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Wie die Ukraine, Polen und Lettland die Gasknappheit in der EU verschärfen

Published On: 30. Juli 2022 6:00

Manche Entscheidungen, die EU-Staaten treffen, erinnern an einen Kindergarten. Das wäre lustig, wenn sie damit nicht die ohnehin gefährliche Gasknappheit in der EU künstlich verschärfen würden.

Bekanntlich steckt die EU in einer selbst verursachten Gaskrise. Ich habe schon über die fünf Pipelines berichtet, die Europa mit billigem russischen Gas versorgen könnten, und dass zwei davon (Nord Stream 2 und Jamal-Europe) aufgrund von Entscheidungen der EU, beziehungsweise Polens und Deutschlands, abgeschaltet sind. Weitere zwei Pipelines (Turkish Stream und die ukrainische Pipeline) laufen mit verminderter Kapazität, wobei die Gründe eine ukrainische Entscheidung und Entscheidungen südosteuropäischer Staaten wie Bulgarien sind. Bei der fünften Pipeline, Nord Stream 1, gibt es einen Streit um die Wartung von Kompressorturbinen, weshalb die Pipeline derzeit nur ca. 20 Prozent ihrer Kapazität liefert. Die Details über die Pipelines und die Gründe für ihre geringe Auslastung finden Sie hier.

Aus diesem Grund herrscht in der EU die Gasknappheit, die derzeit die Schlagzeilen beherrscht. Was deutsche „Qualitätsmedien“ dabei verschweigen, ist, wie die Ukraine, Polen und Lettland die Gasknappheit noch verschärfen.

Die Ukraine

Die Ukraine hat schon 2014 angefangen, offiziell „europäisches“ Gas, anstatt Gas aus Russland, zu kaufen. Das war reine Augenwischerei, denn dabei handelte es sich um einen sogenannten „virtuellen Revers“ – das bedeutet, dass die Ukraine das Gas bei Zwischenhändlern in Ungarn und der Slowakei gekauft hat. Die hatten jedoch kein europäisches Gas, sondern haben russisches Gas bestellt und der Ukraine mit einem Aufpreis von 100 Dollar pro tausend Kubikmeter in Rechnung gestellt. Das Gas war auch nie in Europa, sondern wurde in der Ukraine aus der Transitpipeline direkt in das ukrainische Netz eingespeist. Es war nur auf dem Papier „europäisches“ Gas, weil es bei europäischen Zwischenhändlern gekauft wurde.

Wie dieser Trick funktioniert hat und wer dabei den Aufpreis in seine Tasche gesteckt hat, darüber habe ich schon im Sommer 2019 berichtet. Damals war das alles noch eine böse Verschwörungstheorie, aber mittlerweile wurde das sogar in der Ukraine selbst bestätigt.

Nun wurde in der Slowakei gemeldet, dass sich aufgrund der geringen Lieferungen über Nord Stream 1 die Gasflüsse in der EU verändert haben, sodass es nicht mehr genug Gas gibt, das die Ukraine über den virtuellen Revers aus der Transitpipeline ziehen kann, zumal die Ukraine den Durchfluss durch die Pipeline im Mai selbst verringert hat.

Daher ist die Ukraine nun zu einem echten Revers gezwungen und muss Gas aus Europa über kleinere Pipelines ins Land pumpen. Die Ukraine entzieht dem europäischen Markt damit Gas, anstatt es direkt in Russland einzukaufen und die von der Ukraine selbst reduzierten Kapazitäten seiner Transitpipeline dazu zu nutzen.

Damit aber nicht genug, denn am 26. Juli hat der ukrainische staatliche Gasversorger Naftogaz, über den all diese Geschäfte laufen, technischen Konkurs angemeldet, weil er nicht in der Lage ist, Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zu bedienen. Daher hat Kiew von den USA gefordert, dass die USA der Ukraine Flüssiggas zu den Bedingungen des Lend-Lease-Gesetzes liefern sollen, nach dem die USA der Ukraine auch Waffen liefern. Das bedeutet, die Ukraine will das Gas sofort bekommen und irgendwann in der Zukunft bezahlen.

Das Problem ist jedoch, dass die Ukraine keine Terminals für die Entladung von Flüssiggas besitzt, sie will also, dass US-Flüssiggas, von dem nach der Explosion im größten Gasterminal der USA ohnehin schon viel zu wenig nach Europa gelangt, aus Europa in die Ukraine gepumpt wird. Das Gas würde in Europa fehlen, wobei die Ukraine es nicht einmal bezahlen will, denn dass die ohnehin bankrotte Ukraine ihre Schulden aus dem Lend-Lease-Gesetz irgendwann mal zurückzahlt, ist mehr als unwahrscheinlich.

Polen

Polen hat seine langfristigen Lieferverträge mit Gazprom auslaufen lassen und musste danach Gas aus Russland zum viel teureren Börsenpreis kaufen. Das hat dazu geführt, dass die Jamal-Europa-Pipeline, die eigentlich russisches Gas über Weißrussland und Polen bis nach Deutschland bringen soll, seit Dezember 2021 praktisch kein Gas mehr liefert. Polen hat danach seine Gasinfrastruktur, die Tochterfirmen von Gazprom gehört, unter Sanktionen und damit unter polnische Zwangsverwaltung gestellt, woraufhin Gazprom die Lieferungen über die Pipeline ganz eingestellt hat.

Das ist aber nicht alles. Polen hat zwar ein Flüssiggas-Terminal gebaut, weil Polen auf US-Flüssiggas gesetzt hat, aber davon kam im Zuge der Gaskrise, die schon im Sommer 2021 begonnen hat, nicht genug nach Polen, weil in Asien mehr Geld dafür bezahlt wurde. Um trotzdem genug Gas zu haben, hat Polen angefangen, Gas von deutschen Importeuren zu kaufen, die das russische Gas noch über langfristige Verträge und zu einem um ein Vielfaches geringeren Preis von Gazprom beziehen.

Damit sind wir wieder beim Revers denn das russische Gas aus Deutschland fließt seit Ende April dauerhaft in umgekehrter Richtung durch die Jamal-Europa-Pipeline aus Deutschland nach Polen. Darüber habe nicht nur ich berichtet, das konnte man auch in kurzen Artikeln einiger „Qualitätsmedien“ erfahren. Für die deutschen Importeure ist das ein gutes Geschäft, denn sie verkaufen das billige russische Gas mit einem saftigen Aufpreis an Polen weiter, was aber dazu führt, das es in Deutschland fehlt.

Der russische Präsident Putin hat schon im Dezember öffentlich gesagt, die „Verbraucher in Deutschland sollten eine Erklärung fordern“ – aber wie immer haben deutsche „Qualitätsmedien“ es nicht für nötig gehalten, ihre deutschen Leser darüber zu informieren.

Damit entzieht Polen dem europäischen – konkret dem deutschen – Markt Gas, anstatt zusätzliches Gas über die Jamal-Europa-Pipeline zu nach Europa zu liefern.

Lettland

Auch Lettland, das noch aus Sowjetzeiten an das russische Gasnetz angebunden ist, lehnt es ab, Gas direkt aus Russland zu beziehen. Das erklärte der Chef des lettischen Gasversorgers Latvijas gāze und begründete das damit, dass seine Firma nicht direkt mit Gazprom abrechnen kann. Der Grund ist, dass das lettische Parlament sein Energiegesetz so geändert hat, dass Gaslieferungen aus Russland nach Lettland verboten sind.

Der Chef des lettischen Gasversorgers hat mitgeteilt, man kaufe auch weiterhin russisches Gas, aber nicht mehr bei Gazprom, sondern bei einem anderen Anbieter. Welcher Anbieter das ist, woher das russische Gas bezogen wird und wie viel es kostet, hat er unter Verweis auf Geschäftsgeheimnisse nicht beantwortet.

Man kann also nur raten, ob Lettland sein Gas nun auch vom europäischen Markt abziehen wird, oder ob – wie schon beim virtuellen Revers der Ukraine – eine ausländische Scheinfirma zwischengeschaltet wird, die das russische Gas kauft und es wie bisher direkt aus Russland nach Lettland pumpen lässt. In jedem Fall wird – wie schon beim ukrainischen Revers – irgendeine Scheinfirma viel Geld damit verdienen, das russische Gas „umzuetikettieren“.

Die Rechnung bezahlen Sie!

Man kann ja der Meinung sein, dass Russlands Vorgehen ganz böse ist, und dass Russland dafür bestraft werden muss. Nur ist es unbestreitbar, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten mit ihren Maßnahmen im Bereich Gas- und Energieversorgung vor allem ihre eigenen Bürger und ihre eigene Wirtschaft bestrafen. Der Mangel an Gas und die darauf resultierenden Probleme sind nicht „Putins Schuld“ – sie sind eine direkte Folge der EU-Sanktionen und von Entscheidungen europäischer Politiker.

Nicht nur, dass diese Entscheidungen die Gasimporte aus Russland in die EU künstlich verringern, zusätzlich treffen einzelne Staaten Entscheidungen, die diese Situation sogar noch verschärfen. Und Importeure von für Deutschland bestimmtem Gas liefern einen Teil davon nach Polen, weil das mehr Profit bringt.

Da die deutschen „Qualitätsmedien“ über diese Hintergründe nicht berichten und ihren Lesern die Zusammenhänge nicht erklären, können sie – ohne einen Shitstorm zu ernten – sogar berichten, dass Gaskunden in Deutschland ab Herbst eine Extra-Umlage zahlen müssen. Das wäre vollkommen unnötig, wenn die Bundesregierung sich dafür einsetzen würde, dass alle bestehenden russischen Pipelines auf Maximum gefahren werden und dass Nord Stream 2 zugelassen wird.

Die deutsche Regierung kann ja der Meinung sein, in Zukunft auf russisches Gas verzichten zu wollen, jedoch ist das derzeit offensichtlich unmöglich. Aber der Bundesregierung sind ihre ideologischen Ziele (Energiewende, anti-russische Politik, etc.) wichtiger, als das Wohlergehen der deutschen Bevölkerung und sogar der deutschen Wirtschaft.

Es hat in Deutschland noch nie zu etwas Gutem geführt, wenn die Regierung blind einer Ideologie gefolgt ist und die Realitäten ausgeblendet hat. Aber den Geschichtsunterricht scheinen die Mitglieder der Bundesregierung geschlossen geschwänzt zu haben.

Und wenn Uschi von der Leyen von den EU-Staaten Solidarität in der Gaskrise einfordert, dann verliert sie kein Wort über diese künstlichen Verknappungen von Gas in der EU. Offenbar ist es auch dieser Dame wichtiger, den Menschen in der EU zu schaden, als Russland zu schaden.

Die Gründe für die Energiekrise in Europa

Über die Gründe für die Energiekrise in Europa, die schon lange vor der russischen Intervention in der Ukraine begonnen hat, habe ich oft berichtet, aber der Vollständigkeit halber fasse ich die Gründe hier noch einmal kurz zusammen.

Erstens: Der Winter 2020/2021 war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in 2021 ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es in dem Jahr nur knapp 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der Sommer 2021 aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat dazu geführt, dass in Europa nun Gas fehlt. Der Grund: In Asien waren die Gaspreise im letzten Sommer noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker sind nach Asien gefahren, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für 1.000 und mehr Euro weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.


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