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13 Prozent der Intensivpfleger weiterhin ungeimpft – Kliniken vor Überlastung durch Impfpflicht

Published On: 24. Januar 2022 9:53

Trotz bereits beschlossener Impfpflicht bleiben über 10 Prozent von Ärzten und Pflegern in Kliniken ungeimpft – das zeigt eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zwei Drittel der Krankenhäuser rechnen mit Einschränkungen. Es wird ernst.

IMAGO / Westend61

Die Impfpflicht für medizinisches Personal ist beschlossene Sache. Warnungen, das Berufsverbot für umgeimpfte Pfleger könnte die ohnehin schon knappe Personaldecke in den Kliniken weiter belasten, wurden stets mit dem Argument zurückgewiesen, die Pfleger würden sich am Ende schon impfen lassen.

Seit Wochen zeigt TE in Interviews und Analysen: Ein für die Betriebsfähigkeit von Krankenhäusern relevanter Teil wird sich eben nicht impfen lassen – und nimmt auch eine Freistellung in Kauf.

Das lässt sich nun auch statistisch zeigen. Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft, über die das RND berichtet, kommt auf eine generelle Impfquote für Mitarbeiter in Patientenkontakt von 89 Prozent. Ausgerechnet die Impfquote der besonders im Fokus der Corona-Pandemie gefragten Intensivpfleger liegt überraschend sogar niedriger – bei 87 Prozent. Am höchsten liegt die Quote im Pflegedienst bei 95 Prozent. Ab dem 15. März müssen die Mitarbeiter ihren Impfstatus beim Arbeitgeber nachweisen. Wer sich noch impfen lassen will, für den wird es schon knapp. Seit Monaten besteht ohnehin ein besonders harter Impfdruck in Krankenhäusern, erste Kliniken beginnen bereits damit, umgeimpfte Mitarbeiter freizustellen. Dennoch liegt die Impfquote im medizinischen Sektor nicht viel über der in der Gesamtbevölkerung: Rund 83,6 Prozent der über 18-Jährigen in Deutschland sind mindestens doppelt geimpft.

Besonders in der personell jetzt bereits völlig unterbesetzten Intensivpflege wird das zu drastischen Problemen führen. Seit Jahren wird der Personalschlüssel aufgeweicht, weswegen Pfleger ohnehin schon im Schnitt mehr Patienten behandeln, als vorgesehen. Lücken können oft nur noch durch Zeitarbeit gefüllt werden oder durch Pfleger von anderen Stationen, die allerdings keine spezialisierte Ausbildung haben, die gerade hier so wichtig ist.

Keine Klinik hat ein Personalpuffer von über 10 Prozent. Der Weggang der Pflegekräfte hier dürfte zu einer Reduktion der Versorgungskapazität und -qualität im gleichen Verhältnis führen – durch den damit einhergehenden Zusammenbruch interner Strukturen möglicherweise auch darüber hinaus. Ebenfalls 11 Prozent der Klinik-Ärzte sind der Umfrage zufolge nicht geimpft. Ärzte, Medizinisch-Technische Assistenten und spezialisierte Pfleger etwa mit Ausbilderlizenz sind oft überhaupt nicht zu ersetzen.

Protestaktion in Chemnitz

Intensivpfleger Ian Hoesle berichtet gegenüber TE: „Die Personalsituation in nahezu allen Kliniken ist alles andere als die beste, insbesondere in der Intensivpflege. In meinen Augen hat das scheinbar auch System, da wir ja in den letzten zwei Jahren weiter Krankenhausbetten verloren haben. Überall wird Zeitarbeit gebraucht bzw. eingestellt. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, jetzt weitere Ressourcen abzubauen.“

Folgerichtig gehen der Untersuchung zufolge auch zwei Drittel der Krankenhäuser davon aus, dass es durch die Impfpflicht zu Personalengpässen und Einschränkungen in der Patientenversorgung kommen wird. Nimmt man dann noch hinzu dass die die Impfquote regional sehr unterschiedlich ist, verschärft sich das Bild der Lage. In Sachsen, Thüringen und Oberbayern gibt es Kliniken mit teils über 20 Prozent umgeimpftem Personal. Lücken, die sich nicht schließen lassen.

Laut des für einen möglichen Corona-Triagefall immer zur Rate gezogenen DIVI-Intensivregister sind aktuell nur rund 15 Prozent der verfügbaren Intensivbetten frei. Nach der Impfpflicht dürfte demnach die letzte Reserve verloren gehen. Aber diese Zahlen sind offenbar nur relevant, wenn man über die Gefahr von Corona spricht. Dabei bedroht die Impfpflicht die Versorgungssicherheit der Kliniken mehr, als es Covid gegenwärtig tut. Das Ausland müsste mahnendes Beispiel sein: In Italien und den USA musste eine solche Impfpflicht kurze Zeit nach Eintritt wieder zurückgenommen werden – das Personal war nicht zu ersetzen. Es bricht die letzte Chance an, diese Krise in Deutschland noch abzuwenden.

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