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Das russische Fernsehen über die Angelsachsen und eine Panne der Deutschen Welle

Published On: 3. Oktober 2022 4:38

In einem Kommentar des russischen Fernsehens wurde über die Natur der Angelsachsen gesprochen, die sich seit hunderten Jahren nicht geändert hat. Und es ging um eine sehr amüsante Panne bei der Deutschen Welle.

Die Sprengung von Nord Stream war am Sonntag eines der beherrschenden Themen des wöchentlichen Nachrichtenrückblicks des russischen Fernsehens. Ich habe zwei der Beiträge übersetzt, den ersten darüber, wie Polen von der Sprengung der Pipelines profitiert, finden Sie hier. Nun kommen wir zum zweiten russischen Beitrag, in dem am Ende eine bemerkenswerte, ja symbolträchtige Panne bei der Deutschen Welle gezeigt wurde.

Beginn der Übersetzung:

Stoltenberg machte symbolisch Platz für Putin

Wir haben bereits über das geostrategische Interesse der USA und Großbritanniens gesprochen, Europa durch die brutale Sprengung der Ostsee-Pipeline von Russland abzuschneiden. Die amerikanische Idee besteht auch darin, Europa zu zwingen, den USA Tribut zu zahlen, indem die Alte Welt auf teures Flüssiggas aus Übersee angewiesen sein wird. Es ist bereits klar, dass die USA vor nichts Halt machen werden, um ihre Ziele zu erreichen.

Das Ausmaß des Ereignisses und seine Folgen sind so gravierend, dass das Thema am Freitag auf einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates erörtert wurde. Präsident Putins deutliche Erklärung an die Urheber der Sabotage zeigt den Charakter der Diskussion anschaulich: „Sanktionen reichen den Angelsachsen nicht mehr aus, sie sind zu Sabotage übergegangen – unglaublich, aber es ist eine Tatsache -, denn indem sie die internationalen Gaspipelines von Nord Stream, die unter der Ostsee verlaufen, gesprengt haben, haben sie tatsächlich begonnen, die gesamteuropäische Energieinfrastruktur zu zerstören. Es ist für jeden offensichtlich, wer davon profitiert. Wer davon profitiert, hat es natürlich getan.“

Putin spricht über die Angelsachsen. Im modernen Sinne, um es einfach auszudrücken, sind die Angelsachsen die Amerikaner und die Briten, ein süßes Pärchen. Das Wesen der Angelsachsen wurde seinerzeit von dem Klassiker der amerikanischen Literatur Mark Twain treffend beschrieben. Vor mehr als hundert Jahren schrieb Twain eine Kurzgeschichte mit dem Titel „We are the Anglo-Saxons race“. Gleich am Anfang schrieb er: „Ich weiß nicht, ob es zum Guten oder zum Schlechten ist, aber wir belehren Europa weiterhin. Das tun wir seit mehr als 125 Jahren. Niemand hat uns eingeladen, ihre Lehrmeister zu sein, wir haben uns selbst aufgedrängt. Wir sind ja schließlich die Angelsachsen. Letzten Winter verkündete der Vorsitzende eines Clubs namens „In the far reaches of the earth“, ein hochrangiger Militär im Ruhestand, bei einem Bankett mit lauter Stimme und großer Begeisterung: ‚Wir sind Angelsachsen, und wenn ein Angelsachse etwas haben möchte, holt er es sich.‘ Die Erklärung des Vorsitzenden löste einen Beifallssturm aus.“

Während der freudige Applaus mehr als zwei Minuten lang andauerte und man sich buchstäblich in Ekstase klatschte, dachte Mark Twain unterdessen an etwas anderes: „Wenn man meine Erklärung (und die darin ausgedrückten Gefühle) in einfaches Englisch übersetzt, würde sie lauten: ‚Wir Engländer und Amerikaner sind Diebe, Räuber, Piraten, und wir sind stolz darauf.‘ Es gab niemanden unter den Engländern und Amerikanern, der den Mut hatte, aufzustehen und zu sagen, dass er sich schämt, Angelsachse zu sein, dass er sich für die zivilisierte Gesellschaft schämt, weil sie Angelsachsen, die Schande der Menschheit, in ihren Reihen duldet.“

Und dann der Klassiker – das bittere Bekenntnis: „Unser Motto lautet: ‚Wir glauben an den Herrn.‘ Wenn ich diese gebetsartige Inschrift auf einem Papierdollar lese, spüre ich immer, wie das Papier in religiöser Ekstase flattert und wimmert. Das ist unser offizielles Motto. Die Realität sieht, wie wir sehen können, ganz anders aus: Wenn ein Angelsachse etwas will, geht er hin und holt es sich.“

Und nun denken Sie mal darüber nach, ob sich in den mehr als hundert Jahren etwas verändert hat. Ja, in der Tat, die Amerikaner und die Briten schreien jetzt lauter als alle anderen: „Haltet den Dieb!“ Aber einer der kalkulierten und gewünschten Effekte ihrer Sabotage wird sein, dass mit dem physischen Wegfall der Nord Streams die Belastung der Pipelines durch die Ukraine und Polen steigen muss, und damit die russischen Transitkosten. Radek Sikorski, ein streitbarer Abgeordneter des Europäischen Parlaments und ehemaliger polnischer Außenminister, ist schon da: „Die Beschädigung von Nord Stream schränkt Putins Handlungsspielraum ein. Wenn er die Gaslieferungen nach Europa wieder aufnehmen will, muss er mit den Ländern verhandeln, die die Druschba- und Jamal-Pipelines kontrollieren.“

Das heißt, mit der Ukraine und Polen verhandeln und sie bezahlen. Was für ein süßer Traum. Und eine zärtliche geostrategische Idee. Das Geld ist russisch und Kiew und Warschau müssen sich bei Amerika und England dafür bedanken. Nun, das ist eine glatte „Eins-Plus“!

Allerdings muss man sagen, dass noch nichts durch Polen nach Europa geht, sondern dass der russische Gastransit durch die Ukraine erfogt, aber nur in geringen Mengen. Gleichzeitig hat sich der Gewinn von Gazprom in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Er beträgt jetzt mehr als Drei Billionen Rubel, was einen historischen Rekord darstellt. Mit diesen Gewinnen wurde Nord Stream 2, das nie in Betrieb genommen wurde, bereits bezahlt. Der beschleunigte Bau des zweiten Strangs der Gaspipeline Power of Siberia nach China ist ebenfalls im Gang. Russland steigert auch die Ausfuhr von verflüssigtem Erdgas. Es gibt also Handlungsspielraum. Denn Gas gibt es schließlich. Ohne Gas gibt es keinen Handlungsspielraum. Wie zum Beispiel in Europa.

Übrigens erkennt Europa, wie erwartet, die Wiedervereinigung der vier Regionen mit Russland nicht an. Das ist verständlich. Umso hysterischer reagiert Kiew. Dazu fiel Selensky nichts anderes ein, als den Beitritt der Ukraine zur NATO im Rahmen eines „Schnellverfahrens“ zu erklären. Die Antwort des Generalsekretärs des Blocks, Jens Stoltenberg, folgte noch am selben Tag: Es existiert überhaupt kein „Schnellverfahren“. Für einen solchen Beschluss ist die einstimmige Zustimmung aller 30 NATO-Mitglieder erforderlich.

Stoltenberg sagte zu Selenskys Idee: „Die NATO-Verbündeten haben auf ihrem Gipfeltreffen in Madrid sehr deutlich gemacht, dass wir das Recht der Ukraine unterstützen, ihren eigenen Weg zu wählen und selbst zu entscheiden, welchem Sicherheitssystem sie angehören möchte. Die Entscheidung zum Beitritt muss natürlich von allen 30 Bündnispartnern getroffen werden. Wir treffen diese Entscheidung einvernehmlich. Wir konzentrieren uns im Moment darauf, der Ukraine sofortige Hilfe zu leisten.“

Das Lustigste an Stoltenbergs Rede kam vom deutschen Staatsfernsehen Deutsche Welle. Auf dem Bildschirm erschien ein blaues Feld, dann „brach“ Putin mit einer vielsagenden Erklärung durch, und dann musste sich der Sprecher wegen technischer Probleme entschuldigen. Das war ziemlich symbolisch.

Ende der Übersetzung

Der Vorfall bei der Deutschen Welle war in der Tat sehr lustig, denn just während Stoltenberg über die Vereinigung der ehemals ukrainischen Gebiete mit Russland schimpfte, schaltete die Deutsche Welle zu Putins Rede an die auf dem Rotem Platz versammelten Menschen, in der er natürlich das Gegenteil von dem sagte, was Stoltenberg verkündete.

Putin hacks feed of NATO Secretary Stoltenberg on DW News 🤣