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Marie-Antoinette bei Maybrit Illner: Arme Menschen? – Nie davon gehört

Published On: 13. Mai 2022 8:01

Bei Maybrit Illner wird endlich das Thema Inflation angetastet. Aber die Teilnehmer der Sendung sind so offensichtlich weit weg von solch profanen Problemen, dass sie fast schon belustigt sind. Christian Lindner prahlt mit Entlastungspaketen – und die DGB-Vorsitzende schiebt die Inflationsschuld auf Spekulanten.

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

„Krieg in der Ukraine, Klima retten, Corona-Folgen abfedern – die Krisen türmen sich. Die Inflation steigt auf immer neue Höchstwerte. Vor allem Energie und Lebensmittel machen die Deutschen ärmer“, heißt es in dem Begleittext zur gestrigen Illner-Sendung. Man hätte auch einfach schreiben können: Wir stecken tief in der Sch… – naja, Sie wissen, was ich meine. „Multikrise“ nennt Illner das stattdessen. Die Moderatorin fragt: „Krieg, Corona, Inflation – eine Krise zu viel?“ 

Hat jemand eine Ahnung, was sie mit dieser Frage sagen will? Krisenschlussverkauf, alles muss raus? Machen wir jetzt die Krisentriage und geben einfach auf dem Gebiet auf, wo das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen ist.

Das Aufgebot im Studio macht die Lage jedenfalls nur noch trauriger. Wenn das unsere Krisenexperten sind, dann reite ich aber lieber mit der Inflation in den Sonnenuntergang. Christian Lindner, unser Finanzminister und Sunny-Boy vom Dienst, darf da natürlich nicht fehlen. Lindner gibt sich total relatable, er weiß genau wie sich die armen Leute fühlen. Gleichzeitig ist er aber auch ein High-Performer und Elite-Politiker, und da gibt er sich auch ganz kompetent, er will alles unter Kontrolle behalten. So ganz kriegt er das nicht hin – merkt man schon daran, dass er mit seinen gelb gefärbten Haaren, orangenem Gesicht, das nicht zur Hautfarbe an den Händen passt, und der roten Krawatte aussieht wie ein jüngerer aber unenthusiastischer Donald Trump.

Während Trump in dieser Situation darüber gesprochen hätte, die Inflation zu killen („Inflation will die like a dog“ oder so), hat Lindner nur Phrasen übrig wie: „Nicht Angst machen ist die Aufgabe der Politik, sondern Rahmenbedingungen schaffen, damit hier Zukunft passiert.“ Er meint, der Bund würde so viel Geld in Infrastruktur investieren wie nie zuvor, und mit der Abschaffung der EEG-Umlage würde Entlastung kommen. Dass die Abschaffung eigentlich nichts mit der Ampel zu tun hat, lässt er offen – aber egal. Immerhin investiert die Bundesregierung in Klimaschutz und so.

„Annäherungen an das A-Wort“

Ihm gegenüber wird Yasmin Fahimi gesetzt, neue Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und SPD-Mitglied. Sie wartet mit einem sozialdemokratischen Uraltkatalog von Vermögenssteuer bis Planwirtschaft auf: „Das Märchen, dass der Markt alles regelt, das haben wir uns jetzt schon 30 Jahre angehört“, beklagt sie. Wenig konkret fährt sie fort: „Es wird jetzt darum gehen, ob wir in diesen großen Herausforderungen soziale Gerechtigkeit walten lassen.“ Die Ursachen für die Inflation sieht sie nicht in den politischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre, sondern in der Unterbrechung der Lieferketten, Rohstoff-Engpässen und – natürlich – Spekulationen. Klar, die Kapitalisten sind mal wieder schuld. Sie fordert: „Es bedarf einer Umverteilung von oben nach unten.“

Veronika Grimm, Ökonomin und Mitglied des Sachverständigenrates, eine „Wirtschaftsweise“, sieht das anders. Sie schlägt zum Beispiel die CO2-Bepreisung als super Mittel zur gerechten Umverteilung vor. Damit haut man den Leuten auf die Finger, wenn sie was Böses machen und nimmt gleich noch mehr Geld ein, um es direkt wieder ausgeben zu können. Ach und übrigens, wenn Sie ein Auto haben, heißt das in ihren Augen, dass sie automatisch sehr wohlhabend sind, denn wer könnte sich sonst schon noch ein Auto leisten. Immerhin warnt Grimm in einem Satz vor einer Lohn-Preis-Spirale.

Es ist schon lustig zuzusehen, wie sich einige Leute, die ganz offensichtlich lange nicht mit mangelndem Geld in Berührung gekommen sind, über das Thema Armut unterhalten, als würden sie über den Kontakt mit Außerirdischen philosophieren. Im Einspieler der Sendung ganz am Anfang wird das Wort „arm“ gar nicht genannt – es gäbe „Annäherungen an das A-Wort“ heißt es da. Wissen Sie, die Elitechefs aus dem Regierungsviertel, die sprechen solche Wörter nicht aus, die haben Angst, sich schmutzig zu machen.

Volker Wissing ist „erschrocken“

Weil die nun wirklich gar keine Ahnung haben, ob eine Banane jetzt mittlerweile schon 10 Euro kostet, hat man sich noch jemanden aus der arbeitenden Bevölkerung rangeholt: Matthias Grenzer ist Bäckermeister aus Rostock. Er schildert die angespannte Stimmung: „Es gibt Kunden, die unsere Verkäuferinnen beleidigen. Die lassen ihren Frust, der sich über die Corona-Zeit aufgestaut hat, an ihnen aus.“ Man könne den Kunden nicht alles zumuten – „wir können nicht alle Preise erhöhen. Brot darf nicht zum Luxusartikel werden.“ Außerdem merke er, dass viele Menschen bei ihren Lebensmitteleinkäufen sparen: „Wir verkaufen deutlich weniger.“

Grenzer verstehe die Politik zwar, aber ein Gas-Embargo sei für viele Bäckereien nicht auffangbar.

Mit am Tisch sitzen darf Grenzer aber nicht. Er muss die komplette Sendung über abseits an einem Stehstisch stehen, bis er die Erlaubnis bekommt, auch mal Pieps zu sagen. Vielleicht dachte sich das ZDF nichts dabei, doch den einzigen Gast, der nicht aus der politischen Upperclass kommt, in die Ecke zu stellen, während die anderen gemütlich an einem Tisch sitzen und darüber diskutieren, was für ihn und seinesgleichen so das beste wäre – das gibt doch schon eine eindeutige Botschaft. Dann hat er endlich seinen Auftritt, da nutzt Lindner nochmal die Gelegenheit, um zu betonen, dass er ja aus einer Bäckerfamilie kommt, die über Generationen zurückreicht. Er spricht von seinem Großvater, nun, der dürfte die Generation meiner Urgroßeltern sein. Da habe ich auch eine Urgroßmutter aus einer Bäckerfamilie zu bieten – ihre Familie gehörte damals zu den Wohlhabendsten der Stadt.

Die schlechte Behandlung von Herrn Grenzer setzte sich übrigens fort. Noch während er spricht, setzt Illner, die sich zu Beginn der Befragung noch zu ihm an den Stehtisch gestellt hatte, wieder auf ihren Platz zurück. Alle weiteren Fragen stellt sie dann quer durch’s Studio, Herr Grenzer ruft ihr die Antworten quer durch den Raum zurück. Plötzlich bricht sie das Interview ab, die Kamera dreht sich weg, Herr Grenzer ist verschwunden.

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