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Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Sänger von „Feine Sahne Fischfilet“

Published On: 17. Mai 2022 19:11

Der Sänger der vom Bundespräsidenten gelobten linksradikalen Band soll übergriffig geworden sein. Die Öffentlich-Rechtlichen –  seine größten Medien-Fans – berichten bisher nichts darüber 

IMAGO / Becker&Bredel

Jan Gorkow von „Feine Sahne Fischfilet“ bei einem Konzert 2019

Ist der Frontmann der linksradikalen Band „Feine Sahne Fischfilet“ Jan Gorkow ein Täter, der Frauen sexuell missbraucht? Einen Beleg dafür gibt es bis jetzt nicht – aber eine heftige Debatte im Fan-Milieu, die die Band selbst mit einer gewundenen Mitteilung befeuerte. Die Musiker mussten offenbar zu dem Schluss gekommen sein, dass sie sich ihren Fans gegenüber sich am besten präventiv äußern sollten – aber gleichzeitig auch so kryptisch wie möglich. Vor wenigen Tagen erschien auf Instagram eine Mitteilung der der Band mit Andeutungen über andere Andeutungen. „Wir haben mitbekommen, dass es eine Seite im Internet gibt, die vermutlich demnächst verschiedenste Vorwürfe veröffentlicht“, heißt es in der Stellungnahme der Bandmitglieder. „Wir wollen offen damit umgehen. Und wir wollen euch einfach sagen: Wir wissen nicht, worum es geht, aber wir werden diese Vorwürfe ernst nehmen und uns damit auseinandersetzen.“ Etwas weiter unten findet sich dann eine verklausulierte Formulierung, die immerhin einen Hinweis gibt, worum es gehen könnte: „Uns ist bewusst dass eine Band die nur aus Typen besteht zu Problematiken führen kann.“

Screenprint via Instagram / Feine Sahne Fischfilet

Um welche Art Problematiken es sich handeln soll – das fand sich schon konkreter unter dem Instagram-Account „Niemand muss Täter sein“. Anonyme Autorinnen beziehungsweise Autoren werfen dort dem Sänger Jan Gorkow „sexualisierte Gewalt“ und „Machtmissbrauch“ vor, allerdings, ohne ins Detail zu gehen. Das sei zum Schutz der Betroffenen nötig. In dem Text heißt es: 

„Gegen Jan Gorkow gibt es Anschuldigungen sexualisierter Gewalt und des Machtmissbrauchs. Wir wissen, dass er ein Täter ist. Wir wollen hier allen Betroffenen größtmöglichen Schutz bieten und werden daher an dieser Stelle keine Einzelheiten über die Taten veröffentlichen. Wir fordern: Schaut hinter die Fassade! Solidarität mit allen Betroffenen!“

„Niemand muss Täter sein“ spielt ganz offensichtlich auf die Liedzeile der Band „niemand muss Bulle sein“ aus dem Song „Wut“ an.

Die Vorwürfe beschränken sich nicht auf Gorkow, sie betreffen die Band insgesamt, das Plattenlabel audiolith und das Band-Management, die Gorkows Taten angeblich decken würden: „Wir können das Handeln und das Schweigen des Labels audiolith, des Managements JKP und vor allem von Feine Sahne Fischfilet in keinster Weise verstehen und sind erschüttert, wie sich das öffentliche Bild dieser Person, die sich nach außen mit solidarischen und politischen Aktionen schmückt, halten kann. Wir schenken allen Betroffenen uneingeschränkten Glauben und fordern: Keine Bühne für Täter! Schluss mit dem Mackertum! Schluss mit sexuellen Übergriffen!“

Die Beschuldigungen belegen natürlich keine Taten, erst recht keine strafrechtlich relevanten Handlungen. Und „Feine Sahne Fischfilet“ gehört zu einem politischen Milieu, in dem schon ein Kompliment als sexueller Übergriff gelten kann. Vor etlichen Jahren musste sich die Band bei einem Auftritt in einem linken Kulturzentrum schon einmal Vorwürfe anhören, weil ein Mitglied der Punk-Band auf der Bühne sein T-Shirt ausgezogen hatte. Andererseits arbeitete „Feine Sahne Fischfilet“ auch selbst kräftig an dem Klima der Verdächtigung mit, in dem nicht nur ein Kompliment schon als Übergriff gilt, sondern auch eine Ansicht aus der politischen Mitte schon als rechtsradikal. Der „Musikexpress“ – der Band freundlich zugetan – berichtete über die Vorwürfen gegen Gorkow, allerdings mit der bizarren Formulierung: „Verurteilen sollte man die mutmaßlichen Opfer trotzdem nicht. Genauso wenig den mutmaßlichen Täter.“  

In einem Medienbereich allerdings herrscht tiefes Schweigen über die Anschuldigungen – in dem Teil der Medien, die die Gruppe überhaupt erst von einer nordostdeutschen Lokalband auf den Status der bundesdeutschen Prominenz gehoben hatten: Die öffentlich-rechtlichen Medien verzichteten bisher auf Berichterstattung. 

ZDF und ARD überschütten „Feine Sahne Fischfilet“ seit Jahren derart mit Aufmerksamkeit, dass sie eher wie eine übergroße PR-Abteilung für die Linksaußen-Musiker wirken. Dass es im Liedgut der Band (in dem schon erwähnten Song „Wut“) beispielsweise heißt: „Wer kein Rückgrat hat, der wird vereidigt auf den Staat/ Lieber Hartz 4 bezieh’n, im Bett bis um vier liegen /Bier trinken, Weed dealen, Speed zieh’n als Geld im Staatdienst verdien/(…)Ich mach mich warm, weil der Dunkelheitseinbruch sich nähert /Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“, galt bei den Gebührenfunkern offenbar als willkommener radikaler Schick. Erst recht, seitdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2018 persönlich das Konzert mit „Feine Sahne Fischfilet“ und der Band K.I.Z. („ich ramme meine Messerklinge in die Journalistenfresse“) und anderen Linksaußen-Barden lobte, das in Chemnitz nach dem Messermord an einem jungen Mann durch zwei Asylbewerber laut Steinmeier ein „Zeichen gegen den Hass“ setzen sollte. 

„Punkrock mit Trompeten, exzessive Liveshows und der unverdrossene Kampf gegen den Rechtsruck in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern – das sind Feine Sahne Fischfilet. Jetzt mit neuem Album“, werbetextete das ZDF 2018. Gorkow und seine Bandmitglieder mussten sich in den zahlreichen Interviews bei ARD und ZDF nie eine kritische Frage zu ihren radikalen bis extremistischen Ansichten gefallen lassen. Ende April saß Gorkow auf dem roten Sofa von Bettina Tietjen, und durfte dort sein Abnehm-Buch vorstellen. „Er ist ein Star, ein Idol, eine Identifikationsfigur nicht nur für Rockfans, sondern auch für linkspolitische Aktivisten“, tremolierte Tietjen im Groupie-Sound über den linksradikalen Sänger. Jetzt könnte die NDR-Journalistin ihn noch einmal zu sich laden – und ihn nach Problematiken fragen.

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