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Desaster am Hindukusch: Wiederholtes Scheitern in Afghanistan

Published On: 22. August 2021 10:56

Bild: RIA Novosti archive, image #644460 / Yuriy Somov / CC-BY-SA 3.0

Seit 2001 zeigte die NATO unter Führung der USA in Afghanistan Präsenz und versuchte einen westlich orientierten Staat aufzubauen. Jetzt, nach rund 20 Jahren, zogen die NATO-Truppen ab und alles zerfällt wie ein Kartenhaus vor dem Ansturm von Islamisten. Dabei war von Anfang an klar, dass die Intervention kaum von Erfolg sein wird.

Von Matthias Hellner

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Nach dem 11. September 2001 begann die neue Zeitrechnung des Kriegs gegen den Terror, der fortan weltweit geführt werden sollte. Schnell waren auch die angeblichen Drahtzieher für den Anschlag auf das World-Trade-Center in New York ausgemacht: Das islamistische Terrornetzwerk al-Qaida unter Osama bin Laden, welches von Afghanistan aus agiere.

Doch da die dort seit 1994 herrschenden Taliban die Auslieferung des vermeintlichen Strippenziehers der Anschläge verweigerte, riefen die USA den NATO-Bündnisfall aus und der Einsatz in Afghanistan begann. Fortan wurden nicht nur die USA, sondern auch Deutschland und andere Länder „am Hindukusch verteidigt“. Doch in welches Wespennest man stechen würde und welche Probleme die militärische Intervention mit sich bringen würde, wurde von den Verantwortlichen völlig falsch eingeschätzt oder ignoriert.

Zwar ging es gegen die Taliban recht flott voran. Bereits Ende 2001 hatte die sogenannte Nordallianz – ein Zusammenschluss rivalisierender Warlords von Padschuken, Hazara und Usbeken, der sich bereits 1996 gegründet hatte und aus rund fünf islamistisch geprägten Gruppen bestand – mit Hilfe von US-Luftangriffen fast das gesamte Land unter seine Kontrolle gebracht. Al-Qaida- und Taliban-Kämpfer wanderten zum Teil nach Guantanamo. Doch damit war es noch lange nicht vorbei.

Ab 2002 begannen die Taliban teilweise von Pakistan aus Angriffe auf benachbarte afghanische Provinzen und weiteten ihr Einflussgebiet im Laufe der Zeit aus – bis 2007 waren sie wieder in der Hälfte des Landes präsent und rückten immer weiter vor. Und auch die ehemaligen Verbündeten der Nordallianz waren alles andere als sichere Kantonisten. Schließlich war es ihnen nur darum gegangen, gegen die paschtunische Mehrheit im Land vorzugehen.

Bereits 2014 erklärte der mittlerweile verstorbene Journalist, Nahost- und Islam-Experte Peter Scholl-Latour den Afghanistan-Einsatz für gescheitert: „Der Krieg in Afghanistan ist verloren – das sollten wir uns eingestehen. Und wir sollten uns überlegen, wie wir da rauskommen.“

Angriff würde verpuffen

Schon 2009 hatte er Verhandlungen empfohlen, auch mit den Taliban und mit der Gefahr, dass ein strenggläubiger islamischer Staat unter einem starken Kriegsherren entsteht. Dieser würde die Macht im Land haben und zumindest für Stabilität sorgen, was die damalige Regierung nicht könne. Aber bereits 2001 hatte Scholl-Latour vor einem Einsatz in Afghanistan gewarnt und gemeint, ein Angriff auf dieses Land würde „verpuffen“.

Zudem machte er auch handfeste wirtschaftliche Interessen der USA für das plötzliche Interesse an dem Land verantwortlich, statt eines angeblichen „Kampfs gegen den Terror“. So etwa den Bau einer Pipeline über Herat und Kandahar zum Indischen Ozean. Nun 20 Jahre später und nach Kosten von gut 800 Milliarden Euro ist der Einsatz endgültig gescheitert, die Truppen werden abgezogen und die Taliban bringen in einem „Blitzkrieg“ das Land unter ihre Kontrolle.

Dabei hatte man aus den vorangegangenen Konflikten in dem Land keine Lehren gezogen. Denn dass es zu keinem herkömmlichen Kriegseinsatz kommen würde, sondern asymmetrische Kriegführung überwiegen würde, war von Anfang an klar. Ein Guerilla-Krieg war es ja auch, der die damals mächtige Rote Armee 1989, nach zehn Jahren, aus Afghanistan unverrichteter Dinge abziehen ließ.

Dschihadisten im Sold der USA

Auch hatten die USA die mutigen Mudschaheddin freigiebig unterstützt und mit Waffen beliefert, damit sie den sowjetischen „Invasoren“ ein eigenes Vietnam bereiten können. Ein gängiger Flüsterwitz spielte in den 80er-Jahren auch auf die Ausweglosigkeit der sowjetischen Position an: Was machen die Sowjets noch immer in Afghanistan? Sie suchen denjenigen, der sie gerufen hat…

Mit dieser Art der Kriegsführung mussten dann auch die USA und ihre Verbündeten in dem asiatischen Land Bekanntschaft machen. Denn was sich gegen die Rote Armee mit Hilfe und Ausbildung durch die USA als erfolgreich erwies, funktionierte ebenso gut gegen die ehemaligen Freunde. Zumindest hielt nach dem Abzug der Roten Armee die Zentralregierung noch drei Jahre durch – bis zum Zerfall der Sowjetunion – bevor sie von anti-paschtunischen Mudschaheddin-Gruppen und ehemaligen Regierungsmilizen abgesetzt wurde.

Im Zuge des darauf folgenden Bürgerkrieges in den einzelnen Provinzen setzten sich schließlich die Taliban durch und kontrollierten ab 1996 den Großteil des Landes – vor allem durch Hilfen aus Pakistan und Saudi-Arabien. Pakistan war auch schon während der sowjetischen Intervention ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die US-Unterstützung der Mudschaheddin gewesen. Aber nicht nur die NATO oder die Sowjetunion bissen sich bis dato die Zähne an Afghanistan aus.

Auch das britische Empire interessierte sich ab dem 19. Jahrhundert zunehmend für Afghanistan, galt es doch, dem russischen Reich Einhalt zu gebieten. Als „Great Game“ ging dieser russisch-britische Konkurrenzkampf in die Geschichte ein. Doch sowohl bei dem verheerenden Feldzug 1839-42 oder dem von 1878-80 zeigte sich jedoch, dass man nicht nur mit militärischen Rückschlägen rechnen muss, sondern auch, dass eine dauernde Besetzung zu riskant und kostspielig war. Zumal es den Briten hauptsächlich darum ging, ihre indischen Kolonialbesitzungen abzusichern. So auch beim dritten anglo-afghanischen Krieg 1919, als es gelang, die Grenze abzusichern, Afghanistan aber auch seine außenpolitische Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte.

Der jetzige überhastete Abzug der NATO-Truppen lässt kaum einen Zweifel daran, dass außer Spesen nichts bei dem 20 Jahre dauernden Einsatz erreicht wurde. Dass es aber auch hätte schlimmer kommen können, beschrieb bereits Theodor Fontane in seiner Ballade „Das Trauerspiel von Afghanistan“ nach dem ersten anglo-afghanischen Krieg, als sich die Truppen des Empire aus Kabul zurückziehen mussten und versuchten, die Garnison in Dschalalabad zu erreichen – was nur dem britischen Militärarzt Dr. William Brydon – und einer Handvoll Sepoys – gelang: „Die hören sollen, sie hören nicht mehr, vernichtet ist das ganze Heer, mit dreizehntausend der Zug begann, einer kam heim aus Afghanistan.“

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