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„Vor dem Reichstag spazieren gehen“: Aktivist Mann über seinen viralen Demo-Aufruf

Published On: 24. Januar 2022 11:00

Seit Jahren verstärkt Mateo alias Aktivist Mann als Vlogger das regierungskritische Lager. In einem Telegram-Post hat er für Mittwoch zu einem Spaziergang vor dem Bundestag aufgerufen. Warum – und was das mit dem Indianerstamm der Cree zu tun hat, erklärt er im Gespräch mit COMPACT-Reporter Paul Klemm. Munition für den Widerstand: Zu den nächsten Demos  mit diesen Aufklebern und diesen Flyern bewaffnen. Impf-Streik – Wir sind bereit!

Mateo, du hast auf deinem Telegram-Kanal ein Video geteilt, das mittlerweile über 230.000 Mal geklickt wurde. Darin kündigst du an, am Mittwoch um 12 Uhr vor dem Reichstagsgebäude spazieren gehen zu wollen. Was ist der Hintergrund?

Richtig, Hintergrund ist die Debatte über die allgemeine Impfpflicht im Reichstag, die für den 26. Januar geplant ist. Am 14. Januar wurde auf Telegram eine Ansprache des AfD-Bundestagsabgeordneten Karsten Hilse veröffentlicht. Er verriet, dass die Debatte am Mittwoch stattfindet und rief dazu auf, „mit Millionen“ spazieren zu gehen. Hilse wird selbst am Protest teilnehmen. 

Auch Karsten Hilse (AfD) mobilisiert für Mittwoch zum Protest vor dem Bundestag, hier zu sehen in seinem Berliner Abgeordnetenbüro. Foto: Paul Klemm

Dein Aktivismus in allen Ehren, aber was kann eine Demonstration noch bewirken, wenn sich die Politiker im Parlament ohnehin nicht dafür interessieren, was die Menschen auf der Straße bewegt?

Der Druck auf der Straße kann einiges bewegen. Die – zugegeben gescheiterte, aber dennoch folgenreiche – Märzrevolution 1848/49 wurde auch auf der Straße ausgetragen. Vielleicht sollten wir uns mal zu einer Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche versammeln, um daran zu erinnern. Robert Blum war damals mit von der Partie. Das Gute ist, dass man heute als außerparlamentarische Opposition (noch) nicht standrechtlich hingerichtet wird, so wie er damals. 

Was ich sagen will: Der politische Umschwung geschieht nur dann, wenn der Druck von unten, also vom Volk, stark genug ist. Wo sonst sollen wir diesen Druck aufbauen, wenn nicht auf der Straße? Nach knapp 2 Jahren muss jetzt allerdings mehr als nur ein Zahn zugelegt werden. Es müssen Sachen passieren, die den Politikern schlaflose Nächte bereiten. Die neue Dimension von tausenden Montagsprotesten, die seit Ende 2021 angebrochen ist, markiert da nur den Anfang. 

Der 1848 in Wien hingerichtete Märzrevolutionär Robert Blum ist ein Vorbild für Mateo. Bild: CC0, Wikimedia Commons

Gestern erzählte mir eine Engländerin, dass sie Bilder von den Protesten in Deutschland gesehen habe und schwer beeindruckt sei. Die ganze Welt schaut auf uns. Wir dürfen jetzt zeigen, was wir zu bieten haben. Und zwar mit noch mehr Druck als je zuvor. Ich bin für die höchste legale Stufe, die man betreten darf. Es gibt eine, meiner Meinung nach, sehr effektive Strategie, die ich bei den Indianern in Kanada gelernt habe.

Und die wäre?

Man zeltet vor dem Regierungsgebäude. Das habe ich in Edmonton in der kanadischen Provinz Alberta circa eine Woche lang dokumentiert. Dort standen Tipis und Zelte vor dem Legislature Building, dem Treffpunkt der gesetzgebenden Versammlung und des Exekutivrates. Organisiert wurde dieses Camp von Indianern und dem Journalisten Patrick King. In Winnipeg in der Provinz Manitoba genau dasselbe. Das machen die über Monate hinweg. Sogar in Australien gibt es Nachahmer. 

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Das Ganze ist eine Art Heilungs-Zeremonie, kein klassisches Protestcamp. Stell dir mal vor, die Reichstagswiese ist voll mit tausenden Zelten. Wochenlang, monatelang. Jedes Mal, wenn die Politiker in den Reichstag oder ins Kanzleramt gehen, sehen sie die volle Wiese. Das kann schon Druck auslösen!

In deinem Video hälst du einen mit einem orangenen Tuch umwundenen Stab in der Hand. Ist der etwa auch indianischen Ursprungs?

Exakt, in Edmonton überreichte mir die Indianerin Nancy, eine ,,Clangrandmother” aus dem Stamm der Cree, diesen Stab als Geschenk, um ihn zu tragen und im Bewusstsein zu halten, wer ich bin. Übrigens auch als Andenken an den Genozid in den sogenannten Residential Schools, wo bis 1996 Kinder von Ureinwohnern interniert waren und zu Hunderten starben. Dafür steht die orangene Farbe. Es ist eine Geste gegen den Krieg, für Frieden. Nancy saß übrigens im Haupt-Tipi in der Mitte des Camps. Als die Sheriffs das Lager räumten, ging sie nicht aus ihrem Zelt. Es wurde ihr trotz Brandgefahr über dem Kopf hinweggerissen. Eine Heldin.

Clangroßmutter Nancy übergibt Mateo den Friedensstab. Bild: Screenshot Telegram

Heldenhaft zweifelsohne, aber hat diese Camp-Strategie auch politische Erfolge zeitigen können?

Ich weiß nicht, ob es bereits politische Erfolge mit sich gebracht hat. Es ist, denke ich, eine Frage der Ausdauer und der Masse. Und der Widerstand wächst. Heute Abend beispielsweise findet in Edmonton ein riesiger Trucker-Protest statt. Die Trucker haben kanadaweit genug von der kommunistischen Diktatur ,,Trudies“, wie sie Premier Justin Trudeau nennen. Sie haben bereits in den letzten Tagen große Staus ausgelöst und protestieren mit Bannern gegen die Impfmandate.

Mir scheint, deine Zeit in Kanada hat dich nachhaltig geprägt. Hast du im Ausland noch andere Methoden des Protestes kennengelernt, die die Deutschen übernehmen könnten?

Nun ja, einer meiner kanadischen Interviewpartner, der Pastor Artur Pawlowski, bekannt geworden durch das Verscheuchen von Polizisten aus seiner Kirche mit den Worten ,,Get out“, hat am 1. Januar 2022 zusammen mit vielen anderen vor dem Haus der Gesundheitsministerin von Alberta in Calgary protestiert.

Solche Dinge sehen wir auch in Australien und anderen Ländern. In Deutschland kommt das meiner Meinung nach noch zu kurz. Die Politiker brauchen mehr Bürgernähe. Wie wäre es mit dauerhaften Protesten in ihren Wohnstraßen im Schichtwechsel? Vielleicht hören sie uns dann zu. Oder man belagert den Spiegel in Hamburg, oder das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Die Reichstagswiese ist übrigens nicht weit davon entfernt. Natürlich legal und rechtsstaatlich, aber mit Druck.

Hältst du es nicht für moralisch bedenklich, Menschen in ihrem unmittelbaren privaten oder gar familiären Umfeld unter Druck zu setzen? Diese Methode wurde ja bei der sächsischen Gesundheitsministerin Köpping bereits angewandt.

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Nein, spätestens nach der Hausdurchsuchung bei mir im November 2021 wegen eines harmlosen Telegram-Posts, der dazu aufrief, Impfbusse an Schulen zu fotografieren, nicht mehr. Schon im März 2021 hatte ich den Gedanken, dass Hausproteste wichtig sind. Was dringt mehr in deine Privatsphäre ein: Die Impfpflicht mit Bußgeldern und Gefängnis bei Nichteinhaltung oder ein Protest vor deinem Haus? Das nimmt sich nicht viel. Es ist ein Krieg gegen das Volk. Wo ist unsere Grenze? Unsere Gegner haben keine.

Was sind deine Erwartungen an den kommenden Mittwoch?

Dass die Menschen sich das nicht mehr gefallen lassen. Weder von der Polizei noch von den Politikern. Peter Hahne, der ehemalige ZDF-Moderator, sagte vor einigen Tagen: „Jetzt helfen nur noch die Menschen auf der Straße. Es geht nur noch übers Volk.“

Wenn, wie am 18. November 2020 Wasserwerfer aufgefahren werden, ist Zusammenhalt gefragt. Wenn die Masse groß genug ist und der Spaziergang laut und mit entsprechender Ausdauer stattfindet, dann hat das einen Effekt. Am besten wäre, man bliebe vor Ort.

Bis alles beendet ist. So wie es 2020 im Sommer eigentlich geplant war. Doch wenn man bleibt, dann braucht man Zelte. Es ist Zeit für eine neue Nationalversammlung.

Mateo, vielen Dank für das Gespräch!

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