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Der Künstler heute – Domestik des Neofeudalismus | Von Bernd Lukoschik

Published On: 9. August 2022 13:01

Der Künstler im Feudalismus war gar kein Künstler. Von uns aus gesehen wohl, weil er „Kunstwerke schuf“ – aber „Kunstwerke schuf“ ist selbst eine Begrifflichkeit, die von uns herrührt.

Ein Kommentar von Bernd Lukoschik.

Der „Künstler“ damals war bloß ein einfacher Dienstmann, ein Domestik,sonst nichts, zugegeben mit besonderer Qualifikation.

Der Musiker oder Komponist etwa war ein ganz einfacher Handwerker, der nicht „Kunstwerke schuf“, sondern „akustische Gebrauchsgüter herstellte“.

Als Domestik und Inventar des fürstlichen Hofs war er natürlich völlig auf seinen Dienstherrn ausgerichtet. Ein Treueverhältnis band ihn an Letzteren. Und das Treueverhältnis und damit sein Einkommen, das hieß: Der Herr hatte immer recht, und der Kunsthandwerker hatte sein Möglichstes dazu beizutragen, dass mit seinem Produkt der Dienstherr großartig vor dessen Kollegen dastand: Der Musiker verschönerte das Fest des Fürstenhofs, der Komponist stellte Musikstücke für die besonderen repräsentativen Ereignisse des Herrn her, er begriff sich als musikalisches „Sprachrohr“ seines Herrn.

Wie gesagt, im Nachhinein, für uns, erscheint es dann so, als ob der Komponist Kunstwerke für die Ewigkeit schuf.

Anne-Sophie Mutter

Eine Künstlerin der Gegenwart ist die eminente Geigerin Anne-Sophie Mutter.

Und da wir uns mit großen Schritten hin in den Neofeudalismus bewegen – mit den Geldgrößen und Oligarchen als neuen Fürsten – oder dort gar schon angekommen sind, ist es kein Wunder, dass sich solche „Künstler“ auch nicht mehr nur als Geiger begreifen, sondern ganz zwanglos die klassische Feudalrolle des Domestiken einnehmen. So übernimmt Anne-Sophie Mutter gesellschaftliche Verantwortung (1):

„Ja, ein Künstler muss aufgrund seiner Vorbildfunktion gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.“

Das hört sich doch eigentlich vorbildlich und toll an, fast schon politisch interessiert und politisch engagiert: Im Sinne von: Künstler, raus aus eurer Künstlerbubble (s. Steinmeiers Terminologie) in den Konzertsälen, raus auf die Straße! Was soll daran feudalistisch-domestikenhaft sein?

Interessant wird es, wenn man sich ansieht, in welchem Sinne da die Mutter Verantwortung übernimmt und für wessen Interessen die Musikerin als Sprachrohr dienen will.

„Als Künstler ist man ein Sprachrohr und kann vielleicht diejenigen motivieren, die einen letzten Schubs benötigen, um sich für andere einzusetzen.“

Man erinnert sich: Der erste Mann im Staate forderte neulich das träge Volk auf, endlich mal sozial aktiver zu werden, Solidarität zu üben, zu verzichten usw. Dafür brauchen der Mann und seine Feudalschicht den Motivator, kurz: den Schubser.

Und hier nun schließt sich der Kreis zur Mutter. Sie sieht sich als Schubserin aus den höheren Sphären.

Unterschied zwischen Feudalismus und Neofeudalismus

Haydn, der berühmte Musiker und Komponist im Feudalismus, war Domestik. Aber das war er auch ungebrochen. Er komponierte nicht nur für den Herrn, sondern es war ihm ganz selbstverständlich, auch in anderen Bereichen des Hofes mit anzupacken. Er hielt sich also nicht für etwas Besseres, sondern begriff sich wirklich nur als Fachmann und Handwerker in Sachen Musik, dem kein Zacken aus der Krone fiel, wenn er auch andere Domestikenarbeit am Hofe leisten musste. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, als Musiker zu meinen, er müsse sich nicht in die niederen Arbeitssphären begeben.

Anders Anne-Sophie Mutter. Und damit kommen wir zu einem besonderen Zug des heutigen Neofeudalismus. Sie hält sich – ganz im Sinne des romantischen Künstlerimage eines Liszt oder Paganini und Geniekults der frühbürgerlichen Kunstszene – für etwas ganz Besonderes und aufgrund ihres höheren Ursprungs und Seins automatisch für Motivations-, Management- und Führungspositionen qualifiziert.

Sie will schubsen, damit andere arbeiten. Den letzten ideologischen Kick geben, damit die da unten praktische Solidarität üben.

„… die einen letzten Schubs benötigen, um sich für andere einzusetzen.“

Man höre in die Worte hinein und spüre die unsägliche sonderbare Mischung aus Arroganz und Unterwürfigkeit der Neuzeitdomestikin heraus:

Anmaßung/Unterwürfigkeit Nr. 1: Mutter weiß, da „benötigt“ jemand einen Schubs – benötigt, weil es also nötig ist. Woher weiß sie, dass es nötig ist, wo sie doch nur eine Fachkraft in Sachen Geigen ist. Sie weiß es, weil sie auf ihren Dienstherrn starrt und dessen Vorgaben blindlings übernimmt, eben wie es sich für den Domestiken gehört.

Anmaßung/Unterwürfigkeit Nr. 2: Mutter übernimmt das Feudalweltbild des „die da oben, die da unten, ich dazwischen“. Und „sie dazwischen“ hat den Job, denen da unten den nötigen Schubs zu verabreichen. Als Domestikin tut sie den Job natürlich gehorsam.

Anmaßung/Unterwürfigkeit Nr. 3: Mutter hinterfragt nicht, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass plötzlich – eigentlich schon seit Längerem – die einen unten verstärkt sich für die anderen unten einsetzen müssen bzw. einsetzen zu müssen scheinen. Sie fragt keinen Moment nach. Wieder starrt sie auf ihren Fürsten und plappert als sein Sprachrohr und Verstärker einfach alles nach.

Und zu guter Letzt …

Benefizkonzerte wie ihr Auftritt für die Ukraine seien zwar „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so die Musikerin, „aber das ist besser als nichts.“

Das ist eine Frage, die eigentlich zu Anfang gestellt werden sollte: Warum kann ein Benefizkonzert überhaupt einen Schubser geben? Wie kann Musik zur Ukrainehilfe motivieren? Ist Musik die geeignete Sprache, einen Krieg mit der Lieferung von Waffen und der Verhängung von Sanktionen aufrechtzuerhalten? Denn darauf läuft doch bei uns heutzutage ein Auftritt „für“ die Ukraine hinaus!

Quelle:

(1) Anne-Sophie Mutter: Künstler haben Verantwortung, Zeit online (abgerufen am 4.8.2022)

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Liv Oeian / shutterstock

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