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Die kleinen G7: Der Bedeutungsverlust einer Institution

Published On: 27. Juni 2022 19:56

In Bayern treffen sich die G7, die schon längst nicht mehr größten Industriestaaten der Welt. Die westlich gesinnten G7-Staaten haben relativ an ökonomischer Bedeutung verloren. Ergebnisse sieht man bis dato keine. Von Jonas Kürsch

IMAGO / Frank Ossenbrink

Seit knapp zwei Tagen konferiert die „Gruppe der Sieben“ bereits im bayerischen Schloss Elmau über die schwierige wirtschaftliche und politische Lage der Weltgemeinschaft. Neben dem Krieg in der Ukraine stehen beim diesjährigen G7-Gipfel auch wieder altbekannte Themen wie der Kampf gegen den Klimawandel und die Bekämpfung der weltweiten Armut auf der Tagesordnung. Mit teuren Finanzpaketen wollen die Staats- und Regierungschefs der „größten“ Industrienationen der Welt die gemeinsam formulierten Ziele zur Verbesserung der internationalen Situation schneller vorantreiben. Es drängen sich jedoch starke Zweifel auf, ob die G7 in ihrer jetzigen Zusammensetzung tatsächlich noch den Anspruch erheben können, die größten Volkswirtschaften der Welt in ihren Beratungsprozess miteinzubeziehen.

Die Teilnehmer der laufenden G7-Runde sind Italiens Premierminister Mario Draghi, der US-Präsident Joe Biden, Japans Premierminister Fumio Kishida, der französischer Präsident Emmanuel Macron, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Großbritanniens Premierminister Boris Johnson und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. In den 1970er Jahren, als sich die G7 erstmals formierten, war diese Zusammensetzung nachvollziehbar. Gemessen an den BIP-Werten der jeweiligen Nationen aus dem Jahr 1975, handelte es sich bei den sieben Ländern in der Tat um die leistungsstärksten Industrienationen der westlichen Welt. Machten die G7 1975 noch über 60 Prozent des weltweiten BIP aus, sind es heute nur noch 45 Prozent.

Der Fall des Kommunismus und die voranschreitende Globalisierung in den 1990er und 2000er Jahren führten zum wirtschaftlichen Erfolg vieler Entwicklungsländer. Vor allem die Wirtschaftskraft der Volksrepublik China ist im Laufe der letzten 50 Jahre massiv gewachsen. Während das BIP des autoritären Regimes im Jahr 1970 noch bei 92,6 Milliarden Dollar lag, steigerte sich der Wert bis zum Jahr 2020 auf mehr als 14,8 Billionen Dollar. Ähnlich verhält es sich auch mit Indien, das 1970 noch ein BIP von etwa 97 Milliarden Dollar vorwies und heute bei einem Wert von etwa 2,6 Billionen Dollar eingeschätzt wird. Beide Staaten haben Frankreich, Italien und Kanada infolge ihres Wirtschaftswachstums weit hinter sich zurückgelassen.

Vor allem bei Kanada (BIP 2020: 1,6 Billionen Dollar) und Italien (BIP 2020: 1,8 Billionen Dollar) stellt sich daher die Frage, ob diese Länder heute wirklich noch zu den „großen Sieben“ dazugezählt werden dürften, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass ähnlich starken Volkswirtschaften wie Südkorea (BIP 2020: 1,6 Billionen Dollar) keine Teilhabe an den informellen Treffen gestattet wird. Würde man nach der Kaufkraftparität gehen, handelte sich sogar um etwa sechs solcher „vergessenen“ Big Players.

Besonders verwirrend ist auch die Teilnahme der europäischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und des europäischen Ratspräsidenten Charles Michel, die beide als Beobachter für die Europäische Union bei dem Spitzentreffen anwesend sind. Die Rolle der beiden in dem Gremium ist nicht wirklich definiert und es ist unklar, welche Aufgabe den EU-Vertretern bei den Gesprächen zuteil wird. Nicht nur die Auswahl der Teilnehmer wird schon seit längerem von der Öffentlichkeit mit großer Skepsis betrachtet. Auch die intransparente Gesprächsführung unter Ausschluss jedweder Öffentlichkeit führte in der Vergangenheit bereits zu größeren Protesten, die mehreren Angaben zufolge auch beim gegenwärtigen Gipfel in vollem Gange sind.

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