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Die Süddeutsche Zeitung weiß, was die Inflation tun soll

Published On: 15. Oktober 2021 15:15

Die Süddeutsche Zeitung ist heute noch komischer als sonst. In der Überschrift zu ihrem Aufmacher steht ein Satz, der womöglich bald zum alltäglichen Stoßgebet des künftigen Bundeskanzlers werden wird.

Screenprint Süddeutsche Zeitung

Titelseite der Süddeutschen Zeitung, 15. Oktober 2021

Die Süddeutsche Zeitung zeigt Humor. Heute nicht nur in der alltäglichen Kolumne „Streiflicht“, sondern auch auf dem Rest der Titelseite. Womöglich hat die Komikerin Kebekus, die im Bild neben der Zeile „Schon komisch“ zu sehen ist, auf die Münchner Blattmacher abgefärbt. Allerdings muss man wohl davon ausgehen, dass sie es durchaus ernst meinen mit ihrer Überschrift für den Aufmacher und die Komik eher unfreiwillig entstand. 

„Die Inflation soll wieder zurückgehen“ steht da über dem Artikel. Während also die Nachrichten über stark steigende Preise sich überschlagen und nach Energie und Rohstoffen jetzt mit der „Brötcheninflation“ auch dem letzten Verbraucher schmerzlich klar wird, was das Fremdwort für ihn bedeutet, bleibt die Süddeutsche nicht in der Gegenwart und Wirklichkeit stehen. Nicht was ist, interessiert die Münchner Blattmacher, sondern was sein soll.

Statt in der Wirklichkeitsform Indikativ schreibt sie in einem Modus, den man als „Jussiv“ verstehen kann, also als Anweisung an eine nicht anwesende Person, oder zumindest als „Optativ“, also als Wunsch. Man könnte sich vorstellen, dass EZB-Chefin Christine Lagarde so einen Satz vor dem Einschlafen denkt, oder demnächst auch ein Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Ampel-Kabinett äußert: „Die Inflation soll (einfach) wieder zurückgehen (, ohne dass ich dazu irgendwas unangenehmes tun muss)“. 

Erst bei näherer Lektüre des dazugehörigen Artikels erfährt der Leser dann, dass es gar nicht um die Wünsche oder Anweisungen von Lagarde, Scholz oder des Zeitgeistes geht, sondern einfach nur um eine Gemeinschaftsprognose der deutschen Konjunkturforschungsinstitute. Allerdings könnte die Missverständlichkeit der Überschrift auch darauf hinweisen, dass zwischen Vorhersagen der Ökonomen einerseits und den Wünschen der Regierenden und des Zeitgeistes womöglich gar kein so fundamentaler Unterschied existiert.

Dass sich die realen Wirtschaftsakteure, die das Wirtschaftsgeschehen bestimmen, um Konjunktur- und sonstige Prognosen meist nicht besonders scheren (vor allem, wenn sie die fernere Zukunft des Jahres 2022 betreffen), hat die Vergangenheit (auf die deutlich mehr Verlass ist als auf die Zukunft) seit Bestehen der Zunft der sogenannten Konjunkturforschung ausgiebig bewiesen. Und die Wirtschaftspropheten tun das auch diesmal wieder selbst, indem sie ihre Prophezeiung vom Frühjahr (3,7 Prozent BIP-Anstieg für 2021) nun drastisch reduzieren (2,4 Prozent). Was war also die Prognose vom Frühjahr wert? Richtig, gar nichts. Wieso sollte man also irgendetwas darauf geben, wenn Prognostiker nun behaupten, dass in den kommenden Jahren ab 2023 nur rund zwei Prozent Inflation zu erwarten seien?

Wenn dann das Brötchen doch bald mehr als einen Euro kostet und Rentner ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen können, wird der Satz „Die Inflation soll wieder zurückgehen“ vermutlich einen eindeutigeren Sinn erhalten als auf der heutigen Titelseite der Süddeutschen Zeitung. Für diese Prognose muss man kein Konjunkturforscher sein.

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