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Für fremden Ruhm und Beute: Söldner,Landsknechte, Abenteurer…

Published On: 17. April 2022 16:08

Für fremden Ruhm und Beute: Söldner,Landsknechte, Abenteurer…

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Der Kampf als finanzielles Erlebnis

Bildmontage: Freepik; MrMarxismo, Youtube (Bildzitat)

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Durch den Krieg in der Ukraine sind nicht nur militärische Tugenden wieder en vogue, auch ungediente Politiker und Politikerinnen entdecken zunehmend ihre kriegerische Ader und gefallen sich mit martialischen Aussagen und Durchhalteparolen. Neben der überraschend kriegerischen Einstellung vieler vorgeblicher Pazifisten rückte durch den Krieg in der Ukraine auch ein anderes Thema wieder in den Vordergrund: das der Söldner bzw. Freiwilligen.

“Ich bin ein Verteidiger des Westens, der christlichen oder der westlichen Hemisphäre. Und damit hört alles andere auf, alle Ideologie oder sonst was”, so dürften wohl auch heute die Begründungen lauten für viele jener, die dem Ruf des ukrainischen Präsidenten Wolodomir Selenski zur Bildung “Internationaler Brigaden” gefolgt sind. Dabei entstammt der Satz dem propagandistischen DDR-Dokumentarfilm “Der lachende Mann – Bekenntnisse eines Mörders” und ist schon fast 60 Jahre alt. Gesagt wurde er von Siegfried Friedrich Heinrich Müller, besser bekannt als Kongo-Müller, einem ehemaligen Oberfähnrich der deutschen Wehrmacht, der sich Mitte der 1960er-Jahre als Söldner in den Kongo zur Niederschlagung des von China und der Sowjetunion unterstützten Simba-Aufstands verdingt hatte.

Im zunehmenden Grad der Alkoholisierung offenbart Kongo-Müller auch seinen “Humanismus”, indem er erklärt: “Ich bin gegen das Abschießen von Negern. Weil ich das Gefühl habe, wir haben nicht nur eine Verantwortung für den weißen Menschen in Europa, sondern wir haben genauso eine Verantwortung für die schwarzen Menschen in Afrika.” Oder wenn er ausführt: “Wenn wir hier tatsächlich mal Gefangene nehmen, mein Verband, da wird nur erschossen.” Im Kalten Krieg für die DDR-Journalisten ein gefundenes Fressen, um den Prototypen des grausamen, bestialischen westlichen Imperialismus darzustellen, eines Söldners, der nichts weiter gelernt hat, als das Waffenhandwerk.

Söldner schon seit Antike

Dabei sind Söldner und Söldnertruppen so alt wie das Kriegswesen. Das Verhältnis zu ihnen war jedoch schon immer ambivalent und mit den Versuchen, den Krieg rechtlich einzuhegen und mit der Bildung stehender Heere, der Entstehung der Nationalstaaten und der Einführung einer Wehrpflicht, wurde ihre Rolle immer weiter zurückgedrängt. Verschwunden waren sie allerdings nie, vielmehr wurden sie teilweise in die regulären Armeen eingegliedert oder genießen einen Sonderstatus, wie etwa die Französische Fremdenlegion oder die Schweizergarde des Apostolischen Stuhls. Denn neben dem früheren Wunsch, professionelle Soldaten zu verpflichten, brachte der Einsatz von “Söldnern” oder “Freiwilligen” – wie etwa der Fremdenlegion – oft Vorteile. Damit schonte man das reguläre Militär und musste als Regierung im Zweifel nicht unangenehme Fragen beantworten oder sich um die Meinung der Bevölkerung oder ihre Ablehnung zu Konflikten kümmern. Zudem konnte man diese Verbände auch bei besonders heiklen Vorhaben einsetzen, ohne später bei hohen Verlusten dem eigenen Volk Rede und Antwort stehen zu müssen.

Die Übergänge sind dabei, obwohl rechtlich in der Genfer Konvention Artikel 47 geregelt, fließend, wie sich auch jetzt im aktuellen Krieg zwischen Russland und der Ukraine zeigt. Während die Gruppe Wagner oder tschetschenische und angeworbene syrische Kämpfer auf russischer Seite in den Mainstream-Medien sehr wohl als “Söldner” bezeichnet werden, findet sich für die Kämpfer aus aller Herren Länder auf ukrainischer Seite, auch für die Tschetschenischen, nun der Begriff “Freiwillige”. Weil es auch einfach besser klingt. Denn der “Söldner”-Begriff ist ohne Zweifel negativ konnotiert. Dabei sind die Unterschiede faktisch kaum vorhanden. Während die Gruppe Wagner als paramilitärischer Verband gegründet, inzwischen als Sicherheitsunternehmen registriert ist, wurde das Regiment Asow als paramilitärischer Verband einige Zeit nach seiner Gründung offiziell in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert.

Private Sicherheitsunternehmen

Zudem sind auch die jetzigen “Internationalen Brigaden” in der Ukraine – ob die Anleihen auf die kommunistischen IB im spanischen Bürgerkrieg Zufall sind oder nicht – ein rechtlicher Graubereich. Auch wenn viele europäische Regierungen wie jene Großbritanniens, Polens, der USA oder Lettlands dafür extra ein Gesetz änderten, um Staatsbürgern den Kampf in der Ukraine zu ermöglichen und den Aufruf der ukrainischen Regierung zu unterstützen. Die Begründung, es würde ja kein Sold gezahlt werden, ist zwar faktisch richtig, jedoch besagt die Genfer Konvention in Artikel 47 d “Als Söldner gilt … wer weder Staatsangehöriger einer am Konflikt beteiligten Partei ist noch in einem von einer am Konflikt beteiligten Partei kontrollierten Gebiet ansässig ist.” Manche halten die Teilnahme jedoch für rechtskonform.

Im Sold von Geheimdiensten und Regierungen

Ebenfalls mit einer rechtlichen Grauzone hatten die USA schon mehrfach, etwa im Irakkrieg zu kämpfen. Dabei erlangte das private Sicherheitsunternehmen Blackwater – nach mehreren Umbenennungen heute Academi – traurige Berühmtheit, als bei einem angeblichen Angriff auf einen Konvoi von Mitarbeitern der Firma in die Menge geschossen und zahlreiche Zivilisten getötet und verletzt wurden. Und auch in Afghanistan waren private Sicherheitsunternehmen für die US-Regierung bzw. das Militär im Einsatz, ebenso für die britische Regierung, oftmals für die Sicherheit von zivilem Personal oder zur Bewachung von Infrastruktur und Transporten. Dabei wird jedoch auch Wert auf Qualität gelegt. Nicht umsonst klagen teilweise Spezialeinheiten wie der britische SAS, dass Mitglieder die Einheit vorzeitig verlassen wollen, um für ein Vielfaches des Gehalts bei privaten Sicherheitsfirmen anzuheuern. Problematisch ist der Einsatz ebenfalls, denn rechtlich gibt es keine Regelungen. Der rechtsfreie Raum macht sie einerseits zur Zielscheibe im Krisengebiet, andererseits sorgen Vorfälle immer wieder für Komplikationen. Als etwa im Dezember 2006 ein betrunkener Blackwater-Mitarbeiter einen Leibwächter des irakischen Vizepräsidenten erschoss, war er zwar seinen Job los, konnte den Irak aber verlassen und musste sich weder dort noch vor einem US-Gericht für die Tat verantworten. Aber auch von Geheimdiensten wie der CIA werden derartige “private Mitarbeiter” gern für Operationen benutzt. Nicht umsonst wird auch der Gruppe Wagner ein Naheverhältnis zum russischen Militärgeheimdienst GRU nachgesagt.

Geld, Abenteuerlust

Die Motive für Söldner oder Freiwillige mögen daher vielfältig sein: Geld, Nervenkitzel, Abenteuerlust oder einfach die Tatsache, außer dem Waffenhandwerk nichts gelernt zu haben und gut darin zu sein, führen Männer in den Krieg im fremden Interesse. Zur Einhegung oder schnellen Beendigung eines Konflikts ist ihr Einsatz im Zweifel nicht geeignet. Vielmehr besteht die Gefahr, ihn weiter zu eskalieren. Von Selenski ist es daher eigentlich ein geschickter Schachzug, den Krieg mit dem Aufbau von “Freiwilligenverbänden” zu internationalisieren und als Verteidiger des Westens, der christlichen oder der westlichen Hemisphäre aufzutreten. Denn “damit hört alles andere auf, alle Ideologie oder sonst was”, oder sie beginnt erst…

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