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Draghis Beliebtheit: „eine Erfindung der Massenmedien“

Published On: 25. Juli 2022 13:30

In Italien wie in Europa machten Medien mobil, um den scheidenden Premierminister als besonders beliebt bei den Italienern darzustellen. Laut dem Umfrageinstitut „Termometro Politico“ war das mehr Wunsch als Wirklichkeit.

IMAGO / ZUMA Press

Während wie nach der Regierungszeit des scheidenden italienischen Premierministers Mario Draghi bedienten sich die Massenmedien des In- wie Auslands vor allem eines Arguments: Draghi habe großen Rückhalt in der Bevölkerung. Diese Darstellung diente der Legitimierung des Ex-EZB-Chefs, der auf dem Posten des Ministerpräsidenten installiert, statt gewählt wurde. Um die Populisten von der Macht abzuhalten, bediente man sich des populistischen Mythos, der Banker sei eine Art unerklärter Volkstribun.

Einen besonderen Stellenwert bekam das Argument in den letzten beiden Wochen. In der Regierungskrise drohte Draghi mehrfach mit Rücktritt. Bei früheren italienischen Premiers wäre das kaum eine Waffe gewesen, denn italienische Regierungschefs kommen und gehen; doch ausgerechnet bei dem nicht-gewählten Draghi bauten die Medien den Druck auf, dass mit ihm einer der meistgeschätzten Staatsmänner aus billigem parteipolitischem Intrigenspiel gestürzt werden könnte.

70 Prozent der Italiener wollen Draghi nicht wählen

Besonders an jenem Mittwoch letzter Woche, an dem die konservativen Parteien sich ebenfalls gegen den Römer stellten, bekam das Thema zusätzlichen Zündstoff. Beinahe 1:1 wurde die Propaganda des linken Partito Democratico übernommen, die rechten Parteien hätten auf unverantwortliche Weise einen der beliebtesten Premierminister der italienischen Geschichte gestürzt. Die Medien in Italien wie Deutschland übernahmen diese Version. Kaum ein Artikel in den deutschen Medien, der nicht betonte, wie sehr die Italiener Draghi liebten, zum Bleiben aufforderten, und wie sich Lega, Forza Italia und Fünf-Sterne-Bewegung gegen diesen diffusen Volkswillen stellten.

„Whatever it takes“ war diesmal nicht genug

Doch dahinter steckte nicht mehr als Wunschdenken. Wie das Umfrageinstitut „Termometro Politico“ feststellt, sind die Italiener gespalten, wie die Regierung Draghis zu bewerten ist – mit einem Vorteil für diejenigen, die sie eher negativ bewerten. Die relative Mehrheit, 41,5 Prozent, er regiere schlecht und solle gehen; weitere 13 Prozent sagten, sie würden ihn persönlich schätzen, aber es wäre besser, wenn er aufhören würde. Nur 31 Prozent bewerteten seine Arbeit als positiv, weitere 12,5 Prozent sagten, sie schätzten ihn nicht, aber er solle wegen der Notlage an der Macht bleiben.

Klar ist die Lage, sollte Draghi mit einer eigenen Liste zur Wahl antreten: rund 60 Prozent sagen, sie würden ihn unter keinen Umständen wählen, weitere 11 Prozent hielten es für „sehr unwahrscheinlich“; dass sie ihm bei einer Wahl die Stimme geben würden. Nur 10 Prozent sagten, sie würden ihn „sicher“ wählen, 15 Prozent machten sich ernsthafte Gedanken darüber.

43 Prozent halten den Rückhalt für die Regierung Draghi für eine „Täuschung der Medien“

Die spannendste Frage von „Termometro“ an die Befragten lautete, ob sie an einen großen Rückhalt der Regierung Draghi in der Bevölkerung glaubten. Die meisten Italiener glauben das nicht. 43 Prozent sagten, es handele sich um einen Mythos bzw. eine Täuschung der Medien. Weitere 6 Prozent sagten, dass Draghi keinen Rückhalt habe, das liege aber nicht an den Medien, sondern an der Beeinflussung durch Populisten. Rund 34 Prozent sagten, dass es einen solchen Rückhalt tatsächlich gebe; 13,5 Prozent stimmten dieser Version zu, sagten aber, dass dies allein der Pro-Draghi-Propaganda geschuldet sei.

Was die nachfolgende Regierung angeht, zeigen sich die Italiener uneinig. Rund 28 Prozent sagen, sie würde besser als die Draghi-Regierung werden, rund 29 Prozent sagen, sie würde schlechter. Rund 9 Prozent sagen, sie würde „genauso gut“ wie die Draghi-Regierung, rund 13 Prozent meinten, sie würde „genauso schlecht“. Der Rest der Befragten konnte darauf keine Antwort geben. Die Umfrage wurde vom 19. bis zum 21. Juli durchgeführt, also in der heißen Phase der Regierungskrise. Draghi bat am 21. Juli um seine Entlassung – die der Staatspräsident Sergio Mattarella am selben Tag annahm.

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