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«Die USA haben dazu beigetragen, den Konflikt in einen potenziellen Weltenbrand zu verwandeln»

Published On: 3. Juni 2022 1:20

Veröffentlicht am 3. Juni 2022 von RL.

Henri Guaino, ein Top-Berater von Nicolas Sarkozy während dessen Amtszeit als französischer Präsident, zeigte sich kürzlich gegenüber der Pariser Tageszeitung Le Figaro besorgt. Dem Sarkozy-Berater zufolge besteht inzwischen eine Gefahr, dass die europäischen Länder unter der Führung der USA in einen Krieg mit Russland «schlafwandeln».

Guaino benutzte eine Metapher, die der Historiker Christopher Clark verwendet hat, um die Ursprünge des Ersten Weltkriegs zu beschreiben. Natürlich weiss Herr Guaino, dass Russland die Hauptschuld am derzeitigen Konflikt in der Ukraine trägt.

Russland liess letzten Herbst und Winter seine Truppen an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren. Dies, nachdem Russland von der NATO Sicherheitsgarantien für die Ukraine gefordert hatte, die das westliche Militärbündnis jedoch ablehnte. Am 24. Februar 2022 hat Russland mit dem Beschuss und dem Töten in der Ukraine begonnen.

Die USA, argumentiert Guaino, hätten aber ebenso dazu beigetragen, diesen tragischen (…) Konflikt in einen potenziellen Weltenbrand zu verwandeln. Dies deshalb, weil der Westen, angeführt von der Regierung Biden, die Logik des Krieges missverstehe. Dadurch würde dem Konflikt eine Dynamik verliehen, die möglicherweise nicht mehr aufzuhalten ist.

Damit hat Guaino Recht. Die USA unterstützten 2014 einen Aufstand – der in seiner letzten Phase gewalttätig wurde – gegen die rechtmässig gewählte pro-russische ukrainische Regierung von Viktor Janukowitsch (…) Im Gegenzug annektierte Russland die Krim, einen historisch russischsprachigen Teil der Ukraine, der seit dem 18. Jahrhundert den Stützpunkt für die russische Schwarzmeerflotte bildet.

Darüber, ob Russland Anspruch auf die Krim hat, kann man streiten. Fakt ist: Die Russen nehmen diese Ansprüche ernst. Bei der Verteidigung von Sewastopol gegen europäische Truppen starben in der Vergangenheit hunderttausende von russischen (…) Kämpfern – einmal während des Krimkriegs und einmal während des Zweiten Weltkriegs.

In den letzten Jahren schien die russische Kontrolle über die Krim eine gewisse Stabilität zu bieten: Zumindest die europäischen Nachbarn Russlands liessen die schlafenden Hunde ruhen. Doch die USA haben dies nie akzeptiert. Am 10. November 2021 unterzeichneten die USA und die Ukraine die «Charta der strategischen Partnerschaft», darin forderten sie den NATO-Beitritt der Ukraine.

Auch verurteilte die US-Regierung in der Charta die «anhaltende russische Aggression» und bekräftigte gleichzeitig ein «unerschütterliches Engagement» für die Wiedereingliederung der Krim in die Ukraine. Diese Charta, schrieb Guaino, «überzeugte Russland davon, dass es angreifen muss oder ansonsten selbst angegriffen werde». «Es ist der unausweichliche Prozess von 1914 in seiner ganzen erschreckenden Reinheit.»

Dies ist eine wahrheitsgetreue Darstellung des Krieges, den Präsident Wladimir Putin zu führen vorgibt. «Es gab ständigen Nachschub an modernster militärischer Ausrüstung», sagte Putin anlässlich der jährlichen russischen Siegesparade am 9. Mai. Er bezog sich dabei auf die ausländische Bewaffnung der Ukraine. «Die Gefahr wuchs jeden Tag.» Ob er sich zu Recht um die Sicherheit Russlands gesorgt hat, hängt von der jeweiligen Perspektive ab. Westliche Nachrichtenberichte neigen dazu, dies zu verharmlosen.

Der steinige Verlauf des Krieges in der Ukraine hat die Diagnose von Putin bestätigt (…) Obwohl die ukrainische Militärindustrie zu Sowjetzeiten wichtig war, verfügte das Land 2014 kaum noch über ein modernes Militär. Nicht der Staat, sondern Oligarchen bewaffneten und finanzierten einige der Milizen, die gegen die von Russland unterstützten Separatisten im Osten kämpfen sollten.

Die USA begannen gleichzeitig mit der Bewaffnung und Ausbildung des ukrainischen Militärs (…) Unter der Trump-Administration rüstete die USA die Ukraine mit modernsten Waffen aus. Heute ist das Land bis an die Zähne bewaffnet (…)

Vor diesem Hintergrund ist der Spott über Russlands Leistungen auf dem Schlachtfeld unangebracht. Russland wird nicht von einem mutigen Agrarland, das ein Drittel so gross ist wie Russland, in die Schranken gewiesen. Russland behauptet sich, zumindest im Moment, gegen die fortschrittlichen Wirtschafts-, Cyber- und Gefechtsfeldwaffen der NATO.

Und hier hat Herr Guaino Recht, wenn er den Westen der Schlafwandelei bezichtigt. Die USA versuchen, die Fiktion aufrechtzuerhalten, dass die Bewaffnung ihrer Verbündeten nicht dasselbe sei wie die Teilnahme an einem Kampf.

Im Informationszeitalter wird diese Unterscheidung immer künstlicher. Die USA haben Geheimdienstinformationen geliefert, die zur Tötung russischer Generäle verwendet wurden. Sie erhielten Zielinformationen, die dazu beitrugen, den russischen Schwarzmeer-Raketenkreuzer Moskwa zu versenken, bei dem etwa 40 Seeleute getötet wurden.

Und die USA spielen möglicherweise eine noch direktere Rolle. Es gibt Tausende von ausländischen Kämpfern in der Ukraine. Ein Freiwilliger sprach diesen Monat gegenüber der Canadian Broadcasting Corporation davon, dass er an der Seite von «Freunden» kämpft, die «von den Marines, von den USA kommen».

Genauso wie die Grenzen zwischen Waffenlieferanten und Kombattanten zu verwischen beginnen, verwischen auch die Grenzen zwischen einem Stellvertreterkrieg und einem geheimen Krieg. Ein Land wie die USA, das einen solchen Krieg zu führen versucht (…), riskiert so auf eine subtile Art und Weise vollständig in den Krieg hineingezogen zu werden (…)

Bei der russischen Übernahme der Krim 2014 starben eine Handvoll Menschen. Doch diesmal sieht sich Russland waffentechnisch einem ebenbürtigen Gegner gegenüber – und in einigen Fällen ist es sogar unterlegen. Russland hat sich auf einen Bombenkrieg verlegt, der eher an den Zweiten Weltkrieg erinnert.

Selbst wenn wir Putins Behauptung nicht akzeptieren, dass die US-Waffenlieferungen an die Ukraine der Grund dafür seien, dass es überhaupt zum Krieg gekommen ist. So kann doch gesagt werden: Die US-Waffenlieferungen sind zumindest der Grund dafür, dass der Krieg die (…) explosive und tödliche Form angenommen hat, die er nun hat.

Wir sind hier nicht in einer passiven Rolle. Wir haben den Ukrainern Grund zu der Annahme gegeben, dass sie in einem Eskalationskrieg siegen können. Tausende von Ukrainern sind gestorben, die wahrscheinlich nicht gestorben wären, wenn die USA sich zurückgehalten hätten. Das Ganze kann bei den US-Entscheidungsträgern ein Gefühl der moralischen und politischen Verpflichtung hervorrufen, den bestehenden Kurs beizubehalten. Selbst dann, wenn der Konflikt zu eskalieren droht (…)

Die USA haben gezeigt: Sie sind nicht nur zu einer Eskalation bereit. Nein, sie neigen gar dazu, den Krieg eskalieren zu lassen. Im März beschwor Biden Gott, bevor er darauf bestand, dass Putin «nicht an der Macht bleiben kann». Im April erklärte Verteidigungsminister Lloyd Austin, dass die USA «Russland geschwächt sehen» wollen.

Noam Chomsky warnte in einem Interview im April vor den paradoxen Anreizen, die von solchen «heroischen Äusserungen» ausgehen. «Sie mögen sich wie Winston Churchill-Imitationen anfühlen, sehr aufregend», sagte Chomsky. «Aber was sie bedeuten, ist: Die Zerstörung der Ukraine.»

Aus ähnlichen Gründen ist Bidens Vorschlag, Putin wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen, ein Akt vollkommener Verantwortungslosigkeit (…) Die Folge davon ist, ob beabsichtigt oder nicht, dass jegliche Friedensverhandlungen bereits ausgeschlossen werden. Die Lage auf dem Schlachtfeld in der Ukraine ist inzwischen sehr heikel. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben schwere Verluste erlitten.

Beide haben aber auch Gewinne erzielt. Russland hat eine Landbrücke zur Krim und die Kontrolle über einige der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Flächen und Energiereserven der Ukraine erlangt. Russland hat in den letzten Tagen auch die Oberhand auf dem Schlachtfeld gewonnen.

Die Ukraine kann nach einer robusten Verteidigung ihrer Städte mit zusätzlicher Unterstützung, Know-how und Waffen der NATO-Staaten rechnen – das ist ein starker Anreiz, dass der Krieg nicht so bald beendet wird. Wenn der Krieg aber nicht bald beendet wird, werden die Gefahren zunehmen.

«Die Verhandlungen müssen in den nächsten zwei Monaten beginnen (…) bevor es zu Verwerfungen und Spannungen kommt, die nicht leicht zu überwinden sein werden», warnte der ehemalige US-Aussenminister Henry Kissinger letzte Woche.

Er forderte eine Rückkehr zum Status quo ante bellum und fügte hinzu: «Wenn der Krieg über diesen Punkt hinaus fortgesetzt würde, ginge es nicht um die Freiheit der Ukraine, sondern um einen neuen Krieg gegen Russland selbst.»

In diesem Punkt ist Kissinger auf derselben Seite wie Guaino: «Zugeständnisse an Russland zu machen, hiesse, sich der Aggression zu beugen», warnte Guaino. Und weiter: «Keine Zugeständnisse zu machen, hiesse, sich dem Wahnsinn zu beugen.»

Die USA machen keine Zugeständnisse. Das würde bedeuten, das Gesicht zu verlieren. Es stehen Wahlen an. Deshalb schliesst die Regierung alle Verhandlungsmöglichkeiten aus und arbeitet daran, den Krieg zu verschärfen. Wir sind dabei, um zu gewinnen.

Mit der Zeit könnten die Lieferungen tödlicher Waffen (…) den Krieg auf eine andere Ebene bringen. Der ukrainische Präsident Volodymyr Selenski warnte in einer Rede vor Studenten, dass die blutigsten Tage des Krieges bevorstünden.

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Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte Version eines Meinungsbeitrags von Christopher Caldwell, der am 31. Mai in der New York Times erschienen ist. Caldwell ist Redakteur bei der Zeitschrift Claremont Review of Books. Er ist der Autor mehrerer Bücher. Bekannt ist sein Buch: «Reflections on the Revolution in Europe: Immigration, Islam and the West».

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