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Lockdown-Proteste in China: Geschlagen und an einen Stuhl gefesselt

Published On: 3. Dezember 2022 0:05

Veröffentlicht am 3. Dezember 2022 von KD.

Pei* wachte am Sonntagmorgen mit einem Ruck auf. Während er schlief, marschierten Hunderte von Menschen durch die Wulumqi-Strasse in Shanghai und skandierten gegen den Lockdown – und sogar gegen Staatspräsident Xi Jinping. Sein Telefon war voll mit Aufnahmen. Aus Angst, seine Chance zu verpassen, schnappte sich der 28-Jährige seine Kamera und fuhr zum Ort des Geschehens. Gegenüber The Telegraph sagt er:

«Ich mag Freiheit, Demokratie und das Surfen im Internet. Aber das alles ist in China verboten.»

Als Pei auf der Strasse ankam und anfing, Fotos zu schiessen, wurde er The Telegraph zufolge von fünf Polizisten zu Boden gestossen. Er berichtet:

«Sie sagten, ich dürfe keine Fotos machen. Sie haben Angst, dass ich anderen Leuten die Wahrheit erzähle.»

Nach mehreren Stunden auf einer Polizeistation habe man ihm eine Schüssel Reis mit Gemüse angeboten. Er habe um ein wenig mehr Reis gebeten, aber stattdessen hätten die Beamten seine Hände und Füsse an einen Stuhl gefesselt. Die Spuren seien noch nach Tagen sichtbar gewesen

«Eine einfache Form von Folter, wirklich», so Pei.

Laut The Telegraph sind Dutzende Demonstranten, die während der Proteste am Wochenende festgenommen wurden, nach ihrer Freilassung wieder aufgetaucht. Die Polizei habe keine Angaben über die Zahl der Festnahmen gemacht, doch es seien so viele gewesen, dass gleich mehrere Polizeistationen in der Umgebung eingesetzt werden mussten.


Shanghai, Demonstranten gegen die «Covid-Polizei». Quelle: The Telegraph

Die meisten Demonstranten würden sich scheuen, mit den Medien zu sprechen; für viele sei es das erste Mal gewesen, dass sie an einem Akt des zivilen Ungehorsams teilgenommen haben.

Bo Jun* erzählt seine Geschichte über einen komplizierten digitalen Umweg. Wie die meisten Verhafteten wurde er auf der Polizeiwache sofort gezwungen, sein Telefon auszuhändigen, teilt The Telegraph mit. Vor Ort sei überprüft worden, ob er Videos von den Protesten in den sozialen Medien veröffentlicht hatte. Die Beamten hätten auch seine Wohn- und Arbeitsadresse wissen wollen sowie Fingerabdrücke und Blut genommen. Bo Jun sei zusammen mit sechs weiteren Personen in einen etwa fünf Quadratmeter grossen Raum gesperrt worden. Er beklagte:

«Wir durften nicht sprechen. Wir bekamen kein Wasser, nichts zu essen, und es gab nicht genug Platz zum Schlafen.»

Nach eineinhalb Tagen sei er freigelassen worden. Die Beamten hätten jedoch sein Telefon behalten – was das Leben in China dramatisch verkompliziere. Gesundheitscodes, digitale Zahlungen, Chat-Apps – nichts davon ist ohne das Gerät zugänglich, und das ist für ihn die Message, welche die Polizei vermitteln wollte: Wir können dich in deine Heimatstadt verbannen. – Bo Jun weiter:

«Ich habe jeden Tag Angst. Selbst die blinkenden roten und blauen Lichter machen mir Angst. Und wenn ich die Kleidung, die ich in jener Nacht trug, herumliegen sehe, werden schmerzhafte Erinnerungen wach.»

Gemäss The Telegraph waren die meisten Menschen, die am vergangenen Samstag protestierten, empört über die Covid-Beschränkungen. Mit dem Versprechen, weniger und gezielter abzusperren, könnte Peking sie wieder zur Vernunft bringen. Bei einer kleinen Gruppe sei die Unzufriedenheit jedoch tiefgreifender. Sie seien der Meinung, dass Staatspräsident Xi Jinping nicht in der Lage ist, das Land zu führen, und dass die Kommunistische Partei ihnen ihre Rechte als würdige Bürger vorenthält.

Die Polizei versuche mit verschiedenen Methoden, den Geist wieder in die Flasche zu stecken. Die Universitäten – normalerweise eine Brutstätte für Dissidenten – hätten ihre Studenten vorzeitig in die Ferien geschickt. In Shanghai gebe es Gerüchte über einen neuen stadtweiten Lockdown.

The Telegraph ist der Ansicht, dass der Tod des ehemaligen chinesischen Präsidenten Jiang Zemin am letzten Mittwoch ein Katalysator für weitere Proteste sein könnte. Am Mittwochabend sei in geheimen Chatgruppen lebhaft darüber diskutiert worden, wie man die Trauer um Jiang nutzen könnte, um seinen Unmut zu zeigen.

Aber nur die Mutigsten würden es jetzt wagen, auf die Strasse zu gehen. In den zentralsten Gegenden Shanghais stehe an jeder Strassenecke ein Polizeiauto mit Blinklicht. In der U-Bahn und in der Wulumuqi-Strasse würden Telefone auf illegale Software überprüft. Pei befürchtet, dass die Menschen sich nicht mehr trauen werden, ihre Meinung zu sagen.

«Wenn nur fünf Prozent der Bevölkerung Shanghais auf die Strasse geht, wird die Polizei nicht in der Lage sein, uns aufzuhalten. Aber die Menschen sind nicht geeint», gibt er zu bedenken.

Er hält eine Wiederholung der Proteste vom Wochenende für unwahrscheinlich. Bo Jun stimmt dem zu:

«Ich denke, das wird bald vorbei sein. Die Menschen beginnen langsam zu verstehen, was das Problem ist. Aber wir sind vielleicht nicht in der Lage, es zu lösen.»

Doch bevor wir nun zu sehr mit dem Finger auf China zeigen: Vergessen wir nicht, dass das Corona-Regime im Westen nicht viel besser war. Sogar in der Schweiz gab es Fälle von Polizeiwillkür und -gewalt. Wir erinnern nur an die Vorfälle um das Restaurant «Walliserkanne» in Zermatt.

Die Gastwirtfamilie Aufdenblatten hatte sich geweigert, das Restaurant zu schliessen, wie sie es laut Covid-Massnahmen hätte tu sollen. Die Polizei ging daraufhin mit viel Brutalität vor.

Ein Augenzeuge berichtete dem Blick, die Polizei sei ohne Vorwarnung «im Rudel» «mit Fäusten und Schuhen» auf die Familie losgegangen. Sogar die 68-jährige Mutter Nelly sei regelrecht «zusammengeschlagen» worden. Dem Sohn Ivan hätten die Polizisten die Achsel ausgerenkt und dem Vater Andreas in den Nacken geschlagen. Später hatte die Polizei sogar Betonklötze vor die «Walliserkanne» aufgebaut.


Zermatt, Massnahme der Schweizer «Covid-Polizei». Quelle: Nebelspalter

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