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Heidegger – der Mensch und die Technik

Published On: 11. Dezember 2022 0:04

Veröffentlicht am 11. Dezember 2022 von AS.

Heidegger spreche von der planetarischen Technik, die kein Offenes mehr lasse; auch von «Vernutzung», in der die Welt geschlossen sei, so der Vorsitzende der Martin-Heidegger-Gesellschaft und Hochschullehrer Prof. Dr. Harald Seubert im Gespräch mit Gunnar Kaiser.

Darin geht es um das menschliche Eingreifen in die Natur, das «Gestell» und die «Machenschaft» der Technik, wie etwa die Atomkraft oder die Raumfahrt, die ein anderes In-der-Welt-Sein mit sich bringen, sowie um die Möglichkeit einer guten, dem Menschen zugewandten Technik.

Mit dem Begriff der Technik verband Heidegger nicht nur den nützlichen Zweck, sondern eine veränderte Weltauffassung. Die Erde und die Natur werden nutzbar gemacht, und die Technik wird wegen ihrer globalen Verbreitung zu einer Gefahr für den Menschen.

Das technische Denken stelle sich das Seiende als Objekt vor, zur Benutzung verfügbar. Der technisch denkende Mensch betrachte die Natur als blosse Ressource, frei zur Verwertung. Die Frage sei, ob die Technik dem Sein etwas Offenes lasse oder ob der Mensch in ihre Kreisläufe hineingestellt und hineingebaut werde.

Die Technik sei jedoch nichts Technisches, sondern etwas Metaphysisches, zitiert Seubert Heidegger. Dies dürfe nicht per se als Kritik verstanden werden, sondern es gehe darum, in der phänomenologischen Tradition Edmund Husserls zu beschreiben und zu begreifen.

Was hätte Heidegger heute zu sagen?

Die Natur, die Physis (griechisch), verliere durch die Nutzbarmachung etwas von ihrer Unschuld. Mit der Digitalisierung komme eine gewisse Verselbstständigung in Gang. Der Stand der Technik habe eine Umwelt geschaffen, in die der Mensch eigentlich nicht mehr hineinpasse.

Der Eingriff in das Leben, so wie das heute etwa die Biotechnologie ermöglicht, sei unstrittig der tiefste Eingriff in die Natur, so Seubert. Der Transhumanismus bringe Vorstellungen hervor, wie man sich den Menschen machen kann; dies habe Heidegger in den 1960er Jahren gemeint. Die Geschichte der Menschheit, wie man sie bis anhin kenne, könnte an ein Ende kommen.

In seiner Hütte im Schwarzwald, wo Heidegger einige seiner Werke schrieb, sei eine gewisse unberührte Welt mit Freiräumen noch spür- und fassbar, so Seubert. Doch durch eine Technik, die Kultur und Natur verändere, würden sich solche Freiräume – phänomenal betrachtet – immer mehr verschliessen.

Für Seubert sei es gleichsam ein Credo, gerade die «Fähigkeiten und Fertigkeiten» lernen zu müssen, «die man nicht simulieren kann durch Digitalisierung». Dabei sei das Denken wichtig, das auch mit Sprache und Dichtung zu tun habe, auch mit Unberechenbarkeit. Seubert:

«Haben wir ein Denken jenseits des Rechnens, das diese Freiräume öffnet, eine Freiheit, auch eine Unplanbarkeit? Dann hätten wir auch […] ein menschliches Surplus gegenüber den digitalen Instrumentarien – oder wir gehen darin auf und werden dann zu Gadgets.»

In diesem «planetarischen Gestell», dem Netz, in dem man domestiziert gefangen ist, könne der freie Mensch aber eine Haltung entwickeln, ein Ethos. Das Hören, die Stille, stellten eine Art Kontemplation dar, dank der man nicht mitrenne «in diesem rasenden Stillstand».

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