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Rabenschwarze Woche

Published On: 23. Januar 2022 19:58

Der Start in das neue Jahr ist für die globalen Aktienmärkte holprig. Ausgerechnet der DAX schlägt sich im Vergleich zu den US-Indizes gut.

IMAGO / STPP

Der Index der deutschen Schwergewichte profitiert von jenem Umstand, der ihm jahrelang als Schwäche ausgelegt wurde: Im DAX gibt es kaum Tech-Werte, dafür viele Unternehmen aus der Industrie und damit kaum etwas, das Börsianer mit bombastischen Visionen begeistern könnte. In Erwartung der Zinswende aber finden moderat bewertete Unternehmen aus der Old-Economy wieder Beachtung. Diese Rotation kommt dem DAX also entgegen. Gefährlich würde es erst dann, wenn die Tech-Schwäche so stark wird, dass die breiten Indizes mit nach unten gezogen würden. Eine wichtige Orientierung in turbulenten Phasen bietet Anlegern die 200-Tage-Linie. Fällt der aktuelle Kurs unter diesen gleitenden Durchschnitt, ist das ein Alarmsignal. Ein bisschen großzügig sollte man aber sein: Da sich viele Investoren an der Trendlinie orientieren, gibt es häufig Fehlsignale.​

Am Freitag endete eine rabenschwarze Börsenwoche aber zunächst einmal mit erneuten herben Verlusten. Der von den erwarteten Zinserhöhungen ausgehende Druck vor allem auf Tech-Aktien wurde von Hiobsbotschaften seitens des Streaming-Anbieters Netflix noch verstärkt. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um weitere 2,8 Prozent auf 14.438 Punkte auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober ab. Vom Rekordhoch im November hat der Index mittlerweile fast 14 Prozent eingebüßt.

Für den Nasdaq 100 war es die verlustreichste Woche seit März 2020. Aber auch für den Leitindex Dow ging es am Freitag mit minus 1,3 Prozent auf 34.265 Punkte deutlich abwärts. Der Wochenverlust summiert sich damit auf 4,6 Prozent. Der marktbreite S&P 500 büßte am Freitag 1,9 Prozent auf 4.398 Punkte ein und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Oktober.

Nach Verlusten im frühen Handel hatten alle drei großen Indizes zwischenzeitlich sogar wieder ins Plus gedreht. Diese Erholung nutzten Anleger jedoch zügig für neuerliche Aktienverkäufe, welche die Börsenbarometer wieder auf Talfahrt schickten. Die Investoren flüchteten angesichts der Aktienverluste in US-Staatsanleihen als sichere Alternative.

Für die oben erwähnte große Enttäuschung sorgte eine überraschend schwache Prognose von Netflix für die Nutzerzahlen. Diese ließ die Netflix-Aktie auf den tiefsten Stand seit April 2020 abstürzen. Mit einem Einbruch von fast 22 Prozent waren die Papiere mit Abstand größter Verlierer im NASDAQ 100.

Für das laufende Quartal erwartet das Unternehmen nur noch 2,5 Millionen neue Kunden. Die Prognose für die Neuabonnenten sei nicht einmal halb so hoch wie gedacht, sagte Mark Mahaney vom Analysehaus Evercore ISI. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2021 war die weltweite Anzahl der Abonnenten noch um 8,3 Millionen gestiegen. Zudem belastet der starke Dollar die Einnahmen des Unternehmens auf den Märkten außerhalb der USA.

Netflix sandte mit dem enttäuschenden Ausblick auf die aktuellen Kundenzahlen Schockwellen besonders in die Streaming-Branche. Die Kursverluste anderer Anbieter wie Disney, Amazon, ViacomCBS und FuboTV reichten von sechs bis mehr als neun Prozent.

Die am Vortag um fast 24 Prozent eingebrochenen Aktien von Peloton erholten sich dagegen um knapp zwölf Prozent. Der Chef John Foley will beim angeschlagenen Hersteller von Fitnessgeräten auf die Kostenbremse treten, das sorgte für eine Erholung. Ein Medienbericht über Produktionskürzungen hatte die Papiere am Vortag in den Keller geschickt.

Unter Druck standen erneut auch die Aktien von Impfstoffherstellern. Das Analysehaus Airfinity hatte die Absatzerwartungen für die Corona-Impfstoffe wegen der durch einen milderen Infektionsverlauf geprägten Omikron-Variante gesenkt. Die Kursverluste für Biontech und Konsorten reichten von 4,5 bis zu mehr als 14 Prozent.

Nach der jüngsten Stabilisierung hatte am deutschen Aktienmarkt zuvor ebenfalls schon Ausverkaufsstimmung geherrscht. Der DAX verlor zeitweise fast drei Prozent, aus dem Handel ging er mit minus 1,9 Prozent beim Stand von 15.604 Punkten. Mit der 200-Tage-Linie riss der deutsche Leitindex zudem eine wichtige charttechnische Unterstützung. Die Wochenbilanz fällt mit einem Minus von rund 1,8 Prozent ebenfalls sehr schwach aus. Auch der MDax der mittelgroßen Börsentitel geriet am Freitag in den Abwärtssog, er schloss zwei Prozent tiefer auf 33.642 Punkten.

Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa bleibt das Sorgenkind des Energietechnikkonzerns Siemens Energy. Die in Spanien beheimatete Tochter kämpft weiter mit Lieferkettenproblemen, explodierenden Kosten, Projektverzögerungen und Mängeln mit ihrer neuen Landturbine. Siemens Gamesa musste deswegen gleich zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2021/22 den Ausblick senken. Auch die Mutter Siemens Energy kann deswegen ihre Prognose nicht halten, sie stellt nun auch die Mittelfristziele infrage.

Lange zog Star-Investorin Cathie Wood Anlegergeld magisch an. Doch immer mehr Investoren ziehen nun massiv ihr Kapital aus Woods Flaggschiff-ETF ARK Innovation ab, der inzwischen gut die Hälfte des Werts seit seinem Höchststand im Februar 2021 eingebüßt hat. Die Rahmenbedingungen für die von Wood favorisierten disruptiven Tech-Unternehmen haben sich zuletzt stark verschlechtert, die Kurse fallen. Angesichts der Zinswende und gestiegener Anleiherenditen meiden Investoren vermehrt spekulative Wachstumstitel, deren Gewinnpotenzial in der Zukunft liegt.

Microsoft will Spieleentwickler Activision Blizzard für knapp 70 Milliarden US-Dollar akquirieren, der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever will für die Konsumgütersparte des Pharmariesen GlaxoSmithKline knapp 60 Milliarden Euro auf den Tisch blättern. Das Übernahmekarussell dreht sich derzeit rasant. Bisher sind laut Bloomberg global schon Deals im Wert von 281 Milliarden US-Dollar in Planung. Und der Boom dürfte anhalten, so Scott Moeller vom Mergers andAcquisitions Research Centre (MARC) an der Bayes University in London. Moeller geht davon aus, dass durch den Anstieg der Zinsen die Dringlichkeit erhöht wird, Geschäfte eher früher als später abzuschließen. „Da viele Fusionen und Übernahmen mit Fremdkapital finanziert werden, werden viele potenzielle Erwerber verzweifelt versuchen, ihre Geschäfte jetzt abzuschließen, bevor das Finanzierungsfenster teurer wird und sie am Ende mehr kostet, als sie erwartet hatten“, so Moeller.

Zudem war das Jahr 2021 mit einem Gesamtvolumen von rund 5,7 Billionen US-Dollar ein Rekordjahr für weltweite Fusionen und Übernahmen, aber auch für Börsengänge (IPOs) und Unternehmens-finanzierungen. Dadurch sei eine noch größere Kapazität für Deals geschaffen, so Professor Moeller. „Einige unserer jüngsten Untersuchungen haben gezeigt, dass Übernahmen das wahrscheinlichste Unternehmensereignis nach einem Börsengang oder einer bedeutenden Kapitalbeschaffungsrunde sind“, sagt er. „Normalerweise dauert dies nicht länger als neun Monate, sodass die im letzten Jahr in die Kassen der Unternehmen geflossenen Mittel eine gute Ausgangsbasis für weitere Geschäftsabschlüsse darstellen.“ Ein weiterer Grund für den aktuellen M & A-Boom: Auch die sehr hohen Cashbestände, die derzeit von Private-Equity-Firmen gehalten werden, dürften das Volumen und den Wert der Transaktionen erhöhen, so Moeller.

Bisher spielte der Ukraine-Konflikt an den Finanzmärkten keine Rolle. Am Donnerstag allerdings sorgte US-Präsident Joe Biden für Verwirrung, als er unterschiedliche Sanktionen der USA auf einen möglichen Angriff Russlands auf die Ukraine andeutete. Dies wurde trotz späterer Klarstellung als Duldung kleinerer Interventionen Russlands gedeutet. Die LBBW meint daher: „Wir schätzen die Gefahr einer wie auch immer gearteten bewaffneten Konfrontation im Ukraine-Konflikt im Zuge der merkwürdigen Aussagen des US-Präsidenten als gestiegen ein.“


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