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Muss Russland überschüssiges Gas abfackeln?

Published On: 24. August 2022 22:30

Gelegentlich erscheinen in der westlichen Presse Meldungen, wonach Russland angeblich gezwungen sei, überschüssiges Erdgas abzufackeln, das es infolge der Sanktionen nicht mehr nach Europa liefern könne. Abgesehen von den Quellen, auf die sich solche Meldungen stützen, könnte auch mit der Logik dieser Geschichte etwas nicht stimmen.

Während die Versorgung Deutschlands mit Erdgas in ausreichender Menge im kommenden Winter – trotz aller Erfolgsmeldungen aus Politik und Medien – nicht gesichert ist und noch dazu die Gaspreise davongaloppieren, tauchen in Zeitungen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie Fernsehen immer wieder Meldungen auf, die mit einer gewissen Genugtuung feststellen, dass Russland inzwischen gezwungen sei, Gas, das es nicht mehr nach Europa verkaufen könne, unter Verlust selbst kontrolliert abzufackeln.

Deutsche Erdgasspeicher zu mehr als 80 Prozent gefüllt

„Letzte Option“

So stellte die Tagesschau auf ihrer Website bereits Ende März 2022, also einen guten Monat nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine und als die Umstellung der Gasrechnungen auf Bezahlung in russischen Rubeln anstand, unter der Überschrift „Könnte Putin den Gashahn zudrehen?“ fest, dass der russischen Seite „als letzte Option“ noch das Abfackeln bliebe. Allerdings mit der Einschränkung, dass ein „Exportstopp“ auch für Moskau „schwierig“ sei. Das Abfackeln sei eben „Putins letzte Option“. Denn durch diese Art der Verbrennung des Gases werde „unmittelbarer Wert vernichtet“. Damals wurde dieser Fall von der Tagesschau noch als ein eher hypothetischer durchgespielt.

Für den Mainstream scheint er nun eingetreten zu sein – und Moskau sei dabei, heißt es nun, unverkäufliches Gas zu vernichten, das Europa nicht mehr abnehmen wolle. Demnach würden die Sanktionen wirken und Moskau stünde bereits vor der „letzten Option“.

Die FAZ meldete am 5. August 2022, dass Russland gezwungen sei, überschüssiges Gas abzufackeln, nachdem es selbst (!) die Gaslieferungen nach Europa „deutlich verringert“ habe. Ein angeblich in der Nähe der Verdichterstation Portowaja aufgenommenes Foto liefere den Beweis, dass Moskau nun in großem Stil Gas verbrenne, das nicht mehr nach Europa gepumpt wird. Die riesige Gasflamme sei dort erstmals am 17. Juni 2022 zu sehen gewesen, nachdem der „vom Kreml kontrollierte Gaskonzern Gazprom“ die Liefermengen nach Deutschland durch die Pipeline „Nord Stream“ (1) zuerst auf 60, dann auf 40 Prozent der eigentlich möglichen Kapazität reduziert hatte.

Finnland – und die NASA

Die FAZ führt als Quelle dafür das finnische öffentlich-rechtliche Radio YLE an, das sich wiederum auf den Augenzeugen stützt, der das Foto von der Gasfackel aufgenommen hatte.

Nicht zuletzt stützte sich der finnische Sender auf die US-amerikanische Weltraumagentur NASA, die einen weltweiten Feuerbeobachtungsdienst unterhalte und seit Mitte Juni ein Feuer in der Nähe der Gasverdichterstation Portowaja registriert habe. Eine Anfrage der FAZ bei Gazprom, was denn mit dem vermeintlich überschüssigen Gas geschehe, sei unbeantwortet geblieben.

Die Meldung aus Finnland kam gerade zu einem Zeitpunkt, als der US-Senat für die Aufnahme Schwedens und Finnlands in die NATO stimmte – und die antirussischen Befindlichkeiten im Westen wie die Frage der Visavergabe hochkochten. Dankbar aufgegriffen wurde die Nachricht von der riesigen Gasfackel bei der Station Portowaja insbesondere von ukrainischen Nachrichtenagenturen und -portalen.

Der FAZ-Bericht deckt sich inhaltlich weitgehend mit einem Artikel des russischen Online-Portals lenta.ru vom 4. August 2022, das zu den populärsten Internetseiten in Russland zählt und als oppositionell oder kremlkritisch gilt.

Nun verkünden auch die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN), dass Russland Gas abfackeln würde. Es handele sich um eine „absurde Situation in Zeiten des Krieges“, dass in Deutschland die „Angst vor einer Gasmangellage wächst“, während Russland „den Rohstoff mit Verlust verbrennen“ müsse. Den Grund für die schwierige Lage sehen die DWN darin, dass die Russen sich schwertäten, „neue, gleichwertige Handelspartner zu finden.“ Diese Meinung stütze ein „Energieexperte“ des arbeitgebernahen „Instituts der deutschen Wirtschaft“ (IW) in Köln, der davon ausgehe, dass die russischen Gasspeicher bereits im Herbst 2021 fast vollständig gefüllt waren. Die russischen Speicherkapazitäten seien zwar enorm, aber eben nicht unbegrenzt.

Russland macht künftigen Betrieb von Nord Stream 1 von Gasnachfrage und Sanktionen abhängig

Ukrainischer Akzent

Als zweiten Experten führen die DWN bezeichnenderweise den Chef des ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz an, der wiederum gegenüber der FAZ zu Beginn des Krieges in der Ukraine erklärt habe, Öl- und Gasbohrlöcher ließen sich nicht einfach schließen und die Förderung gleichsam abschalten. Eine Reduzierung des an die Erdoberfläche strömenden Gases sei nicht ohne Weiteres möglich. Der IW-Experte betont, dass weder China noch Indien, jedenfalls im Moment, ersatzweise als Absatzmärkte für die Gasmengen fungieren könnten, die bisher nach Europa geliefert worden seien. Auch Russland habe es versäumt, seine Abhängigkeit von Pipeline-Systemen zu verringern und eine Flüssiggasinfrastruktur aufzubauen.

Auch die DWN berufen sich auf die NASA-Angaben und hoffen darauf, Russland werde seine Gaslieferungen nach Europa nicht noch weiter drosseln – wenn es doch damit Geld verdienen könne, wie der Text nahelegt. Schließlich darf auch das Klima-Argument nicht fehlen: Durch das „Abfackeln von Gas“ würden „große Mengen schwarzen Kohlenstoffes in die Luft [gelangen], der das Schmelzen von Schnee und Eis beschleunigt, wenn er auf diesem landet. Und damit den Klimawandel weiter antreibt.“

Logik

Festzustellen bleibt, dass die Argumentation nicht ganz widerspruchsfrei ist und sich durchgehend auf (pro-)westliche Quellen stützt. Nach der übereinstimmenden Linie der darauf fußenden Meldungen ist es die russische Seite, die beschlossen habe, den Europäern den Gashahn zuzudrehen und sich nun gezwungen sähe, das unverkäufliche Gas abzufackeln. Dabei würde Gazprom Verluste machen. So gesehen würde Moskau gegen das eigene ökonomische Interesse handeln, obwohl es die verschiedenen Leitungsnetze zur Belieferung der europäischen Kunden nutzen könnte.

Dass dies nicht der Fall sein kann, legt auch ein Kommentar eines russischen Energieexperten nahe, der von RIA Nowosti ebenfalls Anfang August 2022 zur Lage befragt worden war. Michail Iwanow, Experte der Arbeitsgruppe der Nationalen Technologischen Initiative EcoNet, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur:

„Erstens ist es nicht rentabel, und zweitens hätten Umweltorganisationen bereits Alarm geschlagen, weil diese Fackel aus Dutzenden von Kilometern sichtbar gewesen wäre.“

Das bedeute, Gazprom werde nach der Reduzierung der Gaslieferungen in Richtung Europa durch Nord Stream kaum überschüssiges Gas verbrennen.

Im Gegenteil, aus ökologischer und klimatischer Sicht führe jede Verringerung der Gasproduktion zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen sowohl auf der Unternehmensebene des fördernden Unternehmens (Gazprom) als auch auf der Ebene des nationalen Treibhausgasinventars, so Iwanow gegenüber RIA Nowosti. Auf die konkreten Möglichkeiten zur Reduzierung der Gasförderung ging der Experte allerdings nicht ein.

Mehr zum Thema – Der Kanzler als Handelsreisender – Deutschlands einsame Außenpolitik im Namen der Energie 

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