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Lauterbach setzt einen Schauspieler für seine Impfkampagne ein

Published On: 11. November 2022 17:35

Personen aus dem echten Leben sollen in „Ich schütze mich, …“ für die vierte Impfung werben. Im Netz kam der Verdacht auf, das Ministerium setze dafür Schauspieler ein – Lauterbachs Sprecher dementiert. Teilweise.

IMAGO / Metodi Popow

Karl Lauterbach zum Start der Corona-Kampagne am 14.10.22 in Berlin

Twitter hat am Donnerstag plötzlich seinen Spaß: Ein Nutzer hat zu den Darstellern einer Impfkampagne aus dem Gesundheitsministerium recherchiert. Zwei will er auf der Seite Casting-Connect wiedergefunden haben. Die Seite vermittelt Kleindarsteller. Etwa für kleinere Auftritte in Fernsehserien. Der Fund ist politisch bedeutend und für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heikel. Er hat versprochen, dass in der Kampagne „Ich schütze mich, …“ ausschließlich authentische Menschen zu sehen seien, die für sich und ihren Grund stehen, warum sie sich ein viertes Mal gegen den Corona-Virus impfen lassen. Insgesamt sollen 84 Bürger auftreten, repräsentativ für 84 Millionen Einwohner.

Die Aufregung schaukelt sich hoch. Am Freitag ist „#84Schauspieler“ in den Trends. Weitere Details tauchen auf. Etwa wie sich einer von Lauterbachs Darstellern vermeintlich nackt für eine Pornoseite präsentiert. Um es vorweg zu sagen: Es lässt sich nicht in allen Punkten sagen, was echt ist und was gefälscht. Sicher ist: Zwei „Testimonials“, also Beiträge, stehen in der Kritik. In einem davon präsentiert Lauterbachs Impfkampagne eine Lehrerin, in einem anderen einen Rentner und DDR-Freiheitskämpfer.

„Die Beispiele in der Kampagne sind allesamt echt. Es werden zu Unrecht zwei Testimonials kritisiert“, beantwortet Lauterbachs Pressesprecher eine Anfrage von TE. Dass die Lehrerin eine Schauspielerin sei, sei „schlicht eine falsche Behauptung“. Doch bei Uwe Raue handele es sich tatsächlich um einen „Laien-Schauspieler“. Allerdings sei er für die Kampagne in seiner Funktion als „DDR-Widerständler“ besetzt worden: „Wie Sie im Spot sehen, wird hier sein Freiheitsdrang mit der Freiheit, sich schützen zu können, verbunden.“ Es ist der Darsteller mit den echten oder vermeintlichen Pornobildern. Seine Schauspielerei habe mit der Kampagne nichts zu tun, betont das Ministerium. Er habe wie die anderen Darsteller auch keine Gage, sondern „eine niedrige Aufwandsentschädigung“ erhalten.

Es ist angebracht, nicht allem blind zu glauben, was unter „#84Schauspieler“ veröffentlicht wird. So taucht eine Anzeige auf. In der werden Darsteller „für eine neue offizielle Schutzkampagne der Bundesregierung“ gesucht. Das Inserat wurde aber erst am Donnerstag eingestellt. Also an dem Tag, an dem Uwe Raue als Laien-Darsteller geoutet wurde. Zudem fällt die hohe Zahl an Fehlern in Rechtschreibung und Zeichensetzung auf. Und auch manche Formulierung lässt auf ein Fake schließen: „Daher bekommt jeder Mensch, der Testimonial wird eine symbolische Aufwandsentschädigung von 100 € – nicht mehr und nicht weniger.“ TE hat eine Anfrage an den Seitenbetreiber gestartet, wer die Anzeige aufgegeben hat. Eine Antwort steht noch aus.

Die Beliebtheit des Hashtags „#84Schauspieler“ zeigt indes das Misstrauen, das viele mittlerweile dem Gesundheitsminister entgegenbringen. Daran hat er fleißig mitgearbeitet. Auch im Zusammenhang mit „Ich schütze mich, …“. Nicht erst, seit sich Uwe Raue als Laien-Darsteller entpuppt hat. So hat Lauterbach bei der Pressekonferenz gesagt, die Kampagne koste knapp 33 Millionen Euro. Eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Thomas Dietz hat aber ergeben, dass es knapp 80 Millionen Euro waren. Wie es zu den beiden unterschiedlichen Summen kam, hat das Ministerium bis heute nicht aufgeklärt.

Doch das blieb nicht die einzige Unstimmigkeit in Sachen „Ich schütze mich, weil…“ Die Bild hat herausgefunden: Das Ministerium hat den Auftrag nicht ausgeschrieben, sondern freihändig an die Agentur des Hamburger Werbers Raphael Brinkert vergeben. Der zeigt sich im Netz inhaltlich gerne in der Nähe des Kanzlers Olaf Scholz (SPD). Eine Ausschreibung sei nicht notwendig gewesen, die Vergabe sei Teil eines anderen Rahmenvertrags, antwortete eine Sprecherin Lauterbachs auf Anfrage der Bild.

TE wollte es genauer wissen. Doch die Fragen zu der Ausschreibung übergeht der Ministeriums-Sprecher, auf die Nachfragen antwortet er nicht. So lautstark Lauterbach und Gefolge im Versenden von Botschaften sein können – so kleinlaut werden sie bei kritischen Nachfragen. Auch ein Grund, warum Misstrauen bleibt, ob Uwe Raue der einzige Laien-Darsteller unter Lauterbachs Impfzeugen bleibt.

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