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Junge russische Journalistin ermordet: Steckt die Ukraine dahinter?

Published On: 21. August 2022 14:13

Eine junge russische Journalistin, die ich gut kannte, ist am Samstagabend einem Anschlag mit einer Autobombe zum Opfer gefallen. Wer hat den Mord in Auftrag gegeben?

Am Samstagabend ist die junge russische Journalistin Darja Dugina im Moskauer Umland durch eine Autobombe ermordet. Sie war die Tochter des im Westen als „Faschist“ bezeichneten russischen Philosophen und Politologen Alexander Dugin. Darja hat ebenfalls Philosophie studiert und war danach als Journalistin und Politologin tätig. Da sie eine große Bewunderin des griechischen Philosophen Platon war, hat sie sich das Synonym Darja Platonowa gegeben, unter dem sie gearbeitet hat.

Wer war Darja Dugina, was ist über den Mord bekannt und sind die westlichen Vorwürfe gegen ihren Vater berechtigt?

Wofür stand Darja Dugina?

Der Vater von Darja ist Alexander Dugin, der im Westen als „Faschist“, Putins „Einflüsterer“ oder als „Gehirn“ des russischen Präsidenten Putin bezeichnet wird. Das ist so ganz sicher nicht richtig, so viel Einfluss oder gar Zugang zu Putin hat Dugin definitiv nicht. Ich selbst habe Dugin nicht kennengelernt, habe aber viele Gespräche mit einigen seiner Mitstreiter und vor allem mit Darja selbst geführt. Sie alle sind zweifellos russische Patrioten, was man aber nicht mit Nationalisten verwechseln darf.

Ein Patriot liebt sein Land und hat großen Respekt vor anderen Ländern und deren Patrioten. Ein Nationalist hingegen stellt sein eigenes Land über andere Länder. Das jedoch hat in all den Gesprächen, die ich mit ihnen geführt habe, keiner der Mitstreiter Dugins getan. Und Darja erst recht nicht. Sie war wegen ihrer großen Liebe zu Frankreich und ihrem tiefgründigen Wissen über Frankreich und seine Politik bei russischen Medien eine gefragte Frankreich-Expertin.

Darja und ihre Kollegen haben, so wie ich es auch tue, die Politik des Westens – und erst recht der Maidan-Ukraine – in der Sache kritisiert, aber es war immer Kritik an den Regierungen und nicht an den Ländern, deren Bevölkerung oder Kultur. Im Gegenteil, denn sie alle eint auch, dass sie für traditionelle Werte stehen und daher kritisieren, wie die aktuellen westlichen Regierungen die Kulturen ihrer eigenen Länder im Zuge der „Cancel Culture“ regelrecht abschaffen wollen. Dugin, seine Tochter und deren Mitstreiter stehen für den Erhalt nationaler Kulturen und Traditionen aller Länder, und gegen das zwangsweise Überstülpen von künstlichen Werten, wie wir es zum Beispiel bei der LGBT- und Gender-Propaganda erleben.

Man kann diese Einstellungen gerne kritisieren, aber eines sind sie nicht: Sie sind weder faschistisch noch nationalistisch. Sie sind konservativ und patriotisch, und dabei geprägt von großem Respekt für andere Länder und Völker, deren Traditionen und Kulturen.

Darja Dugina hat sich zusammen mit ihrem Vater für das von ihnen sogenannte „Eurasien-Projekt“ stark gemacht, also dafür, dass die Länder Europas und Asiens zusammenrücken und ihre Beziehungen gleichberechtigt, respektvoll und auf Augenhöhe aufbauen, ohne dass ein Land von außen – die USA – versuchen, den eurasischen Kontinent zu dominieren.

Da die Vordenker der amerikanischen Weltherrschaft, die in Washington „worldwide dominance“ („weltweite Dominanz“) genannt wird, die Herrschaft über den eurasischen Kontinent als Schlüssel zum Erhalt der amerikanischen Weltherrschaft ansehen, die die USA seit den 90er Jahren eine Zeitlang ausgeübt haben, ist es nur folgerichtig, dass die westlichen, pro-amerikanischen Medien Menschen wie Dugin als „Faschisten“ bezeichnen, um sie zu diskreditieren. Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Ideen würde das Ende der amerikanischen Weltherrschaft bedeuten.

Und das, so sagen Dugin, seine Tochter und ihre Mitstreiter offen, ist auch deren Ziel: Sie wollen die amerikanische Herrschaft über große Teile des eurasischen Kontinents beenden und durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der Länder Europas und Asiens ersetzen. Dafür wurden Alexander Dugin und Darja Dugina unter westliche Sanktionen gestellt, was sie allerdings nicht gestört hat. Darja hat mir davon belustigt erzählt.

Darja Dugina

Ich habe Darja erst in diesem Jahr auf einer Konferenz kennengelernt und mich sofort hervorragend mit ihr verstanden. Sie macht das gleiche wie ich, nämlich geopolitische Analysen. Während mein Fokus natürlicherweise auf Deutschland und Russland gerichtet ist, waren es bei ihr Frankreich und Russland.

Wir haben uns bei jeder Gelegenheit, wenn sie in Petersburg oder wenn ich in Moskau war, zum Essen oder zum Kaffee getroffen. Anstatt einer geplanten halben Stunde saßen wir dann oft drei Stunden zusammen, weil wir so interessante Themen und Gespräche hatten. Oder ich habe sie in ihrem Büro in Moskau besucht. Im August haben wir uns zweimal gesehen, am 10. August waren wir beide zu einer Talkshow im russischen Fernsehen eingeladen.

Zuletzt habe ich Darja am Donnerstag dem 18. August in Moskau getroffen und mich lange mit ihr unterhalten. Dass sie, als wir uns an dem Tag verabschiedet haben, nur noch knapp 50 Stunden zu leben hatte, ist für mich heute ein Schock.

Darja (oder wie man auf Russisch sagt, „Dascha“) war eine hochintelligente und hochgebildete junge Frau, die noch dazu sehr hübsch und wirklich herzensgut und immer hilfsbereit war. Ich war von ihr sehr beeindruckt und Freunde von mir wissen das, denn ich habe in privaten Gesprächen immer wieder von unseren Treffen erzählt. Sie war ihren erst 29 Lebensjahren in ihrem Wissen, ihrer Bildung und ihrem analytischen Verstand um Jahrzehnte voraus.

Was über den Mord bekannt ist

Darja und ihr Vater waren am Samstag auf einer Veranstaltung im Moskauer Umland. Als sie wieder nach Moskau fahren wollten, ist ihr Vater spontan in ein anderes Auto eingestiegen und sie fuhr alleine in dem Toyota-Geländewagen ihres Vaters. Kurz nach der Abfahrt ist gegen 21.30 Uhr Moskauer Zeit ein auf der Fahrerseite angebrachter Sprengsatz mit 400 Gramm TNT explodiert. Das Auto kam von der Straße ab und ist vollkommen ausgebrannt, wobei sie von der Explosion aus dem Auto geschleudert wurde und auf der Straße liegen blieb. Im Netz kursierende Videos zeigen, wie sie vor dem Hintergrund des brennenden Autos auf dem Asphalt liegt und ihr verzweifelter Vater neben ihr steht.

Die russische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eröffnet und verkündet, dass sie nun Gutachten über die Umstände des Mordes einholt. Russische Analysten dagegen sind – genauso wie ich – überzeugt, dass sie ein Opfer des ukrainischen Geheimdienstes geworden ist.

Der Grund dafür ist, dass der russische Geheimdienst im April genauso einen Autobombenanschlag auf den bekannten russischen Journalisten Wladimir Solowjow vereitelt hat. Der Anschlag wurde von einer Schläferzelle in Moskau geplant, die ihre Anweisungen vom ukrainischen Geheimdienst bekommen hatte. Ich habe darüber berichtet, den Artikel finden Sie hier.

Selensky droht russischen Journalisten

Es gibt einige in der russischsprachigen Welt sehr bekannte Journalisten, zum Beispiel Olga Skabejewa, Wladimir Solowjow, Dmitri Kisselew (den Anti-Spiegel-Leser als Moderator des wöchentlichen Nachrichtenrückblicks des russischen Fernsehens kennen, aus dem ich viele Beiträge übersetze) und noch einige andere. Sie alle werden im Westen als „Putins Propagandisten“ bezeichnet, während im Westen niemand auf die Idee kommt, Klaus Kleber, Tom Burow oder Golineh Atai als „NATO-Propagandisten“ zu bezeichnen. Wer für die NATO ist, der ist ein „Journalist“, wer gegen die NATO ist, der ist ein „Propagandist“ – so einfach funktioniert das Gut-Böse-Schema der westlichen „Qualitätsmedien“.

Der ukrainische Präsident Selensky ist der Meinung, dass man russischen Journalisten ganz offiziell drohen darf, sogar mit dem Tod. Im April, kurz vor dem Auffliegen des Mordplans gegen Wladimir Solowjow, hat Selensky öffentlich verkündet:

„Alle Skabejewas, Late-Night-Quatschköpfe, Verzeihung, Frontlügner und deren Vorgesetzte in Moskau müssen sich daran erinnern, dass Euer Lebensende hinter Gittern sein wird, im besten Falle…“

Darüber haben westliche Medien allerdings nicht berichtet, denn das könnte das gewollte Bild stören, dass sie von Selensky in die Köpfe ihrer Leser und Zuschauer hämmern wollen. Dass Selensky offene Morddrohungen gegen Journalisten ausspricht, könnte dabei ein wenig stören.

Propagandist oder Journalist?

Deutsche und westliche Medien melden nicht etwa die Ermordung einer jungen russischen Journalistin, sondern den Tod einer „Putin-Propagandistin“ (Bild) oder der „Tochter von russischem Ideologen“ (Spiegel). Solche Formulierungen sollen davon ablenken (und es sogar gutheißen), dass eine Journalistin ermordet wurde. Der Westen und seine Medien haben daran nichts zu kritisieren.

Für die Ukraine sind russische Journalisten Ziele, wie dort offiziell gesagt wurde, siehe die Drohung von Selensky. Dieses Verbrechen, dieser Terror gegen Menschen, die eine abweichende Meinung vertreten, wird von den westlichen Medien durch Formulierungen, wie in den genannten Überschriften, gerechtfertigt und keineswegs kritisiert.

Wir müssen eines ganz klar sagen: Journalisten sind keine (Kriegs-)Ziele, Journalisten genießen in vielen Ländern einen besonderen Schutz. Der Westen rühmt sich seiner angeblichen Pressefreiheit und schreit (zu Recht) jedes Mal auf, wenn irgendwo auf der Welt ein Journalist ermordet wird. Zumindest schreit der Westen immer dann auf, wenn es einen pro-westlichen Journalisten trifft. Wenn es Kritiker des Westens trifft, verschweigen die westlichen Medien das (wie zum Beispiel in der Ukraine, siehe diese Zusammenstellung oder diese aktuellen Fälle), oder die westlichen Medien lästern über das Opfer, weil es ein „Propagandist“ für irgendeine böse Sache gewesen sei. Diesen Zynismus erleben wir gerade bei den Meldungen deutscher Medien über die Ermordung von Darja.

In Wahrheit sind es die westlichen Medien, die Propaganda betreiben, wenn sie Journalisten mal als „Journalisten“ und mal als „Propagandisten“ bezeichnen. Mit diesen, nach politischem Wohlgefallen ausgewählten Bezeichnungen, werden die Leser der Medien unterbewusst in die gewollte Richtung beeinflusst. Diese (unterbewusste) Beeinflussung der Leser ist per Definition Propaganda. Man könnte Journalisten, die eine andere Meinung haben, ja auch als „Journalisten“ bezeichnen – und sich dann mit deren Meinung auseinandersetzen. Aber das ist nicht gewollt, stattdessen werden sie in ein schlechtes Licht gerückt und wenn jemand sie ermordet, findet der Leser westlicher Medien das nicht einmal schlimm.

Steckt der Westen hinter dem Mord?

Dass der ukrainische Geheimdienst SBU von der CIA gelenkt und kontrolliert wird, ist kein Geheimnis. In letzter Zeit wird das sogar im Westen recht offen berichtet, wenn es um die Weitergabe von militärischen Aufklärungsdaten der CIA an die Ukraine geht. Die CIA hat ihre Leute in Kiew und Insider berichten, die CIA habe schon vor Jahren eine ganze Etage im Gebäude des SBU in Beschlag genommen.

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, hat den Mord auf Telegram so kommentiert:

„Die russischen Strafverfolgungsbehörden untersuchen den Tod von Darja Dugina.

Wenn sich die ukrainische Spur bestätigt – und das ist die vom Chef der DNR, Denis Puschylin, geäußerte Version, die von den zuständigen Behörden überprüft werden muss -, dann müssen wir von einer vom Kiewer Regime verfolgten Politik des Staatsterrorismus sprechen.

Fakten haben sich im Laufe der Jahre angehäuft: von politischen Aufrufen zur Gewalt bis hin zur Durchführung und Beteiligung ukrainischer staatlicher Strukturen an Verbrechen.

Wir warten auf die Ergebnisse der Untersuchung.“

Ukrainische YouTube-Kanäle melden erfreut, Darja sei „liquidiert“ worden. Der ukrainische Sender espresso.tv, der den westlichen Medien seinerzeit die gewünschten Bilder vom Maidan geliefert hat, meldet Tod der 29-jährigen Darja unter der Überschrift „Dugin unter Schock, und das ist gut so

Espresso.tv wurde im November 2013 gleichzeitig mit dem Beginn des Maidan gegründet und ausschließlich von westlichen Ländern und George Soros finanziert, wie ich in meinem Buch über die Ukraine-Krise anhand von deren Jahresbericht gezeigt habe, der die Finanzierung offengelegt hat. Der Existenzzweck von espresso war es, den (westlichen) Medien die von den Maidan-Organisatoren gewollten Bilder zu liefern, um die Stimmung entsprechend anzuheizen. Auch die deutschen Nachrichten haben damals auf die Bilder von espresso zurückgegriffen.

Heute ist espresso ein Propaganda-Instrument der ukrainischen Regierung, weshalb man die Überschrift der espresso-Meldung durchaus auch als Statement der ukrainischen Regierung verstehen kann, die den Mord an einer jungen Journalistin gutheißt.

Da der SBU von der CIA gelenkt wird, würde eine Täterschaft des SBU bedeuten, dass die CIA den Mord zumindest gutheißt, wenn nicht sogar initiiert hat.

Reaktionen

Da ich Darja persönlich kannte, bekomme ich gerade viele Interview-Anfragen. Hier veröffentliche ein kurzes Gespräch über den Mord an Darja, das ich mit dem YouTube-Kanal „Druscba FM“ geführt habe. Dem werden heute noch einige Gespräche mit russischsprachigen Medien folgen.

NATO-Untersuchungsausschuss: Mordanschlag auf russischen Journalistin: Steckt Westen da hinter?

Nachtrag in eigener Sache

Weil ein Kommentator unter diesem Artikel auf die Konferenz vom 15. Februar in Moskau hingewiesen hat, an der Alina Lipp und ich teilgenommen haben, dazu noch ein Wort: Ja, das war die Konferenz, bei der ich Darja kennengelernt habe. Alexander Dugin war meines Wissens jedoch nicht dabei, sondern ein leitender Mitarbeiter von ihm, der Dugin aufgrund des langen Bartes sehr ähnlich sieht.

Sollte meine Erinnerung mich täuschen, und Dugin war doch dabei, so kann ich jedoch ganz sicher sagen, dass ich Dugin dort nicht persönlich kennengelernt habe. Ich habe an dem Tag Darja, John Marc Dugan und andere interessante Menschen kennengelernt, jedoch noch nie ein Wort mit Alexander Dugin gewechselt. Wäre es anders, hätte ich darüber geschrieben, um aus erster Hand über meinen Eindruck von diesem (übrigens auch in Russland durchaus) umstrittenen Mann zu berichten.

Da ich Alexander Dugin jedoch nicht persönlich kennengelernt habe, kann ich nur von dem Eindruck berichten, den Darja und Dugins Mitstreiter auf mich gemacht haben, was ich in diesem Artikel auch getan habe.