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Wie in Russland über Chinas Ambitionen und seine neue Covid-Politik berichtet wird

Published On: 9. Januar 2023 1:16

China macht Schlagzeilen, weil es seine radikale Nulltoleranzpolitik gegenüber Covid-19 über Nacht abgeschafft hat. Und weil der Westen bisher nicht weiß, wie er mit Chinas Ambitionen umgehen soll.

Das russische Fernsehen hat am Sonntag einen Korrespondentenbericht aus China gebracht, in dem es einerseits um die neue Covid-Politik Chinas und andererseits um seine geopolitischen Ambitionen ging. Ich habe den Bericht übersetzt, weil die russischen Medien sachlicher und informativer über China berichten, als die deutschen Medien.

Beginn der Übersetzung:

Chinas Ambitionen lassen dem Westen keine Ruhe

Die gefährliche Annäherung eines US-Spionageflugzeugs an einen chinesischen Kampfjet, die Durchfahrt eines US-Raketenkreuzers durch die Straße von Taiwan, die Ankündigung eines bevorstehenden Krieges durch den ehemaligen NATO-Generalsekretär Rasmussen – das neue Jahr hat für die Beziehungen zwischen Peking und Washington sehr nervös begonnen. China reagierte, indem es die Bereitschaft seiner Streitkräfte erhöhte und den Europäern riet, sich nicht zum Spielball im Spiel eines anderen machen zu lassen. Der Westen zog es jedoch vor, die Konfrontation zu eskalieren und weitere Partien zu spielen.

In der russischen Grenzstadt Heihe wurde nur über die Öffnung der Grenze gesprochen. Immerhin ist sie seit drei Jahren geschlossen. Schilder in russischer Sprache erinnern an das vergangene Pendlerleben in der Grenzregion, in der seit Januar 2020 keine Ausländer mehr gesehen wurden. Die Menschen schauen neugierig, aber auch besorgt, und ziehen sich vorsichtshalber Masken an. Die Regierung hat die ganze Zeit behauptet, das Virus sei aus dem Ausland nach China eingeschleppt worden. Gegenüber liegt Blagoweschtschensk und es gibt eine neue Brücke über den Amur. Seit heute gilt der vereinfachte Grenzübertritt.

Der Grenzübergang Heihe ist bisher nur für Lastwagen geöffnet, es gibt hier noch keinen Personenverkehr. Aber die Lastwagen fahren in beide Richtungen. Landwirtschaftliche Erzeugnisse werden von Russland nach China gebracht. Aus China kommen Baumaschinen nach Russland.

Ausländische Touristen sind jedoch noch nicht von der „chinesischen Öffnung“ betroffen. Für alle anderen gilt: keine Tests mehr an den Grenzen, nur ein 48 Stunden alter negativer PCR-Test. Und es gibt keine Quarantäne mehr. Früher wurden aus dem Ausland in China eintreffende Personen für mindestens eine Woche in eine obligatorische Beobachtungsstation geschickt. Die Chinesen, die die strengen Anti-Covid-Maßnahmen natürlich leid sind, bei denen nur ein einziger Kranker ganze Städte unter behördliche Quarantäne stellt, sind zu den Flughäfen geeilt. Am ersten Tag der Abschwächung der Regeln bildeten sich Schlangen für Tickets und Pässe, die in China die ganze Zeit über nicht einmal ausgestellt worden sind.

China hat die Welt mit der plötzlichen Aufgabe seiner Nulltoleranzpolitik gegen das Virus überrascht. Doch der Westen, dem diese Politik vorher nicht gefallen hat, ist nun empört über ihre abrupte Abschaffung und wirft der chinesischen Regierung vor, die Krankheit unkontrolliert ausbrechen zuzulassen. Mehrere Länder, darunter die USA, Kanada und Australien, haben alle aus China einfliegenden Personen verpflichtet, einen negativen PCR-Test vorzulegen. Die Chinesen, die bis vor kurzem noch selbst alle Menschen in Zwangsquarantäne geschickt hatten, waren sauer.

„Die auf China abzielenden Einreisebeschränkungen einiger Länder entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage und einige übertriebene Praktiken sind sogar noch inakzeptabler. Wir wehren uns entschieden gegen Versuche, die COVID-19-Maßnahmen für politische Zwecke zu manipulieren, und werden Gegenmaßnahmen ergreifen, die auf dem Grundsatz der Gegenseitigkeit beruhen“, sagte Mao Ning, die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

China bezeichnet das als eine Fortsetzung der westlichen Politik des Druckes, so wie es auch mit Beschränkungen bei Handel und Technologie war, die darauf abzielen, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu schwächen. Covid hat sie bereits lahmgelegt. Und jetzt gibt es eine neue Runde. Laut Nikkei plant Dell, bis zum nächsten Jahr auf in China hergestellte Chips zu verzichten und hat seine Zulieferer bereits darüber informiert: „Das US-Unternehmen will nicht nur Chips von chinesischen Unternehmen ablehnen, sondern auch solche, die von Unternehmen aus Drittländern in China hergestellt werden. Dell wird auch keine anderen Komponenten aus China in seinen Computern verwenden, einschließlich elektronischer Module und Leiterplatten.“

Die chinesischen Ambitionen lassen dem Westen keine Ruhe. Der wirft die Kriegsmaschinerie an und drängt Taipeh in einen bewaffneten Konflikt mit Peking. Um Taiwan von seiner herausragenden Stellung zu überzeugen, hat der kollektive Westen den pensionierten NATO-Generalsekretär Rasmussen entsandt, der, den Bildern nach zu urteilen, vor dem Treffen erst mit Whisky und dann mit Bier angestoßen hat. „Wir müssen unseren Kampf gegen die ausgreifenden Autokratien und unsere Versuche, ihnen entgegenzutreten, verstärken. Wenn es uns gelingt, zusammenzuarbeiten, werden wir eine gewaltige Kraft darstellen, die in Peking und anderen autokratischen Hauptstädten Respekt hervorruft“, so der Ex-NATO-Generalsekretär.

Nachdem sie Rasmussen versichert hatte, dass Taiwan immer mehr US-Waffen kauft, fuhr Tsai Ing-wen, die Regierungschefin der Insel, schnell zu den Truppen. Ein ganzes Bataillon von Bodentruppen und eine neue Drohne wurden für das Manöver mobilisiert, um einen simulierten Angriff chinesischer Drohnen abzuwehren – Taiwan erinnert sich noch an den Sommer, als man chinesische Drohnen mit Steinen und Stöcken abwehren musste.

Die Amerikaner haben Peking die ganze Zeit über getestet – sie haben erneut einen Zerstörer durch die Taiwanstraße geschickt. China hat daraufhin vom Flugzeugträger Shandong aus Starts mit neuen Flugzeugen geübt.

Das taiwanesische Fernsehen hat unterdessen aufgeregt über einen Spionageskandal und über die Verhaftung von Offizieren, darunter ein pensionierter Oberst der taiwanesischen Luftwaffe, die angeblich für den chinesischen Geheimdienst gearbeitet haben, berichtet.

Aber ein britisches Boulevardblatt veröffentlichte eine noch verrücktere Detektivgeschichte, in der mehr als 200 Vermögenswerte im Wert von über 152 Milliarden Pfund, darunter nicht nur bekannte Londoner Geschäfte, sondern auch ein Kernkraftwerk, was die britische Elite besonders beeindruckte, die angeblich von der chinesischen Regierung und Investoren erworben wurden, analysiert wurden.

„Es verwundert nicht, dass sich China darauf konzentriert, Gas, Wasser und Flughäfen sowie die wichtigsten Zukunftstechnologien aufzukaufen. Wir sind wie Schlafwandler in der Abhängigkeit der Kommunistischen Partei Chinas gefangen und schaffen es nicht, Schlüsselindustrien und die nationale Infrastruktur angemessen zu schützen“, stellt Alicia Kearns, Mitglied des britischen Parlaments, fest.

Nun hat Peking beschlossen, in Afghanistan zu investieren und die Ölförderung im Amu-Darja-Becken im Norden des Landes zu entwickeln, was dreitausend Afghanen Arbeit verschaffen wird. Die Taliban selbst erzählten von der Vereinbarung: „Der Vertrag sieht vor, dass ein chinesisches Unternehmen 50 Millionen Dollar pro Jahr in Afghanistan investiert. Die Investition wird im Rahmen eines 25-Jahres-Vertrags über drei Jahre auf 540 Millionen Dollar erhöht.“

Die Art und Weise, wie China kampflos in Afghanistan einmarschierte, aus dem die Amerikaner in Schande geflohen sind, verärgert Washington verständlicherweise.

Noch mehr jedoch, wenn es nicht um den chinesischen Einfluss in der Region geht, sondern um Energieträger, die China auf dem Mond an sich reißen will. Der NASA-Chef äußerte ernsthaft die Befürchtung, dass die Chinesen im Falle einer erfolgreichen Landung auf dem Mond unweigerlich ihre Ansprüche auf die rohstoffreichsten Gebiete geltend machen werden.

Chinas Plan ist jedoch bodenständiger und sieht vor, das Land nach drei Jahren der Isolation wieder zu öffnen.

Ende der Übersetzung


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