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Die Zeit spielt gegen Kiew

Published On: 1. August 2022 15:09

Dafür dass es zu Friedens- oder Waffenstillstandsverhandlungen kommt, spricht zurzeit nichts, sondern wie schon seit längerem alles dafür, dass der Krieg eher noch Jahre dauert als Monate. Möglich ist, dass der bevorstehende Winter eine teilweise Pause der Kampfhandlungen erzwingt.

IMAGO / ITAR-TASS

Der russische Verteidigungsminister Sergei Shoigu und der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar, im Vordergrund der UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, 22. Juli 2022 in Istanbul

Putins Krieg in der Ukraine wird in den westlichen Medien tendenziell zugunsten der ukrainischen Erfolgsaussichten dargestellt, asiatische Medien zeichnen das gegenteilige Bild – nicht nur in China und Russland. Das ist einer der Hinweise in einem aktuellen Interview von Christian Wehrschütz vom ORF mit Oberst Markus Reiser – veröffentlicht auf Facebook. Wer sich selbst ein Bild machen will, dem empfehle ich die gute halbe Stunde.

Meine Absicht ist nicht, das Interview als Text wiederzugeben, sondern festzuhalten, was mir besonders auffiel.

Das Abkommen über Getreidelieferungen aus der Ukraine in den Süden, vor allem nach Afrika, ist nur zustande gekommen, weil der politische Druck afrikanischer Länder auf die USA zu groß geworden war. Washington hat deshalb so viel Druck auf Kiew ausgeübt wie für das Abkommen nötig. Druck auf Moskau brauchte es keinen, denn das Abkommen nützt Putin. Es zeigt der Welt, schaut her, der Westen muss zu uns kommen, wir entscheiden. Im Informationskrieg, den in westlichen Medien bisher Selenskyj gewonnen hat, ist das eine bleibende Schwachstelle.

Die Chance, dass tatsächlich alles Getreide wie geplant geliefert wird, ist wohl gleich groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass sich Moskau und Kiew gegenseitig die Schuld zuweisen, wenn es mit den Minen beider Seiten im Schwarzen Meer Probleme gibt, zu Rückschlägen kommt und so weiter.

Die Sanktionen bringen Russland bisher in keine Bedrängnis, Moskau hatte schon viel Übung in ihrer Umgehung seit 2014 gesammelt. Bis Wirkungen eintreten, vergehen Jahre, nicht Monate – und was bis dahin passiert, steht in den Sternen.

Zu so massiver westlicher Unterstützung, vor allem der USA, wie nötig, um der Ukraine gewichtige militärische Erfolge möglich zu machen, ist allen voran Washington offensichtlich nicht bereit. Je mehr Zeit vergeht, desto sichtbarer wird das zuerst jenseits des Atlantiks und dann diesseits werden. Je näher die Wahlen in den USA rücken – midterms am 8. November –, desto nervöser wird die Biden-Regierung, je negativer das Ergebnis für sie, desto unkalkulierbarer werden die kurzfristigen Auswirkungen auf das internationale Verhalten der USA.

Militärisch scheinen mir folgende Aspekte besonders entscheidend:

  1. Das ukrainische Militär hängt nunmehr komplett vom westlichen Nachschub ab, nicht nur bei modernem Flugabwehrgerät und Artillerie, sondern von den einfachsten Gegenständen jeder Ausrüstung beginnend, nicht zuletzt medizinischer. Die ukrainischen Bestände gehen einfach zu Ende.
  2. Da die Ukraine der russischen Luftüberlegenheit nicht gewachsen ist, wird sie keine Gegenoffensive voranbringen können. Wie viel an westlichen Luftabwehrwaffen geliefert, ankommt oder unterwegs von russischen Waffen zerstört wird, wird öffentlich nicht bekannt.
  3. Die ukrainischen Verluste im Osten sollen zwar von 200 bis 300 pro Tag auf derzeit 30 zurückgegangen sein, aber auch die summieren sich unaufhörlich. Ukrainische Kapazitäten an Ersatz durch Mobilmachung sind vorhanden, aber nur quantitativ, nicht qualitativ.
  4. Der von Selenskyj vollzogene Personenwechsel im Ostkommando kann nichts an den objektiven Möglichkeiten der dortigen ukrainischen Einheiten ändern. Der russische Abnutzungskrieg wirkt, die russische Armee dezentralisiert ihre Nachschub-Taktik, ihre Frontlinie rückt nur kilometerweise langsam, aber beständig Richtung Westen vor. Ihr Brückenkopf westlich des Dnjepr ist nach wie vor ein mögliches Einfallstor. Der ukrainische Versuch, die russischen Streitkräfte im Südwesten in Transnistrien zu schwächen, hat nicht funktioniert.
  5. Die 2.500 Kilometer lange Grenze zu Weißrussland bindet ukrainische Soldaten, die im Osten und Süden fehlen, aber im Norden bleiben müssen, denn ein russischer und/oder weißrussischer Angriff von dort ist jederzeit möglich.

Dafür dass es zu Friedens- oder auch nur Waffenstillstandsverhandlungen kommt, spricht derzeit nichts. Möglich ist, dass der bevorstehende Winter eine teilweise Pause der Kampfhandlungen erzwingt. Aber zurzeit spricht wie schon seit längerem alles dafür, dass der Krieg eher noch Jahre dauert als Monate.

Je schlechter es für die Ukraine läuft, desto mehr wird sich eine jetzt schon spürbare Entwicklung in westlichen Ländern verstärken, am meisten in den USA selbst, die mit Baerbocks „Kriegsmüdigkeit“ der dortigen Bürger, aber auch der politischen Klasse und ihrer Medien zutreffend beschrieben ist.

Was im Gespräch Wehrschütz-Reiser nicht vorkam: Überraschende Wendungen und Ereignisse sind weder in Moskau noch in Kiew ausgeschlossen. Dass allerdings der alte, nun wieder offen zu Tage getretene Konflikt zwischen Ost und West dann zu Ende wäre, wenn es zu irgendeiner Verhandlungslösung oder einem Waffenstillstand mit Verhandlungsprozess käme, müssen sich alle, die darauf hoffen, abschminken. Der Westen unter noch so schwacher Führung in Washington und der Osten unter welcher Führung in Peking auch immer befinden sich im kalt-heißen Krieg für lange Zeit. Moskau und Brüssel sind darin nicht entscheidend, Moskau militärisch und als Rohstofflieferant wichtig, Brüssel nur ein geschwätziger Ort ohne Bedeutung.

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