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Mit einem Befreiungsschlag fing es an
Mit einem Befreiungsschlag fing es an
Veröffentlicht am 29. Dezember 2021 von BH.
Ein Video von Sucharit Bhakdi brachte für Adrian die Kehrtwende. Als Berufsschullehrer ist er es gewohnt, sein Wissen zu teilen. Also leitete er auch die Botschaft des Facharztes für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie an seine Schüler weiter. Klingt banal, hatte aber weitgreifende Folgen. Der Vorwurf wurde laut, er verbreite Verschwörungstheorien, was zu einem Verweis führte.
Vehement versuchte er, seinen Standpunkt zum Thema «Corona» mit Statistiken und Studien zu untermauern. Doch der Erfolg blieb aus. Adrian spürte, dass sich der Kampf gegen seinen systemtreuen Arbeitgeber nicht lohnen würde. Die verlorene Liebesmüh zog ihn herunter. «Mir wurde klar, dass es überhaupt nicht um Bildung geht», erklärt er rückblickend.
Adrian machte sich zu einer Visionssuche auf und verbrachte mehrere Tage in freier Natur. Er stellte sich seinen Ängsten. Sturm und Wind brachten ihn zwar an seine Grenzen, doch er blieb standhaft: «Irgendwann realisierst du, dass es sich nur um ein Gedankenkonstrukt handelt und sich deine Ängste im Kopf abspielen.» Diese Erkenntnis münzte er auf seine persönliche Situation um. Schnell sei ihm klar geworden, dass er einen neuen Pfad einschlagen müsse. Er kündigte seinen Job und verzichtete somit auf ein sicheres Einkommen. «Es war ein Befreiungsschlag; der Druck fiel von mir ab», erzählt er und führt weiter aus: «Endlich hatte ich wieder Platz, um kreativ zu sein.»
Adrian steckte seinen Kopf mit seinem langjährigen Schulfreund Severin Erni zusammen. Gemeinsam entwarfen sie ein Konzept für ein alternatives Schulmodell für Homeschooler. «Ich hegte schon länger den Wunsch, als Mentor – ausserhalb eines Familiensystems – zu fungieren.» Das Projekt nahm rasch an Fahrt auf und kam bei den Homeschoolern sehr gut an. «Du triffst die richtigen Menschen, und die Dinge nehmen ihren Lauf», erzählt Adrian und vergleicht die Dynamik mit dem Flow-Zustand.
Im August ist das «Freilernwerk» in Säriswil mit sechs Schülern gestartet und zählt mittlerweile dreizehn Jugendliche; eine Unterrichtsform, die auf Freiwilligkeit basiert und die Neugierde der Schüler weckt. Mit diesem Pionierprojekt habe er sich einen Wunsch erfüllt, der nichts mehr mit Arbeit oder Geldverdienen zu tun habe: «Es ist unsere Herzensangelegenheit, die sich in verschiedene Richtungen immer weiterentwickeln kann.»
Die positiven Rückmeldungen seitens der Homeschooler zeigen, dass der Zeitpunkt für diese Form des Unterrichts gekommen ist. Adrian hofft, dass weitere Menschen den Mut haben, ihre Ideen umzusetzen. «Ist der Pioniergeist einmal erweckt, wird sich alles fügen und Neues entsteht», ist er überzeugt.
