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Impfbelohnungen aus pädagogischer Sicht

Published On: 21. August 2021 12:00

Immer krampfhafter werden die Bemühungen, die letzten hartnäckig Unwilligen vom Impfen zu überzeugen. Hilft aber nichts, wenn die Menschen nicht an den Eigenwert der Maßnahme glauben.

Im Rahmen meiner pädagogischen Ausbildung habe ich mich unter anderem intensiv mit der Thematik Motivationsförderung auseinandergesetzt. Zu diesem Zwecke schaute ich mir zahlreiche Unterrichte von Kollegen in verschiedenen musikalischen Fächern an. Besonders interessierte mich das Thema „Üben erlernen und Belohnen“. Vom Gut-Zureden, gerechtfertigtem oder auch inflationär gespendetem Lob, bis zu Abhaken von Listen und Verteilen von Stickern gab es da die unterschiedlichsten Belohnungsvarianten, um die Kinder zur Leistungserbringung zu motivieren. Eine prägende Erfahrung erfuhr ich dann in der Kinderchorprobe einer Schweizer Kollegin: Sie forderte in beeindruckend schwungvoller Weise Höchstleistungen ohne jegliche ablenkende Belohnung. Es gab erstaunlicherweise noch nicht einmal ein einfaches Lob. Großartige Einzelleistungen waren wie selbstverständlich Teil der Sache. Die Belohnung war das Erlebnis, das die Kinder ohne den Umweg über andere Personen oder Dinge für sich selbst machten.

Von diesem Zeitpunkt an nahm ich mir vor, die Kunst der Selbstbelohnung zu erlernen und zu vermitteln. Ziel dabei ist, den Eigenwert der Sache zu verdeutlichen. Fachfremde Bestechungen, womit nicht das Feedback zur Orientierung gemeint ist, entwerten diesen Eigenwert und ergeben keine nachhaltige Motivation.

Warum ich das alles schreibe? Täglich lese ich nun von den immer krampfhafter werdenden Bemühungen, die letzten hartnäckig Unwilligen vom Impfen zu überzeugen. Die fachfremde Bestechung reicht dabei von der Bratwurst über den Espresso bis zur Theaterfreikarte.

Trotzdem klappt es bei großen Teilen der Bevölkerung nicht mit dem Erkennen des Eigenwertes. Anscheinend wiegt die Entscheidung, über den eigenen Körper bestimmen zu können, schwerer als ein kostenfreier Espresso. Auf der anderen Seite werden täglich unbequeme aber sinnvolle Dinge von Millionen von Bürgern auch ohne Bratwurstbelohnung und soziale Ächtung ausgeführt, rein aus der purer Erkenntnis des Eigenwertes heraus. Woran liegt das wohl?

Dann mache es doch wenigstens für mich oder dein Umfeld“

Diesen Ruf hört man jetzt sehr oft, und er hat natürlich seine Legitimation. Das Kind macht bis zu einem gewissen Alter den Bezugspersonen zuliebe Dinge, deren Wert es noch nicht einsehen kann. Es handelt, um zu gefallen, um geliebt zu werden. Natürlich kann man auch als Erwachsener jemandem eine Freude machen, indem man etwas tut, hinter dem man nicht wirklich steht. Dasselbe gilt für Handlungsweisen, die aus Verantwortung anderen gegenüber motiviert sind – allerdings nur, solange das Opfer in vernünftigem Verhältnis zum Nutzen steht. Was als verhältnismäßig erachtet wird, kann sehr unterschiedlich beurteilt werden. Genau hier liegt der Knackpunkt beim Aufruf zur sogenannten „solidarischen“ Coronaimpfung.

Deswegen hinken auch Vergleiche mit anderen „Opfern“ zur Risikovermeidung wie Helmaufsetzen, Tempolimit oder sogar Maskentragen (in Risikoumfeld und mit geeignetem Material). Eine Impfung ist eben mehr als eine äußerliche Applikation, die zeitweise etwas unangenehm ist, aber keine weitreichenden Folgen hat. Die oben erwähnte Bratwurstaktion finde ich dehalb genauso unanständig wie andere infantilisierende Aktionen wie „impf-in-den-mai“.

Trotz all dieser Kampagnen hat sich bis zum August immer noch nicht die gewünschte Motivation eingestellt. Jetzt setzt es Liebesentzug und Ausstoß aus der Gemeinschaft. Es drohen persönliche, berufliche und wirtschaftliche Konsequenzen.

Befragt man Menschen direkt, warum sie unterschiedliche Coronamaßnahmen vom Tragen der Maske bis zum Impfen ausführen, so findet man unter den Antworten das gesamte oben ausgeführte Motivationsspektrum:

  • die Überzeugung vom Eigenwert der Sache
  • die Überzeugung, fragile Gruppen schützen zu müssen
  • der Wunsch, weiterhin von der Gesellschaft anerkannt zu werden
  • der Wunsch, unbequemen Hindernissen beim Reisen, bei Hobbys und im  gesellschaftlichen Leben aus dem Weg zu gehen
  • die Angst vor beruflichen Sanktionen
  • die Angst vor finanziellen Nachteilen

Aus meiner Sicht ist der Versuch, die Bevölkerung vom Eigenwert der Coronamaßnahmen inklusive der Impfung zu überzeugen, breitflächig gescheitert. Wenn man jetzt im Herbst dennoch eine Mehrheit zum Impfen bewegen wird, hat das nichts mehr mit der Erkenntnis des Eigenwertes der Sache, dem Gesundheitsschutz, zu tun, sondern nur noch mit der Wahl der Motivationsmethoden. Welche Effekte das auf die Gesellschaft haben wird, wird sich zeigen.

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