Juden, die weiterhin zur Taufe gedrängt und phasenweise auch genötigt wurden, bis schließlich 1492 die generelle Taufpflicht eingeführt wurde. Der Albtraum der Neuchristen fand seine Fortsetzung 1478 als Papst Sixtus IV auf Vorschlag der „Spanischen Kirche“ die Implementierung der „Heilige Inquisition“ erlaubte. Und wieder eiferten die portugiesischen Eliten dem spanischen Modell nach und führten 1537 ebenfalls die Inquisition ein.

Über 300 Jahre lang wurden verdächtige Konvertiten sowie angebliche Gottesleugner und Feinde des Systems von ihren Mitbürger*innen denunziert und durch die Inquisition verfolgt, eingekerkert und von Inquisitionstribunalen in Goa, Lima, Cartagena de Indias, Mexiko Stadt, den Kanaren sowie auf der iberischen Halbinsel zum Tode durch den Scheiterhaufen (bei lebendigem Leibe) verurteilt. Tausende unschuldige Kinder, Frauen und Männer verloren so ihr Leben, ohne das die Verantwortlichen (Menschen und Institutionen) für diese Verbrechen je zur Verantwortung gezogen worden wären.

Was mit der Weigerung sich taufen zu lassen gegen Ende des 14. Jahrhunderts begann, endete einerseits mit der gewaltsamen Vertreibung aus der Heimat sowie andererseits in lebenslanger Verfolgung durch Inquisitoren. Im Gegensatz zu heute, standen den Verfolgten und Vertriebenen, einige Staaten, wie etwa die Niederlande, Dänemark oder die Hansestadt Hamburg, als tolerante Exilländer offen.

Bild von hameleon4422 auf Pixabay

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Christian Cwik ist Historiker aus Wien. Zur Zeit lehrt und forscht er an der Universität Graz. Er ist Vizepräsident der Vereinigung lateinamerikanischer und karibischer Historikerinnen (ADHILAC) und war Professor und Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in Lateinamerika, der Karibik sowie in Deutschland, Spanien und der Schweiz. Seine Vortragstätigkeit brachte ihn an die Universitäten von Harvard, Yale, Colombia sowie an die Johns Hopkins University in Baltimore.


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