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Der falsche Fokus

Published On: 26. August 2022 16:00

Eines vorweg: Die Frage, ob es sich bei dem Klimawandel um ein menschengemachtes Phänomen handelt, dessen einzige Ursache Kohlenstoffdioxidpartikel in der Atmosphäre sind, soll hier nicht thematisiert werden. Dies ist das offizielle Narrativ, und aus dieser Perspektive heraus wird die Unzulänglichkeit der angebotenen Lösungen aufgezeigt. Denn auch diese Perspektive sollte alle an den Heilsversprechungen zweifeln lassen, die uns zur Rettung des Planeten gemacht werden.

Nach einiger Zeit der Stille hat der Weltklimarat, der IPCC, in diesem Jahr einen neuen Bericht veröffentlicht. Das Gremium, in dem Wissenschaftler aller Welt ihre Erkenntnisse zum Klimawandel zusammentragen, kam zu dem Schluss, dass die Emissionen von Kohlendioxid bis zum Jahr 2030 um ungefähr 50 Prozent reduziert werden müssten, wollten wir die angekündigte, große Katastrophe noch abwenden.

Schon vor einigen Jahren hat der IPCC festgestellt, dass das 1,5-Grad-Celsius-Ziel, das die Staaten dieser Welt im Abkommen von Paris festgelegt haben, eigentlich nicht mehr zu erreichen sei, und es schon schwierig würde, die Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Dennoch versprühen Regierende vieler Länder einen Optimismus, der mit gesundem Menschenverstand eigentlich nicht zu begreifen ist.

Dieser speist sich wohl daraus, dass sie glauben, die Lösung für dies alles gefunden zu haben. Und die ist natürlich recht simpel: Erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien. Auch, was darunter zu verstehen ist, weiß mittlerweile jeder: Wenn wir einfach unseren Strom aus Windrädern, Photovoltaik und Wasserkraft gewinnen sowie Elektroautos fahren statt die schmutzigen Benziner- und Diesel-Fahrzeuge, dann wird alles gut, so lässt man uns regelmäßig wissen. Doch ist das so?

Das Problem an den erneuerbaren Energien ist: Sie sind nicht erneuerbar. Natürlich, der Wind weht immer irgendwo auf der Welt, und auch die Sonne scheint noch für einige Milliarden Jahre. Ja, sogar das Wasser fließt unaufhörlich. Die Energiequellen sind daher nicht das Problem. Ganz anders sieht es aber mit den Kraftwerken aus. Denn Windräder müssen erst gebaut werden, ebenso wie die Solarzellen und Wasserkraftwerke.

Dabei kommen die giftigsten Verfahren zur Anwendung, welche die Industrie zu bieten hat. Das beginnt schon beim Abbau der benötigten Ressourcen. Hier werden in großen Mengen Aluminium, Kupfer, auch Gold und die sogenannten Seltenen Erden gebraucht. Der Abbau dieser Rohstoffe zerstört in anderen Regionen dieser Erde ganze Landstriche.

So benötigen Windkraftanlagen mehr Metall als alle anderen Kraftwerktypen. Auch kommen hier Seltene Erden, beispielsweise Neodym, zum Einsatz. Beim Abbau dieses Stoffes werden weite Teile ganzer Landstriche radioaktiv verseucht. Denn bei der Förderung werden Uran und Thorium frei, die ungehindert in die Natur gelangen. Ähnliches gilt für Metalle und Seltene Erden im Allgemeinen. Darüber hinaus enthalten Windräder große Mengen Kunststoffharze sowie Glasfasern.

Dies ist für die Entsorgung ein gewaltiges Problem. Denn die durchschnittliche Laufzeit einer Windkraftanlage beträgt 20 Jahre. Danach muss sie abgebaut werden, doch ein Recycling von Kunststoffharz und Glasfasern ist nicht möglich. Verbundstoffe, wie sie an den Anlagen zum Einsatz kommen, lassen sich nämlich nicht wieder trennen und werden damit einfach irgendwo endgelagert. Hier entsteht ein riesiges Entsorgungsproblem mit desaströsen Folgen.

Doch auch während ihrer Laufzeit und schon davor stellen Windräder ein ökologisches Problem dar. Beispielhaft verdeutlicht wird dies in dem Dokumentarfilm „Headwind 21“ von Marijn Poels. Der Filmemacher begleitet einen Aktivisten in Schweden, der gegen die Abholzung der unberührten Wälder im Norden des Landes kämpft. Diese sollen nämlich einem Windpark weichen. Dafür werden auf einer riesigen Fläche ganze Wälder gerodet. Oftmals muss der Grund auch durch Sprengungen aufbereitet werden, damit die Windräder überhaupt platziert werden können. Große Landstriche werden auf diese Weise vollkommen zerstört nur für ein paar Windräder.

Diese Anlage dient jedoch nicht einmal dem Land Schweden, sondern wird gebaut, um in Finnland einen neu entstehenden Technologiepark zu versorgen. Es wird also nicht einfach Energie, die bislang aus fossilen Brennstoffen gewonnen wurde, nun auf vorgeblich erneuerbare Weise gewonnen, sondern ein zusätzlicher Energiebedarf gedeckt. Dieser kommt auf den vorherigen Energiebedarf einfach oben drauf. Durch die Windräder ist also nichts gewonnen, sondern es wird weitere Natur vernichtet, um zusätzliche Energie zu gewinnen. Und das, obwohl doch die Natur eine wichtige Kohlenstoffsenke darstellt, die unsere Emissionen aufnimmt.

Zudem befördern Windräder den Klimawandel! Denn die Windparks entziehen dem Boden Feuchtigkeit und erwärmen den Boden zusätzlich, wodurch es zu Dürren kommt. Allein die bis 2018 errichteten Windräder in Deutschland haben dem Land dadurch einen zusätzlichen Temperaturanstieg um 0,27 Grad Celsius beschert, und das in nur fünf Jahren. Noch mehr davon zu errichten, und dafür Wälder zu roden, ist absurd, wenn es tatsächlich um den Kampf gegen den Klimawandel ginge.

Windräder gefährden zudem Vögel und Fledermäuse. Diese werden oftmals von den Rotorblättern erschlagen, da sie diese Gefahr nicht vorausahnen können. Hinzu kommt eine Belastung von Mensch und Natur mit Lärm oder Infraschall, der zu Krankheiten wie Krebs und Herzkreislauferkrankungen führen kann. In direkter Nähe zu Wohnsiedlungen stellt zudem der Schlagschatten ein Problem dar. Der ständige Wechsel von Hell zu Dunkel und wieder zurück, der sogenannte Stroboeffekt, ist eine Belastung für jeden Organismus, sei es nun Mensch, Tier oder auch die Pflanzen auf dem Feld.

Auch Photovoltaikanlagen oder Wasserkraftwerke sind auf Stoffe angewiesen, die höchst giftig sind und deren Abbau große Zerstörung der Natur mit sich bringt.

Hinzu kommt das Problem, dass Energieversorger bei Schwankungen des Bedarfs zuerst die Windkraftanlagen abschalten, da es viel rentabler ist, Atomkraftwerke zu betreiben, die zudem die Grundlast des Netzes decken können. In der von Michael Moore produzierten Dokumentation „Planet of the Human“ wird der ganze Irrsinn veranschaulicht, der mit erneuerbaren Energien verbunden ist. Moore zeigt, wie die Kraftwerksanlagen mithilfe von fossilen Brennstoffen gestartet werden müssen, wie Solaranlagen in die Wüste gebaut werden und dann vor sich hin verfallen, und vor allem die ganze Zerstörung, die mit dem Abbau der Materialien verbunden ist, die für sogenannte erneuerbare Energien benötigt werden.

Wasserkraftwerke sorgen zudem für ein weiteres Problem, das Windräder und Solaranlagen nicht aufweisen. Denn für ein solches Wasserkraftwerk werden oft ganze Flüsse aufgestaut. Dadurch wird der natürliche Verlauf von Flüssen unterbrochen, Tiere, wie zum Beispiel die Lachse, können nicht mehr ungehindert flussauf- und abwärts schwimmen. Dies müssen sie aber, denn sie leben in der Regel am unteren Flusslauf oder im Ozean und kehren nur zum Laichen an den oberen Flusslauf zurück.

Dieses Schauspiel, Wanderung genannt, kann man jedes Jahr verfolgen, es sei denn, die Flüsse werden aufgestaut. Die Dämme stellen für die Lachse unüberwindliche Hindernisse dar. Nach dem Laichen sterben sie oft und werden dann durch die Strömung in den Auen und im Flusslauf verteilt. Damit werden sie zu wichtigen Nahrungsquellen für andere Tiere und bringen so Nährstoffe aus dem Ozean den Fluss hinauf. Auch der natürliche Fluss dieser Nährstoffe wird durch die Dämme unterbrochen, sodass sich an ihnen die Sedimente aufstauen, die eigentlich in den unteren Teil des Flusses gelangen sollten. Dämme töten auf diese Weise das Gewässer sowie das Leben um sie herum.

Ein anderer, im Zusammenhang mit dem Klimawandel stets angesprochener Aspekt ist die Elektromobilität. Diese wird in den letzten Jahren vermehrt vorangetrieben. Dafür errichtete Tesla eigens in Grünheide in der Nähe von Berlin ein Werk.

Doch auch die Elektromobilität ist nicht so sauber, wie es den Anschein haben mag. Denn hier werden ebenfalls viele Kunststoffe und Metalle verbaut. Diese Fahrzeuge strotzen geradezu vor Elektronik, deren Auswirkungen auf die Umwelt eigentlich lange bekannt sind.

Hinzu kommen die hochgradig giftigen Akkus, die für diese Fahrzeuge benötigt werden, denn sie enthalten unter anderem Lithium, dessen Abbau in hohem Maße umweltschädlich ist.

So gibt es beispielsweise große Lithiumvorkommen in Südamerika, vor allem in Bolivien, Argentinien und Chile. Dort wird das Leichtmetall aus Salzwasser gewonnen, indem es aus großer Tiefe aus Salzseen an die Oberfläche gepumpt und verdunstet wird. Anschließend wird das Lithium mithilfe von Chemikalien von dem Salz und den anderen Stoffen getrennt. Zurück bleibt eine chemisch-salzige Lösung, die das Grundwasser der Umgebung verseucht.

Schon viele Menschen verloren auf diese Weise den Zugang zu trinkbarem Grundwasser und die Regionen veröden zunehmend. Auch breiten die Chemikalien, insbesondere Schwermetalle, sich in der Gegend aus und führen dort zu einem Viehsterben. Da das Wasser der Flüsse als Trinkwasser und zur Bewässerung der Felder genutzt wird, ist zudem Landwirtschaft in diesen Regionen nicht mehr möglich. Der steigende Bedarf an Lithium führt jedoch dazu, dass immer neue Vorkommen in bislang unberührten Regionen erschlossen werden.

Was der Produktionsvorgang der Fahrzeuge an sich bedeutet, erleben gerade die Anwohner des Werkes in Grünheide. Diese Region, die schon länger mit Trinkwasserknappheit zu kämpfen hat, erleidet nun eine weitere Verschärfung der Situation. Denn auch beim Zusammenbau der Fahrzeuge werden große Mengen Wasser gebraucht.

Daher legten die ortsansässigen Behörden bereits eine Obergrenze für den Wasserverbrauch fest. Wird dieser überschritten, werden Bußgelder fällig. Tesla ist davon allerdings wohl eher nicht betroffen, anderenfalls hätte das Unternehmen sich dort nicht angesiedelt. Das Unternehmen darf Unmengen an Wasser verbrauchen für den Bau umweltschädlicher Fahrzeuge und Batterien, während die Anwohner sich jede Dusche zweimal überlegen müssen.

Auch ereignete sich dort erst vor Kurzem ein Unfall, bei dem giftiger Lack austrat. Dieser, so Tesla, konnte zwar angeblich restlos beseitigt werden und gelangte nicht in die Umwelt. Was von solchen Verlautbarungen seitens der Hersteller zu halten ist, sollte jedoch allgemein bekannt sein. Zudem zeigt es, dass es hier ein Potenzial für Umweltkatastrophen gibt, sollte der Unfall oder das Leck einmal etwas größer ausfallen. Außerdem zeigt die Verwendung giftigen Lacks, wie weit her es mit der Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge tatsächlich ist.

Schließlich bereitet die Entsorgung der Fahrzeuge erhebliche Schwierigkeiten. Hier fallen erneut die Akkus sehr ins Gewicht, die für die Natur pures Gift darstellen. Hinzu kommt, wie bei allen angeblich erneuerbaren Technologien, der energetische Aufwand der Produktion. So ist der Emissionsrucksack jedes Elektroautos ab Werk bereits doppelt so groß wie bei einem herkömmlichen Auto. Zudem muss es immer wieder mit Energie geladen werden. Steigt der Anteil der Elektroautos, steigt automatisch auch der Energiebedarf.

Diese Energie jedoch wird in der Regel aus fossilen Brennstoffen oder in Atomkraftwerken gewonnen. Für ein Gefühl sauberen Fahrens werden also anderenorts ganze Landstriche verseucht und fossile Energien gewonnen und verbrannt. Elektroautos sind damit kein bisschen sauber oder umweltfreundlich. Ganz im Gegenteil.

Dass die verantwortlichen Politiker trotz all dieser Zerstörung an den sogenannten erneuerbaren oder grünen Technologien festhalten, hat einen einfachen Grund: Es ist ein Geschäft.

Elon Musk, Eigentümer von Tesla, ist nicht umsonst mittlerweile einer der reichsten Mensche der Erde. Unter dem Deckmantel der Weltrettung wird also ein Markt geschaffen, der große Umsätze verheißt, aber die Natur im großen Umfang zerstört. Dass dies auf so wenig Widerspruch stößt, hat ebenfalls einen Grund: die Fokussierung auf den Klimawandel und damit auf Kohlendioxid als einzigen Faktor.

Denn schon lange ist die Frage des Klimawandels von jener des Umweltschutzes entkoppelt. Angeblich ist der Klimawandel die allergrößte Bedrohung, die Verseuchung und Zerstörung von Natur spielt in der Diskussion keine Rolle. Die Losung lautet: Kohlendioxid heizt den Klimawandel an, dieser wird uns alle vernichten, daher müssen wir jedes Gramm Kohlendioxid vermeiden. Die komplexe Frage von Naturzerstörung und Umweltschutz wird also auf einen einfachen Faktor reduziert.

Durch diesen engen Fokus verlieren die Menschen aus dem Blick, welche wahnsinnige Zerstörung dabei angerichtet wird. Doch auch im herrschenden Diskurs wird, wenn auch eher selten, angemerkt, dass das Klima ein komplexes System ist: Zerstören wir die Natur, holzen wir Wälder als Kohlenstoffsenken ab, vergiften die Meere oder trocknen die Sümpfe aus, oder halten wir an der Monokulturlandwirtschaft fest, dann wirkt sich das negativ auf das Klima aus.

Dennoch wird die „Kohlenstoffneutralität“ als einziges Ziel ausgegeben und dient mittlerweile auch als Label für alle möglichen Produkte, sodass sich die Konsumenten in einer billig erkauften Gewissensreinigung, einer Art Ablasshandel, ihrer Mitschuld am zerstörerischen System — zumindest gefühlt — entledigen können.

Gleichzeitig wird die Schuld an allem auf diese Weise tatsächlich einzig auf den einzelnen Konsumenten abgewälzt, der durch seine Auswahl die Möglichkeit hätte, das System so zu beeinflussen, dass es umweltfreundliche Alternativen fördern würde, was natürlich nicht der Fall ist. Denn der Einzelne steht im Supermarkt oder wo auch immer stets nur vor vollendeten Tatsachen und hat keine Einflussmöglichkeit auf die Art und Weise der Produktion und auch keine Kontrolle über die produzierte Menge. Doch mittels Ökolabels und Produktbeschreibungen als „Klimaneutral“ wird der Eindruck erzeugt, mit seiner Wahl leiste der Konsumenten einen Beitrag zur Rettung der Welt.

Dabei ist die eigentliche Frage doch eine ganz andere: Wieso fixieren wir uns auf einen einzigen Stoff und bemühen uns, dessen Emissionen um jeden Preis zu reduzieren, nur um etwas abzuwenden, das nach allen Berichten des IPCC schon gar nicht mehr abgewendet werden kann?

Warum werden die Menschen dazu angehalten, ein Elektroauto zu kaufen oder ihren Strombedarf zu senken, nicht jedoch darauf vorbereitet, in einer Welt zu leben, in welcher gerade der Klimawandel stattfindet? Warum bereiten wir uns nicht auf Überschwemmungen vor, auf Dürren? Warum passen wir die Landwirtschaft nicht an diese Verhältnisse an, unsere Städte, die Arbeit? Manche würden nun vermuten, dass diese Anpassung deswegen nicht stattfindet, weil der Klimawandel entweder nicht existiert oder nicht menschengemacht ist. Und ja, es ist auch sehr auffällig, dass zwar der Einzelne mit moralischem Zeigefinger zum Energiesparen erzogen werden soll, Industrie und industrialisierte Landwirtschaft jedoch munter weiter Energie verbrauchen dürfen.

Doch die Erklärung ist wahrscheinlich ziemlich simpel:

Eine Umgestaltung unserer Gesellschaft, eine Anpassung an eine veränderte Welt, die vielleicht auch wirklich Naturzerstörung abschaltet und drastisch weniger Energie verbraucht, ist einfach nicht wirtschaftlich. Denn der Kapitalismus müsste dann tatsächlich abgeschafft, die Versorgung wieder lokal sichergestellt werden.

Das aber passt denjenigen nicht, die im derzeitigen System sehr große Gewinne damit erzielen, Natur zu zerstören, nutzlose Waren zu produzieren und durch die ganze Welt zu verschicken. Die Fokussierung auf Kohlendioxid und dessen Beseitigung hingegen ermöglicht ein veritables Geschäft mit Windrädern, Solarzellen und Elektromobilität. Daher konzentriert sich die Debatte auf diese, anstatt die wirklichen Ursachen für die Zerstörung der Natur anzugehen.

Und natürlich: Viele der hier vorgebrachten Argumente gelten auch für fossile Energien oder Atomkraft. Auch dafür wird die Natur zerstört, werden Luft, Land und Wasser verseucht, und was mit dem Atommüll geschehen soll, ist nach 70 Jahren Atomkraft immer noch nicht klar. Aber anstatt mehr Zerstörung für eine Technologie anzurichten, welche die Probleme unserer Zeit nicht löst, sollten wir uns den Ursachen zuwenden. Einzig eine Gesellschaft, die mit einem Minimum an Energieverbrauch auskommt, die sich auf das besinnt, was zum Leben wirklich notwendig ist, anstatt immer neue, nutzlose Produkte auf den Markt zu werfen, handelt wirklich nachhaltig.

Dazu müssen wir uns auch von etwas verabschieden, an das so viele nach wir vor glauben: Die Idee vom ewigen Fortschritt, der unser Leben verbessern würde. Fortschritt, das sei technische Neuerung, seien neue Produkte und Entwicklungen. Dabei hat eben dieser Fortschritt erst dazu geführt, dass wir diese Probleme der Zerstörung der Natur, des Artensterbens, des Plastikmülls und der Abwässer und Abfälle überhaupt erst haben.

Wohin es führt, die Zerstörungen dieses Fortschrittes durch weiteren Fortschritt beseitigen zu wollen, zeigt das Beispiel der sogenannten erneuerbaren Technologien. Es ist zudem eine falsche Vorstellung von Fortschritt, die hier bedient wird. Denn auch der Fortschritt wird auf vermarktbare Produkte reduziert. Fortschritt ist also nur, was sich verkaufen lässt. Gesellschaftliche Entwicklungen, bis hin zu einer Genügsamkeit, die all diese Waren überflüssig macht, kommen in diesem Fortschrittsglauben nicht vor.

Die Geschichte dieses Fortschrittes hat jedoch gezeigt, dass er kein Ende kennt. Er beschert uns nur immer neue Probleme, neue Geräte und Produkte, die konsumiert werden müssen und dann als Abfall in der Natur landen, um eine kapitalistische Maschinerie am Laufen zu halten, die uns in den Untergang führt und unsere Leben kaum verbessert.

Was natürlich nicht heißen soll, dass jede Entdeckung und Entwicklung ausschließlich negativ zu bewerten ist. Doch von diesem unbedingten Dogma des ewigen Fortschrittes sollten wir uns trennen. Denn haben uns das elfte Smartphone, das neueste Tablet oder Auto wirklich weitergebracht oder glücklicher gemacht? Leben wir besser, weil wir Coffee to go im Laufen oder in der U-Bahn konsumieren können? Geht es uns besser, weil Technologiekonzerne und Regierungen uns überall überwachen können, dass wir zunehmend digitalisiert werden und leben?

Der wahre Fortschritt wäre ein gesellschaftliches Abwägen, verbunden mit einem Hang zum Weniger, eine Genügsamkeit, die mit sich selbst und der Welt im Reinen ist. Das soll jedoch keine von oben verordnete Genügsamkeit sein, kein „Great Reset“, der diese Gesellschaft mit Schwung gegen die Wand fährt und dabei unzählige Opfer fordert. Im Gegenteil, ein wirklich menschlicher Wandel kann nur von unten kommen, von den Menschen, die selbst davon betroffen sind, die ein Leben im Hamsterrad, als Rädchen im Getriebe, satt haben.

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