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Cora Stephan: Die Stimme der Provinz. Wir Abhängigen.

Published On: 25. August 2022 12:00

Was wären wir ohne den Welthandel? Arm dran. Was sind wir, dank ungebremster Globalisierung? Arm, weil abhängig.

Von Energie, von Lebensmitteln, von elektronischen Kleinteilen, ohne die keine avancierte Maschine läuft, sofern hierzulande noch welche gebaut werden. Was die Energie betrifft, wissen es mittlerweile auch jene, die es nicht wissen wollen: Wir haben uns absichtsvoll und ohne Not vollständig von anderen abhängig gemacht, vor allem von Russland, dessen Gaslieferungen erst die Illusion von der Möglichkeit einer „Energiewende“ mit Sonne und Wind erlaubt haben.

Souverän ist, wer über Energie verfügt. Wir sind es schon lange nicht mehr. Mehr noch: Deutschland kann auch in anderer Hinsicht für sich selbst nicht sorgen. Ich weiß, ich weiß: wer das Wort „Autarkie“ benutzt, macht sich naziverdächtig. Und es ist ja richtig: es gibt sie nicht, wovon übrigens auch Adolf Hitler ausging. Doch ein kurzer Blick zurück in die deutsche Geschichte zeigt drastisch, was den Wunsch nach Selbstversorgung einst befeuerte.

Seine Kriegsgegner haben dem Kaiserreich im und nach dem Ersten Weltkrieg unmissverständlich klar gemacht, dass es sich mit Lebensnotwendigem nicht selbst versorgen konnte. Direkt nach Kriegsbeginn 1914 verbot Großbritannien den Handel mit dem exportabhängigen Deutschland und blockierte die Handelswege zwischen den Shetland-Inseln und Südnorwegen und im Ärmelkanal durch Minen und Patrouillenschiffe. Bei hochwertigen Metallen wie Wolfram, Chrom, Nickel, Aluminium, Zinn und Mangan war Deutschland vollständig auf Importe angewiesen. Die chemische Industrie hing von der Einfuhr von Salpeter, Schwefel, Kautschuk und Rohöl ab. Das alles fiel nun weg.

„Die Herkulesaufgabe der nächsten Monate“

Die Landwirtschaft wiederum litt unter dem Entzug von Pferden und Dünger und dem Fehlen männlicher Arbeitskräfte, die folgende Lebensmittelknappheit bescherte den Deutschen Hungerkrawalle und angesichts fehlender Kartoffeln den „Kohlrübenwinter“. Schätzungsweise 750.000 Menschen starben an Unterernährung und deren Folgen. Und selbst nach dem Waffenstillstand im November 1918 ging das Elend noch monatelang weiter. Die Handelsblockade verstieß zwar gegen das Völkerrecht, aber so what? Sie funktionierte.

Das Trauma saß tief und ist doch heute vergessen. Jedenfalls bei unseren Politikern. Die neue Durchhalteparole lautet „Frieren für die Freiheit“ und findet womöglich bald Ergänzung durch „Hungern gegen die Despotie“. Denn die Ideologen an der Macht verweigern sich jedem Versuch, wenigstens in Sachen Energie wieder eine gewisse Souveränität herzustellen. Wir brauchen kein Schiefergas aus Kanada oder den USA, wir hätten selbst genug davon. Wir könnten die Kernkraftwerke weiterlaufen lassen, wenn sich die Politik endlich dazu entscheiden würde. Wir verfügen über Kohle, reichlich davon.

Und ja, wir könnten Nordstream 2 anzapfen, und sei es nur, wie der listige Herr Kubicki meint, um herauszufinden, ob Putin zweifelsfrei „die planvolle Schwächung unserer Volkswirtschaft“ betreibt. „Wenn aber Gas fließt, machen wir unsere Speicher voll und konzentrieren uns auf die Herkulesaufgabe der nächsten Monate: die schnellstmögliche Unabhängigkeit von russischem Gas. Und dann können wir alle Leitungen dichtmachen.“

Bauern sehen sich im Zangengriff von Discountern

Doch die Ideologen an der Macht riskieren nicht nur Dunkelflaute mit Blackout im kommenden Winter. Auch der Lebensmittelversorgung durch einheimische Produkte geht es systematisch an den Kragen. Nicht nur die Bauern der Niederlande protestieren und blockieren mit schwerem Gerät die Straßen, seit ihre Regierung das Landvolk dezimieren will. Wahrscheinlich wegen der Methanrülpser der vielen Rinder, die bekanntlich das Klima kaputt machen.

Auch bei uns rollen wieder Trecker, auch gen Berlin, zu jener Regierungszentrale, die die größte der Welt sein wird, wenn ihr Ausbau nicht gestoppt wird, wozu es nicht kommen wird, sparen müssen schließlich immer die anderen. Bauern sehen sich im Zangengriff von Discountern, die die Erzeugerpreise drücken, und Ideologen an der Regierung, die lieber Windgiganten in den Wald betonieren lassen als sich einer vernünftigen Agrarpolitik zu befleißigen, die den Erzeugern ein gutes Überleben ermöglicht und die Lebensmittelversorgung sichert.

Aber wir haben ja den Weltmarkt, gell? Während man einheimische Produzenten mit strengen Vorschriften kujoniert, fragt niemand, unter welchen Umständen das „Bio“-Zeugs produziert wurde, das wir aus China importieren. Jedenfalls solange Chinas Führung uns damit noch versorgen will.

Denn auf die Gutwilligkeit von Despoten soll man sich nicht verlassen. Und, wer weiß, womöglich trägt auch die Solidarität von „Freunden“ nicht weit, wenn es hart auf hart kommt. Abhängigkeit ist nicht nur bei Drogensüchtigen gesundheitsschädlich. Die Handelsblockade, die auch nach der Kapitulation noch anhielt, forderte unzählig viele Todesopfer in der Zivilbevölkerung.

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