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RKI manipuliert Impfeffektivitäten – Analyse zeigt gravierende Abweichungen zu Rohdaten

Published On: 18. Januar 2022 16:02

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Es wird nicht langweilig ums RKI. Wir haben nun schon über unzählige statistische Tricks dieser „Leitforschungseinrichtung“ unserer Bundesregierung berichtet – in diesem Beitrag können wir diese Einrichtung mit ihren eigenen Zahlen widerlegen. Diesmal übrigens beim Thema „Impfeffektivität nach Farrington“, ein Thema, dem wir uns bereits ausführlich gewidmet haben und zu dem wir bereits einige methodische Kritikpunkte angebracht haben. Wir wurden auf Unstimmigkeiten hier durch einen Leserhinweis aufmerksam.

Kurz gesagt:

Das RKI teilt bei der Berechnung der Impfeffektivität nun die „Geimpften“ in die Gruppe der „nur Grundimmunisierten“ und „nur Geboosterten“. Diese beiden Gruppen werden jeweils mit den Ungeimpften verglichen. Insbesondere für die Boosterimpfungen erhält das RKI damit utopische Wirksamkeiten von 82% in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen und 90% bei der Gruppe der über 60 Jährigen. Bei Omikron spart sich das RKI mal eben das Angeben von jeglicher Effektivität der Impfung.

Wir haben zahreiche Werte mit Daten des RKI berechnet und zwar so, wie es „eigentlich gehört“: wir vergleichen alle Geimpften mit den Ungeimpften und dann die Geboosterten mit den „nur Grundimmunisierten“. Damit kommen wir zum Beispiel bei einer symptomatischen Omikron Erkrankung auf folgende Impfeffektivitäten:

18 – 59 60+
Impfeffektivität in Bezug auf Ungeimpfte -47% 1%
Boostereffektivität in Bezug auf Grundimmunisierte 23% 14%
Impfeffektivität gegen eine symptomatische Erkrankung mit der Omikron Variante in den Meldewochen 50/2021 bis 01/2022

Die Zahlen spiegeln wieder: Die Impfung schützt nicht vor einer symptomatischen Erkrankung (sie erhöht in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen sogar deren Wahrscheinlichkeit). Auch der „Boostereffekt“ bei Omikron ist faktisch nicht vorhanden.

Wenn es nur das schon gewesen wäre – aber auch bei den verwendeten Zahlen gibt es im RKI Wochenbericht Unstimmigkeiten. Wir analysieren diese genauer und stellen ein Skript zur Verfügung, mit dem man diese automatisiert auslesen kann.

Darstellung der Impfeffektivität beim RKI

Schauen wir uns zuerst an, was das RKI im aktuellen Wochenbericht zur „Impfeffektivität“ verkündet:

Die nach der Farrington-Methode geschätzte Effektivität einer Grundimmunisierung gegenüber einer symptomatischen COVID-19-Erkrankung lag für die vergangenen 4 Wochen (Mittelwert der MW 50/2021 bis 01/2022) in der Altersgruppe 12-17 Jahre bei ca. 71 %, in der Altersgruppe 18-59 Jahre bei ca. 51 % und in der Altersgruppe ≥60 Jahre bei ca. 68 %.

Die mit derselben Methode geschätzte Effektivität einer Auffrischimpfung gegenüber einer symptomatischen COVID-19-Erkrankung lag für die vergangenen 4 Wochen in der Altersgruppe 18-59 Jahre bei 82 % und in der Altersgruppe ≥60 Jahre bei ca. 90 %.

Quelle: RKI Wochenbericht vom 13.01.2022

Was ist neu hier? Ähnlich wie bei den Tabellen zu den „Impfdurchbrüchen“ unterscheidet das RKI jetzt hier nach der „Effektivität der Grundimmunisierung“ und der „Effektivität der Boosterimpfung“. D.h. die Ungeimpften werden vom RKI mit zwei Gruppen verglichen: den „nur“ vollständig Geimpften und danach mit den „Geboosterten“.

Noch im letzten Bericht war explizit dargestellt, was dies „rechnerisch“ bedeutet:

Wie gesagt, die „Geboosterten“ oder „Grundimmunisierten ohne Boosterung“ werden immer jeweils mit der Gruppe der Ungeimpften verglichen. Für diese Quoten werden im Bericht folgende Zahlen genannt, die wir hier kompakt zusammenfassen:

12 – 17 18 – 59 60+
Anteil Grundimmunisierter in KW 48/2021 – 51/2021

an (nur) Grundimmunisierten und Ungeimpften
52% 73% 78%
Anteil Geboosterter in KW 49/2021 – 52/2021

an (nur) Geboosterten und Ungeimpften
62% 84%
Quelle: RKI Wochenbericht vom 13.01.2022

Um weiter die „Impfeffektivität“ berechnen zu können, schauen wir schnell nochmal in die Darstellung der Impfdurchbrüche.

Impfdurchbrüche beim RKI

Die „Impfdurchbrüche“ teilt das RKI auch (künstlich) in zwei Gruppen – die der Grundimmunisierten und die der Geboosterten. Auch das ist nichts Neues, werfen wir einen kurzen Blick auf die Tabellen, zuerst die Impfdurchbrüche bei den „Grundimmunisierten“:

Wie gesagt, hier werden die „Geboosterten“ außen vorgelassen. Diese werden extra in Tabelle 4 aufgeführt:

Mit diesen Daten haben wir nun eigentlich alles an der Hand, was wir zur Berechnung der Impfeffektivität brauchen: die „Impfquoten“ in den jeweiligen Altersgruppen und die Quote an Impfdurchbrüchen. Also, los gehts an deren Berechnung.

Die Berechnung der Impfeffektivität

Wir haben die Berechnung der Impfeffektivität schon einmal genauer in einem eigenen Beitrag beschrieben, hier noch einmal kurz die Formel mit dazugehöriger Erklärung:

Was bedeuten die einzelnen Variablen:

  • VE (Vaccine effectiveness) = Impfeffektivität
  • PCV (Proportion cases vaccinated) = Anteil geimpfter Erkrankter
  • PPV (Proportion population vaccinated) = Anteil Geimpfter in der Gesamtbevölkerung

Nun will das RKI ja zwischen Grundimmunisierten und Geboosterten unterscheiden – schauen wir uns das an einem Beispiel an, den 18 – 59 Jährigen und fangen bei den Boosterimpfungen an. Das RKI hatte hier den Anteil geboosterter Personen an den Geboosterten und Ungeimpften von 62% angegeben (siehe oben), das heißt PPV = 0,62.

Laut Tabelle 4 im Wochenbericht erkrankten 22,8% der Geboosterten, d.h. PCV = 0,228.

Rechnen wir also die Impfeffektivität VE aus, dann kommen wir auf:

    begin{equation*} text{VE} = 1 - frac{num{0.228}}{1 - num{0.228}} cdot frac{1 - num{0.62}}{num{0.62}} approx num{0.82} end{equation*}

Also die 82%, die man im RKI Bericht auch nachlesen kann und die wir oben zitiert haben – soweit stimmt also alles.

Kommen wir zur Effektivität der „Grundimmunisierung“. Das RKI gibt ja hier eine Impfeffektivität von 51% an. Rechnen wir das doch nach. Mit PPV = 0,73 und PCV = 0,553 kommen wir auf:

    begin{equation*} text{VE} = 1 - frac{num{0.553}}{1 - num{0.553}} cdot frac{1 - num{0.73}}{num{0.73}} approx num{0.54} end{equation*}

Also 54% Impfeffektivität – mehr als das RKI angibt. Was?! Das RKI unterschlägt 3% „Impfeffektivität“? Das ist doch mehr als auffällig, wird doch sonst alles unternommen, um die Zahl eben um jedes Prozent künstlich in die Höhe zu schrauben. Ein Grund für uns, genauer hinzusehen.

Es kommt auf die Quote an Geimpften und Geboosterten an

Wesentlich für die Formel sind zwei Dinge – die Zahl der jeweiligen Durchbrüche und die entsprechenden Impfquoten, also Grundimmunisierungs- und Geboostertenquote.

In den Tabellen 3 und 4 im Wochenbericht wurden die Durchbrüche in den Kalenderwochen 50/2021 bis 01/2022 erfasst. Das heißt ein Zeitraum von vier Wochen. Laut RKI gelten Personen erst 2 Wochen nach der zweiten Impfung als vollständig geimpft, das heißt das RKI nutzte den Mittelwert der Impfquote an Grundimmunisierten im Zeitraum von Kalenderwoche 48/2021 bis 51/2021. Personen, die in KW 48/2021 also ihre zweite Impfung erhalten haben, waren in Kalenderwoche 50/2021 „voll geschützt“. Und genau in der Kalenderwoche 50/2021 beginnt die RKI Messung – soweit so gut.

Da „Geboosterte“ bereits eine Woche nach der Boosterung als „aufgefrischt“ gelten, nutzte das RKI hier den Mittelwert der „Boosterquote“ von Kalenderwoche 49/2021 bis 52/2021 – auch das ist stimmig.

Das RKI veröffentlicht die Impfquoten (für verschiedene Altersgruppen) mit Historie in einem Archiv auf Github. Wir haben beispielhaft die Daten im Zeitraum 29.11.2021 – 26.12.2021 für 18 – 59 Jährige hier in Tabellenform zusammengefasst (und stellen am Ende ein Skript zur automatisierten Auswertung zur Verfügung). Die Spalten „Vollständig Geimpfte“ und „Geboosterte“ stammen direkt aus den Daten vom RKI. Hierbei beziehen sich die Werte auf die gesamte Bevölkerung, sprich am 29.11.2021 waren beispielsweise 75,4% der 18 – 59 Jährigen vollständig geimpft und 7,6% der 18 – 59 Jährigen war geboostert:

Wir haben dann den Anteil der Ungeimpften (wo streng genommen auch die „nur Erstgeimpften“ enthalten sind) berechnet (100% – „Vollständig Geimpfte“). Außerdem haben wir von den vollständig Geimpften die Geboosterten abgezogen, um auf die Spalte „Anteil nur Grundimmunisierte an Grundimmunisierten und Ungeimpften“ zu gelangen – was wir ja gleich für die eigene Berechnung brauchen werden, da das RKI die neue „Unterteilung“ in Grundimmunisiert und Geboostert hat.

Wir kommen also im Zeitraum 29.11.2021 – 26.12.2021 (also KW 48/2021 – 51/2021) auf eine durchschnittliche Impfquote an „Grundimmunisierten“ (in Bezug zu den Grundimmunisierten und Ungeimpften) von 70,86%.

Das ist ein ganz schöner Unterschied zu den im Bericht angegebenen 73% – obwohl unsere Daten auf den Rohdaten des RKI beruhen.

Rechnen wir damit die Grundimmunisierungseffektivität nach, dann kommen wir auf:

    begin{equation*} text{VE} = 1 - frac{num{0.553}}{1 - num{0.553}} cdot frac{1 - num{0.7086}}{num{0.7086}} approx num{0.49} end{equation*}

Also 49% – diesmal liegen wir 2% tiefer, als das RKI.

Gravierender ist allerdings die Abweichung bei den Geboosterten. In den Kalenderwochen 49/2021 – 52/2021 kommen wir auf einen durchschnittlichen Wert von Geboosterten (an Geboosterten und Ungeimpften) von lediglich 53,30% (=PPV). Knapp 10% weniger, als das RKI angibt – wohlgemerkt basierend auf offiziellen Daten des RKI.

Mit der PCV von 0,228 kommen wir auf eine „Boostereffektivität“ von:

    begin{equation*} text{VE} = 1 - frac{num{0.228}}{1 - num{0.228}} cdot frac{1 - num{0.5330}}{num{0.5330}} approx num{0.74} end{equation*}

Also 74% – ganze 8% weniger, als das RKI (das 82% angibt).

Dies ist nun keine Marginalität mehr.

Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen: Mit offiziellen Daten des RKI kommen wir auf gravierend abweichende durchschnittliche Impfquoten und daraus resultierend auf abweichende Impfeffektivitäten. Bei der „Boostereffektivität“ erhalten wir eine um 8% verminderte Impfeffektivität gegenüber dem RKI – obwohl wir dasselbe methodische Vorgehen anwenden.

Liegt das Problem an den Erstgeimpften?

Eigentlich müsste man die „Erstgeimpften“ aus den „Ungeimpften“ herausrechnen. In unserer aktuellen Betrachtungsweise zählen diese noch (wie oben erwähnt) zu den „Ungeimpften“ hinzu – was eigentlich nicht korrekt ist – eigentlich müsste man die „nur Erstgeimpften“ aus der Analyse ausschließen.

Warum können wir das praktisch nicht so einfach machen? Weil das RKI es nicht schafft, die Erstimpfungen für Johnson & Johnson den entsprechenden Altersgruppen zuzuordnen. Das führt zu der skurrilen Situation, dass beispielsweise in der Altersgruppe der 18 – 59 Jährigen die Quote an „vollständig Geimpften“ höher ist als die der „Erstgeimpften“:

Das RKI sagt dazu:

Eine weitere Aufschlüsselung in die beiden Gruppen 18-59 Jahre und 60+ Jahre ist jedoch nicht möglich.

Quelle: RKI

In den Quelldaten des RKI auf Github wird das Problem noch weiter erläutert:

Unterschätzung der Impfquoten nach Alter, mindestens einmal Geimpfter

Aus dem vertragsärztlichen Bereich, der rund 40% aller Impfungen ausmacht, werden dem RKI keine Impfdaten aufgeschlüsselt nach Impfstoff und Alter übermittelt. Das RKI erhält von der KBV zwei Datenpakete, das eine aufgeschlüsselt nach Impfstoff und Impfserie und das andere aufgeschlüsselt nach Altersgruppe und Impfserie.

Da die KBV sämtliche Janssen-Impfungen als Impfdosis = 2 übermittelt, können die Janssen-Impfungen bei den vollständig Geimpften aller Altersgruppen mitgezählt werden (da in dem Datenpaket nach Alter bei den jeweiligen Altersgruppen für Impfserie=2 enthalten).

In den Impfquoten der mindestens einmal geimpften Erwachsenen „Impfquote_18plus_min1“), werden alle Janssen-Impfungen der Vertragsärzt:innen unter der Annahme zusammengefasst, dass mit diesem Impfstoff ausschließlich Personen ab 18 Jahre geimpft wurden (entsprechend der Zulassung). Dem RKI ist jedoch unbekannt, wie sich die Janssen-Impfungen der KBV auf die Altersgruppen 18-59 Jahre und 60+ Jahre verteilen. Daher können sie den mindestens einmal Geimpften der beiden Altersgruppen nicht zugewiesen werden. Dadurch werden in beiden Altersgruppen die Impfquoten der mindestens einmal Geimpften systematisch zu niedrig ausgewiesen. Es kommt hinzu, dass generell (in allen 3 Datenquellen) Genesene als „Vollständig Geimpft“ übermittelt werden. In diesen Fällen werden ebenfalls keine Erstimpfungen angegeben. Das zusammengenommen führt dazu, dass in einigen Bundesländer die Impfquote der vollständig Geimpften höher als die der mindestens einmal Geimpften ist.

Quelle: RKI

Das heißt: Das RKI kann in den Altersgruppen 18 – 59 und 60+ nicht die „Erstgeimpften“ aus den „Ungeimpften“ herausrechnen – so wie wir es mit den Daten des RKI auch nicht können. Man müsste dazu weitere Annahmen treffen. Da zu dieser Thematik bzw. zu getroffenen Annahmen noch in keinem RKI Wochenbericht auch nur ein Wort verloren wurde, gehen wir nicht davon aus, dass das RKI die Erstgeimpften wirklich herausrechnet.

Da wir dem RKI jedoch nur das Beste unterstellen wollen, nehmen wir an, es rechnet die Erstgeimpften heraus und „vergisst“ dafür eine Systematik anzugeben. Überlegen wir uns also selbst eine.

So korrigieren wir das Ganze um die Erstgeimpften

Aus den Anmerkungen wissen wir, dass die Johnson & Johnson Impfungen in dem Feld „Impfquote_18plus_min1“, der RKI Rohdaten, enthalten sind:

  • Impfquote_18plus_min1: Impfquote der mindesten einmal geimpften Personen im Alter ab 18 Jahren (inkl. Johnson & Johnson)

Zusammen mit dem Feld „Impfquote_18plus_voll“:

  • Impfquote_18plus_voll: Impfquote der vollständig geimpften Personen im Alter ab 18 Jahren

können wir durch Differenzbildung die Quote der Erstgeimpften (zumindest) in der Altersgruppe 18+ bestimmen:

    begin{equation*} text{Anteil Erstgeimpfter in der Altersgruppe 18+} = text{Impfquote_18plus_min1 } - text{ Impfquote_18plus_voll} end{equation*}

Berechnen wir den Mittelwert aus den Rohdaten des RKI, dann kommen wir für die Kalenderwochen 48/2021 bis 51/2021 auf durchschnittlich 2,99% an „nur Erstgeimpften“ in der Altersgruppe 18+.

Doch nun? Wie geht es weiter? Hier geht es in der Tat nur weiter, wenn wir Annahmen darüber treffen, wie sich diese Erstgeimpften auf die zwei Gruppen der 18 – 59 Jährigen und der 60+ Jährigen verteilen. Wie gesagt: Das RKI verliert dazu kein Wort.

Um das Ganze möglichst einfach zu halten und es zu vermeiden, noch Bevölkerungsdaten hinzuziehen zu müssen, treffen wir die einfache Annahme, dass sich die Erstgeimpften gleich auf die beiden Gruppen verteilen. Sprich: In unserem Beispiel nehmen wir an, dass wir in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen 2,99% Erstgeimpfte und in der Gruppe der 60+ Jährigen ebenfalls 2,99% Erstgeimpfte haben.

Wenn wir diese Gleichverteilung annehmen, dann berechnet sich beispielsweise die „um Erstgeimpfte korrigierte“ Impfquote der Grundimmunisierten (an den „nur“ Grundimmunisierten und Ungeimpften) zu:

    begin{equation*} text{Anteil Grundimm. 60+} = frac{text{Quote_60+_voll} - text{Quote_60+_boost}}{text{ Quote_60+_voll} - text{Quote_60+_boost} + text{Quote_60+_ungeimpft} - text{Quote_60+_erstgeimpft}} end{equation*}

Wenn wir dies für die Gruppe der 18 – 59 Jährigen so durchführen, kommen wir in den Kalenderwochen 48/2021 – 51/2021 im Durchschnitt auf einen Anteil an „Grundimmunisierten“ (an Grundimmunisierten und Ungeimpften, ohne Erstgeimpfte) von 73,64%. Ebenso kommen wir in ähnlicher Weise in den Kalenderwochen 49/2021 – 52/2021 auf einen Anteil an Geboosterten (an Geboosterten und Ungeimpften, ohne Erstgeimpfte) im Durchschnitt von 56,62%.

73,64% Grundimminisierte? Das ist doch schon fast der Anteil, den das RKI herausbekommen hat (73%). Man könnte meinen, dass das RKI nun wirklich die Rechnung so um die „nur Erstgeimpften“ bereinigt und auch unsere Schätzung übernommen hat – allerdings passen unsere 56,62% „Geboosterten“ nicht zu den 62% des RKI. Wir haben immer noch über 5% Abweichung – deutlich zu viel, für nur ein paar „Rundungsfehler“.

Was das RKI im Endeffekt berechnet, bleibt damit unklar. Selbst mit einer „gutwilligen“ Schätzung kommen wir nicht ansatzweise an die Zahlenwerte vom RKI. Transparenz? Sieht anders aus. Für uns sieht das eher nach „geschicktem Schönen“ von Impfeffektivitäten aus.

Auswertung der Impfeffektivität nach „alter Logik“

Quote an Impfdurchbrüchen

Die Inhalte der Tabellen 3 und 4 aus dem RKI Wochenbericht kann man auch auf eine andere Weise darstellen. Wir würden die Impfdurchbrüche „intuitiv“ so darstellen (wir haben das Vorgehen bereits bei der Darstellung vergangener RKI Berichte verwendet):

Als „geimpft“ gelten hier alle mindestens vollständig Geimpften (ob mit oder ohne Boosterung). Die„Boosterdurchbrüche“ sind außerdem der Anteil der „symptomatisch infizierten Geboosterten“ an den „Geimpften“.

Auf diese Darstellung verzichtet das RKI – wir wissen ja warum, zwei „kleinere“ Zahlen sehen besser aus als eine große (z.B. sehen in der Altersgruppe 60+ die Quoten an „Grundimmunisiertendurchbrüchen“ von 53,7% und „Boosterdurchbrüchen“ von 33,7% besser aus, als die größere Quote an „Impfdurchbrüchen“ von 62,5%).

Impfeffektivität

Wir wollen mit dieser Methodik die Impfeffektivität selbst berechnen. Das heißt wir stellen alle mindestens Grundimmunisierten den Ungeimpften gegenüber und dann die Geboosterten den (nur) Grundimmunisierten. Wir verzichten hier auf das Herausrechnen der Erstgeimpften, wie wir es gerade getan haben – in der Vermutung, dass das RKI dies auch nicht tut und die Erstgeimpften sich nicht wesentlich auf das Ergebnis auswirken.

Beispielsweise bekommen wir mit den Daten des RKI für die Gruppe der 18 – 59 Jährigen in den Kalenderwochen 48/2021 – 51/2021 auf eine durchschnittliche Impfquote (der vollständig Geimpften) von 76,91% (=PPV), bei einer Quote an Impfdurchbrüchen von 60,48% (=PCV). Mit der „Farrington Formel“ von oben ergibt dies eine Impfeffektivität von 53%. Nun wird uns klar, weshalb das RKI die Aufteilung in „Grundimmunisiert“ und „Geboostert“ durchgeführt hat. Eine Impfeffektivität von 53% (mit wahrscheinlich schon geschönten „Rohdaten“) kann man gar nicht mehr so gut verkaufen.

Bei der Boostereffektivität haben wir in den Kalenderwochen 49/2021 bis 52/2021 in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen eine durchschnittliche„Boosterquote“ der Geboosterten an den vollständig Geimpften von:

    begin{equation*} text{Boosterquote = PPV} = frac{num{26.82}}{num{77.71}} = SI{34.5}{percent} end{equation*}

Mit einer Quote an Boosterdurchbrüchen von 19,31% (=PCV) ergibt sich damit eine Booster-Impfeffektivität von 54%.

Weiter ergibt sich:

18 – 59 60+
Impfeffektivität in Bezug auf Ungeimpfte 54% 74%
Boostereffektivität in Bezug auf Grundimmunisierte 54% 69%
Die verwendeten Daten hierfür waren:
Anteil mind. voll Geimpfter in MW 48/21 – 51/21 76,9% 86,6%
Anteil mind. voll Geimpfter, symtpomatisch Infizierter 60,5% 62,5%
Anteil Geboosterter an Geimpften in MW 49/21 – 52/21 34,5% 58,3%
Anteil Geboosterter an Geimpften, symtpomatisch Infizierten 19,3% 30,4%
Allgemeine Impfeffektivität gegen eine symptomatische Corona Erkrankung in den Meldewochen 50/2021 bis 01/2022

Das ist weit entfernt von den 82%, die das RKI in der Altersgruppe der 18 – 59 Jährigen erhält bzw. den „ca. 90%“ in der Gruppe der über 60 Jährigen.

Bei der Omikron Variante verzichtet das RKI sogar explizit auf eine Angabe der „Impfeffektivität“. Wir holen das natürlich nach. Die nötigen Impfquoten haben wir bereits in einem eigenen Beitrag errechnet, mit den durchschnittlichen Impfquoten aus den RKI Rohdaten erhalten wir:

18 – 59 60+
Impfeffektivität in Bezug auf Ungeimpfte -47% 1%
Boostereffektivität in Bezug auf Grundimmunisierte 23% 14%
Die verwendeten Daten hierfür waren:
Anteil mind. voll Geimpfter in MW 48/21 – 51/21 76,9% 86,6%
Anteil mind. voll Geimpfter, symtpomatisch Omikron Infizierter 83,1% 86,5%
Anteil Geboosterter an Geimpften in MW 49/21 – 52/21 34,5% 58,3%
Anteil Geboosterter an Geimpften, symtpomatisch Omikron Infizierten 28,9% 54,6%
Impfeffektivität gegen eine symptomatische Erkrankung mit der Omikron Variante in den Meldewochen 50/2021 bis 01/2022

Sprich: Geimpfte in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen haben gegenüber Ungeimpften eine negative „Impfeffektivität“ bzw. mit nur 1% ist die Impfeffektivität in der Gruppe der ab 60 Jährigen vernachlässigbar.

Auch der Booster macht sich in den Zahlen gegenüber der „Grundimmunisierung“ faktisch nicht bemerkbar. Wir erinnern uns: das Abbruchkriterium von BioNTech-Pfizer zum Abbruch der Wirksamkeitsstudien war eine relative Wirksamkeit von unter 30% gewesen. Sprich: man hätte die Zulassung abgebrochen, wenn die (eigenen) Daten eine Wirksamkeit unter 30% gezeigt hätten. Hier ist man deutlich darunter – aber die Politik will „boostern um jeden Preis“.

Fazit

Dies ist nur wieder ein weiterer Baustein in den unzähligen Tricks und Intransparenzen des RKI. Diese „Leitforschungseinrichtung“ kommt auf eine „Boostereffektivität“ in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen von 82%. Dahinter stecken nur plumpe Statistiktricks, die etwas vorgaukeln, was es gar nicht gibt. In unserer Berechnung ist dann (auf Basis von RKI Daten) die „Boostereffektivität“ lediglich nur noch 54% – es kommt eben darauf an, wie man das Ganze definiert. Und wer ernsthaft, wie das RKI, die „Geboosterten“ den „Ungeimpften“ gegenüberstellt, dem muss man einfach unredliche Absichten unterstellen.

Bei Omikron sieht das Ganze noch deutlich dramatischer aus. Nicht ohne Grund verzichtet das RKI hier auf die Angabe von Impfeffektivitäten. Würden sich doch negative Zahlen in dem Wochenbericht gar nicht gut machen.

Im Folgenden stellen wir noch ein Skript zur Verfügung, mit dem Interessierte die Rohdaten des RKI einfach auswerten kann.

Skript zum automatischen Auswerten der RKI Daten

Damit jedermann (mit etwas Erfahrung im Umgang mit solchen Skripten) einfach das Ganze überprüfen kann, haben wir ein Python Skript geschrieben, das die Auswertung der zahlreichen RKI Rohdaten und das Ermitteln der Durchschnittswerte in einem frei wählbaren Zeitraum automatisiert übernimmt:

Es benötigt im Wesentlichen Python mit NumPy. Zur Anwendung muss man lediglich die RKI Rohdaten herunterladen, z.B. über diesen Link, und entpacken. Anschließend kopiert man das entpackte Skript „rki_grabber_v1.py“ in den Hauptordner der RKI Rohdaten „COVID-19-Impfungen_in_Deutschland“ und startet es mit:

python rki_grabber_v1.py JAHR MONAT TAG DAUER

„JAHR“ steht für das Jahr, an dem die Auswertung beginnen soll, „MONAT“ für den Monat und „TAG“ für den Tag. „DAUER“ gibt die Dauer des Zeitraums in Tagen an, der betrachtet werden soll. Wollen wir zum Beispiel eine Auswertung für die Kalenderwochen 48/2021 bis 51/2021, also 4 Wochen (28 Tage) ab dem 29.11.2021 erhalten, dann starten wir das Skript mit:

python rki_grabber_v1.py 2021 11 29 28

Die Ausgabe ist dann:

Die ersten 8 Werte sind rein die Mittelwerte anhand der Rohdaten. Man erkennt zum Beispiel die 76,91% vollständig Geimpften in der Gruppe der 18 – 59 Jährigen, die wir in unserer eigenen Berechnung oben verwendet haben.

Die Ausgabe „rki_quote_XXX_voll“ ist der Anteil der „nur vollständig Geimpften“ an den „nur vollständig Geimpften und den Ungeimpften“. Hier sehen wir beispielsweise bei „Mittelwert rki_quote_18bis59_voll“ die 70,86% aus der Beispielrechnung oben wieder.

Die Werte mit einem „_max“ am Ende sind die Schätzer der maximalen Quoten, die eine gleiche Verteilung der Erstgeimpften auf die Gruppe der 18 – 59 Jährigen und die der 60+ Jährigen annimmt, also so, wie es oben beschrieben ist.

Mit den so erhaltenen Impfquoten aus den RKI Rohdaten kann man leicht (auch für kommende RKI Berichte) die Impfeffektivität berechnen. Man erhält damit praktisch die „PCV“ Werte für die „Farrington Formel“ anhand der RKI Rohdaten.

Wir freuen uns über eure Meinung und vielleicht auch noch weitere Berechnung in den Kommentaren.


Wir hoffen etwas mehr Transparenz in die Wirren der RKI Berichte gebracht zu haben und freuen uns über Diskussionen im Kommentarbereich.

Wir danken unserem Leser für Hinweis zu diesem Thema und die interessanten Ausarbeitungen dazu.


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