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Kriegstreiberei – selbst auf der Kinderseite

Published On: 18. Februar 2022 14:41

Die Süddeutsche Zeitung, eine oft zitierte und in manchen Kreisen immer noch als seriös geltende Tageszeitung, scheint auf den Hund gekommen zu sein. Die SZ vom vergangenen Wochenende schwelgte in Aggressionen gegen Russland und Putin. Sie hatte auf der Frontseite einen Aufmacher mit Foto von Putin und der Schlagzeile „Das Rätsel Putin“. Den Text dazu gab es dann auf den Seiten 13 bis 15, ganzseitig mit Fotos; und dann erschien auf der ersten Seite der „Süddeutschen Zeitung FÜR KINDER“ als „Thema der Woche“ noch einmal ein Foto von Putin und einem Text unter dem Titel: „Will er etwa Krieg? Seit Wochen schickt Putin Soldaten und Panzer an die Grenze zur Ukraine. Die Welt ist in Sorge“. Albrecht Müller.



So sieht diese Kinderseite aus:

Hier wird unverfroren bei Kindern am Aufbau eines Feindbildes gearbeitet. Offensichtlich sollen schon die Kleinen lernen, dass die Welt der Erwachsenen und der Völker in Freunde und Feinde aufgeteilt ist.

Damit Sie das vollständig lesen können, habe ich den Artikel der Kinderseite komplett fotografiert. Siehe hier:

Interessant ist die Personalisierung. Putin wird zum Bösewicht aufgebaut und entspricht damit unfreundlichen Vorstellungen der kindlichen Welt. Interessant ist die unhinterfragte Übernahme der Behauptungen des Westens – „Putin hat in letzter Zeit sehr viele Panzer und Soldaten in die Nähe der ukrainischen Grenze geschickt“ -, interessant ist die unverfrorene Würdigung der NATO, kein Wort dazu, dass die NATO durchaus infrage stehen müsste, obendrein nach dem Desaster in Afghanistan. Es wird notiert, dass Russland „nicht dabei“ ist. Aber es wird nicht erklärt, warum Russland nicht „dabei“, nicht in der NATO ist. – Insgesamt ein unglaublicher Text. Übrigens ist die Autorin dieses Textes, Silke Bigalke, identisch mit einer der Autorinnen der drei Seiten im BUCH ZWEI.

Damit Sie einen Eindruck von der geballten Ladung dieser drei großen Seiten erhalten, werden Sie hier wiedergegeben, auch wenn wegen der Größenverhältnisse der Text im Einzelnen nicht lesbar ist.

Hier ist die erste von drei Seiten in der Süddeutschen Zeitung vom 12./13. Februar, die Seite 13:

Die Überschrift des Gesamtartikels lautet: „In Putins Welt“.

Der Vorspann lautet:



„Seit 22 Jahren regiert er Russland, doch was ihn treibt, wie er denkt, was er will – das ist rätselhafter denn je. Wer ist der Mann, der Europa in diesen Tagen in Angst und Schrecken versetzt? Vladimir Putin, wie ihn Freunde und Feinde, Verbündete und Verfolgte sehen. Ein Porträt von Silke Bigalke und Sonja Zekri, Fotos von Konrad Rufus Müller“



Konrad Rufus Müller kenne ich aus Bonner Zeiten als ehrenwerten Fotografen. Dass er seine Fotos für einen solchen Schund hergeben muss – schade.

Die nächste Seite sieht so aus:

Und das ist die dritte Seite dieses Porträts. Insgesamt sind es also 5 Seiten: der Aufmacher der letzten Wochenendausgabe, die Kinderseite und 3 volle Seiten im Innern.

Man fragt sich, was diese geballte Ladung von Agitation gegen Russland und gegen den russischen Präsidenten im Besonderen soll.

Wer die Verhältnisse objektiv betrachtet, wird feststellen müssen und können, dass sich Präsident Putin seit seiner Amtsübernahme lange Zeit noch ausgesprochen zurückhaltend verhalten hat. Ich erinnere daran, dass er im Bundestag 2001 noch eine freundliche kooperationsbereite Rede hielt, zu einer Zeit, als schon erkennbar war, dass der Westen auf Konfrontation geht und sich immer weiter in Richtung Russland ausdehnen will.

Kluge Menschen stellen auch in Rechnung, dass es durchaus möglich ist, dass selbst aus der Sicht der westlichen Scharfmacher weniger kooperationsbereite russische Politiker nachwachsen könnten. Haben die Scharfmacher in Medien und Politik diese durchaus kritische Möglichkeit voll aus dem Auge verloren?

Kluge Politiker wissen, dass es für den Frieden zwischen den Völkern enorm wichtig ist, dass Vertrauen zwischen ihnen aufgebaut wird. Das hat der Westen inzwischen offensichtlich vergessen, jedenfalls mehrheitlich, und meinungsführende Blätter wie die Süddeutsche Zeitung sehen ihre Aufgabe offensichtlich inzwischen darin, Misstrauen zu säen und Konflikte anzuheizen.

Was waren jene Politikerinnen und Politiker und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sechziger Jahren glücklich, sich damals auf Medien verlassen zu können, die offen waren für die Notwendigkeit von Entspannung und Verständigung.

Nachbemerkung: Leider gibt es die SZ-Artikel vom vergangenen Wochenende nicht im Internet. Dafür eine Menge neuer Artikel zum Thema. In der Regel in der gleichen Tonlage.

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