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Das ABC von Energiewende und Grünsprech 106 – Windkraftreserve

Published On: 13. September 2022 9:43

Je mehr die Energiewende vor unseren Augen zerbröckelt, desto absurder und abstruser werden Schuldzuweisungen und Lösungsvorschläge. Dabei wird deutlich, dass die dauerprogressiven klimaschützenden Funktionäre die Ahnungslosesten sind.

IMAGO / blickwinkel

Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Wir greifen auch Bezeichnungen auf, die in der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch überzugehen drohen – in nichtalphabetischer Reihenfolge.

W wie

Windkraftreserve, die

Da beim besten Willen der um sich greifende Energiemangel, vor allem sichtbar an exorbitant steigenden Preisen, nicht mehr ignoriert werden kann, kommen wundersame Lösungsvorschläge.

Während vermeintlich Ewiggestrige nach einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke rufen, einer Ausweitung der Erdgasförderung im eigenen Land oder dem Einsatz von mehr Kohlekraftwerken, präsentiert Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) einen neuen Vorschlag:

„Ich wünsche mir statt Kohlekraftwerken, die aus der Reserve geholt werden, eine Staatliche Windkraftreserve. Hier kann die Bundesregierung konkret in die Energiesicherheit unseres Landes investieren!“

Eine missverständliche Formulierung kann man wohl ausschließen. Stromspeicher für Windkraft meinte er offensichtlich nicht, sondern in der Tat Windkraftanlagen. Was ist eine Reserve? Üblicherweise ein gespeichertes Medium oder eine Anlage, die bereitsteht, um bei Bedarf etwas zu produzieren. Nimmt man auf eine längere Autofahrt einen Kanister mit Treibstoff mit, kann man ziemlich sicher die Reichweite kalkulieren, die man mit dem Inhalt des meist blechernen Gefäßes erreichen kann. Für den Strom gibt es keine Kanister und weil er zunehmend knapp und teuer wird, Stromspeicher absehbar nicht kurzfristig in nötiger Menge zur Verfügung stehen werden, möchte Herr Müller-Kraenner Windkraftanlagen in Reserve stellen.

Damit wären sie von der regulären Stromproduktion ausgeschlossen, der nichtproduzierte Strom müsste aus anderen Quellen mit entsprechenden CO2-Emissionen erzeugt werden. Genau deshalb gibt es aber im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den festgeschriebenen Einspeisevorrang, um den Strommix insgesamt emissionsärmer zu machen. Zunächst müsste also das EEG bezüglich dieses Einspeisevorrangs geändert werden, was Regierung und Branche seit Jahren erfolgreich zu verhindern wissen.

Aber machen wir als Gedankenexperiment weiter. Wann würde man auf diese Reserveanlagen zurückgreifen müssen? Sicherlich in wind- und sonnenarmen Zeiten. Beispielsweise am 12. September 2022 um 4 Uhr, als ganze 1.988 Megawatt Windstrom ins Netz flossen, entsprechend drei Prozent der installierten Leistung aller Windkraftanlagen in Deutschland und 4,7 Prozent der Netzlast zu diesem Zeitpunkt. Praktisch wäre also dieser geringe Anteil durch stehende „Reserveanlagen“ noch geringer gewesen, ihre Zuschaltung wäre im Grunde fast ohne Effekt. In Zeiten der Windstille wäre das Ergebnis genau null.

Zufallsstrom als Reserve? Dieser Vorschlag ist unfassbar blöd.

Wer ist der Mann mit dieser Idee? Sascha Müller-Kraenner ist einer der Bundesgeschäftsführer der DUH, ein Diplom-Biologe, der auch Philosophie und Öffentliches Recht studierte. Nach Tätigkeiten beim Deutschen Naturschutzring sitzt er im Beirat der Internationalen Klimaschutzinitiative der Bundesregierung und des Instituts für Ökosystemmanagement der Universität Eberswalde. 2007/08 lehrte er an der Hertie School of Governance unter anderem zum Thema „Internationale Energie- und Klimapolitik“, 2007 erschien auch ein Buch von ihm. Danach sind keine Veröffentlichungen oder Lehraufträge mehr bekannt, vermutlich nahm ihn die Tätigkeit des Geldeintreibens bei der DUH voll in Anspruch.

Nun, da wir in der energetischen Sackgasse sitzen, denkt er nicht über Ursachen nach, sondern entwickelt abstruse Ideen, die Einblick in seine zementierte Öko-Weltsicht offenlegen. Leute seines Kalibers sitzen heute in Ministerien und Institutionen. Wenn Minister Habeck Betriebsschließungen als Betriebsferien interpretiert, so ist das nur die Spitze des Eisbergs der Inkompetenz, die in staatlichen Stellen und NGOs, die inzwischen GOs sind, die Zügel in der Hand halten.

Zu vermuten ist, dass der Vorschlag Müller-Kraenners ernsthaft geprüft werden wird. Zunächst wird der hilflose Aktionismus täglich grüßender Verbrauchertipps weitergehen. Mein Vorschlag: mehr sicher verfügbare Waschlappen als Reserve vorhalten.

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