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Der Zombie-Journalismus

Published On: 31. Juli 2021 15:59

Eine Schande. Eine einzig große journalistische Schande. Die kommt zum Vorschein, wenn wir betrachten, was nicht wenige Medien und Journalisten in diesem Land seit März 2020 abgeliefert haben. Der Zombie-Journalismus ist Realität geworden.

Manch einer mag sich beim Lesen dieser Zeilen fragen, ob es nicht eine Nummer kleiner, zurückhaltender geht. Muss es denn gleich so ein martialisch klingender Begriff wie „Zombie-Journalismus“ sein, wenn es darum geht, Medien für ihre „Berichterstattung“ in der Pandemie zu kritisieren?

Wie wollte man diesen Fragen begegnen? Vielleicht so: Die Regierung rast — bildlich gesprochen — seit 18 Monaten mit dem Panzer über die Grundrechte und Journalisten ballern publizistisch jeden weg, der das Wort Grundrechte auch nur etwas zu laut ausspricht. Gerade redet ein Bündnis im Geiste, bestehend aus Politikern, Journalisten und Experten, ungeniert der Zweiteilung der unveräußerlichen Grundrechte das Wort — wie will man es sonst bezeichnen, wenn Geimpfte über Grundrechte verfügen dürfen und Ungeimpfte nicht? Diese Phalanx jedenfalls ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, Menschen vom öffentlichen Leben auszuschließen, die nicht so ganz damit einverstanden sind, dass der Staat mit der Spritze in ihren Körper eindringen möchte.

Journalisten und Medien müssten bei einer bisher in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellosen Beschneidung der Grund- und Menschenrechte Zeter und Mordio schreien. Stattdessen applaudieren sie und versetzen die Bevölkerung in einen Zustand der Angst. Das ist die Realität. Das ist der Stand der Dinge. In Anbetracht dessen von Zombie-Journalismus zu sprechen, ist noch überaus höflich und zurückhaltend formuliert.

„Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet andere. Das rechtfertigt staatliche Zwangsmaßnahmen“, heißt es in der Unterzeile zur Überschrift in einem aktuellen Kommentar von Mark Schieritz auf Zeit Online.

So sieht Komplexitätsreduktion aus. Der ganze Komplex aus Grundrechtsfragen, einer zumindest in Sachen Sars-Cov-2 berechtigten Impfskepsis, sowie der persönlichen und gesellschaftlichen Gefahrenabwägungen einfach zusammengefasst in einem „Wer-der-Satz“ samt anschließender Conclusio bestehend aus vier Wörtern. Und nein: Der Artikel selbst, der hinter einer Bezahlschranke ist, hat kaum mehr Substanz. Was ist nur aus der liberalen Zeit geworden?

Der Spiegel-Autor Nikolaus Blome äußerte unter der Überschrift „Impfpflicht! Was denn sonst?“ auch seine Meinung:

„Ich hingegen möchte an dieser Stelle ausdrücklich um gesellschaftliche Nachteile für all jene ersuchen, die freiwillig auf eine Impfung verzichten. Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.“

Und so ließe sich Beispiel für Beispiel aneinanderreihen, wie Journalisten und Medien versuchen, massiven Druck auf Ungeimpfte auszubauen und/oder geradezu einen bestrafenden Staat herbeisehnen, der mit den Ungeimpften kurzen Prozess macht.

Wer Medien nutzt, gerät in eine Flut von Beiträgen, aus denen sich lesen lässt, dass die Fantasie vom autoritären Staat, der „durchgreift“, für „Recht und Ordnung“ sorgt, weiter innerhalb der „vierten Gewalt“ verbreitet ist, als es der Demokratie lieb sein kann. Bei Begriffen wie „Maßnahmen“, „Zwang“ und „Pflicht“ scheinen nicht wenige Medienschaffende regelrecht wuschig zu werden.

Anders gesagt: Der ohnehin bereits seit Langem offen zur Schau gestellten ideologischen Komplizenschaft von so manchem Journalisten mit den Mächtigen folgt nun der Schulterschluss mit dem autoritären Teil des Staates. Einmal dabei sein, wenn „die richtige“ Gruppe separiert, aus der gesellschaftlichen Gemeinschaft ausgeschlossen und diskriminiert wird. Einmal Einpeitscher sein. Und das auch noch ganz „legal“, und das auch noch vom obersten Felsen der moralischen Überlegenheit.

Nicht wenige Journalisten waschen sich derzeit so oft die Hände in Unschuld, wie sich von der Virusangst ergriffene Bürger die Hände desinfizieren. Wie so oft inszenieren sich Journalisten als Teil der moralischen Anstandsbewegung. Ihnen geht es — vorgeblich — um den Schutz der „vulnerablen Gruppen“. Ja, sie fahren gerne das ganz große Tennis auf. Ihnen geht es um das „Große und Ganze“, um „unser“ aller Gesundheit, um das „Wohl“ der Gesellschaft. Wer wollte bei solch hehren Absichten widersprechen.

Doch so einfach ist es nicht.

Vom ersten Virusmoment an hat ein Haufen vor sich hin hypochondernder Journalisten vor allem auch deshalb Angst und Panik geschürt, weil er selbst die Hosen voll hatte und Maskentragen, Abstandhalten und Ausgangssperren ihm gerade recht kam. Journalistische Distanz, Objektivität, Unvoreingenommenheit? Selten so gelacht.

Unter der schamlosen Pervertierung ihrer eigenen Profession haben Journalisten ihre nicht einfach nur ihre eigene Ansicht, sondern ihren eigenen Wahnsinn zum Wahnsinn der Öffentlichkeit gemacht. Und jetzt, wo der Feldzug gegen die Ungeimpften anläuft, geht es so weiter.

Sind unter den Ungeimpften nicht auch jene Gruppen, mit denen die aufrichtigen Haltungsjournalisten über Kreuz liegen? Befinden sich unter den Ungeimpften nicht auch jene, die irgendwie „regierungskritisch“ sind — was für nicht wenige Journalisten etwas ganz Schlimmes ist? Gehören zu den Ungeimpften nicht auch „Verschwörungstheoretiker“, Grundrechte-Demonstranten und Bürger, die die „Frechheit“ besitzen, „Wahrheiten“ zu hinterfragen?

Und schon läuft der Zombie-Journalismus zur Hochform auf. Die sich doch so sehr der Objektivität „verpflichtend“ Fühlenden haben mit der Veräußerung der unveräußerlichen Grundrechte kein Problem. Publizistische Mobilmachung gegen unliebsame Gruppen — das wird dann als maximal objektiver Journalismus verkauft. Wer‘s glaubt — nein, der wird in diesem Falle gewiss nicht selig.

In den vergangenen 20 Jahren gab es eine Unmenge an Medienkritik. Hochreputierte Professoren und andere kritische Zeitgenossen haben die Gründe, die dazu führen, dass Medien völlig aus dem Ruder laufen, bis in kleinste Details analysiert. Doch der Grad an Uneinsichtigkeit, Borniertheit, aber auch der Grad an Arroganz, Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit und Selbstverliebtheit innerhalb der Medien ist so hoch, dass jeder Versuch, nach den Prinzipien von Argument und Gegenargument ins Gespräch zu kommen, fehlgeschlagen ist.

Diese Medien, dieser „Journalismus“, mit dem wir es jeden Tag zu tun haben, ist für Kritik und Diskussion nicht zugänglich. Ihm mit Argumenten entgegenzutreten wäre so, als wollte man einem Sumpfbiber oder einem Ozelot den Unterschied zwischen einer sauberen Reportage und den G‘schichten des Spiegel-Kreativ-Reporters Claas Relotius erklären. Sie verstehen? Vergebene Liebesmüh und so.

Was hat es mit Journalismus zu tun, wenn eine RTL-Reporterin sich für ihre „Berichterstattung“ zur Flutwasserkatastrophe mit Schlamm beschmiert? Was hat es mit Journalismus zu tun, wenn der Tagesspiegel eine Hammer-bumms-krass voll seriöse Mega-Investigativgeschichte über die Aktion #allesdichtmachen zusammen mit „Journalist:Innen des Recherchenetzwerk Antischwurbler“ verfasst, die ihm dann so richtig auf die Füße fällt? Was hat es mit Journalismus zu tun, wenn der Geschäftsführer des Deutschen Journalistenverbandes des Landesverbandes Thüringen, laut Medienberichten, einem Demo-Teilnehmer, der von der Polizei wegläuft, ein Bein stellt? Was hat es mit Journalismus zu tun, wenn Medien über einen langen Zeitraum unkritisch die Zahl der „Covid-Todesfälle “ verbreiten, ohne diese zu hinterfragen und zu unterscheiden, ob die Verstorbenen ursächlich an dem Virus verstorben sind? Was hat es mit Journalismus zu tun, wenn selbst die Spatzen schon auf den Dächern die Sinnhaftigkeit der Inzidenz hinterfragen und Medien die Inzidenzwerte unkritisch hoch und runter beten?

Klar, die RTL-Reporterin hat sich ja nur für ihr sauberes Oberteil „geschämt“. Um das Vortäuschen von Authentizität ging es selbstverständlich auf keinen Fall. Der wackere Geschäftsführer des DJV Landesverband Thüringen hat gewiss nur aus edlen Motiven gehandelt und bekommt auch noch eine Art persönlichen „Reinwaschungsbrief“ des Landesvaters. Der Tagesspiegelentschuldigt“ sich zwar, Komma, aber, aber…, außerdem hat er so schön das Binnen-I gesetzt. Und überhaupt: Mittlerweile berichten doch Medien von „mit“ und „an“ dem Virus Verstorbenen und hier und da taucht doch auch mal ein Bericht auf, der die Sinnhaftigkeit der Inzidenz hinterfragt.

Also: Ist doch alles gut?

Nä, sorry, nix ist gut. Wenn der Zombie-Journalismus um sich greift, entsteht ein realer Schaden — an Gesellschaft und Demokratie, um auch mal das „große Tennis“ zu bemühen.


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