Spiegel: „Oligarch Deripaska nennt Invasion »kolossalen Fehler«“

Published On: 29. Juni 2022 2:00

Der Spiegel hat in einem Artikel behauptet, der russische Milliardär Deripaska hätte das Vorgehen der russischen Regierung scharf kritisiert. Das ist allerdings Wunschdenken der Spiegel-Redaktion.

Der Spiegel-Artikel mit der Überschrift „Ungewöhnlich offene Kritik an Krieg in der Ukraine – Oligarch Deripaska nennt Invasion »kolossalen Fehler«“ hat mich sehr verwundert, denn davon hatte ich in russischen Medien nirgendwo etwas gehört. Also habe ich intensiv im russischen Internet gesucht, um darüber etwas zu finden. Gehen wir den Spiegel-Artikel also einmal durch.

Der „kolossale Fehler“

Der erste Absatz des Spiegel-Artikels straft die Überschrift des Artikels bereist Lügen:

„Der russische Angriffskrieg in der Ukraine läuft seit 125 Tagen. Kritik an der Invasion ist in Russland verboten – der russische Oligarch Oleg Deripaska hat auf einer Pressekonferenz in Moskau den Krieg nun dennoch mit klaren Worten kritisiert. »Ist es in Russlands Interesse, die Ukraine zu zerstören? Natürlich nicht, das wäre ein kolossaler Fehler«, sagte er.“

Wir können also schon mal festhalten, dass Deripaska nicht die „Invasion“ als „kolossalen Fehler“ bezeichnet hat, wie der Spiegel in der Überschrift suggeriert, sondern die Zerstörung der Ukraine. Und das ist bei weitem keine Kritik an der russischen Politik, denn die Zerstörung der Ukraine war nie das Ziel Russlands, im Gegenteil. Leser des Anti-Spiegel wissen das, denn über die Gründe und Ziele der russischen Intervention habe ich oft berichtet.

Da der Spiegel seinen Lesern aber Lügengeschichten darüber erzählt, Russland wolle die Ukraine zerstören, klingt Deripaskas Aussage für Spiegel-Leser wie Kritik an der russischen Politik. In Wahrheit ist – zumindest bei dieser Aussage – das Gegenteil der Fall.

Das Wort „Krieg“ ist verboten?

Und auch die Behauptung, dass in Russland „Kritik an der Invasion verboten“ sei, ist gelogen. Der Spiegel wiederholt diesen Lüge aber trotzdem ständig und legt in dem Artikel noch mit einer weiteren Lüge nach, die deutsche Medien immer wiederholen:

„Der Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal sprach auf der Pressekonferenz wiederholt von einem »kolossalen Fehler« und bezeichnete die russische Militäroffensive in der Ukraine zudem als »Krieg« – eine Bezeichnung, die von den russischen Behörden verboten wurde.“

Die Lüge, dass das das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit der Ukraine in Russland verboten sei, wird in den Medien gerne wiederholt. Auch das ist schlicht nicht wahr, übrigens habe ich selbst erst vor wenigen Tagen in einem Interview mit einem russischen Fernsehsender das Wort „Krieg“ benutzt – und ich wurde nicht verhaftet. Ich habe vor einiger Zeit genau erklärt, was in Russland verboten ist und was nicht, Sie können das hier nachlesen.

Interessant daran ist vor allem eines: In Russland werden Verstöße gegen etwaige Verbote als Ordnungswidrigkeiten wie Falschparken behandelt. Bei einem Verstoß muss man ein kleines Bußgeld zahlen und das war’s. In Deutschland ist das anders: Wer in Deutschland gegen die Sprachregelungen des Staates verstößt, dem drohen in Deutschland bis zu drei Jahre Haft.

Haftstrafen drohen in Russland hingegen nur, wenn man bewusst öffentlich Lügen über die Ereignisse in der Ukraine verbreitet und diese verbreiteten Lügen zu konkreten Sach- oder Personenschäden führen, zum Beispiel weil die Lügen andere Menschen zu Gewaltaktionen aufgehetzt haben.

Das weiß aber der Spiegel-Leser nicht, weshalb der Spiegel dann so etwas schreiben kann:

„Seit der Militäroffensive gegen die Ukraine haben die Repressionen gegen Regierungskritiker und unabhängige Medien in Russland zugenommen. Einem neuen Gesetz zufolge drohen bei Kritik an der Offensive bis zu 15 Jahre Haft.“

Da einem in Deutschland schon drei Jahre Haft drohen, wenn man zur Ukraine nur eine andere Meinung hat, als die Regierung, frage ich mich, wo „Repressionen gegen Regierungskritiker und unabhängige Medien zugenommen“ haben: In Deutschland oder in Russland?

Deripaska über die Folgen der Sanktionen

Der Spiegel schreibt über Deripaskas Aussagen über die Folgen der Sanktionen:

„Deripaska kritisierte auch die russische Reaktion auf die beispiellosen Sanktionen, die westliche Staaten wegen der russischen Offensive in der Ukraine verhängt haben. Die russischen Behörden hätten »120 Tage nach Beginn des Konflikts immer noch keine notwendigen Entscheidungen getroffen«, um die Auswirkungen dieser Sanktionen auf die russische Wirtschaft abzumildern, beklagte er.“

Diese Aussage habe ich in russischen Medien nirgendwo gefunden, auch nicht in den Videos, die von dem Auftritt Deripaskas vor Studenten der Moskauer Uni gemacht wurden. Dafür findet sich darin überall dieses Zitat, das der Spiegel verschweigt:

„Russland entpuppte sich als viel marktwirtschaftlicher, als ich es mir vorstellen konnte. Weder der Staatskapitalismus noch die Kriminalisierung der Wirtschaft haben die Marktwirtschaft brechen können. Und die Erfolge, die die Wirtschaft jetzt zeigt, erlauben es zu sagen, dass Russland, wenn der Staat sich nicht darauf einstellt, in acht bis neun Jahren wieder eine viel stärker diversifizierte Wirtschaft haben wird. Wenn der Staat in der Lage ist, sich anzupassen, um die Marktwirtschaft zu erhalten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, um einen Schuldenmarkt zu schaffen, wird das in vier Jahren geschehen.“

Ich kann nicht sicher bestreiten, dass Deripaska die vom Spiegel zitierte Kritik geäußert hat, habe sie auf Russisch jedoch nirgendwo gefunden. Aber ich schließe nicht aus, dass Deripaska das gesagt hat, denn er ist als einer der größten Unternehmer Russlands derzeit mit vielen Problemen konfrontiert und es wäre sehr überraschend, wenn er in so einer Situation nichts an der Regierung zu kritisieren hätte. Und ja: Die Wirtschaft kritisiert ihre Regierung in Russland genauso oft, wie in Deutschland. Das ist weder verboten noch verpönt, zumindest in Russland nicht.

Deripaska vs. Putin?

Weiter schreibt der Spiegel:

„Die Strafmaßnahmen seien für Russland »natürlich schmerzhafter« als für den Westen, fügte Deripaska hinzu. Damit widersprach er Äußerungen von Präsident Wladimir Putin, der wiederholt gesagt hatte, dass die Sanktionen Russland nichts anhaben könnten, während Verbraucher in westlichen Staaten insbesondere unter den gestiegenen Energiepreisen litten.“

In der Tat hat Deripaska gesagt, dass die Sanktionen Russland derzeit härter treffen als den Westen. Da bin ich zwar anderer Meinung, wie ich immer wieder geschrieben habe, aber auch hierbei gilt in Russland, dass die Meinungen frei sind und jeder sagen darf, was er denkt, auch wenn westliche Medien immer etwas anderes behaupten.

Interessant ist jedoch, dass der Spiegel verschwiegen hat, was Deripaska danach gesagt hat. Ich zitiere als Beispiel das russische Wirtschaftsportal rbc:

„Die gegen Russland verhängten Sanktionen könnten nach Ansicht des Milliardärs in anderthalb Jahren eine gegenteilige Wirkung entfalten. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Sanktionen in anderthalb Jahren nicht nur bedeutungslos sein werden, sondern dass sie auch entgegengesetzt wirken werden. Wenn die sie aufgrund politischer Entscheidungen nicht aufgegeben können, werden sie das Land erheblich in seiner Entwicklung behindern, das sie eingeführt hat“, erklärte er.“

Regimechange in Russland?

Zum Schluss schreibt der Spiegel dann noch:

„Ein Regierungswechsel in Russland ist laut Deripaska nicht zu erwarten. »Es gibt kein Potenzial für einen Systemwechsel«, sagte er. Die Opposition habe sich »aus dem Leben des Landes zurückgezogen«, sagte er. Viele russische Oppositionelle befinden sich in Haft oder sind ins Exil gegangen.“

Der Spiegel lässt es so erscheinen, als bedaure Deripaska die Situation. Das ist gelogen, denn der Spiegel hat wieder weggelassen, worum es tatsächlich ging. Deripaska hat mit der Aussage über andere russische Milliardäre gelästert, die sich im Westen verstecken. Die vollständige Aussage von Deripaska lautete:

„Es gibt kein Potenzial für einen Regimechange. Die Opposition bevorzugt die schöne europäische Aussicht… Zu erwarten, dass Michail Fridman oder Aven oder Chodorkowski zu den Waffen greifen und mit Panzern nach Brjansk durchbrechen, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Dafür sind das die falschen Leute“

Die Clowns um Nawalny & Co., die westliche Medien als „russische Oppositionelle“ bezeichnen, nimmt in russischen Wirtschaftskreisen niemand ernst und Deripaska hat – wie gesehen – auch nicht von denen gesprochen, die westliche Medien als „russische Opposition“ bezeichnen, er hat sich vielmehr über die russischen Milliardäre Fridman und Aven lustig gemacht, die sich in London verstecken, obwohl auch sie von Großbritannien unter Sanktionen gestellt wurden.

Aber so, wie der Spiegel es formuliert hat, klingt es natürlich dramatischer.

Was der Spiegel verschweigt

Eine Passage aus Deripaskas Rede vor den Studenten hat der Spiegel verschwiegen, weil der Spiegel nie im Leben die Rüstungslobby kritisieren würde. Ich übersetze dazu noch einmal aus dem russischen Wirtschaftsportal rbc:

„Gleichzeitig kritisierte Deripaska die weltweit steigenden Verteidigungsausgaben, auch in Russland, und warnte, dass die Welt nun Gefahr laufe, viele der Errungenschaften der letzten 30 Jahre zu verlieren. „Glauben Sie, dass das ein natürlicher Verlust ist? Es geht um Menschen, die ihre konkreten Interessen vertreten. Und wenn ich sehe, wie schnell die Rüstungsaufträge in der ganzen Welt zunehmen, dann vermute ich, dass auch in Russland jemand davon profitieren könnte… Das ist sind höllische Billionen – und ich selbst schätze, dass die Staaten der Welt in den nächsten Jahren jährlich bis zu 4 Billionen Dollar [für das Militär] ausgeben werden. Wenn auch nur die Hälfte davon für erneuerbare Energien, die Entwicklung neuer moderner Atomenergie, Lösungen für Epidemien ausgegeben würde… Es stört mich, wie schnell wir alles aufgeben konnten, was wir in den 1990er Jahren erreicht haben, um die Leiden des Kalten Krieges zu überwinden, und wie schnell wir dann alles aufgeben konnten, was wir in den 2000er Jahren erreicht haben. Und jetzt schauen wir ruhig zu und warten auf den Sieg. Den Sieg über was? Wessen Sieg? Das ist natürlich ein kolossaler Fehler“, sagte er.“

Fazit

Der Spiegel hat mal wieder in seiner gewohnten Art Propaganda gemacht, indem er Aussagen, die nicht in das gewollte Bild passen, weggelassen hat, indem er durch Weglassen von Informationen einen falschen Eindruck beim Leser erzeugt hat und so weiter. Der einzige Sinn dieses Spiegel-Artikels war es, dem unter der Inflation stöhnenden deutschen Lesern das Gefühl zu geben, man sei auf dem richtigen Weg, denn Russland leide viel mehr unter den Sanktionen und Teile der russischen Elite könnten gegen Putin rebellieren.

So ist es nun einmal nicht, auch wenn der Spiegel es sich noch so sehr wünschen mag…


In meinem neuen Buch „Inside Corona – Die Pandemie, das Netzwerk und die Hintermänner – Die wahren Ziele hinter Covid-19“ zeige ich anhand von umfangreichen zugespielten Datenanalysen, wie die Pandemie durch diverse Organisationen in mehreren Phasen vorbereitet wurde, wobei die aktive Vorbereitungsphase etwa 2016/2017 begann. Darüber hinaus zeigen die Daten auch, welche übergeordneten Ziele diese Organisatoren verfolgen und wie die Pandemie ihnen den Weg zur Erreichung dieser Ziele ebnet.

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch