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Wie „Die Zeit“ ihre Leser über die Korruption der Bidens desinformiert

Published On: 18. Januar 2023 6:00

In der „Zeit“ ist ein Artikel erschienen, der die Leser davon überzeugen soll, dass die Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden eine Erfindung der Republikaner ist. Der „Zeit“-Artikel ist ein Lehrstück aus dem Handbuch für Propaganda und Desinformation.

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich auf den „Zeit“-Artikel mit der Überschrift „Hunter Biden – Was steckt hinter den Vorwürfen gegen Joe Bidens Sohn?“ eingehen soll, denn dazu muss ich einen sehr langen Artikel schreiben, den am Ende vielleicht kaum jemand liest. Ich muss dazu nämlich tatsächlich den gesamten (nicht gerade kurzen) „Zeit“-Artikel zitieren, und um die darin enthaltene Desinformation aufzuzeigen, muss ich noch mehr eigenen Text dazu schreiben.

Aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden, den Artikel zu thematisieren, denn der „Zeit“-Artikel ist ein Paradebeispiel aus dem Lehrbuch dafür, wie deutsche „Qualitätsmedien“ ihre Leser desinformieren und sogar belügen. In dem Artikel werden alle Instrumente der modernen westlichen Propaganda eingesetzt. Und aus diesem Grunde habe ich mich dafür entschieden, über den „Zeit“-Artikel zu schreiben, denn er ist ein echtes Lehrstück für alle, die sich dafür interessieren, wie die westliche Propaganda funktioniert. Machen Sie sich also auf einen sehr langen, aber in meinen Augen sehr interessanten und lehrreichen Artikel von mir gefasst.

Ich werde hier den gesamten „Zeit“-Artikel zitieren und kommentieren. Den zitierten Text aus dem Artikel hebe ich in Fettdruck hervor, meine Kommentare mache ich in kursiver Schrift kenntlich.

Alles fing an mit einer Schlagzeile. Die Boulevardzeitung New York Post, die zum Medienkonzern von Rupert Murdoch gehört und deren Berichterstattung deutlich rechtslastig ist, titelte im Oktober 2020: „E-Mail enthüllt, wie Hunter Biden einen ukrainischen Geschäftsmann seinem Vizepräsidenten-Dad vorstellte“. Diese E-Mail habe sich auf einem Laptop befunden, der in einem Reparaturshop in Joe Bidens Heimatstaat Delaware abgegeben worden sei.

Hier nutzt die „Zeit“ das Mittel der suggestiven Formulierung, denn die Worte „Boulevardzeitung“ und „deutlich rechtslastig“ sollen dem Leser suggerieren, dass die New York Post nicht ernst zu nehmen ist. Der letzte, im Konjunktiv formulierte Satz unterstreicht für den Leser, dass es sich um eine zweifelhafte oder sogar unwahre Geschichte handelt.

Die Geschichte mit dem Laptop hat sich allerdings als wahr herausgestellt, was die „Zeit“ ihren Lesern zu Beginn ihres Artikels aber noch bewusst verschweigt. Das ist ein beliebtes Mittel der westlichen Propaganda: Den Leser zuerst mit suggestiven Formulierungen in die gewollte Stimmung bringen und die Wahrheit, wenn überhaupt, erst später – oder ganz am Ende eines Artikels – kurz in einem Nebensatz zu erwähnen.

Hier soll der „Zeit“-Leser soll darauf eingestimmt werden, dass es sich bei all dem um eine böse Kampagne der Republikaner gegen Joe Biden handelt.

Dass der Datensatz mit der E-Mail wirklich von Bidens Sohn Hunter stammte, ließ sich nicht sofort verifizieren. Im Raum stand auch der Verdacht, Russland stecke dahinter. Große Medien berichteten zurückhaltend, Twitter und Facebook sperrten sogar entsprechende Inhalte. Aber die Nachricht war in der Welt, und sie las sich gar nicht gut zu jenem Zeitpunkt, wenige Wochen vor der alles entscheidenden Präsidentschaftswahl, bei der Hunters Vater Donald Trump besiegen wollte.

Stimmt, die Echtheit ließ sich nicht sofort verifizieren. Die „Zeit“ verschweigt ihren Lesern jedoch wieder den heutigen Stand der Informationen. Der Verdacht gegen Russland war vom FBI wider besseres Wissen gestreut worden, das den Laptop zu dem Zeitpunkt schon seit Monaten in seiner Hand hatte und wusste, dass der Laptop und die Informationen darauf echt waren. Anstatt aber gegen Hunter Biden zu ermitteln (auf dem Laptop waren Beweise für in den USA illegale Prostitution, Korruption, Missbrauch von Minderjährigen und noch einiges mehr), hat das FBI nicht nur die Russland-Geschichte erfunden, sondern auch Facebook und Twitter „gebeten“, auf ihren Plattformen alle Berichte über den Laptop zu löschen. Das ist heute bekannt, weil Marc Zuckerberg das für Facebook inzwischen öffentlich erzählt hat (die Aussage von Zuckerberg finden Sie in diesem Video ab ca. Minute 5.20) und weil es im Zuge der Twitter-Files für Twitter im Detail belegt wurde.

Das FBI wollte nicht, dass die Öffentlichkeit von dem Laptop erfährt, denn wäre die Geschichte damals – Mitte Oktober 2020, also zwei Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl – bekannt geworden, hätte Biden die Wahl sicher verloren und Trump hätte eine zweite Amtszeit bekommen. Das FBI hat also offen gegen seinen obersten Chef, den US-Präsidenten, und für dessen Herausforderer gearbeitet. So ein Verhalten von Behörden nennt man Deep State, aber den gibt es bekanntlich nicht, sagen Tagesschau, „Zeit“ und all die anderen „Qualitätsmedien“.

Letzterer hatte bereits über ein Jahr zuvor versucht, Biden im Wahlkampf zu schaden, indem er vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erneute Ermittlungen gegen den ukrainischen Energiekonzern Burisma erpressen wollte, bei dem Hunter beschäftigt war – was zu einem ersten, schlussendlich gescheiterten Amtsenthebungsverfahren führte.

Die „Zeit“ behauptet, Trump habe versucht, Selensky zu erpressen. Das war 2019 und es hat diese „Erpressung“ nie gegeben, wie ein Blick in das offizielle Protokoll des fraglichen Telefonats zeigt. Das ist längst bekannt, auch wenn die deutschen Medien alles getan haben, es dem deutschen Publikum zu verheimlichen. Die „Zeit“ verbreitet dieses Märchen nun wieder, um ihre Leser in die gewollte Stimmung zu versetzen.

Die Laptop-Geschichte war offensichtlicher Kampagnenjournalismus. Aber sie warf Fragen auf, die an Biden hängen blieben: Hatte der Sohn des ehemaligen US-Vizepräsidenten dessen Stellung benutzt, um Profit zu machen? Und wusste der Vater davon? Hatte Biden sich gar in die ukrainische Politik mit dem Ziel eingemischt, seinem Sohn bei dessen Geschäften zu helfen?

Wieder betreutes Denken bei der „Zeit“, denn mit der Behauptung, das sei „offensichtlicher Kampagnenjournalismus“ gewesen, sagt sie ihren Lesern, was sie zu denken haben. Da sich alle im damaligen Artikel der New York Post gemachten Angaben über den Laptop und seinen Inhalt inzwischen bestätigt haben und seine Echtheit von niemandem mehr bestritten wird, würde ich die Autorin des „Zeit“-Artikels gerne fragen, was an dem zu hundert Prozent auf Tatsachen beruhenden Artikel der New York Post „offensichtlicher Kampagnenjournalismus“ sein soll.

Die Antwort ist klar: Die „Zeit“ will ihre Leser in die richtige Stimmung bringen und die Vorwürfe gegen die Bidens ins Lächerliche ziehen. Damit allerdings betreibt wohl eher die „Zeit“ „offensichtlichen Kampagnenjournalismus“, oder nicht?

Fragen, auf die sich die Republikaner um Trump nur zu gern stürzten. Über dessen Anwalt Rudy Giuliani sollen die Inhalte des Laptops an die New York Post gelangt sein. Monate später verifizierte auch die New York Times Teile der Daten des Laptops, den Hunter Biden offenbar schon 2019 selbst in dem Repairshop abgegeben, aber nicht wieder abgeholt hatte.

Hier arbeitet die „Zeit“ wieder mit suggestiven Formulierungen und dem Konjunktiv, um wahre Ereignisse und Fakten für den Leser als fragwürdig hinzustellen. Ja, Rudy Giuliani hat den Inhalt des Laptops nicht nur an die New York Post gegeben, sondern auch Anzeige beim FBI wegen Hunter Bidens Sex mit Minderjährigen erstattet, der auf dem Laptop in Bild und Ton dokumentiert ist. Und nochmal ja, Hunter Biden hat den Laptop 2019 selbst in dem Repairshop abgegeben, was er im US-Fernsehen mehr als einmal gesagt hat.

Das Wort „offenbar“ in dem Satz des „Zeit“-Artikels soll eine wahre und inzwischen unbestrittene Geschichte in den Augen der Leser fragwürdig erscheinen lassen.

Und wir erfahren hier quasi nebenbei, dass „auch die New York Times Teile der Daten des Laptops“ verifiziert hat. Aber wieso nur „Teile der Daten des Laptops“? Die New York Times hat die Echtheit der Daten bestätigt und CBS hat in einer weiteren Untersuchung ebenfalls die Echtheit aller Daten bestätigt.

Die „Zeit“ benutzt jedoch wieder suggestive Formulierungen, die ihre Leser von der unbestrittenen Wahrheit ablenken sollen.

Nun, über drei Jahre später, hoffen die Republikaner abermals darauf, aus Hunter Bidens Laptop politisches Kapital zu schlagen. Wie angekündigt, nutzen sie ihre neue Mehrheit im US-Repräsentantenhaus, um dessen Gremien zu Joe-Biden-Untersuchungsausschüssen zu machen. Die Geschäftsbeziehungen seines Sohnes müssten untersucht werden, schreibt der neue Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, um Joe Bidens Rolle darin zu klären und auch die Frage, ob er „die nationale Sicherheit auf Kosten der amerikanischen Bevölkerung gefährdet“ habe.

Das stimmt alles, die „Zeit“ vergisst dabei nur zu erwähnen, dass weder das FBI, noch die Demokraten, noch die angeblich kritischen US-Medien die Machenschaften untersuchen wollten, die die Daten auf dem Laptop eindeutig belegen. Stattdessen schreibt die „Zeit“ im nächsten Absatz sofort:

Es ist insofern eine konstruierte Ermittlung, als sie rein politischer Natur ist, nicht juristischer. Und doch könnte sie Biden in den kommenden Monaten zusetzen – mit Vorladungen und Verhören von Vertrauten, vor allem aber mit dem Licht der Öffentlichkeit, in das sie seinen Sohn zerrt. Und das zu einem Zeitpunkt, da er selbst ein wachsendes Glaubwürdigkeitsproblem hat, angesichts der klassifizierten Regierungsdokumente, die in von ihm genutzten Büro- und Privaträumen gefunden wurden.

Es ist also „konstruierte Ermittlung, als sie rein politischer Natur ist, nicht juristischer“? Das haben alle Ermittlungen in Parlamenten so an sich, das galt auch für Trumps Amtsenthebungsverfahren. Aber da das den wenigsten Lesern bewusst ist, erfüllt der Hinweis seinen Zweck und macht die Ermittlungen der Republikaner unglaubwürdig.

Hunter Biden war für die politische Laufbahn seines Vaters nicht erst seit der Laptop-Geschichte eine Belastung. Der 52-Jährige hat Jura an der Eliteuniversität Yale studiert, aber eine richtige Vorzeigekarriere wurde daraus nie, erst recht keine nach dem Vorbild seines Vaters. Schon in den frühen Nullerjahren war er alkoholsüchtig, als Reservist der Navy musste er wegen seines Kokainkonsums ausscheiden, nach dem Krebstod seines Bruders Beau – von dem der Vater als „Joe Biden 2.0“ sprach und der sich gleichzeitig um ihn, Hunter, gekümmert hatte – eskalierten seine Suchtprobleme bis hin zum Konsum von Crack.

Das stimmt, Hunter Biden hat eine beeindruckende Drogenkarriere hinter sich. Die „Zeit“ stellt jedoch nicht die Frage, wie dieser Junkie überhaupt eine Karriere machen und Millionen verdienen konnte. Über die korrupten Machenschaften der Bidens hat sogar Politico früher mal berichtet. Die „Zeit“ könnte an dieser Stelle zum Beispiel die Frage stellen, wie Hunter Biden kurz nach Abschluss der Uni eine Lobbyfirma eröffnen konnte, die sofort hochkarätige Klienten hatte, deren Interesse sich dabei immer mit der Arbeit von seinem Vater Joe Biden, damals Abgeordneter im US-Kongress „überlappt haben“, wie Politico es formulierte.

Mit anderen Worten: Die Firmen haben Sohnemann Hunter bezahlt und Papa Joe hat sich für die von ihnen gewollten Gesetze eingesetzt. Das ist per Definition Korruption und zieht sich durch die gesamte Karriere von Joe Biden.

Hinzu kommt, dass Hunter damals mindestens Alkoholiker und wohl auch Kokain-süchtig war. Zu regelmäßiger Arbeit, wie sie normale Menschen leisten müssen, wenn sie Karriere machen wollen, war Hunter gar nicht fähig.

Ganz wichtig in dem Absatz des „Zeit“-Artikels ist auch die Information über den Krebstod von Hunter Bruder, denn das war 2015. Danach ist Hunter komplett abgestürzt, wie er später auch in seiner Autobioagrafie geschrieben hat, und hat sogar Crack konsumiert. Arbeiten konnte er damals gar nicht mehr und er hat selbst in seiner Autobiografie geschrieben, dass er mit Prostituierten in Motels versumpft ist und tage- oder wochenlang nicht erreichbar war. Von diesen Episoden gibt es übrigens sehr viele Bilder auf dem Laptop.

Und trotz der guten Kontakte, die das Leben als Sohn eines allseits beliebten Berufspolitikers mit sich brachte, schien er ständig auf der Suche nach neuen. Er betätigte sich als Investor, Hedgefonds-Manager, Berater, Lobbyist und Anwalt, saß in verschiedenen Gremien. Eines davon erregte besonders Aufsehen: der Posten im Vorstand des ukrainischen Energiekonzerns Burisma.

Dieser Absatz ist Füllwerk, mit dem der Leser vom Kernthema abgelenkt werden soll. Der Absatz hat keinerlei informativen Mehrwert. Er ist nur interessant, wenn man sich daran erinnert, dass wir von einem Junkie reden, der eigentlich gar nicht arbeiten konnte. Schon gar nicht in den genannten Berufen. Er hat sie nur zum Schein ausgeübt, um – siehe seine Lobbyfirma – Geld von seinen „Klienten“ zu kassieren, um Papa Joe zu motivieren, die gewünschten Gesetze zu fördern.

Dort heuerte Hunter Biden 2014 über einen Bekannten an – obwohl sein Vater von Präsident Barack Obama mit den Beziehungen zur Ukraine betraut worden war, die gerade die Euromaidan-Revolution erlebt hatte. Biden drängte im Namen der USA darauf, nach dem Wechsel der Regierung die Korruption im Land effektiver zu bekämpfen. Infolgedessen wurde der ukrainische Generalstaatsanwalt entlassen – der unter anderem gegen den Burisma-Chef wegen des Verdachts der Vorteilsnahme ermittelt hatte.

Burisma, da wird es interessant. Hunter Biden war bei dem ukrainischen Gaskonzern Burisma von 2014 bis 2019 im Vorstand und hat dafür 50.000 Dollar monatlich kassiert. Wir erinnern uns: Ab spätestens 2015 war Hunter Biden Crack-süchtig und überhaupt nicht mehr arbeitsfähig.

Journalisten müssten in so einem Fall die Frage stellen, wofür Hunter das Geld kassiert hat, wenn er überhaupt keine Gegenleistung dafür erbringen konnte. Aber die Autorin es „Zeit“-Artikels ist offensichtlich keine Journalistin, denn sie geht darüber hinweg, ohne Fragen zu stellen.

Wofür Hunter das Geld bekommen hat, ist offensichtlich: Der ukrainische Eigentümer von Burisma hatte Strafverfahren wegen Korruption, Geldwäsche und anderem am Hals. Hunter Biden hat das Geld bekommen, damit sein Vater die schützende Hand über ihn hält und für die Einstellung der Strafverfahren sorgt. Und genau das hat Joe Biden auch getan, indem er dem ukrainischen Generalstaatsanwalt Korruption vorgeworfen hat (die sich bis heute nicht bestätigt hat) und die ukrainische Regierung gezwungen hat, den Generalstaatsanwalt zu feuern und gegen einen „netteren“ Generalstaatsanwalt auszutauschen. Das hat Joe Biden später auch ganz stolz öffentlich erzählt.

Joe Biden Admits to Getting Ukrainian Prosecutor who Investigated Son Fired

Die damalige ukrainische Regierung hat gehorcht und der neue Generalstaatsanwalt Luzenko hat alle Verfahren gegen Burisma eingestellt. Da die Strafverfahren nach Selenskys Wahl zum ukrainischen Präsidenten von einem neuen Generalstaatsanwalt noch einmal eröffnet wurden, gab es 2019 einige unruhige Minuten für Biden, aber da sind die Demokraten beigesprungen und haben behauptet, Trump habe Selensky erpresst und das Amtsenthebungsverfahren begonnen, um medial von den Vorgängen in der Ukraine abzulenken.

Mit Erfolg: Selensky hat einige Monate später wieder den Generalstaatsanwalt ausgetauscht und der neue Generalstaatsanwalt hat als erste Amtshandlung die Verfahren gegen Burisma wieder eingestellt. Dafür hat Joe Biden ihm im Februar 2021, also nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt als US-Präsident, einen Orden verleihen lassen. Das ist kein Scherz, Sie können die Details hier nachlesen.

Davon weiß der Leser der „Zeit“ jedoch nichts und die „Zeit“ wiegelt sofort von dem erwähnten Verdacht auf Vorteilsnahme ab:

Nach allem, was man heute weiß, war das Zufall. Aber rückblickend machen Details wie dieses es den Republikanern und der New York Post als ihrem Sprachrohr nur zu leicht, das Ganze anders zu zeichnen: so nämlich, dass es wechselseitige Vorteile gegeben habe im Dreieck Vater-Sohn-Unternehmen.

Danach kommt ein neues Thema in dem „Zeit“-Artikel:

2015 gab Hunter Biden ein Spendendinner in New York, bei dem auch sein Vater vorbeischaute. Anwesend war auch ein gewisser Wadym Poscharskyj, ein hochrangiger Burisma-Manager. Er schrieb später jene Mail, mit der die New York Post ihre Geschichte aufmachte, und bedankte sich bei Hunter Biden für die Gelegenheit, dessen Vater kennengelernt zu haben. Biden soll an jenem Abend nur kurz da gewesen sein, um Hunter zu sehen, und mit Poscharskyj gar nicht gesprochen haben.

Wieder das bekannte Stilmittel der Propaganda: die suggerierenden Formulierungen: „Biden soll an jenem Abend nur kurz da gewesen sein…“

Wir haben hier die Tatsache, dass es die Dankesmail gibt. Dagegen setzt die „Zeit“ die Formulierung, „Biden soll an jenem Abend nur kurz da gewesen sein…“, um von der Tatsache abzulenken, dass Hunter offensichtlich seine Position als Sohn des Vizepräsidenten zu seinem eigenen Vorteil genutzt hat. Und dass der Burisma-Manager Hunter die Dankesmail geschrieben hat, ohne mit Joe Biden gesprochen zu haben…? „Zeit“-Leser sollen das offenbar glauben, ich glaube es nicht.

Aber es kommt noch besser:

Für das Gegenteil gibt es keinerlei Indizien, in Bidens Terminkalender war das Treffen nicht vermerkt, und ob Hunter sich vom Auftritt seines Vaters erhofft hatte, bei Burisma zu punkten, weiß nur er allein. Ein Nachteil, so viel kann man sich erschließen, war es wiederum auch nicht. Immerhin blieb Hunter Biden bis 2019 bei Burisma, man zahlte ihm rund 600.000 Dollar im Jahr. Nicht genug allerdings, um seine Ausgaben für Miete, Alimente und – wie er später selbst zugab – Suchtmittel zu decken. Er blieb Steuern schuldig und verschwieg beim Kauf einer Waffe seinen Drogenkonsum. Wegen beidem ermitteln jetzt die Strafverfolgungsbehörden, nicht aber wegen der Verbindungen in die Ukraine.

Der Absatz beginnt mit „Für das Gegenteil gibt es keinerlei Indizien“, was nicht stimmt, denn es gibt ja die Dankesmail, die ich nicht nur als Indiz, sondern fast schon als Beweis werte, denn warum sollte sich der Burisma-Manager bei Hunter für ein Treffen mit Joe Biden bedanken, wenn es gar keins gegeben hat?

Danach kommt in dem Absatz ein weiteres, sehr wichtiges Stilmittel der Propaganda der westlichen Medien zum Zuge. Erst jetzt, nachdem der „Zeit“-Leser durch viele suggestive Formulierungen und Desinformationen in die richtige Stimmung gebracht wurde, kommen die Informationen, die zum Verständnis an den Anfang des Artikels gehört hätten: Die 50.000 Dollar Monatsgehalt (also 600.000 Dollar Jahresgehalt), die Hunter Biden von Burisma bekommen hat, während er auf Crack war und gar nicht für Burisma arbeiten konnte.

Aber da die „Zeit“ diese Dinge bewusst nicht im Zusammenhang erwähnt, bemerkt kaum ein Leser des „Zeit“-Artikels, dass da etwas nicht stimmen kann.

Für die Erzählung von der Regierungshauptstadt Washington als „Sumpf“, die die Republikaner unermüdlich vorantreiben, sind sie trotzdem Gold wert. Eine weitaus größere Rolle für die Untersuchungen im Repräsentantenhaus dürfte aber noch ein anderes Land spielen, in dem Hunter Biden in den vergangenen Jahren plötzlich Geschäftsbeziehungen knüpfte: China.

Dieser Absatz ist wieder Füllstoff ohne neue Informationen. Er soll dem Leser lediglich nochmal in den Kopf hämmern, dass die Republikaner nur eine politische Kampagne gegen Joe und Hunter Biden fahren, für die es keinerlei objektive Grundlagen gibt.

Zwischen 2017 und 2018 zahlte CEFC, ein chinesisches Energieunternehmen, fast fünf Millionen Dollar für ein Flüssiggasprojekt in den USA, das Hunter und sein Onkel James – Joe Bidens Bruder – vermitteln sollten, einen Diamanten gab es dazu als Geschenk direkt auf Hunters Hotelzimmer. Das Projekt wurde nie realisiert; die chinesischen Kontaktmänner wurden später wegen Korruptionsvorwürfen in anderen Fällen verhaftet, einer in den USA und einer in China. Auch hier spielt der Laptop wieder eine Rolle: In E-Mails von CEFC soll von einem Anteil von zehn Prozent für jemanden die Rede sein, der dort „the big guy“ genannt wird, der große Mann. Und damit, so behaupten es die Republikaner um James Comer, den neuen Vorsitzenden des Parlamentarischen Kontrollgremiums, könne nur Joe Biden gemeint sein.

Hunter Biden hat also mit Chinesen gearbeitet, die wegen Korruption verurteilt wurden und diese Chinesen haben fünf Millionen Dollar bezahlt und Hunter Biden einen Diamanten geschenkt.

Wofür eigentlich?

Die Frage stellt die „Zeit“ nicht, dabei bestätigt allein dieser Diamant, dass Hunter korrupt ist. Auch sehr reiche Chinesen verschenken nämlich nicht grundlos und ohne Gegenleistung Diamanten.

In der Tat haben die Mails, in denen „the big guy“ erwähnt wird, der bei allen Geschäften einen Anteil von zehn Prozent kassiert hat, außerhalb der westlichen Medienblase viel Wirbel gemacht, denn wer bitte schön könnte damit gemeint sein, wenn nicht Joe Biden?

Darauf gab es auf dem Laptop auch deutliche Hinweise, denn in einem auf dem Laptop gefunden Chat beklagen sich Hunter und andere Familienmitglieder untereinander darüber, dass „Papa“ immer so große Anteile vom Kuchen, also die zehn Prozent, haben will.

Aber das muss der „Zeit“-Leser ja nicht wissen, weshalb die „Zeit“ wieder das Mittel der suggestiven Formulierungen und des Konjunktivs nutzt, und es als Behauptung der Republikaner bezeichnet, dass nur Joe Biden mit „the big guy“ gemeint sein „könne“.

Die „Zeit“ entschärft das aber noch weiter:

Biden bestreitet jedwede Kenntnis davon, und auch hier gilt: Es gibt keine Indizien für das Gegenteil. Aber natürlich ist allein die Tatsache brisant, dass China für den Präsidenten außen- wie sicherheitspolitisch zentrale Bedeutung hat und zwei seiner Familienmitglieder dort Millionengeschäfte machten.

Wieder das schon gesehene Prinzip: „Es gibt keine Indizien für das Gegenteil“

Nein, aber es gibt sehr dicke Indizien und sogar Beweise auf dem Laptop dafür, dass die Geschichte über „the big guy“ Joe Biden und seine zehn Prozent wahr ist. Aber das hat die „Zeit“ ihren Lesern ja verschwiegen, weshalb die Leser bei diesem Absatz nicht misstrauisch werden.

Ein damals mehrheitlich von den Republikanern besetzter Senat fand bei einer Untersuchung 2020 keine Hinweise auf ein Fehlverhalten Bidens in Bezug auf Hunters Beziehungen zu CEFC; im Übrigen auch nicht in Sachen Burisma. Wohl aber, schrieben die Senatorinnen und Senatoren damals in ihrem Bericht, habe Hunter Biden „von der Vizepräsidentschaft Joe Bidens profitiert“. Und sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie trotz der Beweislage nicht von ihrer Sicht abrücken wollten, es gehe hier nicht mit rechten Dingen zu: Hunter Biden sei ein „Protegé“ des Secret Service gewesen, während er bei Burisma arbeitete, Interessenkonflikte seien „ignoriert“ worden.

Das mit der Untersuchung 2020 ist in der Tat interessant, denn ich habe seinerzeit mehrmals Alexander Onischenko interviewt, der zuvor die rechte Hand des ukrainischen Präsidenten Poroschenko gewesen ist und auch Hunter Biden persönlich kennengelernt hat. Er kannte alle Details der Biden-„Geschäfte“ in der Ukraine. Onischenko sollte bei der Untersuchung aussagen, was dann aber abgesagt wurde. Die Untersuchung wurde aus nicht bekannten Gründen, im Sommer 2020 plötzlich regelrecht abgebrochen.

Allerdings lügt die „Zeit“, wenn sie behauptet, die Untersuchung 2020 habe keine Hinweise auf ein Fehlverhalten Bidens geliefert, denn das Gegenteil ist der Fall. Es gab sehr viele Hinweise und offene Fragen. In diesem Artikel habe ich damals sowohl das Ergebnis der Untersuchung verlinkt, als auch die dazu veröffentlichte Kurzzusammenfassung übersetzt, die eindeutig belegt, dass die „Zeit“ mit dieser Aussage dreist lügt.

Das Narrativ, das da mitschwingt, hatte Trump wesentlich freimütiger verbreitet: Die Biden-Familie sei korrumpiert. Nun, da die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus und Zugriff auf dessen Möglichkeiten zu parlamentarischen Untersuchungen haben, nutzen sie die Chance, um dieses Narrativ erneut groß zu machen – und das noch wesentlich aggressiver als zuvor. Geht es doch auch darum, den Demokraten die Amtsenthebungsverfahren heimzuzahlen, die diese gegen Trump anstrengten.

Ja, nach allem, was bekannt ist, sage auch ich, dass die Biden-Familie „korrumpiert“ ist. Ich bin sogar noch deutlicher und nenne sie „hochgradig korrupt“, wie alleine der oben schon erwähnte Artikel von Politico darüber zeigt, der allerdings lange vor der Präsidentschaft von Joe Biden erschienen ist. Ich habe den Politico-Artikel vor einiger Zeit auf Deutsch zusammengefasst, diese Zusammenfassung können Sie hier lesen und danach selbst entscheiden, wie Sie die Biden-Familie betiteln würden.

Ein drogensüchtiger Sohn wäre für einen Präsidenten schon Problem genug gewesen, aber Hunter Biden – der inzwischen laut eigenen Aussagen clean ist – mit seinen Geschäften und seinem Leben hart an der Grenze der Legalität ist der Alptraum jedes Regierungsberaters. Mit seinem Vater, so sagen es beide, spricht er kaum über Geschäftliches. Zur Zielscheibe politischer Angriffe hat er ihn dennoch gemacht.

Wieder glaubt die „Zeit“ es blind (und ihre Leser sollen das auch tun), wenn Vater und Sohn Biden behaupten, sie hätten nie über Hunters Geschäfte gesprochen. Die Mails auf dem Laptop beweisen das Gegenteil, was die „Zeit“ aber verschweigt.

Der „Zeit“-Artikel endet mit folgendem Absatz:

„Ich hoffe, du weißt, was du da tust“, soll Biden zu Hunter gesagt haben, als der zu Burisma gewechselt war. Im Nachhinein dürfte er sich wünschen, er wäre deutlicher geworden.

Wieder „soll“ Joe das zu seinem Sohn gesagt haben, dabei stellt die „Zeit“ wieder nicht die Frage, wofür Burisma dem damals arbeitsunfähigen Crack-Junkie Hunter eigentlich den Vorstandsposten gegeben und ihm 50.000 Dollar monatlich bezahlt hat. Und sie fragt auch nicht, wie und warum Hunter genau zu dem Zeitpunkt an den Job bei Burisma gekommen ist, als Joe von Präsident Obama zum Ukraine-Beauftragten der US-Regierung ernannt wurde.

Damit endet dieser sehr lange Artikel und ich bedanke mich, bei dem Leser, der mich auf dieses bei der „Zeit“ erschienene „Meisterwerk“ der Propaganda aufmerksam gemacht hat. Ich hoffe, das war ein lehrreicher und interessanter Artikel für Sie, liebe Leser!


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