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Draghi spielt mit falschen Zahlen bei Covid-Toten

Published On: 25. Dezember 2021 13:57

Nicht nur in Deutschland, wo in Bayern, Hamburg und Sachsen falsche Corona-Zahlen großzügig interpretiert oder nicht faktengemäß wiedergegeben wurden, sondern auch in Italien nutzt die Politik den Trick, um Maßnahmen zu begründen. Jetzt flog Ministerpräsident Mario Draghi auf.

IMAGO / ZUMA Wire

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi bei der Pressekonferenz am Ende des Jahres, 22. Dezember 2021.

Kurz vor Weihnachten drehte Rom noch einmal auf. Die Dauer des „Green Pass“ – das Zertifikat, das als früherer 3G-Ausweis die Türen im öffentlichen Leben öffnete – beschränkt die Regierung ab 1. Februar nur noch auf sechs Monate. Bereits davor hatte das Kabinett von Premier Mario Draghi den Grünen Pass von 12 Monaten auf 9 Monate heruntergesetzt. Die als „Booster“ bekannten „Auffrischungsimpfungen” sind nun schon nach vier und nicht mehr fünf Monaten erhältlich.

Hartes Maßnahmenpaket vor Weihnachten

Weitere Maßnahmen: Masken in der Öffentlichkeit kehren in den großen Städten zurück. Trotz der offensichtlichen Widersprüchlichkeit zu wissenschaftlichen Studien sollen diese selbst in den wenig betroffenen „weißen Zonen“ bis zum 31. Januar verpflichtend sein. Diskotheken oder ähnliche Tanzlokale bzw. Veranstaltungsorte bleiben bis 31. Januar komplett geschlossen. Bis zum 31. März schreibt das Dekret FFP2-Masken in Kinos, Theatern, Clubs, Diskotheken, Stadien und Sportzentren vor. Die FFP2-Pflicht gilt für den ÖPNV, aber auch in Flugzeugen und Zügen.

Vielerorts wird nun die 2G-Regel eingeführt, ab dem 1. Februar soll sogar die 2G-plus-Regel gelten oder Zugang nur für „Geboosterte“ bestehen. Nunmehr gilt in den Gaststätten durchweg die 2G-Regel, auch in Bars, wo man vorher ohne 2G an der Theke essen oder trinken durfte. Wie in Deutschland fallen Silvester und Neujahr als öffentliches Ereignis aus. Die Einreise soll über Stichproben und COVID-Tests kontrolliert werden.

Bei so vielen neuen Beschränkungen im Alltagsleben der Italiener ähnelten die Mahnungen und Warnungen auf frappierende Weise denen, die in Deutschland schon im November die Runde machten. Noch Anfang Dezember nahmen sich viele Beschränkungen harmloser aus als nördlich der Alpen. Mit dem Ansteigen der Neuinfektionen änderte sich das aber maßgeblich. Selbst von einer allgemeinen Impfpflicht war in den Medien kurze Zeit die Rede.

Da war es kein Zufall, dass Draghi nur einen Tag vor der Verabschiedung des knallharten Katalogs noch einmal vor die Presse trat, und die Situation dramatisierte. Dabei fielen auch die beiden denkwürdigen Sätze: „Impfungen bleiben die beste Abwehr gegen das Virus. Der Impfstoff wirkt auch gegen die Varianten, von vier Toten sind drei ungeimpft.“

Draghi widerspricht Erkenntnissen des nationalen Gesundheitsinstituts

Drei von vier Toten ungeimpft? Das erinnert frappierend an die Inzidenzen, die man in Hamburg oder Sachsen hervorholte, um später 2G-Regeln durchzusetzen. 90 Prozent der Neuinfektionen – so sagte der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) – träten bei Ungeimpften auf. Die Zahl war falsch. Und ebenso falsch war die Behauptung des italienischen Premiers.

Einige Medien begaben sich bereits in eine demütige Beteuerungshaltung. Draghis Datenlage sei falsch, aber das, was daraus resultiere, sei richtig. Das änderte nichts daran, dass bald eine Tabelle des nationalen Instituts der Gesundheit (Istituto Superiore di Sanità – ISS) im Internet und auf Internetportalen kursierte. Sie datiert vom 15. Dezember 2021. Die Statistik zeigt auf Seite 19 die Corona-Toten im Zeitraum vom 22. Oktober bis zum 21. November. Ergebnis: 722 Tote unter den Ungeimpften, 745 Tote unter den zweifach Geimpften, deren zweite Dosis mehr als 150 Tage zurücklag. Die zweifach Geimpften, deren zweite Dosis weniger als 150 Tage zurücklag (217), die einfach Geimpften (42) und die „Geboosterten“ (29) sind in dieser Rechnung noch nicht enthalten.

Folgt der Wissenschaft? Bisher ist nicht bekannt, auf welchen Daten Draghis Aussage fußte. Die dargelegten Zahlen zeigen jedoch das Gegenteil dessen, was der Premier vor der Verabschiedung des Maßnahmenpakets behauptet hat. Die Methode ist demnach kein deutsches Phänomen.

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