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«Ballweg ist kein Gandhi oder Assange, sondern Radikalisierer und Spalter!»

Published On: 10. Juli 2022 1:02

Veröffentlicht am 10. Juli 2022 von TE.

Die «Causa Ballweg» erhitzt die Gemüter. Deshalb sind Transition News und Transition TV auf beide Seiten zugegangen, um gemeinsam einen sachlichen Diskurs zu führen: auf den Verein «Anwälte für Aufklärung», kurz «AfA», in dem es eine Gruppierung um Alexander Christ und Ralf Ludwig gibt, die sich um die Verteidigung des «Querdenken»-Gründers kümmert, sowie auf den hier Interviewten Gordon Pankalla und den Anwalt Chan-jo Jun, die beide eine kritische Haltung zu Ballweg haben. Pankalla und Jun haben auch zugesagt. Alexander Christ, Pressesprecher der «AfA», hingegen liess uns wissen, dass ihnen in Sachen Ballweg «noch keine Akteneinsicht vorliegt und wir daher den anvisierten Termin [= 7. Juli] – zunächst – verschieben müssen».

Wir haben uns ob der Aktualität des Themas daher dazu entschieden, jetzt schon mit Gordon Pankalla zu sprechen. Sobald wir von Alexander Christ und seiner Gruppierung innerhalb der «AfA» Rückmeldung erhalten und deren Antworten auf die Fragen, die wir ihnen in der Zwischenzeit zum gesamten Themenkomplex geschickt haben, da sind, werden wir berichten.

Hallo Herr Pankalla. Ballweg soll 640’000 Euro nicht zweckgemäss verwendet und in seine «eigene Tasche» gewirtschaftet sowie 430’000 Euro «gewaschen» haben. Doch Ralf Ludwig, Ballwegs Anwalt, entgegnet: «Es ist ein politischer Prozess, es geht darum, Kritiker mundtot zu machen. Das, was bisher Russland, der Türkei und vergleichbaren Staaten vorgeworfen wurde, das passiert jetzt in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Schritt zum Totalitarismus setzt sich immer weiter fort.» Hat er recht?

Gordon Pankalla: Zunächst möchte ich betonen, dass ich mich zu diesen «Querdenkern» und dem selbsternannten «Querdenker»-Anwalt Ralf Ludwig klar abgrenze. Ich möchte mich in solche Machenschaften – was auch immer da jetzt gewesen sein soll – schlicht nicht hineinbewegen als Anwalt. Und ich möchte mich auch klar abgrenzen von der Ideologie, die «Querdenken» so peu a peu in die Bewegung hineingetragen hat.

Einfach auf das Bild klicken, dann können Sie das Interview in voller Länge als Video, ausgestrahlt von Transition TV, anschauen.

Im Übrigen ist es ja so: Wenn der Kollege Ralf Ludwig beim Sender AUF1 konzediert, er hätte noch nicht in die Akte hineingeschaut, dann stellt sich die Frage, wie er wissen kann, dass der Hintergrund der Verhaftung Ballwegs politischer Natur ist und nicht etwa der von Ihnen angesprochene Verdacht, dass Spendengelder nicht zweckmässig verwendet worden sind. Es ist also eine blosse Spekulation, wenn man jetzt von einem politischen Prozess redet.

Ludwig sagt aber, mit Blick auf den Herbst werde jetzt schon versucht, «vorsorglich diejenigen aus dem Spiel zu nehmen, die die Proteste organisieren werden». Dabei verweist er auch auf Hausdurchsuchungen wie bei dem Arzt Paul Brandenburg oder Medizinern, die Maskenatteste und Impfunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen. Damit sollen, so Ludwig, «die Menschen, die Kritik äussern, in die Illegalität getrieben werden». Manche vergleichen das Schicksal von Ballweg gar mit dem von Julian Assange. Gibt das der These vom Politprozess nicht Futter?

Nein, das sehe ich überhaupt nicht. Ich bin ja auch noch immer bei Protesten dabei, ob in Köln oder in Düsseldorf. Und wir haben solche Probleme überhaupt nicht, vor allem etwa auch, weil wir nicht die Verfassung gewissermassen leugnen. Und bei den «neuen» Protesten, die ja unter dem Namen «Selberdenken» oder «APO» stattfinden, findet auch eine klare Abgrenzung zu bestimmten Dingen statt. So machen wir deutlich, dass wir dort bestimmte Flaggen und Leute nicht haben wollen. Von «Querdenken» wurde hingegen immer gesagt: keine Abgrenzung, jeder ist willkommen! Das sehe ich eben anders. Dass der Druck zum Beispiel auf Ärzte, die Atteste ausstellen, politisch motiviert sein könnte, darüber kann man spekulieren. Aber Ballweg sogar zu Mahatma Gandhi hochzustilisieren, wie es der berühmte «Nasenarzt» Bodo Schiffman, der sich ja mittlerweile in Tansania befindet, macht, ist absolut lächerlich. Und auch ein Vergleich mit jemandem wie Assange ist schlicht unsinnig.

Die Anhänger von Ballweg tragen jedoch vor, dass er ungeheure Verdienste hätte, was die kritische Bewegung gegen die Corona-Politik angeht. Dabei verweisen sie unter anderem darauf, dass er ja die ersten beiden Grossdemos in Berlin im August 2020 organisiert bzw. möglich gemacht hat.

Ich sehe gar nicht, dass das die Marke «Querdenken» in irgendeiner Art und Weise noch etwas auf der Strasse zu suchen hat. Ballweg spielt im Grunde auch überhaupt keine Rolle mehr. Die haben 2020 zwei Demos gemacht, haben es dann 2021 noch mal versucht, sind aber gescheitert, weil die Demo verboten worden ist. Und ich weiss eben auch, dass Herr Ballweg an dem Abend zuvor sagte, man mache da noch eine kleine interne Feier und dann würden alle morgen nach Hause fahren. Die Menschen hingegen sagten: «Nein, wir haben überhaupt nicht vor, nach Hause zu fahren. Dann gehen wir halt so auf die Strasse!» Das heisst, Ballweg ist immer nur interessiert gewesen an Demos, bei denen er auch seine Stände aufbauen konnte. Seitdem haben wir von Ballweg eigentlich auch nichts mehr gehört. Und die anderen können auch nach wie vor auch ihre Demos machen.

Die U-Haft für Ballweg wurde mit der Fluchtgefahr begründet. Und er soll sogar in Einzelhaft sitzen. Ist das aber nicht völlig überzogen, zumal es ja auch mildere Mittel gegeben hätte wie eine elektronische Fussfessel?

Mir ist es nicht bekannt, dass es in Deutschland für derlei Fälle eine Fussfessel gibt. Ansonsten ist und bleibt festzuhalten: Über den Haftgrund können wir derzeit nur spekulieren. Und auch wenn ich sehe, dass einige Sachen nicht gut laufen, darunter etwa die Prozesse gegen bestimmte Ärzte, so habe ich doch ein Vertrauen in den Rechtsstaat. Hier sollte man auch berücksichtigen, dass die Corona-Ideologie und die Angst vor diesem Virus leider auch nicht vor deutschen Gerichten Halt gemacht hat – mit der Folge, dass etwa Richter immer noch Masken tragen, obgleich dies gar keine Vorschrift mehr ist. Da liegt also schon Vieles im Argen, und in der Tat stelle ich mir so Einiges neutraler und objektiver vor. Aber ich sehe uns eben auch ganz klar nicht dort, wo die «Querdenker» uns wähnen, nämlich an dem Punkt, dass der gesamte Rechtsstaat vor die Wand gefahren und die Justiz total korrupt ist, sodass jemand einfach ganz ohne Gründe festgehalten werden kann. Eine solche Sichtweise leistet nur einer Radikalisierung Vorschub, die total kontraproduktiv ist.

Doch während unser Rechtsstaat bei jemandem wie Ballweg hart durchgreift, scheint dies bei viel mächtigeren Menschen nicht so zu sein. Man denke da etwa an Olaf Scholz, an Ex-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer oder an Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Deren Namen werden im Zusammenhang mit Affären wie Cum-Ex, Wirecard, PKW-Maut und Maskenskandal genannt, bei denen es um Milliardenbeträge geht.

Bei Bundeskanzler Scholz besteht zunächst mal keine Fluchtgefahr. Wenn er nicht mehr da wäre, das würden wir ja alle merken. Im Übrigen gibt es natürlich einen rechtlichen Grundsatz, der da lautet: Es gibt kein gleiches Recht im Unrecht. Man kann also nicht sagen: Weil der eine nicht verfolgt wird, darf der andere dann auch nicht verfolgt werden – oder wenn mein Nachbar die Bank überfällt, dann darf ich das auch. Dass bei den von Ihnen genannten Fällen ermittelt werden sollte, da bin ich auch sehr dafür. Und oft wird etwa auch gegen Polizebeamte nicht vorgegangen, obgleich der Vorwurf besteht, dass sie es übertrieben haben. Das heisst aber nicht, dass deswegen gegen Herrn Ballweg nicht ermittelt werden sollte. Vielleicht kommt ja auch heraus, dass an den Vorwürfen gegen ihn nichts dran ist. Doch wenn da Sachen vorliegen, dann macht das eben die Staatsanwaltschaft – und da hat ja auch mal ein Richter etwas unterschrieben, sonst wäre es nicht soweit gekommen.

Ende 2020 trafen sich Ballweg und Mitstreiter im thüringischen Saalfeld mit Peter Fitzek, der sich als «König von Deutschland» bezeichnet. Sie und andere kritisieren, dieses Treffen hätte es enorm begünstigt, dass die kritische Corona-Bewegung als «rechts» und «radikal» geframed werden konnte. Doch Ballweg begründete das Treffen etwa damit, dass es an der Zeit gewesen sei, sich «nach neuen Möglichkeiten und anderen Strategien» umzusehen. Auch sprangen Ludwig und Schiffman Ballweg bei und meinten, was Fitzek mache, sei legitim, und jeder könne seinen eigenen Staat gründen. Und in einer «Querdenken»-Pressemitteilung hiess es, Fitzek werde «fälschlicherweise der Reichsbürgerszene zugerechnet» und solle lediglich jemand sein, der «auf dem Boden des Grundgesetzes nach Lücken sucht, die eine weitgehende Autonomie von staatlichen Strukturen» ermöglichen. Besänftigt das nicht Ihren Unmut?

Überhaupt nicht. Ich halte das alles für Blödsinn. Dann kann ich ja jetzt auch das Königreich Pankalla ausrufen, eine eigene Währung machen und dann sagen, gebt mir das Geld. Für mich hat das ehrlich gesagt Sektencharakter. Was sich Ballweg und Mitstreiter dabei gedacht haben, sich mit Fitzek zu treffen, darüber kann ich natürlich auch nur spekulieren. Die Fakten sind aber folgende: Es wird in Windeseile die Marke «Querdenken» auf die Beine gestellt und auch als Marke angemeldet. Und auch wenn «Querdenken» zum Beispiel hier in Köln nie Fuss gefasst hat, weil hier andere sehr aktiv waren, darunter die Gruppierungen «Deutschland sucht das Grundgesetz» und «Köln ist aktiv», so verbreitete es sich wie ein Lauffeuer, dass in Berlin eine Demo stattfinden soll. Und alle dachten: Das ist ja prima, da fahren wir doch hin. Ich wusste aber gar nicht, dass das eine «Querdenken»-Veranstaltung sein sollte, und ich habe auch niemanden darum gebeten, da Bühnen aufzustellen. Vielmehr sind wir alle einfach dahin – und jeder hat ja so seine seine Vorstellung. Und meine Vorstellung war, vor Ort für die Einhaltung der Grundrechte zu protestieren. Doch spätestens bei der zweiten Berlin-Demo Ende August 2020 wurde, von oben diktiert, das Motto geändert, und zwar von «Europe come together» auf «verfassungsgebende Versammlung», also darauf, dass die gesamte Verfassung in Zweifel zu ziehen ist. Da habe ich mich schon abgewendet, und ganz viele mit mir. Zumal es auch sehr einseitig, extrem und konfrontativ wurde. So hiess es, nur noch das, was «Querdenker» sagen, sei das Richtige, die anderen Lügen sowieso, dem Mainstream kannst du gar kein Wort mehr glauben. Doch das war das genaue Gegenteil dessen, was ich und andere erreichen wollten, nämlich die Spaltung zu überwinden. Und wenn man sich dann noch wie Ballweg mit einem Fitzek trifft, der sich vom Staat abwenden will, dann muss man sich doch da gar nicht über diese Radikalisierung wundern. Dabei gibt es im Übrigen auch Leute, die sagen, dass hier mit Absicht vorgegangen wurde, um die Bewegung unmöglich zu machen.

Die haben sich also extra mit Fitzek getroffen, um das Ganze in eine bestimmte Richtung zu drücken?

Es gibt jedenfall Leute, die darüber spekulieren. Fakt ist: Wenn man blöd geframed werden möchte, dann ist so ein Treffen doch wie ein Elfmeter für die Mainstreammedien, um zu sagen: Seht ihr, das sind alles verrückte Schwurbler, Staatsleugner, Reichsbürger und so weiter. Und wenn so jemand wie Ballweg so ein Ding bringt und der Gegenseite so einen Elfmeter hinlegt, dann ist er entweder blöd oder vielleicht sogar gesteuert, genau weiss ich das natürlich nicht.

Was wäre denn damit am Ende des Tages gewonnen?

Dass man diese Bewegung von innen zerstört und die Leute unmöglich macht, die wegen ganz anderer Motive protestiert haben – und die leider nie gehört worden sind. Die Marke «Querdenken» war ja sehr hierarchisch aufgebaut. Letztlich haben da stets die führenden Leute von oben darüber entschieden, wo es lang gehen sollte. Man hat einfach Themen vorgegeben. Das waren aber nicht meine Themen und auch nicht die vieler anderer.

Aber andererseits ist es doch so: Wenn man das Ganze gegen die Wand fährt, dann kann man mit «Querdenken» auch kein Geld mehr verdienen – und das würde dann der «Follow-the-money»-These, es ginge hier vor allem darum, Gelder einzuheimsen, zuwiderlaufen.

Das sind unterschiedliche Ziele. Entweder will man eine Bewegung bewusst framen. Dann wäre das Geld gar nicht so das Ziel. Oder man wollte gucken, dass man Geld damit macht und sich beschenken lässt. Und dann hat man immer krassere Themen da mit hineingebracht, um die Leute auch bei der Stange zu halten. Letztlich weiss ich es nicht. Ich weiss nur, dass «Querdenken» schon bei der ganzen Impfpflichtdebatte längst nicht mehr präsent war. Vielleicht ist jetzt dieses Ballweg-Thema auch die Möglichkeit, so eine Art Revival zu versuchen. Ich bin aber sehr dagegen, denn ich bin froh, dass wir die los sind.

Auch an Ralf Ludwigs Projekt «Klagepaten» lassen Sie kein gutes Haar. Dabei ist die Idee hier doch, denjenigen Menschen, die über keine üppigen finanziellen Mittel verfügen oder auch keine Rechtsschutzversicherung haben, eine kostenlose anwaltliche Unterstützung zu bieten. Das klingt auf den ersten Blick recht honorig.

Das stimmt, das klingt auf den ersten Blick sehr schön. Auf den zweiten Blick stellen sich natürlich die Fragen: Wo sind die Fälle, die tatsächlich umgesetzt wurden? Und wo sind die Anwälte, die dafür zur Verfügung stehen? Gleich beim ersten Treffen der «Anwälte für Aufklärung» erzählte Ralf Ludwig von seinem «Klagepaten»-Projekt. Schon in diesem Moment habe ich mich gefragt, warum jetzt einer mit seiner eigenen Geschichte hier um die Ecke kommt, wo es doch eigentlich darum ging, dass wir uns vernetzen und gemeinsam starten. Ich habe ihn dann auch gefragt, wie er sich die Abgrenzung vorstellt. Und er antwortete, die Klagepaten würden sich um die Klagen bzw. um die Leute, die Anwälte suchen, kümmern, während die Anwälte zuständig seien für Aufklärung, also etwa darüber, wie die Corona-Massnahmen einzuschätzen sind. Ludwigs «Klagepaten»-Projekt war aber – und das muss ihm bewusst gewesen sein – überhaupt nicht durchdacht. Und tatsächlich hat Ludwig es nicht geschafft, es wirklich umzusetzen. Er hatte ja nicht einmal die Manpower dafür. Ich dachte immer, er hätte einen Anwalt angestellt. Doch mit dem habe ich jetzt gesprochen – und der meinte zu mir, er war gar nicht angestellt gewesen. Ich selbst wurde auch einfach als Anwalt verlinkt, habe dem dann aber widersprochen. Anderen Kollegen ist das Gleiche passiert und sind dadurch in ihrer Arbeit regelrecht blockiert worden. Die waren entsprechend sauer. Hier erweckt «Klagepaten» also zu Unrecht den Eindruck, dass ein grosses Netzwerk besteht und dass da viel bearbeitet werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen mit einem Anwalt über ihre Anliegen gerne reden möchten. Ludwig wollte die Abwicklung aber im Grunde so strukturieren wie einen automatisierten Computerprozess. Das war nicht nur viel zu unpersönlich, auch war es damit im Grunde unmöglich, der juristischen Komplexität gerecht zu werden. Denn die Fälle, die über «Klagepaten» abgewickelt werden sollen, sind sehr unterschiedlicher Natur und tangieren verschiedene Rechtsgebiete. All das hatte ich ihm auch gesagt.

Gibt es denn keine Übersicht darüber, was da unterm Strich herumgekommen ist, welche Fälle also tatsächlich behandelt worden sind und welche nicht?

Nein, eben nicht. Auf derlei Fragen habe ich von Ralf Ludwig bis dato auch keine Antworen erhalten. Und man muss sich auch mal überlegen: Wenn man mit so einem Projekt wie «Klagepaten» 1 Million Euro, um nur mal eine Fantasiezahl zu nennen, eingenommen und im Zuge dessen fünf Fälle umsonst bearbeitet hat, dann muss man doch die dahinter stehenden Zahlen offenlegen. Im Übrigen geht es bei Ludwig weit über «Klagepaten» hinaus. Da ging es locker weiter mit der Gründung einer Partei, mit der es dann sofort wieder vorbei war. Dann wurde die nächste Partei gestartet. Oder erinnern wir uns an seine Wahnsinns-«Querdenker»-Bustour durch Deutschland zusammen mit Bodo Schiffmann. Und nicht zu vergessen ist die grösste Corona-Klage überhaupt mit dem Titel «Das Volk gegen Corona» und ausländischen Konten, die verlinkt worden waren und von denen Ludwig angeblich gar nichts wusste. Zum «Querdenker»-Anwalt, wie sich Ludwig jetzt bezeichnet, gibt es also viele Fragezeichen, sodass ich mich auch frage, wieso bei Ballweg, aber nicht gegen dessen Anwalt Ludwig ermittelt wird.

Aber ist Luwdwig nicht irgendjemandem rechenschaftspflichtig? Muss er nicht irgendwann Zahlen liefern?

Nun, lange Zeit stand auf der «Klagepaten»-Webseite lediglich «nicht eingetragener Verein» oder «Verein in Gründung». Und solange ich als Verein nicht eingetragen bin, gibt es auch keine Rechenschaftspflicht. Ich bin jetzt auch kein expliziter Gesellschaftsrechtler. Aber meiner Ansicht nach ist es so, dass der Verein dann zumindest schon einen Jahresabschluss zu machen hat, ihn aber nicht wie eine GmbH veröffentlichen muss. Doch wenn ich fair bin, dann mache ich das natürlich, überschlägig zumindest. Zumal die Menschen Ballweg, Ludwig oder Schiffmann ja nicht deswegen finanziell unterstützen, damit diese sich davon Häuser oder Hotels kaufen und in Saus und Braus leben. Viele dieser Leute geben wirklich ihr letztes Hemd. Das kennt man ja: Die Ärmsten geben immer am meisten. Dabei können sich viele wegen der hohen Spritpreise nicht einmal mehr die Autofahrt zu einer Demo leisten – oder wenn sie dann losfahren, übernachten sie im eigenen Wagen, da das Budget für ein Hotel nicht reicht. Von Schiffmann hingegen hört man, er hätte die Kohle rausgehauen bis zum Gehtnichtmehr und sich Hotelübernachtungen für 1’000 Euro pro Nacht gegönnt. Das ist, auch wenn es vielleicht nicht strafrechtlich relevant ist, moralisch nicht gerade so, wie es sein sollte, um nicht zu sagen verwerflich.

Sie sagen, einen «Selberdenker» zeichne aus, dass er sich nicht zur Gesellschaft querstelle, sondern eine Spaltung überwinden möchte. Doch Schiffmann bezeichnet gerade Leute wie Sie als «inneren Feinden» der Bewegung, die sie mit ihrer Kritik zerstörten. Dem hält wiederum der Rechtsanwalt Markus Haintz, der Ballweg und Ludwig ursprünglich nahe stand, aktuell Folgendes entgegen: «Bodo Schiffmann, Anselm Lenz und andere versuchen im Moment, die Bewegung auf der Strasse wieder komplett mit dem Namen Michael Ballweg und ‹Querdenken› zu verknüpfen. Das halte ich für falsch.» Wer sind denn nun die «wahren» Spalter?

Die Spalter sind Ballweg und seine «Querdenker». Ich bin da der gleichen Meinung wie Markus Haintz. Hierfür muss man sich auch noch mal vergegenwärtigen, dass «Querdenken» schon lange nicht mehr dazugehört zu den Demos. Im Grunde genommen sind die schon seit einem Jahr absolut passe. Es drängt sich eben der Eindruck auf, dass die führenden Köpfe mit der Verhaftung Ballwegs die Chance wittern, den Fuss wieder in die Tür zu kriegen und ihr System, bei dem die Kohle immer schön von unten nach oben wandert, wieder zu etablieren. Wie brauchen «Querdenken» nicht, und ich bin froh, dass wir sie los sind. Denn diese Leute haben auf geradezu monarchische Weise von oben herab die falschen Themen gesetzt – und damit haben sie und niemand anderes die Bewegung gespalten.

Aber wie bekommt man jetzt die Anhänger von Ballweg mit ins Boot? In einem Kommentar zu meinem Artikel für Transition News über Ballwegs Verhaftung etwa, in dem ich Sie und den Rechtsanwalt Chan-jo Jun als kritische Stimmen eingebaut habe, heisst es: «Bereicherung ist wirklich nicht das Problem der Widerstandsbewegung. Das Problem sind vielmehr Verleumder, Spalter, Wühlarbeiter.»

Die Frage ist auch hier, für was diese Menschen stehen. Vielen von ihnen sind ja bereits in dieser «Staatsleugner»-Ecke und sehen Ballweg eben womöglich auch als eine Art neuen Mahatma Gandhi. Aber ich denke, dass es sich hier mittlerweile um eine Minderheit von Hyperfans handelt. Und ich kann nur noch mal meine Einschätzung geben: Ich denke, hier sehen wir das letzte Aufzucken von «Querdenken» – und dann werden wir davon nie mehr etwas hören.

Markus Haintz schreibt in einem aktuellen Telegram-Post: «Sowohl Michael Ballweg als auch mein Kollege Ralf Ludwig haben hinreichend klar gemacht, dass es öffentliche kritische Diskussionen nicht geben wird. Ich bedauere das.» Wäre denn aus Ihrer Sicht nach wie vor ein Gespräch mit führenden Köpfen wie Ballweg oder Ludwig wünschenswert?

Ich bin ja Kritiker der ersten Stunde. Dennoch habe ich habe auch noch lange Zeit danach versucht, mit denen ins Gespräch zu kommen, auch intern. Das wurde dann aber stets abgelehnt. Ich hatte auch mal eine Zusage von Bodo Schiffmann dafür, dass er öffentlich mit mir diskutieren wolle. Doch das hat er dann abgesagt. Und auch intern will er nicht mit mir in den Austausch. Gesprächsangebote wurden von mir, von Markus Haintz, von Alexander Ehrlich also ausreichend gemacht. Doch irgendwann muss auch mal Schluss sein mit dem Angebotemachen. Mit Ludwig würde ich schon auch noch reden, doch dafür würde ich nicht zu ihm nach Mallorca fliegen, da müsste er sich schon auf deutschen Boden begeben. Doch selbst wenn tatsächlich ein Gespräch mit ihm zustandekommen würde, so denke ich nicht, dass da wirklich etwas Substanzielles bei herauskommen würde.

Wie geht es jetzt weiter – nicht nur in Bezug auf die «Causa» Ballweg, sondern auch was die kritische Bewegung angeht?

Ich wünsche niemandem, dass er ins Gefängnis kommt. Von daher wünsche ich dem Menschen Ballweg alles Gute. Wenn sich dann aber herausstellen sollte, dass er oder auch Olaf Scholz oder sonst wer gegen Recht verstossen hat, dann muss die Person dafür natürlich auch eine angemessene Strafe erhalten. Was die Bewegung angeht, so ist «Querdenken», wie gesagt, nicht nur obsolet, sondern hat auch zu viel Schaden angerichtet. Es findet seit geraumer Zeit auch alles ziemlich dezentral statt. In Düsseldorf etwa haben wir da – ganz ohne Ballwegs «Querdenken» – rund 10’000 Menschen auf die Strasse bekommen. Wenn man das mal für eine deutschlandweite Demo in Berlin hochrechnet, dann käme da eine sehr, sehr stattliche Zahl an Demonstranten zusammen. Eine gewisse Vernetzung muss natürlich sein. Und es gibt die Idee, dich ich recht sympathisch finde, mit wechselnden Köpfen zu arbeiten, die die Dinge organisieren, sodass nicht diese Zentralisierung stattfindet. Auch Juristisch geht es weiter. Da laufen noch viele Verfahren. Zwar ist jetzt leider der Prozess in Leipzig gescheitert – mit einem Urteil, das ich nicht nachvollziehen kann. Wir dürfen uns dennoch nicht entmutigen lassen und dürfen nicht aufhören, weiter aufzuklären auf allen Ebenen. Dass es möglich ist, zementierte Meinungsblöcke aufzubrechen, zeigt auch das Beispiel Ukraine. Genau wie bei Corona wird auch bei diesem Themenkomplex versucht, eine Meinung zur alleinseligmachenden zu erklären, in diesem Fall dass nur Waffenlieferungen die Lösung sind. Doch damit gehen immer mehr nicht d’accord. Ähnliches sehen wir bei der Corona-Impfung. Auch hier regt sich zunehmend Kritik, was sich durchaus auch in der Berichterstattung der Mainstreammedien zeigt. Jeder sollte auf jeden Fall das tun, was er kann.

Vielen Dank, Herr Pankalla, dass Sie sich die Zeit für dieses ausführliche und informative Gespräch genommen haben.

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