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US-Putsche: Das Bolton-Interview entlarvt auch deutsche Medien

Published On: 15. Juli 2022 10:00

Mit Putschversuchen im Ausland hat der ehemalige US-Sicherheitsberater John Bolton in einem Interview geradezu geprahlt. Die gespielte Aufregung einiger großer Medien über die Äußerungen ist eine Farce. Mit dieser angeblichen „Überraschung“ der Redaktionen soll zweierlei kaschiert werden: zum einen, dass Einmischungen der USA in andere Länder ein allgemein bekannter Bestandteil der US-Politik sind. Zum anderen, dass diese US-Interventionen oft von jenen Medien freundlich begleitet wurden, die sich nun „überrascht“ geben. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Der „Spiegel“ berichtet aktuell von einer großen „Empörung nach einem CNN-Interview“ mit Ex-US-Sicherheitsberater John Bolton: Der „Aufschrei ist groß“, die Aussagen Boltons würden nun in den USA und international „heiß diskutiert“. Laut dem „Spiegel“-Artikel hat Bolton bei einem Interview für den US-Sender CNN „zugegeben“, beim Vorbereiten von Regierungsumstürzen mitgewirkt zu haben. Es sei „eine Menge Arbeit“, einen Putsch zu organisieren, sagte Bolton im US-Sender CNN, und er sage das „als jemand, der geholfen hat, Coup d’Etats zu planen, nicht hier, aber an anderen Orten“. Mit der Antwort hatte Bolton auf die Frage reagiert, ob der ehemalige US-Präsident Donald Trump den Sturm auf das US-Kapitol vorbereitet hatte.

Hier soll es aber nicht zuerst um die Dreistigkeit und die Eitelkeit Boltons gehen, sich mit Putschversuchen im Ausland geradezu zu brüsten. Sondern es soll thematisiert werden, wie etwa der „Spiegel“ (exemplarisch für viele weitere Medien) bemüht ist, sich von Boltons Aussage zu distanzieren, indem er sich überrascht von den Inhalten zeigt, obwohl diese Inhalte sehr vertraut sein müssten: Schließlich haben manche große Medien solche US-Einmischungen oft freundlich begleitet und sich oft geweigert, die jeweils in anderen Ländern hochgeschriebenen Unruhen als Putschversuche einzuordnen – zum Beispiel in Venezuela 2019 oder in der Ukraine 2014.

Der „Spiegel“ und die „vermuteten“ US-Einmischungen

So schreibt der „Spiegel“ über den versuchten Regierungsumsturz in Venezuela in 2019 und Boltons Rolle so, als habe das Magazin mit den beschriebenen Vorgängen gar nichts zu tun:

2019 hatte Bolton die venezolanische Gegenregierung von Juan Guaidó öffentlich unterstützt. Guaidó hatte mithilfe von Söldnern versucht, das Regime von Nicolás Maduro zu stürzen – scheiterte aber. Bolton sagte nun, man habe ‚nicht sehr viel damit zu tun’ gehabt.

Die Aussagen Boltons würden nun kontrovers diskutiert, so der „Spiegel“:

Kritikerinnen und Kritiker sehen hingegen einen Beweis für die lange vermutete Einmischung von US-Geheimdiensten in fremde Regierungen.

Die Einmischung von US-Geheimdiensten in fremde Regierungen ist also nur eine „vermutete“. Und dafür brauchte der „Spiegel“ offensichtlich auch noch den Beweis durch Bolton, der zudem selbst jetzt noch immer nicht als endgültig erbracht gilt.

Bolton haben viele „Spiegel“-Artikel mutmaßlich gut gefallen

Diese Naivität ist vermutlich gespielt. Der „Spiegel“ (und viele weitere große deutsche Medien) waren nämlich ziemlich nah dran an den Vorgängen 2019 in Venezuela und an dem „Übergangspräsidenten“ einer „Gegenregierung“ von US-Gnaden, Juan Guaido, der sich mit Söldnern an die Macht putschen wollte – man müsste sagen: ungebührlich nah dran. Hier folgen einige willkürlich ausgewählte Artikel (unter vielen), die zeigen, was der „Spiegel“ der undemokratischen Farce mit dem „Übergangspräsidenten“ für eine breite Bühne geboten hat.

Wichtiges Stilmittel ist dabei, militante Aktivisten in „abtrünnigen“ Ländern, die an der Wahlurne wenig Chancen haben, zu einer legitimen „Opposition“ umzutaufen. Dieses Mittel in der Berichterstattung war bei vielen großen westlichen Medien unter anderem im Zusammenhang mit den Einmischungen in Venezuela, in der Ukraine und in Syrien zu beobachten. Dass diese „Aktivisten“ bei ähnlichem Verhalten in Deutschland umgehend zu rechtsradikalen Terroristen erklärt würden, scheint dieser Art der Berichterstattung nicht im Wege zu stehen. Man kann jedenfalls davon ausgehen, dass diese Art Artikel durchaus im Sinne des Umstürzlers Bolton waren:

Doch was müsste geschehen, damit das Militär die Seiten wechselt?“

Die toten Helden vom Maidan“

Auch bei (mindestens) einem anderen (in diesem Fall erfolgreichen) Umsturz ließ die Redaktion des „Spiegel“, wie viele andere große deutsche Medien, eine angemessene Distanz zu den undemokratischen Vorgängen vermissen: beim Maidan 2014. Auch dort schlug man sich manchmal ziemlich eindeutig auf eine „oppositionelle” Seite:

Bolton schildert „ziemlich genau das US-Regelwerk“

Es gibt auch internationale Reaktionen auf das Bolton-Interview: Der Ex-Präsident von Bolivien, Evo Morales, twitterte laut „Spiegel“, die Aussage zeige, dass die USA „der schlimmste Feind der Demokratie“ seien. Mit angemessener Kühle reagierte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums: Die Aussagen seien „keine Überraschung“ und bestätigten „ziemlich genau das US-Regelwerk“.

Was sagen unsere Leser?

Wie sehen unsere Leser die Rolle einiger deutscher Medien bei Unruhen im Ausland, etwa während des Maidan oder in Venezuela? Wurden hier undemokratische Umsturzversuche im Sinne John Boltons unterstützt? Oder ging es um Solidarität mit legitimen Oppositionsbewegungen?

Schreiben Sie uns an [email protected].

Titelbild: M-SUR / Shutterstock

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