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#allesaufdentisch-…-und-die-schaedlingsbekaempfung

#allesaufdentisch … und die Schädlingsbekämpfung

Published On: 6. Oktober 2021 11:33

Von Wolf Wetzel. – Auf die Ende April 2021 öffentlich gemachte Video-Intervention von SchauspielerInnen #allesdichtmachen und das sofort einsetzende Denunziationsgewitter aus der taffen Mitte folgt nun eine neue Video-Intervention: #allesaufdentisch.

Unter diesem Titel interviewen Kulturschaffende in über 50 Videos WissenschaftlerInnen, Ärzte, Fachleute zum Thema Corona. Es geht unter anderem um eine mögliche Impfpflicht, gekaufte Forschung, die Infektionszahlen und die Rolle der Medien.



Bisher sorgt die neue Aktion vor allem im Netz für Aufsehen“, bemerkt der Deutschlandfunk süffisant und offensichtlich zufrieden. Denn was in den Mainstreammedien kaum ausführlich zu Wort kommt, findet im Netz großen Anklang:

Die Website von #allesaufdentisch ging nach einem Bericht von meedia.de schon kurz nach Veröffentlichung am Donnerstag-Vormittag offline. Vermutlich wegen einer Server-Überlastung. Mittlerweile ist sie wieder zugänglich.“

Dieses Mal ist es nicht die Ironie, die zur Weißglut treibt, sondern die unverschämte Sachlichkeit. Sie stellen einfach Fragen, bringen das angeblich Unstrittige mit dem angeblich Umstrittenen zusammen.

Was gleichgeblieben ist, ist die überwiegende Ablehnung gegenüber dieser Intervention – vor allem aus dem ‚links-liberalen‘ Spektrum.

Dass die Ironie auf ihr taffes Mitmachen in den Clips #allesdichtmachen gerade sie auf die Palme getrieben hat, spricht dafür, dass man die Clips verstanden hat.

Man hielt sie für undankbar, für verwöhnt, für sozialdarwinistisch, für herzlos. Man drohte ihnen mit Liebesentzug, man drohte ihnen mit beruflichen Konsequenzen.

Man denunzierte sie als rechtes Netzwerk, erfand Drahtzieher und Hintermänner, musste alles zurücknehmen, um im Innersten daran festzuhalten.

Mit #allesaufdentisch antworten die beteiligten KünstlerInnen auf ihre Weise: Sie bringen das zur Sprache, was weitestgehend unterschlagen wird, indem man dem Widerspruch das Wort abschneidet, dazwischenredet oder das Unpassende erst gar nicht zu Wort kommen lässt, indem man – und das war die dominante Art der „Auseinandersetzung“ – die Beteiligten denunziert.

Genau das, was eigentlich die banalste und basalste Art der Auseinandersetzung wäre, sich streiten, das angeblich Unbestrittene mit dem angeblich Umstrittenen zu konfrontieren, machen diese KünsterInnen und klappern alle Themenfelder ab, die in der Corona-Zeit unter den Tisch gefallen sind, also auf den Tisch kommen müssen.

Aber das schützt sie nicht vor ähnlichen Reaktionen. Im Gegenteil: Indem sie die strittigen Fragen angehen, sich aussprechen lassen, der „Sache“ nachgehen, machen sie das Schlimmste: Sie zerstören ganz sachlich den Nimbus derer, die behaupten, sie machen alles nur der Evidenz, der Wissenschaftlichkeit … und ganz besonders der Solidarität zuliebe.

Dazu gehört bedauerlicherweise auch der Artikel der Berliner Zeitung, die auch mit guten Beiträgen glänzen kann. In diesem Fall stolpert sie ganz offensichtlich über ihre Drahtzieher-Legende, die sie zurückziehen musste und nun ganz entnervt titelt:

#allesaufdentisch: Sie haben es wieder getan.“ (Berliner Zeitung vom 30.9.2021)

Wenn man schon nichts mehr in der Tasche hat, dann muss es eben jetzt eine sexuelle Anspielung machen, die die emotionale Tollwut kaum verbergen kann.

Das Fazit der Berliner Zeitung ist eindeutig und unerschütterlich:

Es reicht den Initiatoren nun aber offenbar nicht mehr, einfach nur eine Meinung unter vielen kundzutun. Ihre Intention ist die grundsätzliche Erschütterung des öffentlichen Vertrauens in wissenschaftliche Kompetenzen.

Zu diesem Zweck haben sie sich auch ihre eigene wissenschaftlichen Experten ins Boot geholt, deren Rolle ist, sich dem angeblich von staatlicher Seite korrumpierten Mainstream zu widersetzen. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist dem grundsätzlich zunächst gar nichts entgegen zu setzen, Wissenschaft ist ihrem Wesen nach stets an kritischen Nachfragen und ungewöhnlichen Perspektiven interessiert.“

Man kann dem Redakteur dabei zusehen, wie er sich diese Sätze aus den Rippen schneidet, wie unerträglich es für ihn und seine Branche ist, dass der „korrupte Mainstream“ genau das nicht tut, was man den Beteiligten zähneknirschend zugestehen muss.

Noch eine weitere Reaktion ist im doppelten Sinne bestürzend und bezeichnend. Auch der Deutsche Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten (DJV) hat zu dieser zweiten Video-Intervention Stellung bezogen. Sie hat es in jeder Richtung in sich:

Unappetitliches aufgetischt“ Man kann die Unvoreingenommenheit, die gepflegte Sachlichkeit dieser Vereinigung bereits aus der Überschrift ablesen – wenn man ganz lustig drauf sein möchte.

Es geht unterhalb der Gürtellinie Schlag auf Schlag weiter: Bei der Video-Intervention handle es sich naheliegend um „mehr oder weniger prominente Schauspieler, Musiker und andere Künstler“, die „über 50 zum Teil ausgewiesene, teils aber auch eher fragwürdige Experten aus verschiedensten Fachrichtungen“ interviewen.

Und dann erfährt man, was sie wirklich stinksauer macht: Die Kritik an den staatstragenden Medien, ihre Methoden der Denunziation, die Kritik an vermeintlichen „Wahrheitsfindern“ in Form von objektiv anmutendem „Faktencheck“.

Ganz oben auf der No-Go-Liste des Journalistenverbandes steht der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Meyen von der LMU München. Bevor man lesen kann, was dieser zu sagen hat, erfährt man in bewährter Denunziationsmanie(r), mit wem er verkehrt, warum man ihn von vorneherein meiden sollte: „Der nannte den Verschwörungsideologen Ken Jebsen übrigens mal einen ‚professionellen Journalisten‘.“ Und bevor man überhaupt in Auszügen erfährt, was Prof. Dr. Michael Meyen in dem Interview zu sagen hat, zieht der DJV das Fazit einfach vor:

Meyens Einlassungen sind dann auch nicht ganz das, was man von einem seriösen Experten zu dem Thema vielleicht erwarten würde.“

Und ganz am Ende erfährt man doch noch in einem Satz, was man nicht für „seriös“ hält:

„Unter anderem behauptet er, es gäbe ein internationales Netzwerk besagter Faktenchecker – ohne Belege dafür zu präsentieren.“

Seriös wäre für einen Journalistenverband, diese Behauptung zu überprüfen. Denn entscheidend ist doch nicht, ob Herr Meyen dies in dem Interview hinreichend belegt, sondern ob es genau diese „internationalen Netzwerke“ gibt.

Es wäre doch ein Leichtes, dies nachzuliefern, unter anderem mit dem Cleaner-Netzwerk „Correctiv“.

Correctiv ist so uneigennützig, dass sie von Google, der Deutschen Bank, der Open Society Foundation von George Soros, RTL u.v.a.m. finanziell unterstützt, also getragen wird. Dieses uneigennützige Unternehmen hat Fantasie, seinen Orwell wirklich gelesen und beruft einen Haufen von Leuten in ein Gremium, das doch wirklich „Ethikrat“ genannt wird. Orwell hätte sich über diese Wortschöpfung gefreut. In diesem „Ethikrat“, das ist kein Fake, sitzen so uneigennützige Leute wie

  • Nikolaus Brender, früherer Chefredakteur des ZDF
  • Ulrich Reitz, Chefredakteur von Focus
  • Cordt Schnibben, Redakteur beim Spiegel
  • Oliver Schröm, Leiter Investigative Recherche Stern
  • Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit-Online
  • Stefan Willeke, Chefreporter bei der Zeit
  • Und so weiter und so fort.

Neu dazugekommen ist u.a. die Amadeu Antonio Stiftung und erst kürzlich die Deutsche Presseagentur/DPA.

Die Arbeit an der „Ethik“ ist anspruchsvoll und – wie heißt es so schön in dieser Leistungsgesellschaft – herausfordernd. Das hat auch der damalige Justiz- und Wahrheitsminister Heiko Maas von der SPD erkannt:

Es ist nicht ganz einfach, eine Institution zu schaffen, die sozusagen in Form einer Wahrheitskommission entscheidet, was ist wahr und was nicht. Dann muss ja auch noch entschieden werden, was ist relevant oder was ist nicht relevant. Da befinden wir uns am Anfang einer Diskussion.” (zeit.de vom 13. Dezember 2016)

Wie Ethik- und Rat, Fake- und (Er-)Finder, Konzern- und Kapitalinteressen als Geldwaschanlage funktionieren, fördert diese kleine Notiz vom 4. April 2017 zutage:

Der genaue Starttermin für das Projekt steht noch nicht, das Geld ist aber schon da: Das gemeinnützige Recherchebüro Correctiv erhält von den Open Society Foundation des US-Investors und Milliardärs George Soros gut 100.000 Euro für das Richtigstellen von unwahren Berichten im Internet.“ (spiegel.de vom 4.4.2017)

Zurück zur Video-Intervention.

Dort geht auch um die Meinungsfreiheit, über die der Schauspieler Wotan Wilke Möhring mit dem Rechtsanwalt und Publizisten Joachim Steinhöfel spricht, was der DJV so kommentiert: „Laut Text unter dem Video glaube die Mehrheit der Deutschen, die Meinungsfreiheit in Deutschland sei in Gefahr. “Konformitätsdruck, soziale Ächtung, berufliche Risiken, Kontokündigungen, wenn man den Mund aufmacht” [sic], heißt es da. Selbst ganz große Kaliber werden aufgefahren, wenn die “digitale Massenvernichtung freier Rede” beschworen wird.“

Sic! Über diese Eindrücke kann der DJV nur lachen: „Als Meinung können Meyen, Bruch, Möhring, Steinhöfel und die anderen das alles selbstverständlich verbreiten: Anders als in Ländern, in denen die Presse- und Meinungsfreiheit tatsächlich bedroht ist, verfolgt sie hierzulande niemand dafür, niemand verhaftet oder bedroht sie, niemand verbietet es – offensichtlich nicht mal der gesunde Menschenverstand.“

Es gehört schon viel Dreistigkeit dazu, diese Vorwürfe so vom Tisch zu wischen – zumal es auch Journalisten in diesem Verband gibt, die ausreichend Erfahrungen mit Zensur gemacht haben und eine große Mehrheit längt verinnerlicht hat, wo die rote Linie ist, ohne dass man sie vor jedem Redaktionsraum sichtbar anbringen muss.

Belassen wir es bei zwei Bemerkungen: Gerade die, die im „Ethikrat“ sitzen, gehören prominent und einflussreich zu jenen, die über Jahrzehnte hinweg Kriegslügen verbreitet haben, die Angriffskriege rechtfertigen sollten. Gerade jene, die diesen „Ethikrat“ vertreten, haben in ihrer übergroßen Mehrheit über 10 Jahre ungeprüft und unwidersprochen von „Döner-Morden“ gesprochen – und den neonazistischen und rassistischen Hintergrund gewollt – entgegen zugänglicher Fakten – geleugnet.

Das „schädliche Narrativ“

Ganz vielen ist der Begriff „Narrativ“ längst bekannt, zumindest geläufig. Der Gebrauch dieses Begriffs geht meist damit einher, etwas ganz nah an eine Lüge heranzurücken. Tatsächlich kann an einem Narrativ, an einer Erzählung so viel wahr sein wie an einer wissenschaftlichen Arbeit. Gerade in Corona-Zeiten ist dieser Begriff hochinfektiös: Er deckt alles ab, was man für falsch, für abwegig und störend hält. Dazu gehören auch die beiden Video-Interventionen. Also musste ganz bald der Joker „Narrativ“ gezogen werden. Ganz viele Zeitungen, die in verschiedenen Aufmachungen ein paar wenigen Medienkonzernen gehören, haben mit dieser sagenhaften Vielfalt folgende Nachricht platziert:

Nach Ansicht eines Experten für Verschwörungsideologien befeuert die Aktion ein „schädliches Narrativ“. Über die Schauspieler und Künstler verbreiteten sich wissenschaftliche Minderheitenmeinungen über die Pandemie-Leugner-Szene hinaus, diese würden als Mehrheitspositionen dargestellt, sagte der Politikwissenschaftler Josef Holnburger der dpa. „Durch einen wissenschaftlichen Anschein werden die Beiträge aufgewertet.“ (Der Tagesspiegel vom 30.9.2021)

Man muss sich diesen Experten-Irrsinn auf der Zunge zergehen lassen: Zuerst kann Herr Holnburger nicht umhin, die in den Interviews ausgeführte als „wissenschaftliche Minderheitsmeinung“ auszuweisen. Nur einen Satz, einen Gedankensprung später ist von „wissenschaftlichem Anschein“ die Rede. Was ist das für eine redaktionelle Redlichkeit, ganz abgesehen von jenem „Experten“, für den jede Logik abhandengekommen ist.

Dass es in der Wissenschaft Mehrheits- und Minderheitsmeinungen gibt, ist nichts Bedrohliches, sondern normal und zwingend, gerade dort, wo man keine Lösung für tödliche Krankheiten hat. Wenn diese also in den Interviews zu Wort kommen, hat man die Möglichkeit, diese „Minderheitspositionen“ mit den gängigen Mehrheitspositionen zu vergleichen. Das wäre – ganz nebenbei – ein Merkmal für eine Demokratie.

Doch diesem „Experten für Verschwörungsideologien“ geht es um etwas ganz Anderes. Er möchte diese Minderheitspositionen als „schädlich“ markieren. Manchmal lassen solche „Experten“ doch noch die Katze aus dem Sack: Es geht schon lange nicht mehr darum, eine „Mehrheitsposition“ überzeugend und in Gegenrede darzustellen, sondern den begründeten Widerspruch als „schädlich“ zu markieren und aus Gesundheitsgründen …

Der „Experte für Verschwörungsideologien“ weiß, auf was er damit anspielt, was er damit anklingen lässt.

Wolf Wetzel

Quellen und Hinweise:

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