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Zahlungsausfall? Russlands Staatsanleihen werden sogar teurer

Published On: 28. Juni 2022 12:12

Trotz des angeblichen Zahlungsausfalls Russlands sind die Preise für seine Euro-Anleihen sogar gestiegen, während die Preise für US-Anleihen gleichzeitig gefallen sind.

Dass Russland nicht zahlungsunfähig ist, sondern dass der Westen Russland mit seinen Sanktionen daran hindert, fällige Zinszahlungen zu begleichen, habe ich bereits ausführlich erklärt, wie Sie hier nachlesen können. Interessanterweise hat sogar der Spiegel meine Einschätzung in einem neuen Artikel bestätigt. In dem Artikel beantwortet der Spiegel die Frage „Wieso kommt das Geld nicht bei Russlands Schuldnern an?“ wie folgt:

„Das liegt an den scharfen Sanktionen, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gegen Russland verhängt wurden. Ein Großteil der ausländischen Devisenreserven wurde eingefroren, russische Banken wurden auf internationale Sanktionslisten gesetzt. Die Sanktionen streuten Sand in die komplizierte Maschinerie, über die Anleihegläubiger ihre regelmäßig fälligen Zinszahlungen (Kupons) erhalten. So wickelten bis vor Kurzem etwa Wall-Street-Banken wie Citigroup oder J.P. Morgan Chase die Auszahlung westlicher Investoren ab; damit ist nun Schluss.“

In meinem Artikel habe ich darauf hingewiesen, dass die Experten, also die Betroffenen an den Wertpapiermärkten, natürlich verstehen, was der Westen treibt, und dass die Geschichte zu einem Eigentor für den Westen werden könnte, weil er mit seinen Handlungen seine eigene Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit untergräbt. Gegenseitiges Vertrauen ist in den Finanzmärkten aber das vielleicht Wichtigste überhaupt.

Diese Einschätzung scheint sich in den ersten Tagen nach der angeblichen Zahlungsunfähigkeit Russlands zu bestätigen. Normalerweise müssten die Preise der Anleihen eines Staates, der seine fälligen Zahlungen nicht leisten kann, ins Bodenlose fallen. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Das russische Fernsehen hat dazu einen kurzen Artikel veröffentlicht, den ich übersetzt habe. Danach folgen weitere interessante Details zu dem Thema.

Beginn der Übersetzung:

Russlands Eurobonds steigen trotz „Default“

Die Kurse russischer Staatsanleihen in Euro sind am Montag um rund ein Prozent gestiegen, während US-Staatsanleihen laut Börsendaten um durchschnittlich ein Prozent gefallen sind. Die Kurse russischer Staatsanleihen steigen heute weiter und legten in den ersten 10 Handelsminuten um rund 0,5 Prozent zu.

Trotz des von Bloomberg-Journalisten verkündeten Pseudo-Default Russlands, was bald darauf von den US-Ratingagenturen wiederholt wurde, hat sich die Nachfrage der Anleger nach russischen Staatsanleihen erhöht.

Gleichzeitig sinken die Kurse von US-Staatsanleihen aufgrund des sich abzeichnenden Konjunkturabschwungs und neuer Inflationsrekorde, die die US-Notenbank nicht durch Zinserhöhungen eindämmen kann, weiter. Der Kurs von US-Staatsanleihen ist um ein Prozent gefallen. Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Daten des US-Finanzministeriums feststellte, sind die Ausgaben der US-Regierung für Zinszahlungen von Oktober, dem Beginn des Haushaltsjahres 2022, bis Mai aufgrund steigender Zinssätze innerhalb eines Jahres um ein Drittel auf 311 Milliarden Dollar gewachsen, während gleichzeitig das enorme Haushaltsdefizit und die Rekordverschuldung von 30,5 Billionen Dollar, die größte der Welt, aufrechterhalten wurden.

Die Nachfrage nach russischen Eurobonds wird durch hohe Öl- und Gaspreise, die Rekordhandelsbilanz und den enormen russischen Haushaltsüberschuss gestützt.

Die Anleger betrachten den „Zahlungsausfall“ Russlands als künstlich, da die Zahlungen für zwei Eurobond-Emissionen aufgrund von Handlungen Dritter und nicht durch die Schuld des Emittenten ausfielen. Nach Angaben des russischen Finanzministeriums wurde das Geld am 24. und 25. Mai in den entsprechenden Währungen an die internationalen Clearing- und Abwicklungssysteme überwiesen, sie haben das Geld jedoch nicht an die Anleger weitergegeben, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch eine US-Genehmigung für den Zahlungsausgleich vorlag. Seit dem 22. Juni zahlt Russland seine Fremdwährungsschulden für Eurobonds dauerhaft in Rubel. Die Anleger erhalten ihre Zahlungen in Rubel und können diese dann in eine Währung ihrer Wahl umtauschen.

Ende der Übersetzung

Die Sanktionen gegen sich selbst

Bemerkenswert ist, dass auch der Spiegel, ohne es explizit so zu formulieren, darauf hingewiesen hat, dass die westlichen Sanktionen in diesem Bereich nicht die gewünschte Wirkung haben, sondern eher die entgegengesetzte:

„Weil es Russland nicht an Kapital fehlt, dürfte der Zahlungsausfall nicht zu einer drastischen Abwertung des Rubels oder einem Zusammenbruch des Bankensystems führen. Allerdings können Gläubiger bei einem Zahlungsausfall nicht nur die Rückzahlung der fälligen Zinsen, sondern sämtlicher ausstehender Schulden verlangen – also auch von Anleihen, die noch gar nicht fällig sind.

Andererseits könnte Russland von der technischen Pleite sogar profitieren, weil das den Rubelkurs stützen und die Inflation im Zaum halten könnte. Dollar und Euro, die Moskau nun nicht mehr an westliche Anleihegläubiger auszahlen muss, kann die Zentralbank des Landes nutzen, um die heimische Währung zu kaufen und zu stabilisieren.“

Was haben westliche Medien und Politiker uns Ende Februar und Anfang März bei der Einführung der Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor versprochen? Richtig: Die Rede war davon, dass Russlands Währung, Russlands Banken und Russlands Wirtschaft schnell zusammenbrechen würden. Und westliche Experten haben das in den Medien ebenfalls großspurig angekündigt.

Passiert ist das Gegenteil: Der Rubel ist in diesem Jahr die stärkste Währung der Welt und Russlands Staatseinnahmen haben sich sogar erhöht. Der Westen hingegen ächzt unter einer Rekordinflation und demnächst droht, zumindest in Europa, eine derartige Energieknappheit, dass ganze Branchen auf unbestimmte Zeit komplett abgeschaltet werden müssen. Das ist keine russische Propaganda, das hat der Kinderbuchautor, der derzeit den Bundeswirtschaftsminister spielen darf, in ziemlich weinerlichem Ton selbst gesagt.

Das Problem wäre leicht zu lösen: Kanada müste nur die Turbinen freigeben, die es festgesetzt hat, und schon würde Nord Stream 1 wieder auf vollen Touren laufen. Und wenn das nicht reicht, könnte man Nord Stream 2 freigeben. Das tut die EU aber nicht, sie rennt – zusammen mit der deutschen Bundesregierung – lieber sehenden Auges in den Abgrund.

Und die USA? Die haben genug eigenes Frackinggas und reduzieren, um den Eigenbedarf zu decken, die versprochenen Lieferungen nach Europa. Die US-Wirtschaft wird also keine allzu ernsthaften Probleme bekommen, während Uschi von der Leyen, Olaf Scholz und Kinderbuchautor Habeck ihre Länder für die US-Interessen auf den Opferaltar legen.

Auch das ist keine russische Propaganda, denn der Spiegel hat gerade über eine Studie berichtet, die die Auswirkungen der neuen Lage auf den Gasmärkten auf verschiedene Länder analysiert hat. Der Spiegel schreibt:

„Die Ökonomen verglichen 16 EU-Staaten, dazu kamen die USA, Japan, Kanada, Großbritannien und die Schweiz. Demnach ist die Versorgungssicherheit der drei außereuropäischen großen Volkswirtschaften wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gar nicht gefährdet. Die Preissteigerungen seien dort bislang »ausgesprochen moderat ausgefallen oder ganz ausgeblieben«, heißt es in dem Papier.“

Im Klartext: Während von der Leyen als Chefin der EU-Kommission und Märchenonkel Habeck die Wirtschaft der EU und Deutschlands auf Bitten der USA und unter Verweis auf angebliche „westlichen Werte“ an die Wand fahren, steigen die Gaspreise in den USA nicht einmal an.

Kann es da verwundern, dass russische Analysten offen davon reden, dass die US-geführte Politik des Westens in erster Linie der EU und nicht Russland schadet? Und kann es verwundern, dass man sich in Russland fragt, ob das in Washington gewollt ist, um der US-Wirtschaft Vorteile gegenüber der Konkurrenz aus der EU zu verschaffen und die „Verbündeten“ bei der Gelegenheit zu schwächen, um ihre Abhängigkeit von den USA noch zu erhöhen?

Schön für die USA, dass die Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin das Spiel entweder aus Kadavergehorsam oder aus Inkompetenz mitspielen. Sie versuchen die Menschen in Deutschland und der EU, die darunter leiden werden, mit Parolen wie „frieren gegen Putin!“ oder „Gürtel enger schnallen für die Ukraine“ von ihren eigenen Fehlern abzulenken, anstatt die Fehler zu korrigieren, bevor es zu spät ist.