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Die Gender-Broschüre des Grauens

Published On: 30. Juli 2022 10:00

Gestern hat ein Gericht die Klage eines VW-Managers abgewiesen, der nicht weiter mit „gendersensibler“ Sprache genudelt werden möchte. Diese fußt auf einem einschlägigen, nun ja: Leidfaden der Tochterfirma Audi.

Der VW-Mitarbeiter, der mit Kollegen der Tochterfirma Audi zusammenarbeitet, aber selbst kein Audianer ist, hatte den Autohersteller auf Unterlassung verklagt, weil er seine allgemeinen Persönlichkeitsrechte durch Audis Genderleitfaden verletzt sah. Laut Anwalt Dirk Giesen möchte Alexander B. „in Ruhe gelassen werden mit dieser Gendersprache“. Er wolle hinfort keine Mails, Mailanhänge und Präsentationen mit dem sogenannten Gender-Gap, dem Unterstrich wie etwa bei „Mitarbeiter_innen“, mehr erhalten. Das Landgericht Ingolstadt wies seine Klage gegen den Genderleitfaden des Autoherstellers ab. 

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, hatte der Kläger, im Verfahren vom Verein deutsche Sprache unterstützt, darauf hingewiesen, keine non-binäre Person zu kennen, die sich auf einen Unterstrich („Gender-Gap“) reduziert sehen möchte. Außerdem:

„Das Problem ist, dass bei Formen wie Kolleg_innen oder Gefährt_innen oder Zeug_innen die männlichen Formen gar nicht mehr korrekt wiedergegeben werden. Ein Gefährt ist ein Auto, Zeug ist Kram, wenn nicht sogar Müll. Und ein Kolleg ist eine Lehranstalt oder ein Gebäude. Ich bin nicht bereit, mich als Mann auf Gebäude, auf Müll oder auf ein Fahrzeug reduzieren zu lassen. So geht das nicht. Das ist nicht geschlechtergerecht.“ 

Richtig. Und es gibt ja auch keinen Ärzt oder Anwält. Dennoch kam die Kammer des Landgerichts Ingolstadt zu dem Ergebnis, dass hier „Rechtsverletzungen durch allein den Zugang zu (sic!) gendergerechten Sprache nicht gegeben sind. Der Kläger wird künftig auch mit der Kommunikation leben müssen, solange das Urteil in dieser Version Bestand hat.“

Unsere Gedanken sind bei all jenen, die heutzutage Post von Audi bekommen.

Auch in Ingolstadt haben die Clowns das Zepter übernommen

Worauf gründet Audi seine befremdlich zu lesende interne und externe Kommunikation? Nun, auch in Ingolstadt haben die Clowns das Zepter übernommen und den Vorstand davon überzeugt, dass es nicht nur gilt, einigermaßen zuverlässige Fahrzeuge herzustellen, sondern „für „Inklusion, Chancengleichheit und Gendergerechtigkeit“ zu stehen. Seit dem 1. März 2021 gelten bei Audi die Regelungen zur gendersensiblen Sprache, die Bestandteil der Richtlinie „Diversity & Inclusion“ sind und mit denen neben den 87.000 Mitarbeitern auch die deutschsprachigen der „weltweit jährlich 1,7 Millionen Kund_innen“ gemartert werden.

In Abkehr von der antiquierten Vorstellung, Kommunikation müsse klar und verständlich sein, wurden die üblichen Regeln verpflichtend gemacht, welche die Adressaten einschlägiger Botschaften regelmäßig in die Verzweiflung treiben. Die zwölfseitige Broschüre, die der Redaktion vorliegt, trägt den Titel „Vorsprung beginnt im Kopf. Leitfaden für gendersensible Sprache“. Hier wird etwa postuliert, dass „die Formulierung ,Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen‘ nicht gendersensibel (ist), da sie nicht-binäre (weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörige) Menschen ausschließt.“ Wie viele von den 87.000 Mitarbeitenden das wohl betrifft? Haben die sich schon mal beschwert? Und: Was hätte Firmengründer August Horch zu den Narreteien dieser Tage gesagt? Hätte er das Projektteam im Heizungskeller eingesperrt? Mit der Flinte vom Parkplatz gejagt? Oder sich beschämt und als gebrochener Mann in die Wildnis zurückgezogen?

Greifen wir uns die Lowlights des Leit- bzw. Leidfadens heraus. Zu verwenden sind Substantive mit den Endungen „-ung“, „-kraft“, „-person“ oder „-mitglied“, aus dem Fachmann wird die Fachkraft, aus dem Vorstand das Vorstandsmitglied. Ein weiblicher Vorstand wird bei Audi übrigens wirklich Vorständin genannt. Außerdem soll man die Partizipform und Umschreibungen mit dem Passiv wählen. Falsch ist demnach: „Mitarbeiter müssen Folgendes beachten“, richtig „Es muss Folgendes beachtet werden“. Und: Warum lapidar „der Bewerber“ sagen, wenn man es auch mit „die Person, die sich beworben hat“ ausdrücken kann? Relativsätze wählen, dann fühlt sich auch niemand ausgeschlossen oder falsch angesprochen!

Denn: Genau darum geht es. Hinter Achtung! (im Fettdruck) heißt es in der Broschüre:

„Grundsätzlich gilt, dass keine Rückschlüsse vom Äußeren auf das Geschlecht gezogen werden sollten. Nur weil eine Person weibliche Attribute besitzt, muss sie sich nicht als Frau identifizieren. Was zählt, ist die eigene (wahrgenommene) geschlechtliche Identität.“

Also nicht aus dem Umstand, dass die attraktive Person über wohlgerundete Hüften und ein üppiges Dekolleté verfügt, vorschnell schließen, dass es sich um eine Frau handelt!

„Gib mir mal den_die Akkuschraubende!“

Wer hat schon eine Ahnung davon, wie viele Tage und Nächte das Gender-Projektteam darum gerungen haben mag, ob die Entscheidung für A) das Binnen-I, B) den Asterisk* (umgangssprachlich: Sternchen) oder C) den Gender-Gap fallen sollte? Jedenfalls: A) „schließt nicht-binäre Geschlechter aus“, B) ist „mehrdeutig (z.B. Fußnote, Platzhalter, etc.) und kann vor allem in einem digitalen Kontext, z.B. bei IT Anwendungen, problematisch sein“, während C), also der Unterstrich, tatsächlich „Platz für alle Identitäten“ schaffen soll. Muss man wissen. Es ist jetzt also der Gender-Gap, der Wortstamm und weibliche Endung („Mitarbeiter_innen“, auch die im Außendienst) verbindet. Heißt es eigentlich auch „Scheibenwischer_innen“, obwohl die außen an der Windschutzscheibe angebracht sind? Mysterien der gendersensiblen Sprache!

Selbst den Sprachverhunzern der Genderszene fällt dabei auf, dass sich ein Satz wie „Jede_r Mitarbeiter_in, der_die seine_ihre Arbeit gut macht, wird gelobt“ einfach furchtbar liest, weshalb das „Unsichtbarmachen der Geschlechter für den ganzen Satz oder Teile davon oft die einfachere und schönere Lösung“ ist. Also: Alle Mitarbeiter_innen, die ihre Arbeit gut machen, werden gelobt.“ Das Unsichtbarmachen der Geschlechter – ist es nicht das, was sich der Mensch immer schon gewünscht hat?

Wie auch immer: Die legendären Audianer sind Geschichte, jetzt sind sie Audianer_innen bzw. Audi-Beschäftigte. Sie haben schriftlich so zu kommunizieren wie oben beschrieben. Und wie ist es mit der Aussprache?

„Die Audi-Richtlinie zur gendersensiblen Sprache gilt für das geschriebene Wort. Wer in der gesprochenen Sprache gendern möchte, ist herzlich willkommen dies zu tun.“

heißt es im Leitfaden. Taucht im Text ein Gender-Gap auf, wird dieser mit einer kurzen Pause gesprochen (in der Linguistik nennt man das „glottaler Stopp“): „Der_die neue Kolleg*gulp*in ist da!“, tönt es dann durch die Werkshalle, und der Mitarbeitende, der am Fließband die Schmelzsicherung am Pluspol verschrauben soll und danach die Batterie-Halteschwebe, sagt statt „zwei Muttern“ jetzt wohl zwei „Elter1“! Oder: „Gib mir mal den_die Akkuschraubende!“

Wie sich die traurige Inhaltsleere eines Textes mit einer komplett verkorksten Form aufs Erschütterndste verbindet, ist in diesem praktischen Beispiel zu bestaunen. Vorgeschriebene Floskeln wie „Mitarbeiter_innen“ und „Kund_innen“ werden mit Bullshit-Vokabeln aus dem Marketing-Sprech angereichert („Retail Experience“, „Progressive Showrooms“, „digitale Touchpoints“, „weltweiter Roll-out“, „ganzheitliches, digitalisiertes Customer Journey“), bombastische 398 Wörter gebraucht, um das zu sagen, was sich in einem Satz zusammenfassen ließe: „In Brasilien haben wir einen schicken Autosalon gebaut, um die Kunden zu beeindrucken.“

Wie sagt das Gender-Projektteam doch am Ende des Leitfadens so schön? „Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Spaß beim Gendern!“ Macht ungefähr so viel Spaß wie das Planschen im Abklingbecken von Tschernobyl.

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