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Wie amerikanische Satelliten der ukrainischen Armee helfen

Published On: 6. Mai 2022 18:01

Aufklärungsergebnisse amerikanischer Geheimdienste von Satelliten hatten offenbar große Bedeutung für die spektakulären Erfolge der ukrainischen Armee, nicht zuletzt bei der Tötung russischer Generale und der Versenkung des Kreuzers Moskva. Die Satellitentechnik ist heute kriegsentscheidend.

IMAGO / UIG

Satellitenbild der Ukraine und angrenzender teile Osteuropas

Amerikanische Geheimdienstinformationen sollen laut Medienberichten mit dazu beigetragen haben, dass die ukrainische Armee russische Generäle und andere hohe Militärs mit gezielten Schlägen töten konnte. So weit – so wenig erstaunlich. Dass die USA mit Informationen aushelfen, verwundert nicht. Doch diese veröffentlichten Erfolge liegen schon etwas zurück. Erstaunlicher ist daher eher der Zeitpunkt der jüngsten Veröffentlichung durch die New York Times. 

Demnach haben Geheimdienstinformationen mit Positionsmeldungen der USA der Ukraine geholfen, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte „Moskwa“ zu versenken. Allerdings wusste die amerikanische Regierung angeblich nichts über Pläne der ukrainischen Militärs, berichten jedenfalls Washington Post und New York Times. Nach russischer Darstellung versank der Kreuzer beim Abschleppen im Sturm, den es allerdings nicht gab. Nach dieser Darstellung seien auch alle 500 Seeleute gerettet worden; dies wiederum können russische Soldatenmütter nicht bestätigen, die ihre Söhne suchen.

Die Wahrheit bleibt im Krieg als Erstes auf der Strecke; Informationen sind Teil des Waffenarsenals genauso wie Handgranaten und Marschflugkörper.

Seit altersher gilt: Wer früher Informationen zu Position, Größe, Bewaffnung und Absicht des Gegners wie auch über das Wetter hat, verlässt eher als Sieger das Feld. Heute werden Spionage und ähnliche Handlangerdienste durch Hightech im All ergänzt. So dürften sich derzeit im Himmel über der Ukraine vermutlich die meisten Aufklärungssatelliten versammelt haben und die Kampfhandlungen in der Ukraine detaillierter beobachten als in jedem anderen bisherigen Krieg. Dazu ziehen ebenso regelmäßig Aufklärungsflugzeuge ihre Bahnen am Himmel.

Vor allem die Satelliten-Augen aus dem All spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Aufklärung. Kein Fleck der Erde ist mehr unbeobachtet, militärische Aufklärungssatelliten umkreisen die Erde und können fast die Nummernschilder von Autos erkennen. Bekannt sind die Bilder der Erde, wie sie Google Earth verbreitet; doch sind sie grobschlächtig im Vergleich zu dem, was Militärs erkennen können. Gerade jetzt im Ukrainekrieg zeigt sich deutlich, welche wichtige Rolle diese Späher aus dem All im modernen Krieg spielen. Den USA – mit Sicherheit auch den chinesischen Militärs – bleibt kaum eine Aktion verborgen, sie liefern der ukrainischen Armee aktuelle Bilder über die Position der russischen Armee, welche Fahrzeuge sie benutzen und wohin sie sich bewegen. In Echtzeit aus der Umlaufbahn in die Rechenzentren geschickt und ausgewertet liefern sie wertvolle Informationen über Position, Ausrüstung und Absicht des Gegners. Vermutlich sind die erstaunlichen Verteidigungsleistungen der ukrainischen Armee zu einem Großteil dieser Aufklärung aus dem All zu verdanken.

Denn der bleibt kaum noch etwas verborgen, was auf und sogar unter der Erdoberfläche vor sich geht. Sie beobachten die Erde im Bereich des sichtbaren Lichtes, im Infrarotbereich aber auch mit Radarstrahlen, die kleinste Gegenstände unterscheiden können. Sie überwachen sogar den Funkverkehr der russischen Atom-U-Boote mit der Zentrale in Moskau.

Was die Augen im All sehen, hängt davon ab, mit welcher Technik sie sehen. Sie können die chemische Zusammensetzung von Gasen ebenso analysieren wie Temperaturen von Oberflächen und tasten die Oberfläche in nahezu dem gesamten Spektrum der elektromagnetischen Wellen ab, vom Bereich der Radiowellen über Wärmestrahlung und sichtbaren Licht bis his hin zum Bereich der Röntgenstrahlen. Doch deren Leistungen sind meistens geheim ebenso wie ihre Umlaufbahnen.

Kommen sie gelegentlich in die Öffentlichkeit, beeindrucken die Details der Bilder. Sieben bis zehn Zentimeter große oder kleine Objekte sollen militärische Satelliten unterscheiden können, das reicht, um Fahrzeuge und Waffensystem unterscheiden zu können. Doch für eine Gesichtserkennung aus dem All ist diese Auflösung nicht gut genug. 

Verblüffend die Details der Satelliten des Dienstleister Maxar Technologies, die immer wieder Satellitenbilder aus der Ukraine veröffentlichen.

Spionagesatelliten bewegen sich auf vergleichsweise niedrigen Umlaufbahnen um die Erde, sie wollen der Oberfläche so nahe wie möglich kommen. Während sich Satelliten für Fernsehen und Telekommunikation sehr hoch in 36.000 Kilometer über dem Äquator mit rund 11.000 km/h bewegen. Hier liegt die sogenannte geostationäre Umlaufbahn, auf der sie immer genau über einem Punkt auf der Erde zu stehen scheinen. Nur hier »draußen« gibt es diesen schmalen Korridor, in dem man einen Satelliten am irdischen Himmel gewissermaßen „festnageln“ kann. Die Internationale Raumstation ISS dagegen fliegt wesentlich näher an der Erde – gerade mal in einer Höhe von 400 Kilometer.

Die frühen militärisch genutzten Satelliten fotografierten und belichteten noch auf richtigem Film. Die wurden an Fallschirmen abgeworfen und mussten kompliziert geborgen, entwickelt und auf Fotos belichtet werden. Eine zeitaufwendige Aktion, gegnerische Truppen waren schon längst woanders, als die Bilder auf dem Tisch der Luftbildauswerter lagen. Heute werden die Aufnahmen elektronisch aufgenommen und übertragen, in nahezu Echtzeit können die Lagen analysiert werden. Auch behindern Wolken nicht mehr die freie Sicht auf den Boden, denn die Augen der Aufklärungssatelliten sehen auch im Mikrowellenbereich und durchdringen Tag und Nacht Wasserdampfschichten.

Immerhin zählte Deutschland neben den USA und Russland schon recht früh zu jenen Nationen, die über ein eigenes Satellitenaufklärungssytem verfügte. Anlass war seinerzeit der Kosovo-Krieg, bei dem Deutschland nur wenige, von den USA gefilterte Aufklärungsergebnisse über die Lage auf dem Balkan bekam und ins Hintertreffen geriet. Dies fiel damals noch auf und führte zu einer veränderten Politik, nach der eigene Aufkärungssysteme notwendig seien. So hat die Bundeswehr das satellitengestützte Aufklärungsssystem SARah, das künftig mit drei Satelliten von jedem Ort der Erde Bilder liefern kann. Radarstrahlen tasten den Boden ab und können Gegenstände von unter einem Meter Größe unterscheiden.

Die mit fünf seit 2007 die Erde umkreisenden Vorgängersatelliten SAR können Objekte ab 50 Zentimeter erkennen. Sie fliegen in rund 600 km Höhe vergleichsweise niedrig und können eine Position alle 12 Stunden überfliegen und Veränderungen registrieren. Nachfolger SARah wurde 2013 bei dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB System AG in Auftrag gegeben und sollte eigentlich seit vier Jahren im Orbit sein. Jetzt hofft die Bundeswehr auf einen Start noch im Jahr 2022. 

Zuletzt wurden noch einmal Mitte 2016 weitere 116 Millionen Euro vom Haushaltsausschuss freigegeben, um die IT-Sicherheit des Systems zu verbessern und neue Verschlüsselungstechnologien einzusetzen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hatte neue Regeln aufgestellt, da mussten die Entwickler nachlegen. Immerhin umfasst das System eine Bodenstation in Deutschland mit Antennen sowohl in Deutschland als auch in Schweden. Dabei entsteht ein reger Datenverkehr mit sicherheitsrelevanten Informationen.

Wurden die ersten deutschen SAR Satelliten 2006 noch vom russischen Weltraumbahnhof Plessezk südlich von Archangelsk mit einer COSMOS-3M Trägerrakete in den Orbit gebracht, ziemt sich das unter den veränderten Bedingungen des Ukraine-Krieges nicht mehr so richtig. OHB plant, Elon Musks Space-X Trägerraketen als Taxi ins All einzusetzen. Das erweist sich sehr zum Ärger der europäischen Arianespace außerdem als das preisgünstigste Verhikel.

Heute verfügen viele Nationen über Aufklärungssatelliten. Sogar Nordkorea hat seinen Kwangmyongsong 4 im Februar 2016 in eine Umlaufbahn geschossen. Allerdings wurden in vielen Ländern Zweifel an der Arbeitsfähigkeit des nordkoreanischen Satelliten geäußert. US-amerikanische Regierungsstellen hätten berichtet, das Raumfahrzeug habe nach einer kurzen stabilen Phase wieder begonnen zu rotieren und man könne keine Signale vom Satelliten empfangen.

Einen unterirdischen Atomtest Nordkoreas entdeckten die Radar-Satelliten TerraSAR-X und ALOS-2. Sie registrierten eine Veränderung der Geländehöhen um einen halben Meter. Ein Berg in der Nähe der Explosion war aufgrund der Geländeverschiebung durch die Sprengkraft abgesunken. Dies ergab ein Vergleich der Erdoberfläche vor und nach dem Test.

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