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Die „Mund-zu“-Werber

Published On: 6. Dezember 2022 9:00

Das PR-Desaster um die deutsche Fußballmanschaft, die sich in Katar kollektiv den Mund zuhielt, ist der tätigen Mithilfe einer Werbeseilschaft aus SPD-Kreisen zu verdanken. Es zeigt, wie kleine Cliquen in diesem Land große Politik machen – und mit viel Haltung und null Ahnung ein Trümmerfeld hinterlassen und das Image eines ganzen Landes ruinieren.

Diese WM stand von deutscher Seite her unter keinem guten Stern. Statt um sportliche Leistung, ging es vor allem darum, „ein Zeichen zu setzen“ – mit viel Theater um die unsägliche „One-Love-Binde“. Und nun stellte sich heraus, dass ein bekannter Werber in die Affäre um die Symbolpolitik der deutschen Mannschaft verstrickt war. Raphael Brinkert arbeitete für renommierte Agenturen, bevor er sich selbstständig machte und unter anderem die Wahl-Kampagne für Olaf Scholz leitete. Der DFB ist sein Stammkunde. Wie viel Macht können einzelne Protagonisten erlangen, wenn sie an strategisch wichtigen Stellen wie der PR-Beratung sitzen?

Diese woke „One-Love-Binde“ wollten planmäßig acht Länder – Deutschland, England, die Niederlande, Belgien, die Schweiz, Wales, Frankreich, Dänemark, Schweden, Norwegen (letztere beiden qualifizierten sich nicht für die WM) – ihre Kapitäne bei den Spielen der diesjährigen Weltmeisterschaft tragen lassen. Als „Zeichen gegen Homophobie, Antisemitismus und Rassismus sowie auch für Menschenrechte und Frauenrechte“.

Doch die FIFA verbot die bunte Armbinde kurzerhand, offiziell unter Berufung auf den Passus, dass bei FIFA-Endrunden der Kapitän jedes Teams die von der FIFA bereitgestellte Kapitänsbinde tragen müsse. Dieses als „Machtdemonstration“ der FIFA gedeutete Eingreifen wurde unter anderem mit der Androhung gelber Karten untermauert.

Bekanntlich verzichteten alle Teams angesichts dieser Sanktionen auf ihr geplantes Zeichensetzen. Die deutsche Mannschaft fasste sich jedoch ein Herz und hielt sich vor dem Spiel gegen Japan mutig den Mund zu: Eine toughe Geste aus dem Unrechtsstaat Katar, bei Twitter hieß es von DFB-Seite zu dem dabei entstandenen Foto: „Auch ohne Binde. Unsere Haltung steht.“ Blöd nur, dass dies kaum jemanden beeindruckte, von Publikumsseite gab es viel Spott, auch katarische Fernsehmoderatoren machten sich über die Deutschen lustig.

„Wir sollten uns weiter auf Fußball konzentrieren“

Nun kam ans Licht, dass die deutsche Nationalmannschaft selbst wenig begeistert von dieser peinlichen Haltungsparade war – die Spieler sollen laut eines ARD-Berichtes von den Diskussionen um die „One-Love“-Binde „genervt“ gewesen sein. Das Thema hätte die Spieler „belastet“ und sie hätten sich „instrumentalisiert“ gefühlt. „Intensive Diskussionen“ hätten die Profis rund um das Japan-Spiel geführt. Nur Kapitän Manuel Neuer und Leon Goretzka hätten sich für die „Mund zu“-Geste erwärmen können. Sie sei jedoch von der Mannschaft als „kleinster gemeinsamer Nenner“ von allen möglichen „Zeichen gegen Diskriminierung“ akzeptiert worden.

„Wir sollten uns weiter auf Fußball konzentrieren“, sagte in diesem Zusammenhang etwa der Abwehrspieler Antonio Rüdiger. Hat diese schlechte Stimmung etwa dazu geführt, dass die Fußballnation Deutschland zum zweiten Mal hintereinander bei der WM schon in den Vorrunden ausgeschieden ist? Laut ARD-Experte Thomas Hitzlsperger hätte die „One-Love“-Diskussion eine nicht unerhebliche Rolle bei der schlechten Performance der Deutschen gespielt.

Besonders pikant: Die „Mund zu“-Geste soll unter dem Einfluss von PR-Experte Raphael Brinkert erdacht worden sein, dem Berater von Leon Goretzka, der mit zum Auftaktspiel nach Katar gereist war. Und außerdem Leiter der Wahl-Kampagne von Olaf Scholz gewesen war. „Politik statt Taktik“, urteilt die Sportschau.

Illustrer Reigen der Genossen

Für die Junge Freiheit hat eine SPD-Clique die Nationalelf gekapert“. So habe DFB-Präsident Bernd Neuendorf „zunächst als SPD-Sprecher in Berlin und in Nordrhein-Westfalen, dann als Landesgeschäftsführer der NRW-Sozialdemokraten sowie als Staatssekretär eine mittelmäßige Partei-Karriere gemacht“. Dass er seit 11. März dieses Jahres dem größten Fußball-Verband der Welt vorsteht, sei für ihn ein bedeutender Karrieresprung gewesen. Die „One-Love“-Binde und andere politische Bekenntnisse seien ihm eine Herzensangelegenheit, sekundiert werde er dabei von DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff, der bereits 2015 die deutsche Nationalmannschaft zur „Mannschaft“ verstümmelt hatte (und dessen DFB-Vertrag gerade vorzeitig aufgelöst wurde).

Auch SPD-Innenministerin Nancy Faeser zählt die Junge Freiheit zum illustren Reigen der Genossen, die im deutschen Fußball ihr eigenes politisches Süppchen kochen. Faeser hatte in Katar dem deutschen Spiel gegen Japan stolz mit „One Love“-Binde beigewohnt. Nicht von ungefähr sei dann der PR-Spezialist und Scholz-Wahlkampagnen-Leiter Raphael Brinkert „eilig dazugeholt“ worden, um besagte „Mund-zu“-Geste mit auf den Weg zu bringen. Dieser ist ironischerweise Merkel-Anhänger und ehemaliges CDU-Mitglied. 2019 verantwortete er den Europawahlkampf für die Merkel-CDU. Dass Anfang 2020 in Thüringen der FDP-Mann Thomas Kemmerich auch mit Stimmen von CDU und AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden war, ließ ihn nach eigenen Angaben die Partei verlassen.

Aus welchem Holz Brinkert geschnitzt ist, offenbart sich bei einem Blick auf die Homepage der von ihm geleiteten Werbeagentur brinkertlück, die laut ARD vom DFB bezahlt wird. Neben der bereits angeführten „Er kann Kanzler“-Kampagne für Scholz, zeichnete brinkertlück auch für die „We kick Corona“-Kampagne vom März 2020 verantwortlich. Unter Beteiligung der Nationalspieler Leon Goretzka und Joshua Kimmich wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um „karitative Vereine und soziale Einrichtungen, medizinisches Personal und alle systemrelevanten Einrichtungen, die die Versorgungskette aufrechterhalten“ zu unterstützen.

Die beiden Fußballstars hatten je 500.000 Euro gespendet, insgesamt kamen bei der Aktion 6,5 Millionen Euro zusammen, auch durch die Unterstützung weiterer Fußballer. Der Kampagnen-Tenor gestaltete sich denkbar pathetisch: „Als Profi-Fußballer führen wir ein gesundes und privilegiertes Leben. Daher (sehen) wir uns in dieser schwierigen Zeit verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Geben und gegenseitig helfen ist für uns in dieser Zeit das Gebot der Stunde.“

Corona-Kampagne für das „Lauterbach-Ministerium“

Ebenfalls 2020 setzte brinkertlück für den DFB die Kampagne „Ehrenamt ist unbezahlbar“ zur Würdigung des Amateurfußballs um. Im selben Jahr gestaltete die Agentur für den DFB die Regenbogen-Kampagne „Bund für Vielfalt“. 2021 folgte eine DFB-Kampagne zur ersten Bundesliga des unter „Futsal“ bekannten Hallenfußballs.

Doch brinkertlück ist nicht einfach nur die Stamm-Agentur des DFB. Nein, Raphael Brinkert ist besonders stolz, in diesem Jahr die Corona-Kampagne für das „Lauterbach-Ministerium“ übernommen zu haben. Bescheiden wie er ist, hat er „hier und da gesagt, wie gern er Kommunikation für das Bundesgesundheitsministerium machen würde“. Dieser Neukundenwunsch wurde ihm nun erfüllt. Mit seiner Hilfe „wirbt das Lauterbach-Ministerium in einer neuen bundesweiten Kampagne dafür, sich im Herbst und Winter vor dem Coronavirus zu schützen“. Die Junge Freiheit hat wohl Recht damit, dass beim deutschen Fußball mittlerweile mehr SPD drin ist, als unbedingt drauf steht.

Eine Mogelpackung ist Brinkerts Agentur jedoch nicht, denn die in ihren Kampagnen viel gepriesene Haltung nimmt sie sich auch selber sehr zu Herzen. So gibt es hierfür auf der Website einen eigenen Button, unter dem man erfährt:

„Wir arbeiten nicht für und mit Personen, Vereinen, Verbänden, Institutionen und Dienstleistern, die gegen das Grundgesetz, die Menschenrechte, das Gemeinwohl und den United Nations Global Compact verstoßen. 

Ferner schließen wir eine Zusammenarbeit mit der AfD sowie mit Unternehmen aus der Tabak- und Rüstungsindustrie aus. Wir setzen uns aktiv für den Klimaschutz ein und befürworten ein allgemeines Tabakwerbeverbot in Deutschland.‍‍ Mit unserer Unterschrift auf der Urkunde der ‚Charta der Vielfalt‘ haben wir uns verpflichtet, die Diversität im Berufsleben zu fördern und uns für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einzusetzen.“

„Get woke, go broke“

Nicht schlecht für eine Agentur, die erst seit 2021 unter diesem Namen besteht. Aber natürlich ist das nicht die ganze Geschichte, denn auch in diesem Fall ist die Welt mal wieder ein Dorf. Gründer Raphael Brinkert, „Deutschlands meistausgezeichneter Sport Marketer“, war von 2000 bis 2010 für die renommierten Werbeagentur Scholz & Friends tätig. Auch diese Agentur zeichnet sich durch eine Menge Haltung aus, denn 2016 erstellte Gerald Hensel, damaliger „Strategy Director“ von Scholz & Friends, nebenberuflich eine Homepage, auf der er seine persönliche Blacklist von Medien präsentierte, bei denen anständige Unternehmen nicht werben sollten, Hashtag „KeinGeldFuerRechts“. Achgut gehörte zu den derart Verunglimpften und in der Folge verabschiedeten sich tatsächlich einige Werbepartner von unserem Blog. 

Zurück zu Raphael Brinkert, der Scholz & Friends lange vor diesem Skandal verließ: Von 2011 bis 2013 war er Managing Director der ebenfalls angesehenen Agentur Jung von Matt/Fleet aus dem Haus Jung von Matt, und wurde 2013 Mitgründer des Sportagentur-Ablegers Jung von Matt/sports, den er bis 2018 leitete. Er betreute für Jung von Matt Großkunden wie Mercedes, Sixt, Zalando und GE. Dann machte er sich schließlich mit einer eigenen Agentur selbstständig, „zunächst mit Starthilfe von Jung von Matt“.

Gründungsmitglied war außerdem der ehemalige Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder, die gemeinsame Agentur nannte sich ursprünglich BrinkertMetzelder. Doch nachdem die Staatsanwaltschaft gegen Metzelder wegen des Verdachts auf Verbreitung von Kinderpornografie ermittelte, trennte sich Brinkert 2019 von seinem Partner. Stattdessen holte er 2020 „den erfolgreichsten Werber der Schweiz“, Dennis Lück, mit ins Boot, woraufhin 2021 die Umbenennung seiner Agentur in brinkertlück erfolgte.

Sein neuester Coup in Sachen „Mund-zu“-Geste für den DFB kann wohl nicht gerade als Erfolg gewertet werden. Aber wir alle machen schließlich Fehler. Und Haltung hat eben ihren Preis. Dennoch sollte Raphael Brinkert bei der nächsten Operation am offenen Herzen der deutschen Fußballmannschaft etwas subtiler vorgehen. Denn auch die moralischste Image-Kampagne rechtfertigt keinen Niedergang der Spielmoral. Oder wie es neuerdings heißt: „Get woke, go broke.“

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