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An die Ukraine gelieferte Waffen gehen für den Kampf gegen die Türkei an die kurdische YPG

Published On: 15. Juli 2022 22:24

In einem Interview, bei dem ich anwesend war, hat der in Donezk zum Tode verurteilte Brite Aiden Aslin erzählt, dass vom Westen an die Ukraine gelieferten Waffen an die Kurden der YPG geliefert werden, wo sie gegen die Türkei eingesetzt werden.

Mein Freund und Kollege John Marc Dugan wurde vor einigen Wochen von dem Briten Aiden Aslin angerufen, der in Donezk zum Tode verurteilt wurde. Das Telefon-Interview finden Sie hier, danach gab es noch ein zweites Telefon-Interview, das Sie hier finden. Aiden möchte seine Geschichte erzählen, er sucht selbst den Kontakt zu Journalisten.

Als ich letzte Woche nach Moskau gefahren bin, um mich für die angekündigte Journalisten-Reise in den Donbass bereitzuhalten, hat John mich auf ein Bier eingeladen und gefragt, ob ich ihm helfen könne. Er würde wahrscheinlich die Gelegenheit bekommen, Aiden Aslin im Gefängnis zu interviewen. Da John aber kein Russisch spricht und Englisch im Donbass nicht allzu verbreitet ist, hat er mich gefragt, ob ich bereit wäre, nach der Pressereise mit ihm in Donezk zu bleiben und ihm als Übersetzer zu helfen, das Interview möglich zu machen.

Dazu war ich natürlich bereit, weshalb wir die Pressetour nach dem zweiten Tag verlassen haben. Das Interview zu organisieren, war nicht ganz einfach, aber am Ende war es möglich. Das Interview hat John geführt, außerdem war ein Kamerateam von Russia Today dabei, das uns an dem Tag gefilmt hat und einen Bericht über die beiden ausländischen Journalisten, die in dem Gefängnis ein Interview geführt haben, veröffentlichen wird.

Das Gefängnis

Von dem Gefängnis waren John und ich beeindruckt, denn es war zwar nicht modern, aber sauber und ordentlich, es war im Zustand eines Altbaus. Wir hätten wesentlich schlimmeres erwartet. Außerdem ist mir, während wir auf Einlass gewartet haben, die ausgesprochene Höflichkeit und Hilfsbereitschaft aufgefallen, mit der das Personal Angehörige von Gefangenen behandelt hat, die zu Besuchen kommen, Informationen über mögliche Entlassungen bekommen wollten, oder andere Anliegen hatten. Das hatte ich so nicht erwartet.

Um in das Gebäude auf dem Gefängnisgelände zu kommen, in dem das Interview stattfinden sollte, mussten wir mehrere Sicherheitsschleusen passieren. Aber das ging routiniert und schnell. Uns wurden mehrere Räume gezeigt und John konnte sich aussuchen, in welchem er das Interview führen wollte, damit Licht und Kameraeinstellungen für ihn passen. John hatte recht, als er schon in Moskau daran gedacht hat, einen Übersetzer mitzunehmen, denn alleine hätte er mit den Wachen echte Verständigungsprobleme gehabt.

Nachdem John seine Technik aufgebaut hatte, suchte sich das Team von Russia Today hinter seiner Kamera einen guten Platz für seine Technik. Dann wurde Aslin in den Raum gebracht, die Wachen haben die Tür geschlossen (nicht abgeschlossen) und wir, zwei Leute von Russia Today, John und ich, waren allein mit Aslin.

Das Interview

Zunächst haben wir uns alle mit Handschlag vorgestellt (Aslin trug zu keinem Zeitpunkt Handschellen) und etwas Smalltalk gemacht. Die Atmosphäre war erstaunlich locker und Aslin war entspannt und hat Scherze gemacht, als er merkte, dass die Atmosphäre auch von unserer Seite locker war. Mein erster Eindruck war, dass er wesentlich besser aussieht, als auf den Videos nach seiner Gefangennahme. Er wirkt locker, entspannt und sieht wesentlich gesünder aus, als auf den Bildern, die ich bisher von ihm gesehen habe.

John hat, für das Protokoll, Aslin zuerst danach gefragt, wer der Initiator des Interviews war und ob irgendjemand ihn zwingt, mit uns zu reden. Dann hat John Aslin nach der Todesstrafe gefragt. Aslin erzählte, dass in den nächsten Tagen die Berufung verhandelt würde und dass sein Anwalt optimistisch sei, dass die Todesstrafe in eine Haftstrafe umgewandelt wird.

Nach dieser Einleitung hat fast nur noch Aslin gesprochen. Er hat uns in aller Ausführlichkeit seine Geschichte erzählt. Im Interview war die Chronologie ein wenig anders, aber zum Verständnis erzähle ich das chronologisch.

Er hat erzählt, wie er aus Großbritannien 2015 zunächst nach Syrien gegangen ist, um dort mit den Kurden von der YPG gegen den IS und die Türkei zu kämpfen. Als er nach etwa zehn Monaten aus Syrien in seine Heimat Großbritannien zurückgekommen ist, wurde er von der Polizei wie ein Verbrecher überwacht und – wie er sagte – wesentlich schlechter behandelt, als die IS-Heimkehrer.

Aus diesem Grund hat er beschlossen, Großbritannien zu verlassen. Dass er in der Ukraine gelandet ist, war nach seinen Worten reiner Zufall. Er hatte mehrere Länder im Auge, dass er 2018 in die Ukraine gegangen ist, lag nur daran, dass er im Internet eine Ukrainerin kennengelernt hatte. In der Ukraine angekommen hat er sich bei der Armee verpflichtet, weil das – so meinte er – der einfachste Weg gewesen sei, die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Allerdings war das doch nicht so einfach, denn mit der Staatsbürgerschaft wurde er immer wieder vertröstet, weshalb er seinen Vertrag mit der Armee immer wieder verlängern und besser bezahlte Jobs ablehnen musste.

Korruption und verschwundene Waffen

Er erzählte von der Korruption in der ukrainischen Armee. Die Baracken wurden aus billigstem Material gebaut, Toiletten und Duschen sind schnell kaputt gewesen und so weiter. Dann sagte er, dass sie von den aus dem Westen gelieferten Waffen nur die ältesten bekommen hätten, zum Beispiel Panzerabwehrraketen älterer Generationen. Er sagte, dass hohe ukrainische Offiziere die modernen Waffen verkaufen.

Darin war nach seinen Erzählungen auch der ukrainische Geheimdienst SBU verwickelt, er erwähnte einen SBU–Offizier, den er nur „Mr. Gray“ nannte, weil der immer in grauen T-Shirts herumgelaufen ist. Die modernsten Waffen würden einfach aus dem Lagern verschwinden.

Das deckt sich Warnungen aus den USA oder von Europol, die sagen, sobald die Waffen über die ukrainische Grenze gehen, verschwinden sie in einem „schwarzen Loch“ – Europol warnt auch davor, dass die Waffen bei Terroristen oder dem organisierten Verbrechen in Europa landen.

Aiden Aslin hatte in seiner Zeit bei der ukrainischen Armee noch Kontakte zu seinen alten Freunden bei der kurdischen YPG. Danach hat „Mr. Gray“ sich erkundigt und über Aslin Kontakte zu den Kurden geknüpft, um der YPG Waffen zu verkaufen. Davon hat Aslin ausführlich erzählt.

Die (geo-)politische Bombe

Zu diesem Zeitpunkt lief das Interview schon eine ganze Weile. John und ich waren plötzlich hellwach, denn das war mehr als unerwartet. John hakte nach und Aslin erzählte, dass es im Grunde ein „Kreisgeschäft“ sei: Die USA liefern die Waffen an die Ukraine, von dort geht ein Teil der Waffen an die Kurden der YPG, die wiederum von der US-Regierung das Geld für den Kauf dieser Waffen bekommt, die von ukrainischen Militärs für einen Bruchteil ihres offiziellen Preises verkauft werden.

Das bedeutet, dass die USA heimlich die Kurden bewaffnen, die in Nord-Syrien gegen die Türkei kämpfen. Dabei ist die Türkei immerhin formal ein NATO-Verbündeter der USA. John hat das mehrmals hinterfragt und Aslin hat einige Details erzählt, die er in der Ukraine erlebt und von seinen kurdischen Freunden erzählt bekommen hat.

Neu wäre ein solches Vorgehen der USA nicht. Zur Erinnerung: Beim Iran-Contra-Skandal in den 1980er Jahren hat die CIA den Drogenschmuggel aus Mittelamerika in die USA gedeckt und das dabei verdiente Geld genutzt, um dem Iran Waffen zu liefern, der mit dem damaligen US-Verbündeten Irak im Krieg war. Das ist unmoralisch und zynisch, geopolitisch aber sinnvoll, denn so haben die USA zwei potenziell mächtige Staaten im Nahen Osten geschwächt, um ihre eigene Machtstellung in der Region zu halten und auszubauen.

Bestraft wurde für den Iran-Contra-Skandal am Ende niemand, denn die Offiziere der amerikanischen Armee, die deswegen verurteilt wurden, wurden praktisch sofort begnadigt. Da eine echte Aufarbeitung des Skandals – inklusive Bestrafung der Organisatoren – nicht stattgefunden hat, ist es mehr als wahrscheinlich, dass die USA solche „Spielchen“ auch heute noch spielen.

Dass die USA dabei ausgerechnet gegen die Türkei vorgehen, ist ebenfalls nicht überraschend. Erdogan ist den USA gegenüber ungehorsam. Er hat das russische Luftabwehrsystem S-400 gekauft, wofür die USA die Türkei aus dem F-35-Programm geworfen und einige Sanktionen gegen ihren „Verbündeten“ Türkei verhängt haben. Auch der Putschversuch 2016 gegen Erdogan wurde aller Wahrscheinlichkeit von den USA geplant und die USA liefern die Mitglieder der Gülen-Bewegung, die den Putschversuch organisiert haben sollen, bis heute nicht an die Türkei aus.

Dass die USA ein Interesse daran haben, Erdogan loszuwerden, ist kein Geheimnis. Da würde es den USA – vor allem angesichts der 2023 anstehenden Präsidentschaftswahlen in der Türkei – gerade recht kommen, wenn Erdogan, zum Beispiel durch militärische Misserfolge gegen die Kurden der YPG in Nord-Syrien, innenpolitisch geschwächt wird. Erdogan hat einen Militäreinsatz gegen die YPG in Nord-Syrien angekündigt, den er aber bisher noch nicht begonnen hat.

Dass die USA die hochkorrupte Ukraine für alle möglichen undurchsichtigen Aktivitäten nutzen, ist nicht neu. Ich erinnere nur an den Gasrevers oder an die Biowaffenlabore. Für solche Aktivitäten bietet sich ein so korruptes Land wie die Ukraine geradezu an.

Ich war in dem Moment sehr glücklich, dass nicht ich das Interview geführt habe, sondern Zeit zum Nachdenken hatte. So schockierend ich Aslins Aussagen auch fand, aus dem Blickwinkel der Geopolitik, bei der es nur um Macht und nicht um Moral geht, war das, was Aslin erzählt hat, sogar ausgesprochen logisch und ich habe mich gefragt, warum ich diesen Zusammenhang zwischen den in der Ukraine verschwindenden Waffen und den Kurden der YPG nicht selbst erkannt habe.

Die YPG ist in Nord-Syrien eigentlich eingeschlossen, denn im Norden ist die Türkei, im Westen und Süden ist die syrische Armee und nur im Osten ist von den USA kontrolliertes Gebiet. Weder Assad noch Erdogan haben ein Interesse daran, die YPG mit Waffen und Munition zu versorgen, die USA hingegen arbeiten mit der YPG zusammen. Da ist es nur logisch, dass die YPG ihre Waffen entweder von den USA bekommt, oder dass die USA beide Augen verschließen, wenn die YPG (westliche) Waffen geliefert bekommt.

Das surreale Ende des Interviews

Nachdem John und Aslin das Thema ausgiebig diskutiert hatten, kam Aslin zum Persönlichen. Er beklagte sich, er sei von der Ukraine betrogen worden. Er habe, seit er 2018 dem ukrainischen Militär beigetreten ist, geglaubt, er kämpfe eine gute Sache. Aber die Gefangennahme und seine Zeit im Gefängnis habe sein Weltbild auf den Kopf gestellt.

Er hatte befürchtet, von den Russen gefoltert oder erschossen zu werden. Stattdessen waren die Russen, die ihn vernommen haben, respektvoll und professionell, wie er sagte. Er sei gut behandelt worden, das Essen im Gefängnis sei gut, die Behandlung ebenfalls.

Und in dem Gefängnis in Donezk bekomme er jeden Tag mit, wie heftig die ukrainische Armee die Stadt beschießt, in der es keine militärischen Ziele gibt. Die Explosionen in Donezk sind ständig zu hören und oft so laut, dass man sie wie ein Gewitter durch geschlossene Fenster hört. Fast jeden Tag sterben in Donezk Zivilisten durch ukrainischen Beschuss. Er sagte, Artilleristen wüssten genau, worauf sie schießen, es gebe schließlich Aufklärung. Und in Donezk schießt die Ukraine ausschließlich auf zivile Ziele.

Dass sich die Situation in Wahrheit vollkommen anders darstellt, als man ihm in der Ukraine erzählt hat, ärgert ihn und fühlt sich von den Verantwortlichen in der Ukraine betrogen.

Er erzählte auch davon, dass er so etwas, also den gezielten Beschuss von Zivilisten, schon von den Gegnern der Kurden, also vom IS und der Türkei, kenne. Auf mich wirkte er dabei aufrichtig (oder er hat einen Oscar als Schauspieler verdient) und er schloss das Thema damit, dass er jedem nur davon abraten könne, sich aus dem Ausland der ukrainischen Armee anzuschließen.

Dann erzählte er vom Alltag im Gefängnis und dass jeden Morgen beim Appell die russische Hymne gespielt würde. Dabei würden viele mitsingen und Kameraden hätten ihm gesagt, dass er eine gute Singstimme habe, was ihm nicht bewusst gewesen sei. John scherzte, dass er das gerne hören würde. Aslin zierte sich zuerst, aber als John das Thema wechseln wollte, fragte Aslins, ob er singen solle, und bat um Erlaubnis, dazu aufzustehen. John sagte noch, dass das seine Entscheidung sei, aber da stand Aslin schon auf und schmetterte laut alle Strophen der russischen Nationalhymne. Und eines muss man ihm lassen, er hat wirklich eine gute Stimme.

Aslin sang sehr laut und ich habe durch das Fenster der Tür auf den Gang geschaut, ob die Wärter uns ein Zeichen geben, das zu beenden. Aber im Gegenteil, die lächelten, sangen leise mit und reagierten auf meinen überraschten Blick mit erhobenen Daumen. Wie sie mir später sagten, sei Aslins Talent tatsächlich Thema im Gefängnis.

Trotzdem war es eine ziemlich surreale Szene, einen zum Tode verurteilten Mann die Hymne des Landes singen zu hören, gegen das er noch vor kurzem gekämpft hat. Aber Aslin scheint das Spaß gemacht zu haben, zumal wir alle ihn ungläubig lächelnd anschauten.

Danach hatte John keine Fragen mehr, denn inzwischen dauerte das Interview schon fest eine Stunde. John fragte, ob ich noch Fragen stellen wollte. Ich habe mich nach allem, was ich in der Stunde gehört habe, auf ein paar Fragen über den Alltag und Tagesablauf im Gefängnis beschränkt. Auch dabei war zu sehen, dass Aslin reden will, denn sein Antworten waren ausführlich und lang.

Wir haben uns verabschiedet und sind mit sehr gemischten Gefühlen wieder aus dem Gefängnis gekommen.

Bombshell interview with Aiden Aslin at a Donetsk Prison. It’s SO much bigger than him!


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