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Inflationstalk bei Illner: Superprofi Lindner und das Tänzeln um die Energiefrage

Published On: 18. Februar 2022 8:37

Christian Lindner und Friedrich Merz dominieren die Sendung zur Inflation. Doch ihr vorauseilender Gehorsam ist so weit fortgeschritten, dass sie keinen Stich machen. Bei Lindner zeigt sich allmählich, dass seine viel gerühmte Wirtschaftskompetenz vielleicht doch überschätzt wurde.

Screenshot: Maybrit Illner

Kein Corona, noch nicht mal Russland – sondern tatsächlich mal ein Thema, zu dem noch nicht alles gesagt wurde: „Preis-Schock nach der Pandemie – Wohlstand in Gefahr?“ fragte Maybrit Illner am Donnerstag ihre Gäste. Der CDU-Chef Friedrich Merz, sein ehemaliger bester Freund, der FDP-Parteichef Christian Lindner, und Katrin Göring-Eckardt von den Grünen hatten sich um Illner versammelt, um über die wirtschaftlichen Ursachen der Inflation zu philosophieren und Lösungsvorschläge auszuarbeiten – oder jedenfalls so zu tun.

Friedrich Merz setzt konsequent auf die Oppositiönchen-Rolle. Er findet: „Bis wir in 5 oder 10 Jahren preisgünstige grüne Energie haben, wird das alles noch ziemlich teuer.“ Preisgünstige grüne Energie in fünf Jahren? Man hat das Gefühl, Merz weiß, dass es nicht die Wahrheit ist, aber er richtet seine Worte rein taktisch und entlang der Sagbarkeitslinien aus.

Illner spricht die Franzosen an, die sich über Deutschlands Atomabbau natürlich sehr freuen und jetzt in ihrem Land neue Atomkraftwerke errichten: „Hat man da einen Fehler gemacht?“ Merz Antwort: „Selbst wenn man da einen gemacht hätte, das ist völlig müßig, darüber zu sprechen. Diese Entscheidungen sind 2011 getroffen worden, ich halte zumindest die Reihenfolge für falsch, aber das ist nun alles entschieden, das ist vergossene Milch, darüber lange zu diskutieren.“

Es erinnert doch sehr an Boris Palmers Auftritt bei Illner vor einigen Wochen, bei der er angab, dass ein mögliches Kippen der Impfpflicht durch das Bundesverfassungsgericht ihm egal wäre, da der Impfstoff ja dann schon verimpft wäre. Grüne und CDU – und allgemein Politiker – scheinen sich in solchen Ansichten gar nicht so unähnlich zu sein. Richtig oder falsch, das sind wohl Kategorien von gestern.

In Dingen, die nicht zu ändern sind, ist auch Christian Lindner ein Experte. Zuerst mal erfahren wir: Die Inflation hat übrigens gar nicht so viel mit Corona zu tun oder mit der Energiepolitik. Er erklärt: „Deutschland wird ein Energieimportland bleiben. Es wird nicht gelingen, dass Deutschland energieautark wird.“ Er zählt auf, was wir alles so importieren werden müssen. Er findet dafür sehr schöne Umschreibungen. Illner wirft dann die bittere Wahrheit als Frage ein: „Frackinggas aus den USA? Atomstrom aus Frankreich?“ Oder doch lieber das Gas vom großen Bruder aus Moskau? Von Lindner kommt nur ein „eher nicht“. Na, ob Macron das weiß? Ich glaube nicht, sonst würde der jetzt wohl nicht so große Bauprojekte starten. „Und dann werden wir viel erneuerbare Energien in unserem Land haben“, beendet Lindner seine Liste.

Illner hat hier tatsächlich mal auf einen sehr entscheidenden Punkt aufmerksam gemacht: Während wir in unserem eigenen Land aufräumen, alles Toxische wegschmeißen und über grüne Gänseblümchenwiesen mit Windrädern und dem einen oder anderen zerschredderten Vogel, der da vom Himmel fällt, entlanghüpfen und uns freuen, die Welt gerettet zu haben, holen wir uns den gleichen, alten Strom nun aus dem Ausland.

Und auch an einer anderen Stelle kriegt Illner Lindner wieder: Sie lenkt das Thema auf die EZB-Geldpolitik. Finanzen und Wirtschaft, eigentlich Lindners Spezialgebiet – würde man denken. Je mehr Lindner jetzt aber den Finanzminister spielt, merkt man: Der ist vielleicht gar nicht so schlau und kompetent wie er immer tut.

„Wir sind bei der EZB: Ist es klug, wenn die jetzt die Zinsen erhöht?“, bohrt Illner. Eigentlich eine einfache Frage. Lindner hält inne. In seinem Kopf rattert es panisch, man hört ihn förmlich denken: „Zinsen, Zinsen, Zinsen. Was war das nochmal? Und was will Habeck, das ich dazu denke?“ Nachdem er ein souveränes „Ähm“ verlauten lässt, findet er zu seinem üblich arroganten Tonfall zurück und beginnt seinen Satz: „Zunächst mal, was kann die Politik tun?“ Elegant vom Thema abgelenkt, allerdings kann man auch in Illners Gesicht erkennen, dass auch sie das Rattern in seinem Kopf gehört hat.

„Fossile Inflation“ sei das Problem

Dann versucht Lindner, seine Erfolge als Finanzminister zu zelebrieren. Etwa die steuerliche Absetzbarkeit von Rentenbeiträgen. Doch der Bundesfinanzhof hat eine entsprechende Gesetzesänderung längst eingefordert, mit dem guten Willen des Christian Lindner hat das wenig zu tun.

Man muss aber auch fair bleiben, schließlich hat Lindner es gleich doppelt schwer. Erstens wird es für ihn, jetzt wo er seinen Traumjob hat, von Tag zu Tag schwerer, die Fassade des Finanzexperten aufrechtzuerhalten. Auch weil man täglich merkt, dass er auch hier, wie auf so vielen Gebieten, stark überschätzt wurde. Zweitens ist da ja noch die Sprachbarriere. Hat er sich also endlich zurecht gefunden in den wirtschaftlichen Fachbegriffen und sich eine Antwort überlegt, muss er sie ja noch übersetzen – in die Meinung, die er diese Woche vertreten darf. Es ist schwierig, konsequent alle Wahlversprechen zu brechen, das will gut strukturiert sein. Wenn man seine Meinung wöchentlich ändert, braucht es eine Weile, bis man sich wieder erinnert, was zuletzt die angebliche Haltung war.

Katrin Göring-Eckardt scheint derweil extrem fehl am Platz zu sein, noch mehr als der Rest der Truppe. Sie kann nicht über Wirtschaft sprechen, das will sie aber auch gar nicht. Den Teil mit der Wirtschaft hat sie lange übersprungen. Ihr ist es zu verdanken, dass die Sendung dauernd in die Klimapolitik abgerutscht ist. Natürlich brauchen wir mehr erneuerbare Energien – auch gegen die Inflation. Die sei nämlich durch die fossilen Energieträger ausgelöst – sie versucht nachdrücklich die Formulierung „fossile Inflation“ zu prägen. Na klar, die steigenden Energiepreise haben wirklich nix mit der Energiewende zu tun.

„Deswegen werden wir da auch Finanzmittel haben müssen, um diese Investitionen zu tätigen“, so Göring-Eckardt weiter. Ein Satz, den sie so oder so ähnlich an diesem Abend noch öfter sagte. Sie wirkte wie auf einer Spendengala, auf der Leute in schönen Kleidern möglichst verdeckt andere Leute in schönen Kleidern um Geld anbetteln: „Und dafür brauchen wir Geld“, sagt sie immer wieder. Ich sehe es schon kommen, Katrin Göring-Eckardt wird genau das tun, wovor zuvor noch gewarnt wurde.

In der Sendung über Inflation kommen keine Betroffenen aus der Bevölkerung zu Wort. Und so bleibt die Sendung wenig eindrücklich und verirrt sich in abgewetzten Klima-Phrasen, deren offensichtliche Unwahrheit auch von den Finanz-Beachboys Lindner und Merz nicht ausgesprochen wird. Wer die grüne Inflation aufhalten will, muss Wirtschaft und Energie entgrünen. Doch dazu haben auch die Wirtschaftsparteien wohl kaum den Mut.

Illner beendet die Sendung mit den eigentlich netten Worten: „Hoffentlich wird es bald wieder wärmer.“ Auf Twitter wird ihr dafür Klimawandel-Verharmlosung vorgeworfen. Im Prinzip sagt das alles.

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