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Der Kiewer Bob und die ukrainische Gegenoffensive

Published On: 27. September 2022 0:02

Veröffentlicht am 27. September 2022 von RL.

Erinnern Sie sich an Bagdad-Bob? Das war Muhammad as-Sahhaf, auch Comical Ali genannt. Er war in der Regierung von Saddam Hussein Aussenminister und später Informationsminister des Irak. Er wurde während des Dritten Golfkrieges bekannt. Grund waren vor allem seine abwegigen und unglaubwürdigen Propagandaaussagen.

Noch immer verkündete er vor laufender Kamera den baldigen Sieg der irakischen Truppen über die amerikanische Armee, als in seinem Hintergrund bereits US-Panzer in Bagdad zu sehen waren…

Präsident W. Selenskyj ist auf gutem Weg zum «Kiewer-Bob» zu werden. Von grossen Erfolgen der ukrainischen Armee berichtet er, die westliche Mainstream-Presse hängt an seinen Lippen. Logisch, das motiviert Geld- und Waffengeber von Neuem, the western arms and money-show can go on!

Die Guten werden immer erfolgreicher und der Böse immer böser – also noch mehr Waffen ins Gemetzel. Der Kiewer-Bob hat den Willen zur Eroberung der Krim bereits öffentlich bekundet und die Rückeroberung des Donbass steht auch auf seiner militärischen To-do-Liste.

Nun, eine Ukraine, die nicht laufend Munition und moderne schwere Waffen aus den USA und Europa geliefert bekäme, wäre zu beidem wohl mitnichten in der Lage. Da dies aber der Fall ist und möglicherweise sogar noch intensiviert werden wird, wird der Böse (…) wohl tatsächlich zur Atomwaffe greifen, wenn konventionelle Abwehr nicht mehr hilft.

Natürlich besteht dann die Gefahr eines Atomkrieges, wie oben skizziert. Den kann auch der Böse, obwohl er Russland vorsteht, das das bestgefüllte Atomwaffenarsenal aller Atommächte besitzt, nicht wollen.

Es liegt aber nahe, dass er sich trotzdem an der Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman orientieren wird, der einen äusserst verlustreichen konventionellen Krieg «erfolgreich» beendete, indem er zwei japanische Grossstädte durch zwei Atombomben vernichten liess. Dem Bösen würde wohl schon eine einzige modernisierte Atombombe – abgeworfen auf Kiew – ausreichen, um den Krieg mit der Ukraine zu beenden.

Was würde der Westen dann tun? Würde er tatsächlich – verstiegen in die Einbildung seiner moralisch-ethischen Überlegenheit – sich dazu verleiten lassen, einen allgemeinen Atomkrieg vom Zaun zu brechen? Liz Truss jedenfalls hat sich bereits dahingehend geäussert, dass sie nicht zögern würde «to push the bottom». Hoppla.

Die Neue, die eher wie eine biedere Lehrerin einer Sonntagsschule wirkt, als Auslöscherin der Menschheit? (…) Diese Entscheidung müsste dann gleichwohl (…) der amerikanische Präsident Joe Biden treffen, ein Mann, der gelegentlich von unvermittelten Schlafanfällen, Erinnerungslücken, Stürzen auf Gangway-Treppen und Verwechslungen von Staatenbezeichnungen geplagt ist. Vor seiner Rede vor der UNO am 21. September ist er von einer Dame nur scheinbar unauffällig zum Rednerpult geleitet worden.

Der Böse soll nun zur Teilmobilisation aufgerufen haben. Die Frage sei erlaubt: Womit hat denn der Böse bisher den Krieg geführt? Mit Nachwuchskadetten, Wasserpistolen, bengalischen Zündhölzern und Frauenfürzen? Im Eishockey, wo Schlägereien dann ernsthafter werden, wenn die Protagonisten die Handschuhe ausziehen, würde man sagen, der Böse beginnt jetzt mal einen Handschuh auszuziehen…

Präsident Selenskyj und seine NATO-Verbündeten haben eine Gegenoffensive gegen russische Truppen gestartet. Sie haben einen Ort gewählt, an dem es nur wenig Truppen gab und den Moskau auch nicht besetzen wollte. Von da an können sie also diesen Sieg feiern, mit Trompeten und Posaunen, ohne Feinde, ohne Schlachten. Einen Rückblick auf einen Bluff, der nur diejenigen überzeugt, die überzeugt werden wollen, nämlich die westliche Öffentlichkeit. Warum? Siehe oben.

Ganz Kiew kündigte mit grossem Schlagzeug und Trompeten eine Gegenoffensive in der Region Kharkiw an, also westlich des Donbass. Den von der NATO unterstützten Kräften ist es gelungen, einen 70 Kilometer langen und etwa dreissig Kilometer tiefen Streifen Territorium zu «befreien». Der Kiewer-Bob, der Izjum besuchte, kündigte den «bevorstehenden Sieg» seines Landes über die russischen «Invasoren» an.

Die westliche Presse spricht über die russische Niederlage und wundert sich über eine mögliche Verschwörung zum Sturz des «besiegten Präsidenten», Wladimir Putin, Sie wissen schon, der alleinige Böse. Ist ja so eine Sache, mit diesen Verschwörungen, deren Halbwertszeit aber immer kürzer wird und sich plötzlich als Realität entpuppt, vor der sogar die selbsternannten Fakten(er)finder verstummen.

Ein Blick auf die offenbar die Wende bringende Gegenoffensive von Kiewer-Bob: In Wirklichkeit sind die westlichen Streitkräfte nie wirklich richtig in den Donbass, die Republik Luhansk oder die Republik Donezk eingedrungen. Sie haben nur Gebiete zurückgewonnen, die die russische Armee erobert, aber nie besetzt hatte. Von Anfang an hat Präsident Bösewicht angekündigt, dass er die beiden Donbass-Republiken verteidigen wolle, die Ukraine aber nicht annektieren, sondern nur «entnazifizieren» wolle (d.h. ihre «integralen Nationalisten» loswerden).

Auch das zeugt, ehrlich gesagt, von Megalomanie. Im Laufe der Zeit hat er angekündigt, dass er auch beabsichtige, die Ukrainer für den Krieg bezahlen zu lassen, den sie durch die Annexion des Südens ihres Landes begonnen hatten (…) Ihm standen dann zwei Optionen zur Verfügung, entweder Novorossia oder Makhnoschtschina zu annektieren, wobei sich die beiden Gebiete der russischen Tradition weitgehend überschneiden. Ein bisschen Geschichte anstatt nur Blutbäder:

Novorossia, wörtlich «Neues Russland», ist das russische Siedlungsgebiet, das von Grigory Potemkin, dem Geliebten der Zarin Katharina II., vom Osmanischen Reich erobert wurde. Es umfasst die gesamte heutige südliche Ukraine, einschliesslich der Krim, bis zu einem kleinen Teil des heutigen Moldawien, Transnistrien.

Dieses Territorium erlebte nie die Schrecken der Leibeigenschaft, die Katharina II. in ihrem Reich nicht abschaffen konnte. Marschall Potemkin erbaute dort einen aufgeklärten Staat, inspiriert vom antiken Griechenland und Rom. Novorossia wurde einst von einem französischen Offizier regiert, einem persönlichen Freund von Zar Alexander I., Armand de Vignerot du Plessis, Herzog von Richelieu und zukünftiger Präsident des französischen Ministerrates.

Die Machnowschtschina ist die Gegend, in der die schwarze Armee des Bauernanarchisten Nestor Machno 1918 triumphierte. Sie hatte es geschafft, sich von der Macht Kiews zu befreien, die damals von Symon Petljura und Dmytro Donzow, dem Beschützer und Gründer der «integralen Nationalisten», gehalten wurde; deren Nachfolger jetzt an der Macht sind und welche Russland als «Nazis» bezeichnet.

Machnos Anhänger errichteten ihrerseits ein libertäres Regime im Südosten des Landes, das den Ideen der französischen Sozialisten des neunzehnten Jahrhunderts (Charles Fourier, Pierre-Joseph Proudhon) und insbesondere dem Einfluss von Pierre Kropotkin entsprach: die Schaffung selbstverwalteter Kommunen. Die Machnowschtschina wurde gestürzt und ihre Anhänger durch Angriffe aus dem Deutschen Reich, von ukrainischen «integralen Nationalisten» und trotzkistischen Bolschewiken massakriert.

Am Ende entschied sich der Böse nun für Novorossia und beansprucht es offiziell. Das Gebiet, das gerade von der Kiewer Armee «befreit» wurde, gehörte für eine Weile zu einem der grössten anarchistischen Länder der Welt, dem von Nestor Machno, aber gehörte nie zu Novorossia. Die Kiewer Regierung hat dieses kleine Gebiet, wie schon in der Zwischenkriegszeit, nun zurückgewonnen.

Aus russischer Sicht hat Kiew ein Territorium zurückgewonnen, das Moskau einst annektieren wollte, aber schliesslich aufgegeben hatte. Es gab dort also keine russische Armee, nur Grenzsoldaten und Donbass-Polizisten. Sie waren diejenigen, die ohne zu murren flohen.

Auch das ist eine Form zu desertieren. Aber: Es gab keinen Kampf und noch weniger eine Niederlage. Daher sind die langen Darstellungen der westlichen Medien über die Verschwörung eines Generals, zum Sturz des «besiegten» bösen Präsidenten, grösstenteils reine Fiktion.

Anders wäre es, wenn westliche Armeen Cherson, einen Hafen am Dnjepr, kurz vor seiner Mündung ins Schwarze Meer, zurückerobern würden. Eine zweite Operation ist rund um das Kernkraftwerk Saporischschja geplant. Aber so weit sind wir noch nicht.

Der Schwindel von Präsident Wolodymyr «Bob» Selenskyj besteht darin, einen Vormarsch seiner Truppen in ein unbesetztes Gebiet als Schlacht darzustellen. Er ermöglicht ihm, zusätzliche Milliarden vom Westen zu fordern, weshalb der Vormarsch am 6. September gestartet wurde. Zwei Tage später (…) trafen sich etwa fünfzig Länder auf dem US-Stützpunkt Ramstein (Deutschland), um der Ukraine Waffen zu geben.

Da niemand Geld dafür hat, wurden die Ausgaben von den Vereinigten Staaten im Rahmen des Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act von 2022 vorgestreckt. Sie werden alle später zahlen, aber sie werden bezahlen, was sie heute, ohne zu zählen, ausgeben. Solche Gelder heissen heute bekanntlich Sondervermögen!

Am 9. und 10. September enthüllte das Institut für das Studium des Krieges (Institute for the Study of War) Details über den Vormarsch der Truppen und den herzlichen Empfang, den sie erhielten. Diese Inszenierung wird von der westlichen Presse geschluckt, die sie dann auch weiterleitet. Aber dieses Institut ist ein Schlupfwinkel von Straussianern.

Es wird von Kimberly Kagan, der Schwägerin der stellvertretenden und uns bestens bekannten Aussenministerin Victoria «Fuck the EU» Nuland, geleitet. Zu den Direktoren gehören Bill Kristol, der ehemalige Präsident des Project for the New American Century (PNAC), sowie General David Petraeus, der den Irak und Afghanistan dem Boden gleichmachte – damit Mädchen in die Schule gehen durften. Aha.

Am 11. September versichert die Agentur Reuters-Thomson, dass sich Tausende russische Soldaten auf der Flucht befänden. Sie spricht von einem «harten Schlag für Russland», obwohl der russische Generalstab den sofortigen Rückzug aus diesem Gebiet, welches Russland nicht beabsichtigt zu verwalten, angeordnet hatte.

Als Donald Trump die Straussianer (beruhend auf dem Philosophen Leo Strauss, der den Liberalismus für den Untergang der Philosophie verantwortlich machte) aus seiner Regierung geworfen hat, wurde Victoria Nuland eine der Direktorinnen der Reuters Agentur. Die Reuters-Depesche ist von Max Hunder, einem Eton-Absolvent, Englands exklusivster Schule, unterzeichnet. Wenig später bestätigte das britische Verteidigungsministerium seine Depesche.

Am 12. September wird der Schwindel von der New York Times bestätigt, die eine Doppelseite zum Ruhm des tapferen Kiew-Bob veröffentlicht. Die westliche Presse leitet die Nachricht ohne nachzudenken weiter. Wie meistens.

Aber ojemine: Als die New Yorker Tageszeitung erscheint, sind alle ukrainischen E-Kraftwerke in der Nacht von Raketen getroffen worden. Die Ukraine tappt im Dunkeln. Auch die Gegenoffensive. Aber: Gemäss Robert Habeck schafft Dunkelheit ja Vertrauen.

Der böse Präsident ist über die Böswilligkeit des Westens verärgert. Sie sehen: Überall herrscht das Böse! Er erklärt, dass Russland vorerst nur einen kleinen Teil seiner Kräfte gegen die «Nazis» in Kiew eingesetzt habe und dass seine nächsten Aktionen, wenn nötig, von einer völlig anderen Grössenordnung sein werden. Er zupft am ersten Handschuh.

Da der Rest der Welt Augen hat um zu Sehen – im Gegensatz zur westlichen Bevölkerung, die nur Ohren hat, um Märchen anzuhören – bereitete der Rest der Welt auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Samarkand der russischen Delegation eine Feier. Auch nichts Schönes, zumindest für den Westen.

Während der Jelzin-Ära wurde eine Kontaktstruktur zwischen Russland und China geschaffen. Der Chef der russischen Regierung, Jewgeni Primakow, einigte sich mit Peking auf gemeinsame stabile Grenzen. 1996 wurde diese Kontaktgruppe zu einem internationalen Forum mit den zentralasiatischen Staaten (Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan) und kurz vor den Anschlägen des 11. September 2001 wurde daraus die heutige Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).

China und Russland hatten bereits verstanden, dass die Angelsachsen in Zentralasien Unruhen schürten. Deshalb haben sie gemeinsam Programme gegen Terrorismus und Separatismus entwickelt. Die nachfolgenden Ereignisse haben ihnen mehr als Recht gegeben. Die umerzogenen Uiguren – wahrscheinlich ein Kollateralschaden in der Terrorbekämpfung made in China. Finden übrigens auch Roger Köppel und sein Journalist Mario Widmer in der Weltwoche.

Die SOZ ist schnell gewachsen. Indien, Pakistan und der Iran haben sich ihr angeschlossen. Belarus bereitet sich darauf vor. Afghanistan und die Mongolei sind Beobachter. 14 weitere Staaten sind Partner. Sie zeichnet sich durch einen Geist aus, der sich sehr von dem westlicher Organisationen unterscheidet. Souveränität der Staaten, Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und Zusammenarbeit.

Die SOZ macht heute ein Viertel der Weltbevölkerung aus, oder sogar zwei Drittel, wenn man die Beobachterstaaten mitberücksichtigt. Man macht dort keine tollen Pläne, und schreit nicht «Sieg!», wenn man sich in einem unbeanspruchtem und unverteidigtem Gebiet niederlässt. Keine Moskau-, Shanghai- und Peking-Bobs. Dafür knallharte Lockdowns und Social Credit Scores in China. Unappetitlich. Das Negativozoikum eben, es ist irgendwie überall.

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Dies ist der leicht gekürzte Newsletter von Marco Caimi, Arzt, Kabarettist, Publizist und Aktivist. Aus Zensurgründen präsentiert er seine Recherchen nebst seinem YouTube-Kanal Caimi Report auf seiner Website marcocaimi.ch. Caimis Newsletter können Sie hier abonnieren.

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