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Cora Stephan: Der Fluch des Pharao

Published On: 26. August 2022 16:00

Fluchen und Schimpfen stiften Gemeinschaft, unter Jugendlichen wie unter Fußballfans. Das gilt für die Sarrazinverächter ebenso wie für all jene, die jemanden wie Deniz Yücel mit Shakespeare für einen „verfluchten kuttelgesichtigen Halunken“ halten.

Gegen Hass und Hetze muss vorgegangen werden! Täglich mehrmals, bitteschön. Überdies ist alles zu vermeiden, was bei anderen Unwohlsein auslösen könnte, von angeeigneten Rastafrisuren bis hin zur Verteidigung einiger biologischer Grundtatsachen, die bloße Erwähnung von Mann und Frau hat bekanntlich enormes Verletzungspotenzial. 

Schülern und Studenten ist es überdies nicht zuzumuten, sich mit Abscheulichkeiten auseinanderzusetzen wie etwa der Sklaverei, weshalb ihnen entsprechende Lektüre – von Onkel Toms Hütte bis Pippi Langstrumpf – erspart bleiben soll. Im Vertrauen: Das ist etwa so doof wie ein Verzicht darauf, das Immunsystem dadurch zu trainieren, dass man es Reizen aussetzt. 

Doch die Woken haben gesiegt, das N- wie das Z-Wort sind längst aus der Alltagssprache verbannt, nicht allerdings das K-Wort für Biodeutsche, aber das hat die neue Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman ja längst zu einem wohlschmeckenden Gemüse erklärt. (Klugscheißerei am Rande: Kartoffeln sind kein Gemüse, sondern Knollen.)

Lasst uns hetzen und hämen!

Auf Social Media wie Facebook oder Twitter wütet der Kampf schon länger: Da wird alles gelöscht, was gegen Gemeinschaftsstandards verstößt, die niemand kennt. Dabei hat der Ruf nach Zensur einen eindeutigen Bias, links darf man jemandem wie Thilo Sarrazin schon mal wünschen, „der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten“, Copyright Deniz Yücel, da ist man nicht so empfindlich. Und die launige Aufforderung durch einen Grünen, Sachsen kontrolliert abbrennen zu lassen, ist voll in Ordnung, Sachsen liegt schließlich in Dunkeldeutschland. Ein Bravo auch der schrillen Weiberhetze gegen den toxischen weißen Mann, der mitsamt der Polizei auf der Müllhalde zu entsorgen sei!

Die andere Seite ist da weit weniger mutig. So viel ich weiß, hat niemand Deniz Yücel ein paar Jahre mehr im türkischen Knast gewünscht oder einen Unsympathen wie Böhmermann als „Ziegenficker“ tituliert. Wir vornehmen Menschen würden im Übrigen jede heimische Ziege vor solch kultureller Aneignung schützen wollen. Um der Ausgewogenheit willen: Lasst uns hetzen und hämen!

Denn was man verbietet, erzeugt die kindliche und kindische Lust, das N-oder das Z-Wort nun erst recht zu benutzen. Zur Emanzipation der Frauen gehört überdies auch, dass sie Männer mindestens so lustvoll herabwürdigen dürfen – wie es Männer in puncto Frauen nicht mehr dürfen. Und zum dritten: mit der Kunst des Fluchens und Beleidigens verschwindet auch das, was ihr vorausgeht. 

Einen Stilbruch kann nur begehen, wer noch Stil hat oder wenigstens weiß, was das ist. Regelverletzungen setzen die Kenntnis von Regeln voraus. Kurz: Die Kunst des Fluchens oder der gekonnten Beleidigung hat Zivilisiertheit zur Vorbedingung. 

Schluss mit der schneeflöckchenhaften Betulichkeit!

Doch gerade manch Bekämpfer von Hass und Hetze zeigt sich von einer äußerst unbunten und sauertöpfischen Seite, wenn ihm nur noch einfällt, den von ihm als Hasser und Hetzer Erkannten ein „Nazi“ entgegenzuschleudern? Das zeugt von wenig Phantasie und noch geringerer Bildung.

Schluss mit der schneeflöckchenhaften Betulichkeit! Es gibt genug Gründe zum lauthalsen Fluchen und Schimpfen, und zwar nicht nur auf der Autobahn gegen den penetrant auf der linken Spur bummelnden Dödel da vor mir. Ein täglicher Fluch gegen „die da oben“ gehört zur persönlichen Hygiene, das ist so, seit es Überlieferung gibt. Schimpfworte helfen, Stress und Schmerzen zu verringern – durchs Fluchen wird der Körper von unguten Emotionen abgelenkt. Mehr noch: Fluchen und Schimpfen stiften Gemeinschaft, unter Jugendlichen wie unter Fußballfans. Das gilt für die Sarrazinverächter ebenso wie für all jene, die jemanden wie Deniz Yücel mit Shakespeare für einen „verfluchten kuttelgesichtigen Halunken“ halten. Deine Blase – meine Blase. Gemeinsam die andere Seite zu beschimpfen, ist so alt wie die Geschichte der Menschheit, so weit wir sie kennen.

Umso begrüßenswerter, dass sich das Museum für Kommunikation in Frankfurt in einer soeben eröffneten Ausstellung vor allem den positiven Aspekten des Fluchens und Schimpfens widmet. Ja, gewiss, es wird auch pflichtschuldigst vor „digitaler Gewalt“ gewarnt. Aber ein ausdrückliches Lob gebührt Schimpfworten als „sozial und emotional unersetzlichen, entscheidenden Bestandteile unseres sprachlichen Repertoires“. Schließlich können Worte nicht spalten, was längst gespalten ist. Eine in allem einige Volksgemeinschaft ist so unmöglich, wie sie nicht wünschenswert ist.

In diesem Sinne: F….ckt euch, ihre Kanaillen und Hundsfötte! 

U/S, 24/08

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