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Von China lernen

Published On: 11. Juni 2022 6:10

Von China lernen? Manchmal hatte auch Frau Merkel recht. Wie das geht, will ich hier darlegen.

Der Aufstieg Europas zur technologisch führenden Region im 15. und 16. Jahrhundert wurde von wenigen Großfaktoren begünstigt. Die inner-europäische Konkurrenz der Nationen, der Expansionismus als Kampf um Handelsrouten und Ressourcen, aber auch das Kultur, Forschung und Technik fördernde Mäzenatentum der Fürstenhäuser oder die Prunksucht der Kirche waren entscheidende Treiber und Ideengeber. China spielte auch eine Rolle.

Auch der spätere Aufstieg des unternehmerisch begabten Bürgertums im merkantilen Umfeld des Absolutismus, wo erstmalig vorindustriell gefertigte Massenwaren und eine rigide Zollpolitik zu Garanten positiver Außenhandelsbilanzen und Staatsgebiete schließlich zu „echten“ Volkswirtschaften geformt wurden, erzeugte eine derart mächtige Innovations-Dynamik, dass der kleine Kontinent zum global führenden aufstieg. Militärischer und ziviler Erfindungsreichtum wurden zur Basis eines breiten Wohlstands, der durch verheerende Kriege zwar starken Einschnitten unterworfen war, aber durch die anhaltend aufstrebende Innovationskurve einzelner Konkurrenten mittelfristig immer wieder aufblühen konnte bis in die Gegenwart.

Nicht jede Innovation, die in Europa „erfunden“ worden ist, war tatsächlich neu und aus eigenen Quellen geschöpft. Oft genug betrieb man Nachahmung von Techniken, die im fernen Osten schon lange existierten. China war dem „Westen“ vor 1430 technologisch weit voraus und hätte neben den vielen produkthaften Ideen, die europäische Manufakturen nun nachahmten, sicher auch handelsstrategisch und militärisch eine frühe Hegemonie übernommen, wäre es nicht zu einem entscheidenden Bruch gekommen, der das Großreich in einen 200-jährigen Dämmerzustand aus Abstieg und Abschottung manövrierte.

Abschied Chinas als Handelsmacht

Dieser Punkt wird heute in zweierlei Hinsicht unterschlagen. Ohne den selbstbetriebenen Ausstieg Chinas aus dem entstehenden Welthandel wäre Europa im 15. Jahrhundert der wirtschaftliche Durchmarsch und die weltweite Hegemonie nicht so einfach gelungen. Der Abschied Chinas als Handelsmacht mit Verbindungen bis nach Afrika ist aber auch eine Parabel dafür, dass Erfolgsgeschichten durch machpolitische Interventionen und entsprechende Politikfehler zu katastrophalen Rückschritten führen können, die sich jahrhundertelang negativ auswirken.

Die Chinesen besaßen um das Jahr 1400 – auf dem Höhepunkt ihrer hochseetüchtigen Schifffahrt – mit der sogenannten „Schatzflotte“ von etwa 3.500 Schiffen die größte Seemacht der Welt. Ihre Schiffe waren im Gegensatz zu denen, die zur gleichen Zeit in Europa gebaut wurden, wahre Giganten mit bis zu 1.500 Mann Besatzung. Die größten Schiffe maßen 120 Meter und hatten damit die fünffache Länge der in Europa üblichen Größe. Europa war im Gegensatz zu China noch technisches Entwicklungsland und konnte doch seinen Vorteil nutzen, der in der freien Entfaltungsmöglichkeit des handeltreibenden Bürgertums bestand und – gemessen am Kaiserreich China – in dezentralen, untereinander konkurrierenden Herrschaftsstrukturen.

Nach heutigen Maßstäben sah das so aus: Der Weltmarktführer und technologische Primus zieht sich zurück, gibt seine Einflusszonen und sicheren Einnahmequellen preis, weil die herrschende Elite glaubt, dass der freie Handel ein Machtvakuum erzeugt und moral-politische Probleme aufwirft. Alles muss unter Kontrolle und systemregulatorisch planbar sein. Die Innovationskraft wird der Abschottung geopfert, in deren Folge das Know-how, die unternehmerische Verve und die (Handels-)Freiheit verloren gehen. Diese Prinzipien werden auf alle Bereiche der selbstbestimmten Ökonomie angewandt. Der frei drehende Wohlstand geht, die moralisch unbestechliche Armut kommt und bleibt.

Ideologische Luftspiegelung

Der britische Wirtschaftswissenschaftler Angus Deaton behauptet in seinem Buch „Der große Ausbruch – Von Armut und Wohlstand der Nationen“, die chinesischen Herrscher der Ming-Dynastie hätten im Jahr 1430 alle Hochsee-Schiffsexpeditionen verboten und die riesige Handelsflotte zerstören lassen, weil sie den kometenhaften Aufstieg und Einfluss einer reichen Kaufmannsschicht fürchteten. Diesbezüglich waren die absolutistischen Herrscher Europas im 17. Jahrhunderts cleverer.

Der aktuelle Bezug lässt sich noch in anderer Hinsicht leicht herstellen: Deutschlands Ausstieg aus der zivilen Atomtechnik, die Abschaltung der Kernkraftwerke, die ganze Energiewende und ihre Freiluftübungen sind nicht nur technologische Einschnitte, sondern auch irrwitzig zivilisatorische. Der „Fortschritt“ dieser politischen Entscheidungen ist eine ideologische Luftspiegelung, die nicht in Wirklichkeit aufgehen wird, weil sie von tagträumenden Politikern und nicht von sachlich kalkulierenden Technikern ersonnen worden ist. Gleichzeitig ist die Wissenschaft ein politischer Arm der sie finanzierenden Realpolitik geworden, so dass Entscheidungen und ihre wissenschaftlichen Rechtfertigungen immer auf Presspassung gefertigt sind. Die Produkte dieser Politik sind aber schon nach kurzer Zeit schrottreife Wirklichkeit.

Der neuste Coup in Sachen ideologischer Abschottung ist das Verkaufsverbot von Verbrenner-Motoren in der EU ab 2035, also übermorgen. In Europa werden bald Fabriken abgebaut und die Weiterentwicklung von Motorenkonzepten eingestellt. Es werden hunderttausende qualifizierte Arbeitsplätze verlorengehen. Das Know-how wird schneller sterben als die Menschen, die es besaßen. Unwiederbringlich. Dafür wird man in China noch lange Verbrenner-Motoren bauen, vielleicht sogar in Fabriken, die einst in Europa standen. In Verbindung mit dem politisch verfügten Mangel an Strom in Deutschland wird die Verkehrswende in erster Linie eine Verzichtswende sein: Das Volk wird gehen oder radeln, die Eliten werden wohl lieber Elektrokutschen oder schusssichere Sänften beanspruchen.

Die Prinzipien der Ökonomie auf den Kopf gestellt

Die Herrschenden haben seit Jahren nicht nur die Freiheit der Wirtschaft planvoll beendet – was ihnen nie hätte zugestanden werden dürfen. Sie haben die Prinzipien der Ökonomie auf den Kopf gestellt und sie antithetischen Kräften ausgesetzt: Kosten und Nutzen, Effizienz und Marge bestimmen nicht mehr über Sinn und Unsinn ökonomischer Entscheidungen, sondern moralischer Anspruch und erkenntnisbefreite Vision. Sie haben die Wirtschaft in Haft genommen, als sei die Zukunft eine Geisel des Unternehmertums und seine Produkte des Teufels. Das zumindest ist das kanonische Bekenntnis postmoderner politischer „Eliten“, die mit dem Bannstrahl agieren.

So wird die Wohlstandsschöpfung durch Außenhandel beendet, wie damals in China, als man sich plötzlich nicht mehr traute, geografische und unternehmerische Wagnisse einzugehen. Die Kaiser der Ming-Dynastie – so unnahbar und machtvollkommen – hatten Angst vor der Freiheit, die eine geopolitische Öffnung bedeutet hätte. Die grüne Agenda der Altparteien befindet sich ebenfalls in einer geistig-moralischen Ming-Dynastie, nach deren Maximen bürgerliche Freiheiten und ökonomische Rahmenbedingungen immer mehr zivilisatorischer Apathie werden weichen müssen.

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