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Lisa Fitz im Interview über politische Korrektheit im Kabarett und ihren Rat an Frauen: „Kontern statt klagen“

Published On: 18. Juli 2022 11:47

(Erschienen am 16.07.2022 auf HALLO münchen.de sowie als Printausgabe Hallo münchen – Pasinger Anzeiger)

Laut, frech, provokant: So kennt man die Kabarettistin, die in ihrem aktuellen Programm auf ihre wilden Anfänge zurückblickt. Die 70-Jährige steht für klare Worte, auch wenn sie damit aneckt. Wo gerade der Schuh drückt, warum sie nur privat Oma sein möchte und wann es zu viel politische Korrektheit wird, verrät sie hier.

Frau Fitz, mit „Dauerbrenner“ sind Sie offiziell seit 2020 auf Tournee, wurden monatelang gestoppt von der Pandemie. Jetzt starten Sie 2022 durch.

Ja, zum Glück! Ich bin in diesem Jahr schon über 40 Mal aufgetreten, vor Publikum, vollen Häusern, Menschen mit Maske, Menschen ohne Maske, die wieder laut rauslachen! Das Jubiläumsprogramm ist mein persönlicher Rückblick. Viele Lieder, viel Lachen, viel Lebenslust.

Und wo brennt’s aktuell?

Am ehesten bei unserem Chef-Panikmacher, Herrn Lauterbach. Keiner weiß, was er als Gesundheitsminister so vorhat – und für uns Künstler heißt das wieder bibbern vor dem nächsten Herbst. Lässt er uns spielen – oder nicht?

Sie sind bekannt für klare Worte zu aktuellen Themen. Wie entstehen Ihre Stücke?

Ich schreibe immer über das, was mich am meisten bewegt: Umwelt, politische Themen, Alltagsbegebenheiten. Und ich bin seit jeher von Herzen Demokratin. Ich lese viel und hör mir viel an, sammle Informationen, speziell bei politischen Themen, überdenke alles und versuche, die Aussagen mit Fakten abzusichern, bevor der Text fertiggestellt wird. Viele äußern ihre Meinung ja schon, bevor sie sich eine gebildet haben. Wenn die Rohfassung fertig ist, dann mache ich es lustig, das heißt humoristisch und satirisch aufbereitet für Bühne oder meinen Facebook-Kanal. Ich bin keine Ideologin und ich möchte nicht Moral predigen. Satire lebt durch Zuspitzung, Überhöhung. Kabarett tritt auch nie nach unten, sondern immer nach oben.

Wie schwer ist es, aktuell politisch korrektes Kabarett zu machen?

Politisch korrektes Kabarett ist ein bisschen wie die Quadratur des Kreises. Zu Dieter Hildebrandt hat mal einer gesagt: „Ihnen sollte man Ihr freches Maul zunähen!“ Aber wir Kabarettisten und -innen müssen unser freches Maul behalten können. Zu viel PC, Political Correctness, macht das Kabarett kaputt, dann wird’s schnell humorlos und schlimmstenfalls penetrant. Ich will auch nicht dauernd auf PC achten müssen, man muss in die Pfütze treten dürfen. Und meinen Geschlechtsgenossinnen rate ich: Lernt zu kontern, statt zu klagen. Wenn einer sagt: „Ihr Kleid ist aber kurz…“, zum Beispiel ein AfDler zu einer SPD-Frau, könnte sie antworten: „Ihr Verstand aber auch.“

Wie begrüßen Sie Ihr Publikum „politisch korrekt“?

Ich sage: Ihr Lieben!

Sie sind seit über 40 Jahren auf der Bühne – als Frau unter vielen Männern einzigartig, Vorreiterin für Ihre heutigen Kolleginnen?

1986 hieß mein Programm, ein Rockkabarett, schon „Ladyboss“. Das war neu für die Männerwelt. Ja, klar war ich Vorreiterin, Pionierin, als erste Frau mit eigenen Texten in einem Soloprogramm, und das Thema Emanzipation hab ich stets mit Humor präsentiert, drum waren die Männer auch nie böse. Ich habe Frauen ermutigt, frech zu sein. Bis heute.

Sie sagen Ihre Meinung laut, ecken an, wurden wegen Ihrer Äußerungen zur Corona-Strategie der Regierung kritisiert.

Ja, ich habe offen über Impfschäden und Impftote gesprochen. Dann wollte man mich in die Ecke von Corona-Leugnern und AfD schieben. Nö, hab ich gesagt, das eine impliziert nicht das andere. Aber man lernt daraus, überlegt einmal mehr, wie man was sagt. Dennoch: Die Bevölkerung hat ein Recht auf Wahrheit. Es gab dann ätzende Reaktionen, Kollegen sind mir in den Rücken gefallen. Das merkt man sich und alles bleibt ja auch für immer im Netz. Wir haben einen super Zeitgeist, die drei B’s: blutleer, betroffen, beleidigt… wie diese Kritiken. Man darf mich ja kritisieren, solange es konstruktiv ist. Wenn ich jetzt über Zahlen und Fakten zum Impfthema spreche, ergänze ich meine Informationen halt immer mit dem Wort „angeblich“ …

Aus ihrer ersten Ehe mit Ali Khan stammt Ihr Lied: „Mein Mann ist Perser ( …ein ganz perverser)“. Damit haben Sie polarisiert, plötzlich wurde das Thema Ausländerhass diskutiert. Passt das Lied noch in die heutige Zeit?

Nein, damals hatten wir die Probleme von heute nicht und ich würde das Thema ganz anders angehen, das Lied entstand ja vor über 40 Jahren. Heute würden diverse Typen vielleicht die satirische Überspitzung nicht mehr verstehen und womöglich sagen: „Jawoi, stimmt ja aa..“

Wer korrigiert heute Ihre Texte?

Als erstes lese ich sie meinem Mann vor. Auch wenn er oft eine andere Meinung hat als ich. Aber ein zweiter Blick schadet nicht. Dann arbeite ich weiter dran und formuliere gegebenenfalls um, natürlich ohne dass die Botschaft verloren geht. Für mich ist Wahrheitssuche wichtig – und meine Authentizität.

Sie sind jetzt 70 Jahre. Heißt Ihr nächstes Programm Oma Lisa?

Tina Turner ist zig-fache Oma, hätten Sie die auch gefragt, ob sie ihre nächste Show „Oma Tina“ nennt? Eben. Und Dieter Hildebrandt hätte man das auch nicht gefragt, als er mit 80 noch tourte. Ich hab nix gegen das Oma-Sein, das ist wunderschön… Aber nicht auf der Bühne.

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Zur Person

Bayerische Urgewalt und wortreiches Bühnentalent: Die 1951 geborene, im Münchner Westen, Planegg und Krailling, aufgewachsene Lisa, Tochter des Volksschauspielers Walter Fitz, ist die erste deutsche Kabarettistin, die diese Männerdomäne durchbricht, in den 80er-Jahren mit ihrem satirischem Soloprogramm durch Deutschland tourt und TV-Karriere macht. Das Handwerk lernt sie 1969 bis 1972 an der Münchner Schauspielschule Ruth Zerboni, tritt bei Kabarett-Kollege Sammy Drechsel, Chef der Münchner Lach- & Schießgesellschaft 1976 mit ihrem ersten Soloprogramm auf. „Die Fitz“ ist laut, frech und provokant. „Ein Perser kommt selten allein“ (1983), „Die heilige Hur“ (1985), „Heil“ (1993) oder „Alles Schlampen außer Mutti“ (2002), mit Sohn Nepo Fitz, heißen ihre Bühnentitel. Als Künstlerin trägt sie den Bayerischen Verdienstorden, hat den Kabarett-Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehens und den „Bayerischen Poetentaler“. Seit 2002 lebt sie mit ihrem Lebensgefährten, Maler und Illustrator Peter Knirsch, im Rottal.

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Das Gespräch führte Marie-Julie Hlawica

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